Schwacher Hauptstrom bei der Süddeutschen
Es gibt klasse Blogtexte im Verlagshaus der Süddeutschen. Schon seit Jahren. Beim Jugendableger Jetzt.de. Da hat man es übrigens auch schon vor Jahren verstanden, von Nutzern im Internet Texte für die Printversion schreiben zu lassen und somit die Leute zu binden. Deshalb sind auch einige wirklich gute Texte der Jetzt.de-Tagebücher im unserem Buch enthalten.
Was ich sicher nicht zugelassen hätte, wenn man mir den Schrott vom neuen Süddeutschen-Blog (wir berichteten schon recht früh) hätte andrehen wollen. Schon wieder so ein “Blogt mal bitte, halt so, dass es nicht normaler Journalismus ist”-Blog. Erinnert sich noch jemand an die wackligen und teilweise bald wieder versenkten Blogversuche von Kurier, Tagesspiegel, Wirtschaftswoche, Handelsblatt oder f. Randow? Irgendwie meint die Süddeutsche, da auch hinzumüssen. Mit ganz schön grossen Tönen, ausnahmsweise mal nicht auf dem typischen Schwachsinnsformat E-Paper:
“Denn gemeinsam ist diesen Formen die Möglichkeit zu gemeinsamer Teilhabe und das, was medien-romantisch der Spirit der Community genannt wird.”
Das ist nicht romantisch, das ist Marketing Bullshit, und eine simple Abfrage bei Blogstats zeigt, dass solches Geschwafel auch nicht in der Blogosphäre stattfindet. Von der will man sich aber eindeutig absetzen:
“Doch um anwachsende Geschwätzigkeit geht es hier nicht.”
Ach nein? Ein Blick in die sieben Blogs, in die Beiträge mitsamt zähnefletschenden Autorenbildchen (was haben die geschluckt und wo bekommt man das?) macht es schwer, das zu glauben: Das sollen die tollen Autoren sein? Und kein Heribert Prantl? Geh weida! Man merkt, wie schwer denen der Umgang mit dem “Ich” und der eigenen Persönlichkeit fällt, wenn es denn überhaupt dazu kommt. Sie können nicht kreativ mit Sprache umgehen, es ist eine abgespeckte Journaillenschreibe, aber das, meine Freunde, ist kein Bloggen. Verlinkt wird gleich gar nicht, denn Links führen ja nur den Leser weg von der eigenen Seite. In den Kommentaren nisten derweilen schon irgendwelche Spinner, die ihre Homepage promoten wollen. Es ist ein Graus. Sie können es einfach nicht. Es ist alles so unentspannt, unlässig, es sind ein paar Opas vom Geiste in der Disco, ganz furchtbar.
Sage ich jetzt mal. Einfach so. Wenn einer von denen in einem Jahr da ist, wo heute mit Thomas Knüwer eines der ganz seltenen Beispiele für ein rundum gelungenes und respektiertes Journalistenblog steht – 236 Verweise in 114 Quellen – gebe ich gerne zu, dass ich mich geirrt habe. Aber ich behaupte, dass zum guten Bloggen der richtige Dreh und die richtige Kraft gehört. Das ist nichts für im Hauptstrom stolpernde Schwächlinge. Eine Eingabemaske mit Buchstaben füllen kann jeder. Aber dafür kostet der Spass zu viel Geld.
Hätten sie mal besser die Jungs und Mädels von jetzt.de rangelassen.
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Ich weiss ja, dass das bei dir reflexartig passiert, aber vielleicht sollte man sich ein Urteil erst erlauben, wenn a) alle blogs am start sind, b) die meisten Blogs ihr Thema, ihren Stil und den “Link”-Button gefunden haben, und c) wenigstens der offizielle Start-Tag (heute) halbwegs vorbei ist.
Zur Frage, warum Prantl nicht bloggt: ich weiss es nicht. Aber ich kann mir eine bei vielen Redakteuren in Deutschland übliche Reaktion vorstellen: Keine Zeit. Die andere Reaktion ist üblicherweise: gibt es mehr Geld?
Anstatt hier blind auf die Zeitungen und ihre Online-Ableger aufzudreschen, solltest du denen vielleicht auch zugestehen, dass sie etwas Neues versuchen. Wart mal 1-2 Wochen und guck dir dann die Blogs von sueddeutsche.de noch einmal an.
Ganz abgesehen davon ist der 30.8. der eigentliche Starttermin, wenn also am Vorabend schon etwas zu sehen ist, aber noch nicht alles, dann verwundert das wenig.
Jemand sollte Frau Bummlerin z. B. sagen, dass öde Frauenzeitschriftskolumnen besser in öde Frauenzeitschriften gehören.
SZ: Redakteure machen auf Blogger
Sieben Blogs hat die SZ unter ihren Redakteuren verteilt, die seit gestern über Katrina, den Wahlkampf, Kindergartenurteile, Apple-Design und Palmblätter schreiben. Es gibt keine Themen für die Blogs, laut Startartikel soll viel mehr das verwertet werd…
@ Nico: Ja, vielleicht sollte man warten und ihnen Zeit geben. Würde ich bei jedem Blog tun, das nicht von Leuten geschrieben wird, die das professionell tun und es deshalb können sollten. Und bei einem Medium, das das nicht schon im Leitartikel Graf Gex v. Grosskotz markiert, und allen andeen ans bein pinkelt. Und gerade nicht einen der dümmsten Artikel ever zum Thema abgesondert hätte. Ausserdem habe ich noch vor kurzem ein paar Tipps niedergeschrieben; warum tue ich das eigentlich? ;-)
Wie gesagt, ich lasse mich gern eines anderen belehren, aber in diesem Fall hätten sie sich von Blogg.de nicht nur die technische Basis, sondern von Dir auch noch ein paar Ratschläge über den Umgang mit der Blogosphäre und die Textgestaltung in Blogs geben lassen sollen. ich gebe oben ja zu, die Süddeutsche hat ja durchaus ein altes, erfolgreiches Projekt in der Sache.
Â?Doch um anwachsende Geschwätzigkeit geht es hier nicht.”
Da hat der Botho Strauss was angerichtet.
Aber offensichtlich ist nichts platt genug, um nicht noch Jahre später von der Journaille dummbräsig paraphrasiert zu werden.
Sollte es sich nicht um Absicht gehandelt haben: Umso schlimmer!
Man muss ja nicht jedesmal das Brummen im Kopf ohne Umweg übers Großhirn in Text übertragen; ansonsten nenne man sich eben “wertkonservativ”, dann wissen die Vernünftigen Bescheid und können sich entschliessen den Mist in Zukunft noch nicht mal zu ignorieren.
Und tatsächlich: Kein Prantl? Evtl. war ihm das Umfeld zu peinlich.
Don, gerade der “dümmste Artikel ever” war aber wenigstens noch erheiternd zu lesen – im Gegensatz zur gewollt/nicht-gekonnten flapsig-juvenilen Krampfartigkeit der “Designermittler”: “Juht okeh” – wow, da sind wir aber lässig drauf und bringen direkt im Anschluss noch einen fulminanten Witz über eine Mouse als “Ersatz-Wäscheleine”. *schenkelklopf*
Aber seien wir ‘mal fair: Wo soll’s denn auch herkommen? Bloggen kommt bei den meisten daher, dass sie schreiben, was sie wollen, wann sie wollen und wie sie wollen… 3 Faktoren, die man den Berufsschreibslern so wohl kaum zubilligen wird. Das, was da ‘rauskommt, ähnelt der Antwort auf die Aufforderung: “Sag’mal ganz spontan ‘was Kreatives!”.
Wie wärs mit:
Rechte Blogs tun jetzt auch auf mögliche Pädos linken
die weisse Rose wird da kaum mitm Zaunpfahl winken.
@Don
Bah, ne, die Krienen ist zwar reichlich abgedreht, aber… sag’mal, muss eigentlich jetzt JEDER, der einen an der Waffel hat/zu haben scheint, ein Blog betreiben? Muss ich mir langsam Sorgen machen, dass ich auch eines habe? Und lass die weißen Rosen in Ruhe, das sind MEINE. Besorg’ Dir Deine eigenen Trolle. Wär’ ja noch schöner *brmpft*
Wobei, nachdem ich Deinem Link gefolgt bin: Irgendworan muss es ja liegen, dass ich den entsprechenden Artikel samt der verlinkten Quellen – im Gegensatz zu den Süddeutsche-Blogs – mit Hochgenuss geschlürft habe… ;O)
Mit verlaub, Zitate sprechen für sich selbst:
“Von allen Dingen, die ich verloren habe, vermisse ich meinen Verstand am meisten.”
http://blog.sueddeutsche.de/inpeace/index.php?page=autor
So leicht kann ein Hungerleider gar nicht sein, dass er fliegen kann, wenn er über die Klippe springt. Die hätten sich erst mal genauer anschauen sollen, was das eigentlich ist. Aber dann kommt halt die typische ßberheblichkeit dieser Kollegen, die zu dämlichen Aussagen wie “schnell und schmutzig” führt. Halbstark ist das, mehr nicht.
Dabei wäre es doch so einfach… und wahrscheinlich es es eben das, was es einem Profi so schwer macht: Man bloggt, was man will. Was bloggt man, wenn man eigentlich nicht will? Im Idealfall nichts, im Fall “Seriöse Zeitung mit großen Online-Ambitionen” dann eben sowas.
Bei der Süddeutschen Zeitung wird tatsächlich gebloggt
Ich meine damit nicht, dass man das Gerücht in die Welt setzt, jetzt auch ein Weblog zu betreiben. Diese Mär haben uns ja schon einige Verlage aufbinden wollen. Man installiert eine Weblog-Software, schreibt ?Weblog? auf die Startseite, sagt den…
Die sieben Leutchen, die da schreiben, sind übrigens — wenn ich das beim kurzen Drüberschauen richtig gesehen habe — ausnahmslos Online-Journalisten (“sueddeutsche.de”) und nicht Print-Journalisten (“SZ”). Insofern kein Wunder, dass jemand wie Prantl nicht dabei ist. Und wenn man den Prantl morgen früh danach fragen würde: ich wette, der weiß nicht mal, dass es jetzt sd.de-Blogs gibt …
Inzwischen “totelt” es da drüben schon etwas. Kein Wunder eigentlich, wenn man weiss, wie die personell unterbesetzte E-Paper-Redaktion der SZ allenthalben knirscht. Vielleicht erfreuen sie uns irgendwann mit schnell und schmutzzig ins Netz gepappte Pressemitteilungen, kost nix und geht rucki zucki…
Inzwischen gibt es auch sowas wie eine “Antwort” von dem Mann mit dem oben vergeführten Marketinggesülze, der aber noch nicht verstanden hat, wie man einen Trackback setzt – naja, Anfänger. Deshalb hier der Link:
http://blog.sueddeutsche.de/inpeace/eintrag.php?id=2
[…] “Schwacher Hauptstrom bei der Sueddeutschen” (blogbar.de) […]
danke für die info, immer informativ hier!
gruss romanlibbertz (.blogspot.com)
Die Jugendabteilung vom ORF hat sich Gedanken gemacht, wie es dazu kam:
http://futurezone.orf.at/futurezone.orf?read=detail&id=273766
Und der “Stern” legt nach, meldet Kress heute:
Jetzt springt auch der “stern” auf den Blog-Hype auf. Am 8. September starten unter http://www.stern.de Weblogs in sieben Rubriken,u.a. Politik & Panorama und Lifestyle & Reise. Blogger sind u.a. “stern”-Redakteure wie der EU-kritische Brüssel-Korrespondent Hans-Martin Tillack. Gleichzeitig bietet der Online-Ableger des Magazins ein umfangreiches Extra zur Bundestagswahl an
Offensichtlich herrscht in vielen Redaktionen die Meinung, die Kollegen von der Online-Front hätten zu viel Zeit und zu wenig ßberstunden – da könnten sie ja mal schnell noch was Online stellen, schnell, schmutzig, billig, aber sicher ganz gross für die Zielgruppe. Wer liest denn dann noch so einen normalen Blogger?
Alphonso, ich habs dir schonmal gesagt: Niemand hat die Absicht, deine Förmchen zu klauen…
Oder lese ich da den Neid eines Möchtegernjournalisten heraus, für dessen “In meinem Blog kann ich schreiben was ich will”-Content sich in der ‘echten’ Welt eigentlich keiner so richtig interessiert? Und selbst für seinen Blogkrams nicht außerhalb des Blogosphäre-Sandkastens?
Okay, der Absatz ist geklaut – von dir, auf dich angepasst. Aber vielleicht stimmts ja? Vielleicht auch nicht? Vielleicht ist deine Methode, mit Schrotflinten zu ballern sobald sich am Horizont etwas bewegt, noch etwas beschränkter als deine ach so wertvollen Maßstäbe für tolles Bloggen?
Wenn Du den Ober wegen der Rechnung erschießen möchtest, bevor er die Bestellung aufgenommen hat, dann ist das vielleicht dein ‘Stil’. Aber vielleicht auch einfach nur destruktiv. Warum lese ich bei dir nicht, warum das Mist ist? Weil Du inhaltlich bei den SZ-Blogs gar nicht mitreden kannst – sondern einfach nur Prantl lesen möchtest?
Jut, jetzt bashe ich auch. Haste dir aber auch wirklich verdient…
Nur weil jemand zu blöungeschickt zum posten an der richtigen Stelle ist, heisst das nicht, dass er keine Antwort bekommt:
Wow, Lueke, dafür bekommst Du sicher den Sackpfeiffenorden für besonders mutiges Kommentarrotzschleimen vom Zeit-Online-Boss f. Randow. Und das alles auch noch als bezahlter Profiblogger. Es muss wohl an meinen Vorurteilen liegen, dass mir beim Lesen nur â??arme Wurstâ?? durch den Kopf geht.