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In der gestrigen New York Times wird über einen neuen Blog-Verlag berichtet, der eine Plattform für science blogs bietet. Blog-Verlage sind ja nix Neues, Gawker hat bereits seit längerem einige Weblogs unter sich versammelt, und das deutsche Äquivalent Spreeblick macht genau das gleiche. Das Besondere an diesem Verlag ist, dass ein Printprodukt, das Wissenschaftsmagazin Seed Magazine, sich nun im Internet versucht und ein paar Weblogs an sich bindet, die thematisch alle die gleiche Ausrichtung haben. Der Hintergrund ist natürlich der schnöde Mammon: Werbekunden können gezielter ihre Anzeigen platzieren, weil die anvisierte Zielgruppe relativ homogen ist. Bisher sind Streuverluste vorprogrammiert: Die Anzeigen bei den Gawker-Blogs finde ich ziemlich willkürlich, und bei Spreeblick ist es meist nur ein Sponsor für alle beteiligten Blogs, wenn überhaupt. Bei beiden Verlagen regieren zurzeit eher Google Ads, die meiner Meinung nach für die wenigsten Leser relevant sind. Insofern ist die Idee, Weblogs mit gleicher inhaltlicher Ausrichtung zusammenzufassen und dementsprechend Werbung zu schalten, gar nicht so doof. Wenn man mal davon ausgeht, dass Anzeigen auf Weblogs generell nicht DAS BÖSE sind.
Ich frage mich, ob das in der deutschen Blogosphäre auch funktionieren würde (ich war nicht auf der Neujahrslesung, ich darf noch Blogosphäre sagen). Ich glaube, dass viele Blogleser thematisch relativ festgelegt sind (Achtung, Klischeeaufzählung zur Verdeutlichung des Gedankengangs): Die einen lesen gerne was über Web 2.0, Apple, Gadgets und anderen Jungskram, andere lesen lieber was über Kochrezepte, Schöner-Wohnen-Wandfarben und lustige Dekotipps mit leeren Klopapierrollen und wieder andere lesen gerne die tagebuchartigen Weblogs, die schlicht Geschichten erzählen. Diese monothematischen Weblogs verlinken natürlich auch gerne ähnlich gelagerte Blogs, und so kann man sich als Leser an der Blogroll des Lieblingsblogs entlanghangeln, um weitere Weblogs zu finden, die einem vielleicht (oder wahrscheinlich) gefallen könnten. Jedenfalls geht mir das so: Viele Weblogs auf den Blogrolls meiner Lieblinge lese ich auch, während ich in Weblogs, in die ich zufällig reingestolpert bin und die ich nicht in meine Lesezeichenleiste packen würde, auch in der Blogroll meist nichts finde, was mich großartig interessiert.
Dummerweise sind nur die wenigsten Weblogs monothematisch. Daher befindet sich vielleicht in der Blogroll eines Hardcore-Microsoft-Fans, den ich lese, weil ich was über Microsoft wissen will, auch ein politisches Weblog und eins, das sich mit stehenden Gewässern in Niedersachsen beschäftigt. Ich muss mich also vielleicht durch eine Menge Weblogs klicken, die mich nicht die Bohne interessieren, bevor ich eins finde, das sich genau mit dem Thema beschäftigt, über das ich gerne mehr lesen würde. Deshalb fände ich eine Plattform ziemlich spannend, unter der sich thematische Weblogs finden lassen würden. Und das müsste nicht mal werbefinanziert sein oder über einen Verlag laufen. Ich stelle mir das so ähnlich wie Globe of Blogs vor oder das Bloghaus. Die Blogpläne zeigen, dass es schon von Interesse ist, Blogger zu lesen, nur weil sie vielleicht nebenan wohnen. Daher nehme ich an, dass es Leser gibt, die sich wirklich auf die Suche nach Weblogs machen, die hauptsächlich mit einem speziellen Thema befüllt sind. Mich persönlich würden weitere Filmblogs interessieren, die sich mit etwas anderem als meinem Lieblingsthema, dem amerikanischen Mainstream, beschäftigen. Danach kann ich zwar googeln und hoffen, dass ein paar Ergebnisse dabei sind, die mich interessieren, aber es wäre natürlich komfortabler, wenn ich einfach auf eine Art Portalseite gehen könnte, wo Filmblogs sich eintragen könnten, Strickblogs, Sexblogs, Tagebuchblogs und wasweißichnoch. Quasi die Gelben Seiten der Blogosphäre. Wäre das möglich? Wäre das spannend? Oder wäre das total überflüssiger Quatsch?
Sorry, the comment form is closed at this time.
ah! mal wieder die gröner kommentieren. hihi.
Was Du suchst klingt wie die Vision die Tim Berners-Lee unter dem Stichwort “semantisches Web” zu verwirklichen versucht. Dabei geht es um die Möglichkeit Inhalte mit semantsicher Bedeutung ausstatten zu können, so dass Du beim Suchen eben das findest, was Du relevant findest und nicht versuchen musst die Perlen unter 3 Millionen Treffern zu finden, also der Maschine die Bedeutung des Inhalts und nicht nur den Inhalt an sich zugänglich zu machen.
Das ach so viel gerühmte Tagging geht im Prinzip in die gleiche Richtung, allerdings ohne dass sich jemand mit der Problematik auseinandergesetzt hat, die dem Thema innewohnt. Die blosse Tatsache, dass zwei Leute die gleichen Tags auswählen (oder sich, um bei obigem Beispiel zu bleiben, in die gleiche Kategorie von Blogs eintragen) heisst ja noch lange nicht, dass sie inhaltlich auch das gleiche bieten, bzw. dass Deine Vorstellung was Du in einer bestimmten Kategorie zu finden erwartest mit dem was jemand anders dort präsentieren möchte zusammenpasst. Genauso wenig ist das ganze natürlich spamsicher, sondern es wird immer Leute geben, die sich eben in jeder Kategorie präsentieren, weil sie besonders oft geklickt werden möchten. An der Stelle schreit das Konzept also nach einer menschlichen Bewertung, einer Redaktion die die Kategorien befüllt. Aber ob deren Einordnungen nun wieder Deinem Geschmack entsprechen… Das Ding dreht sich offensichtlich im Kreis.
Komplett wird sich dieses Problem fürchte ich nicht lösen lassen, es kann aber durchaus passieren, dass man auf Leute trifft, deren urteil man vertraut, so dass die Streuverluste beim Ausprobieren von Empfehlungen kleiner werden. Was aber eigentlich ja nichts anderes ist, als mal die Blogroll von Leuten durchzuklicken, denen man passenden Geschmack zutraut.
Ich weiß nicht, Anke: Wie du richtig schreibst, sind nur wenige Blogs monothematisch. Also hätte ich als Blogger schon das Problem, in welcher Rubrik der Gelben Blog-Seiten ich meins eintragen sollte. Fußball? Macht knapp 15% aller Postings aus. Biografisches? Kommt auf maximal 20%. Kültür & Müsik? Auch nur 15%. Und so weiter.
Und dann will ich auch gar nicht so gefunden werden. Mein idealtypischer Leser ist einer, der was ergooglet hat, versehentlich auf mein Blog stieß und da bleibt.
Und: Bis jetzt habe ich meine Lieblings-Blogs (deins eingeschlossen) immer per Blogrolls oder Google gefunden. Ich finde, das ist okay so und muss sich nicht ändern.
“… die Möglichkeit Inhalte mit semantsicher Bedeutung ausstatten zu können …” – das muss man sich erst mal auf der Zunge zergehen lassen. Ich warte schon gespannt auf den Kommentar von moravagine ;-)
Ich finde das eine hervorragende Idee, und ich habe das Gefühl, dass es in einigen Bereichen schon ganz gut funktioniert und auch über die Blogs hinaus Sinn macht, etwa bei Musikblogs, wo bei einigen die Blogrolls, habe ich das Gefühl, schon ganz gut und viel besser als Mailinglisten funktionieren, um Vernetzungen aufzubauen und Dinge bekannt zu machen, die man mag oder macht. Viele Blogrolls von Kunst-, Bücher- und antiquarischen Blogs sind wie ein anregender Nachmittagsspaziergang durch ein paar interessante Galerien. Das sind eben Leute, für die ist Bloggen kein Lebensstil, aber ein guter Appendix dazu.
Es ist bei einem solchen Portal vermutlich dann wieder die gleiche Sache wie bei Blogs selbst: Man muß eine Handschrift erkennen können, einen Autor oder ein redaktionelles Team, dessen Welt man kennenlernen möchte und auf dessen Vorauswahl man sich gerne einläßt. Ein Beispiel, wo man die Chancen und Problematik gut erkennen kann, ist Elbo.ws, das Portal für MP3-Blogs, das ich gerne nutze: Um einen Eindruck von der Dynamik dieser speziellen Blogosphäre zu bekommen, ist dass ein ganz gutes Hilfmittel. Es gibt da aber keine klar erkennbare thematische Linie, das ganze wächst einfach so vor sich hin, und da die Musikblogger ebenso rasant in viele Subsphären auseinanderfieseln wie andere Blogsphären auch, wachsen dann auch die Streuverluste.
wie Rainersacht ist es bestimmt schwierig sich einzuordnen, am ende steht man in 10 von 12 rubriken, weil man sich nicht entscheiden konnte (wie bei den fragebögen, wo man z.b. ‘interessen’ ankreuzen soll) – andererseits würde ich mit sicherheit auch einen gelbe-seiten-blog nutzen um neues kennen zu lernen und einfach gezielter zu lesen. vielleicht könnte man ja die nutzer abstimmen lassen ob ‘dieser link hilfreich war’, also ob sich das blog wirklich mit film z.b. beschäftigt oder ob nur irgendwann mal ein vierzeiler dazu geschrieben wurde? also nicht qualität bewerten, sondern inhaltliche übereinstimmung? naja. jedenfalls eine idee die es wert wäre, weiterverfolgt zu werden find ich :-)
Man muß ja auch nicht jedes Blog unter irgendwelche Kategorien subsumieren. Ein privates Blog, das wie ein Tagebuch oder persönliches Feuilleton funktioniert, zwischen den eigenen Interessen und Leidenschaften hin- und hermäandert und sich um Zielgruppen einen Dreck schert, das kann ja auch so bleiben.
Es gibt da die Idee, unter dem Schlagwort “Structured Blogging” nicht die Blogs, sondern die einzelnen Beiträge thematisch zuzuordnen, aber das hat auch was Spammiges: Wenn die Leute plötzlich anfangen, den Rezensionstil von Zeitungen nachzuäffen, nur um in irgendwelchen Consumer- oder sonstigen Portalen oben zu landen, anstatt aufzuschreiben, was sie wirklich gesehen und empfunden haben, ist das nur langweilig.
Aber es gibt eben auch viele Leute, die ihre Blogs wie ein Fanzine behandeln. Und wenn sie ein interessantes Hobby haben, das sich mit meinen Interessen deckt, dann würde ich die gerne finden. Technorati versucht das auch schon mit der Blogsuche, aber die ist eben auch nur automatisiert und wirft monothematische und private Blogs einfach durcheinander.
Die Liste versucht so was ähnliches ja seit einiger Zeit. Ist aber nur wenig bekannt (?!?)…
Die socialblogs versuchen schon eine Weile sowas, hier sind nicht nur Blogs zusammengefasst, die sich in irgendeiner Weise mit sozialen Themen beschäftigen, sondern es gibt eine Unterteilung, die Einordnung erfolgt nach der Selbsteinschätzung der jeweiligen BlogautorInnen. ßber das Forum dort, können neue Blogs oder ßnderungen vorgeschlagen werden.
@Claus Moser: Sehr wichtiger Ansatz! Zeigt aber eben auch, dass Bloggen kein Spezifikum ist sondern eine Methode. Bloggen ist frei, es gibt nur wenige Strukturmerkmale.
Oh, die Liste klingt ganz gut, die kannte ich wirklich noch nicht.
1. Werbung ist DAS BßSE!
2. Listen sind langweilig. Wo bleibt da der Spaß zwischen all den nichtssagenden Blogs die eine oder andere Perle zu entdecken? Außerdem ist’s hin und wieder interessant, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen.
Es kommt eigentlich selten vor, das mich monothematische Blogs wirklich fesseln. Mit meiner eigenen Bloghütte geht es mir nicht anders. 60-70% dürfte thematisch Musikbezogen sein, der Rest ist ein krautiges Durcheinander, oft genug nur Notizbuch für mich und eine Handvoll Bekannte. Wo also solche Blogs einsortieren? Im Prinzip ist die Idee mit den “Gelben Seiten” der Blogs natürlich fein. Ansätze wie z.B. WP Blogmap, Blogplan etc. sind gemacht. Ich nutze sie allerdings deutlich weniger als die Blogrollvernetzung. Interessant wäre es vielleicht Blogrolls thematisch zu gliedern…
http://www.evolvetv.tv/ ist ein nettes Beispiel für blogger-grouping: Hier als video streams.
wo fängt die liste an, wo hört dir suchmaschine auf?!
als betreiber eines monothematischen blogs ist es durchaus schwierig sich in der blogosphäre zu behaupten. aber es wird immer dinge geben, die von einer masse wichtiger betrachtet werden als von einer anderen. die masse schwimmt nun mal immer mit dem strom, egal ob im RL oder im Web. some things never change!
Thematische Ausrichtung – ist diese Fragestellung nicht schon in der Nähe der Verschlagwortung?
Ich glaube, es muss zunächst für jedes einzelne Themenfeld eine bestimmte, beachtliche Anzahl von regelmäßig Interessierten geben, bevor eine thematische Ordnung von Blogs wirklich etwas bringt.
Nützt es, wenn man in einem aufwändig gepflegten “Branchenbuch” z.B. drei monothematische (bzw. stark von einem bestimmten Thema geprägte) Blogs z.B. zum Thema “Darkwave aus der Schweiz” findet?
Hmm.
Und wer leistet die Branchenbuch-Arbeit, prüft z.B. regelmäßig die dort aufgeführten Blogs, wirft tote Blogs und Spam-Blogs raus?
Hmm. Monothematische Blogs.
Ich meine, es ist so ähnlich wie mit dem Marktmechanismus als Koordinationsmechanismus: Er ist erst dann sinnvoll anwendbar, wenn eine bestimmte Anzahl an Nachfragern gegeben ist. Sind zu wenige vorhanden, funktioniert das Ganze kaum.
Eher für die großen Monothemen könnte ich mir vorstellen, dass das was bringt. Die übrigen Blogs, sofern es sie überhaupt gibt, finde ich einfach über eine Stichwortsuche bei z.B. Technorati.
Hmm. Branchenbuch.
Und was nützt mir z.B. eine unübersichtliche Liste dort mit z.B. 280 deutschen Rechtsbloggern? Wenn, dann würde ich in der Liste auch gerne sehen können, wie beliebt die sind (Leserzahl) und wie stark dort diskutiert wird (Kommentarzahl).
Hmm.
Also, statt umfassender Branchenliste mit monothematischen Blogs könnte ich mir zu den “heißen” Themenfeldern unterschiedliche, dynamische TOP-40-Listen vorstellen, die z.B. auf den (teils geschätzten) Leserzugriff des letzten Monats beruhen. Vielleicht plus einer Qualitätsmaßzahl.
Nur, das ggf. eine “Redaktion” bzw. ausgewählte Blogger prüfen sollten, ob ein Blog thematisch wirklich passt (oder z.B. Spam ist an Stelle eigener Beiträge von Autoren).
Also: “TOP-40-Tagebücher”, “TOP-40-Literatur”, “TOP-40-Linksblogger”, “TOP-10-HipHop-Blogger”, “TOP-40-Tokyo Hotel”, “TOP-20-Kunstblogs”, “TOP-40-Münchenblogs”, “TOP-10-Marketingblogs”, “TOP-40-intime Erzählungen”, “TOP-20-Wissenschaftsblogs”, “TOP-10-Medienkritik” usw.
Und dann vielleicht noch 3-5 Stichworte zu Schwerpunkten des jeweiligen Blogs.
Soweit mein Senf.
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