Buzzword Bullshit Bingo
Irgendwas müssen die in gewissen Agenturen der Munich Area an der Zusammensetzung ihrer Genussmittel wieder geändert haben, eine Lieferung des guten alten 99er Stoffs, den man vor dem dann doch gescheiterten IPO konsumieren wollte – jedenfalls ist das hier pures Lachgas:
Blogs: Corporate- und CEO-Blogs, Blog-Guidelines und Mitarbeiterinformationen, Krisenmonitoring, Blog-Coaching und Influencer-Kampagnen mit Bloggern ? dies sind nur einige der Anwendungsmöglichkeiten, die Ketchum seinen Kunden zukünftig bietet.
Influencer? Dann doch lieber eine Runde Influenzia, als sich die Blogbizz-Pest zu holen. Aber kein Grund zur Beunruhigung: Die namentlich genannten Leute weisen schon über einen erheblichen Track Record aus Zeiten der New Economy auf – einfach mal nach der Firma Brokat googeln, oder nach Content Bizz oder Pay Content. Vielleicht finden sich auch irgendwo ein paar alte Kundenlisten von Ketchum, als die die New Economy noch als Zukunftsmarkt betrachteten und ihre Blondinen auf den First Tuesday schickten.
Jetzt krisenmonitort mal schön. Via Girl.
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Cool! Ich habe immer gehofft, dass sie sich nicht mit den Börsenfantastillionen aufgelöst haben. Ich habe immer gehofft, dass sie weiterhypen und Weltmarktführer sind. Kostet es Eintritt wenn man sie mal besichtigen möchte? In welchem Museum kann man SIE bewundern. Sie, die KGV 50.000 und mehr? Schön, dass ich das noch erleben darf. Da habe ich was für meine Enkel. Danke! Danke Don! Donke Dan!
auch wenn ich gefahr laufe, mich -gerade hier- unbeliebt zu machen:
business media wird ein ganz grosses ding werden.
es steckt sicherlich in den kinderschuhen, aber
für mich gibt es keinen zweifel, dass das die zukunft für viele
ist. ob es nun “issue/reputation monitoring” oder “corporate communications” ist, die neuen tools und die möglichkeiten sind viel zu verführerisch um sie ungenutzt zu lassen.
und ja, all die hassworte wie crm sind schon wieder am horizont.
es mag nun für viele traurig sein, dass blogging sozusagen
seine unschuld verliert; darüber sollte jedoch nicht vergessen werden,
dass software langfristig nicht moralisch okkupiert werden kann.
platz wird -und muss- es für alle geben.
ganz nebenbei: technorati bekommt für blog monitoring
von jedem (!) auftraggeber um die 100.000$/jahr.
und wenn ihr wüsstet, wie… ach was.
ich geb doch nicht mein ganzes wissen preis :)
don und sascha:
hype und weltherrschaftsphantasien gehören nun mal zum (klapper-)
handwerk der new economy (und vieler anderen economies).
sie sind ein charakteristikum von hochfluktuativen und/oder entstehenden märkten.
ach und noch etwas:
man kann die heutige situation nicht mit damals vergleichen.
der wichtigste unterscheidungsfaktor ist:
movable type und rss.
wie die amis sagen:
it's a whole new ballgame.
eigentlich absurd,
aber gleichzeitig auch faszinierend.
und deswegen lieben wir es doch, oder?
Ich glaube den Amerikanern nicht, dass es ein neues Spiel und ein neues Glück sein soll. Ich sehe bislang besonders in Deutschland vor allem verkrachte, gescheiterte Ex-Dotcommies, die bislang noch bei jeden Posthype-Hype dabei waren und dann ganz schnell was anderes gemacht haben, als es in die Hose ging. Ich kann wirklich nur raten, sich mal mit früheren Vertretern des Münchner Content Bizz zu unterhalten, über die Pay Content Studie von Ears ans Eyes und andere Dinge, über die so mancher heutige “Blogberater” garantiert nicht mehr reden will.
Blogs haben fundamentale Nachteile fürs Geschäft: Sie sind extrem teuer im Unterhalt, wenn man es gut schreiben lassen will, es gibt keine Garantie, dass sie gelesen werden, im Gegenteil, die Geschichte der Bizzblogs in D bei Zeit und Handelsblatt zeigt durchaus das Versagen von Autoren und Betreibern (Ausnahmen gibt es, aber nicht viele).
Und das Monitoring wird auch bald wieder verschwinden, sobald die Auftraggeber merken, dass der Aufwand in keinerlei Verhältnis zum Nutzen steht. Sei es nun, weil Fälle wie Kryptonite extrem selten sind, oder die Texte der Blogger wegen mangelnder Informationen für die Marketingauswertung nicht taugen. Monitoring ist übrigens in Deutschland wegen dem Urheberrecht eine ganz schön problematische Sache – das, was Ausschnittdienste bei Medien machen, ist bei Blogs genau genommen illegal.
Es ist durchaus folgerichtig, dass sich in diesem Bereich ofr 1-Mann-Klitschen von ihrem Küchentisch aus rumtreiben, die schon andernorts mehrfach auf die Fresse gefallen sind. Typische Kurzfrist-Consultants, reiten auf der Hypewelle, machen schnell Kasse und sind gleich wieder weg, wenn es auch diesmal nicht klappt.
ich glaube die erwartungshaltung an die neuen
medien -was die “unterbringungsfähigkeit” angeht- ist das problem.
ich gehe nicht davon aus, dass viele in lohn und brot kommen werden,
was aber nichts über deren relevanz oder irrelevanz aussagt. so wie in den 80ern alle auf kommunikationsdesign studieren wollten, so hat der hype sie in den 90ern in die new economy getrieben. auch hier gilt, was ich vorhin gesagt habe:
die pseudomorphose der new economy in den worten der vc-antragsteller sollte man nicht mit ihrer tatsächlichen substanz verwechseln.
es gibt EIN ebay und hunderte auktionshäuser, EIN google und hunderte suchmaschinen. und es gibt hunderte “consultants” und EINEN rubel (z.b.). die anderen haben -hart gesprochen- u.u. auf das falsche karrierepferd gesetzt, oder anders: die grösse des marktes überschätzt.
dass hochwertige medienproduktion kostet, bedeutet nur, dass umso mehr big players mitmachen können. und von denen gibt es genug.
das problem, wie mitte 90er ist wieder, dass keiner weiss, wo es hingeht. insofern sind deine warnungen berechtigt, nur lese ich sie ein wenig anders, als sie wohl intendiert sind: für mich sind sie der skeptizismus eines von der ersten welle desillusionierten, der studenten und quereinsteiger warnt. den pessimismus hinsichtlich der sache kann ich nicht teilen. dafür tun sich tag für tag einfach zu viele wege auf. das grosse rätsel, das alle lösen wollen, ist natürlich die verwertung ihres könnens.
wie viele es sein werden ist dahingestellt.
aber einige werden geschichte schreiben.
Aber nein, das Scheitern der vielen zu erwarten ist bei mir Optimismus! Ich freue mich darüber, dass sie es versuchen, weil mich ihr Scheitern erfreut! Ich liebe es, solche Gestalten im Staub zu sehen, die Kaputtmacher, die Lügner, die Contentdiebe, die Fürandereszublöden. Ihr Untergang wird helfen, das grosse Ding, die kulturellen Leistungen und Veränderungen, mittelfristig von diesem Pack freizuhalten. Ich bin durchaus der Meinung, dass Bloggen eine Revolution der Mediennutzung ist, weil es Informationsmonopole aushebelt und die Frage nach Relevanz von Nachrichten neu stellt. Nur ist das nicht oder entgegengesetzt zu dem oben erwähnten Leuten und ihren Plänen.
Und ich glaube auch, dass es einen Markt für kluge, kleine Lösungen für kleine Märkte gibt, ich denke, dass es Spreeblick und ITW schaffen können, weil sie es verstanden haben. Aber dazu gehört weitaus mehr als ein paar dumme Schlagworte einer PR-Firma, und wenn ich mir die vom Eck unterstützten Weblogs von VNU anschaue, die bei den normalen Blogs nicht wahrgenommen werden, ist eigentlich klar, dass das niemals was wird.
Ich kann dem Don da nur zustimmen. Die Protagonisten scheinen in einer Scheinwelt zu leben aus der sie aufgrund ihres Denkmusters nicht ausbrechen können. Sie propagieren grundsätzlich einfache Lösungen für komplexe Probleme. Der Aufbau eines Unternehmens, die ‘Eroberung’ von Märkten ist aber eben nicht einfach durch ein wenig PR hinzubekommen. Dahinter steht auch z.B. immer die Qualität eines Produktes. Wenn die nicht stimmt kann die PR herzlich wenig ausrichten (scheisse, was für eine Binsenweisheit sonder ich hier ab).
Und auch das Krisenmonitoring ist nicht so einfach, wie sich die Berater das immer vorstellen. Dabei geht es nicht nur darum Blogs zu beobachten und bestimmte Schlüsselbegriffe heraus zu filtern. Das plötzliche und kurzfristige Rumoren zu einem bestimmten Thema, z.B. Jamba vom Spreeblick, ist uninteressant. So schnell können die Berater und die Unternehmen schon wegen ihres administrativen ßberbaus gar nicht reagieren. Interessanter ist das langfristige Grundgrummel (so nenne ich es einfach einmal), das dazu führt, dass sich langsam ein schlechtes Images eines Unternehmens oder eines Produktes herausbildet. Diese Informationen zu finden ist allerdings sehr schwer, gerade wenn es wegen der Menge automatisiert sein muss. Diese Muster in den Texten zu finden und zu assoziieren ist… kniffelig.
Etwas anderes sind kooperative Blogs. Meiner Meinung nach ein Hype. Der Konsument kann ziemlich schnell zwischen PR-Geblubber und Ehrlichkeit unterscheiden. Der langweilige PR-Sprech wird schnell durchschaut. Und ich bezweifel es, dass die PR-Abteilungen es über einen langen Zeitraum durchhalten nicht wieder in ihr altes, flaches Denkmuster zurück zu verfallen.
Ebenso ist es mit den ganzen… hmm, wie nenne ich sie jetzt einmal…? “Visionären”. Diese rennen doch in den meisten Fällen nur Hypes hinterher, um sich mit möglichst wenig Aufwand maximal in Szene setzen zu können. Sie sind Strohfeuer und genauso wird es ihnen auch mit diesen Thema ergehen. Allerdings werden nur ein paar ‘dumme’ Schaden davon nehmen, diejenigen die zu dumm waren das Ende des Hypes zu spüren. Die anderen werden dann schon wieder auf den nächsten Hypezug aufgesprungen sein, den sie nicht selbst erschaffen haben (denn dazu sind die meisten auch nicht gut genug), und mit ihrem selbstverliebten Attitüden weiter fahren. Das Muster ist immer das gleiche. Und dabei bin ich nicht einmal selbst involviert, sondern übertrage das Verhaltensmuster ur von der EDV in die PR-Welt. Geschichte wiederholt sich.
Das ist viel heisse Luft, was die Träume und Visionen hochfahren läßt.
Ich glaube, dass das viel zu hoch bewertet wird.