Ein nicht aussterbender Beruf: Ahnungsloser Journalist
Ich halte bekanntlich nichts davon, Journalisten bloggen zu lassen – die können das nicht. Ãœberhaupt nichts halte ich auch von der Idee, sie unbeaufsichtigt an Themen ranzulassen, die ein wenig Fachkenntnis verlangen, die ihnen abgeht. Wie sowas daneben geht, kann man aktuell beim Blog Dezentrale von Mario Sixtus betrachten, das das Handelsblatt mit einem billigen Webfundstück in Kombination mit Unkenntnis der Materie und flotten Behauptungen auf das Niveau einer Mig 27 bringt, die gerade mit Mach 2.0 in den Boden geknallt ist.
Ich habe keine Ahnung, ob Mario Sixtus wirklich einen Kumpel hat, der Sportphotograph für Print ist. Wenn, dann hat er entweder keine Ahnung von seiner Tätigkeit, oder er hat vergessen, Mario Sixtus ein paar Grundbegriffe der Sportphotographie mitzuteilen. Es wird in der Dezentrale behauptet:
Sobald Videokameras eine ausreichende Auflösung besitzen, wandert der Beruf des Sportfotografen auf die Rote Liste. Der Videoreporter nimmt einfach alle Spielszenen mit und fischt später die entscheidenden Momente als Stills aus dem Videostrom.
Dann verweist er auf diesen amerikanischen Blogeintrag, in dem ein Multimedia-Journalist zitiert wird, der seine Bilder für Multimedia als Frames von seiner HD-Videokamera zieht:
With high-definition video, you can literally take the feed and go frame-by-frame and pick whatever still you want. Don’t gasp — I know that’s horrible for still photographers! And you feel dirty doing it. You always get the ball in the right spot. You always get the person walking through the light at the right moment. It does feel dirty.”
Wie gesagt: Kleine Bildchen für das Internet. Nicht Print. Dennoch schreibt Sixtus flink zusammen:
Zumindest für Tageszeitungen könnte die Qualität eines HD-Stills vielleicht ausreichen. Mittelfristig wird es Formate geben, die das auf jeden Fall erledigen.
Zum ersten Satz – da hat der Verfasser vielleicht den Beitrag jenseits des passenden Zitates nicht weitergelesen. Da steht nämlich, welche Kamera benutzt wird, sogar mit Web2.0igem (!) Link (!!)zum Anclicken (!!!), eine semiprofessionelle HDR-FX1. Print, eh? Die Kamera bietet eine verwendbare Auflösung von gerade mal 1,07 Mio. Pixel. Aufgenommen im datenreduzierten Mpeg-Format und HD 16:9 Seitenverhältnis. Selbst unter optimalen Bedingungen, einem perfekten Mitnehmen der Situation bleiben nach dem Framing, dem Beschneiden des Bildes – ein Sportler ist als Zweibeiner oder selbst als Halbaffe ja meistens eher 9:16 als 16:9 – 0,5 Megapixel übrig. Als datenreduziertes Bildchen. Und das soll für Print reichen? Klopapier bedrucken oder was? Aber hallo.
Zum zweiten Teil. Die mittelfristig aufkommenden Formate. Typisch Technikfreak ohne Wissen: Das, was Sixtus als “Format” bezeichnet, gemeint ist mutmasslich die Auflösung, ist bei der Sportphotographie ziemlich irrelevant. Nehmen wir aber mal an, die obige Filmkamera brächte es nicht auf 1 Megapixel, sondern auf 10. Es wird lange dauern, bis die Glotze mal so weit auflöst, weil es für Bewegtbild jeseits der Kinoleinwand überflüssig ist, aber nur mal angenommen. Bleiben nach dem Framing 5 Megapixel. Und nehmen wir noch an, dass die heutigen, störenden Artefakte weitgehend verschwunden sind. Dann haben wir faktisch immer noch eine Digitalkamera. Und das ist ein Problem. Denn Digicams kommen bei der Lichtempfindlichkeit schnell ins Schleudern und reagieren mit hässlichen Störungen. Amateure mit normalen Spiegelreflexkameras nehmen 400 ASA, Profis dagegen nehmen 1600 ASA. Und pushen die auf bis zu 6400 ASA, ohne dass die Qualität darunter leidet. Sprich, wo eine Filmknipse Blende 1/100 oder 1/50 Sekunde zum Auslösen braucht, braucht eine Analogkamera lässig um 1/1000 Sekunde. Oder weniger. Da geht noch einiges. Was enorm viel ist bei jeder Sportart, bei der es um Geschwindigkeit geht. Das ist ungefähr der Unterschied zwischen verwischtem Streifen und scharfem Ball.
Das heisst, der Unterschied wäre so, wenn denn die Filmkamera ein echtes Obejktiv hätte und nicht eine Linsensammlung, die alles vom Weitwinkel bis zum “12fach”-Zoom hat. Mit sowas kann man keinen Sport photographieren. Sowas bringt an den Rändern ekelhafte Vignettierungen – das heisst, das Bild wird dort dunkler – und Verzerrungen im Telebereich. Dazu kommt, dass Profis nicht mit automtischer Blende photographieren, wie sie in den Digifilmkameras steckt, sondern mit etwas höherer Blende, um die Tiefenschärfe zu erhöhen. Damit nicht nur ein Mann scharf ist, sondern eine ganze Szene. Und oft nehmen sie Dinger wie die Canon EF-L USM Serie. Das sind diese weissen Rohre, die man so oft bei Phototerminen und hinter den Toren sieht. Die kosten mal eben das Doppelte der obigen Digicam. Weil sie auch über den halben Fussballplatz hinweg gute Bilder machen. Und nicht irgendwelche verwischten, trüben Frames, die man allenfalls ins Netz klatschen kann. Wie es der verlinkte amerikanische Blogeintrag durchaus vernünftig beschreibt.
Lange Rede, kurzer Sinn: Der Fortschritt der technischen Auflösung spielt keine wichtige Rolle. Zehn mal so viele Pixel bringen nichts, wenn das Objektiv nichts taugt und hinten keine kurzen Verschlusszeiten möglich sind. Ein Äquivalent für das Rohr, das man an eine Kamera schrauben kann, wird man nie an einen Camcorder diesseits der Profiliga schrauben.
Ich fürchte, Konvergenz ohne Opfer wird es nicht geben.
beschliesst Sixtus seine Ausführungen. Ich fürchte, Opfer würde es geben, wenn einer mal die Konvergenz der Qualität solcher Einlassungen überprüfen würde. Denn das ist das Problem dieses Blogjournalismus: Da hat einer eine dezidierte Meinung, da glaubt einer an eine digitale Zukunft, da muss sich eben alles unterordnen, Fakten und Sachkenntnis braucht keiner in dieser schönen neuen Welt, schnell was zusammenschmieren und eine Vision entwerfen, wo jeder mit der Handycam printtaugliche Bilder wie der Profi machen kann, Hauptsache die Pixelzahlen stimmen. Die Argumentation erinnert mich irgendwie an die Anpreiser von garantiert 20-Megapixel-Proficams für nur 199 Euro beim Homeshoppingsender. Noch so ein Beruf, den ich auf die rote Liste wünsche.
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Da braucht man kein Experte zu sein. Ein wenig Ahnung von den Naturgesetzen der Optik langt.
Du unterschätzt die Leistung der digitalen Profi-Spiegelreflexkameras. Die bieten Vollformat, Tiefpassfilter, bis 3200 ISO, usw. Ich glaube nicht, dass ein Profi-Sportfotograf mit einer analogen Knipse rumläuft.
Aber das Problem bleibt: Gute Optiken sind gross, schwer und teuer. Da wird sich nichts ändern.
Trotzdem hat Sixtus nicht ganz unrecht – aber nicht von der technischen Seite droht Ungemach, sondern von der Seite der Rezipienten. Wo werden denn noch gute Sportfotos gebraucht? Wenn ein Ereignis mit mehr als ein Dutzend Videokameras aus allen erdenklichen Positionen aufgenommen wird, dann hat der Zuschauer das Gefühl, alles gesehen zu haben. Da sind dann Fotos mit der 4MB-Consumer-Digicam aus dem Ermüdungsbecken viel interessanter, da hier das Fernsehen nicht hinkommt. Und wenn das obligatorische Tischtennisfoto in der Lokalzeitung am Dienstag fehlt (montags ist Fussball dran) mit Ball, Spieler und Schläger – was nur mit Profi-Ausrüstung gelingt, dann würde es ausser den wenigen TT-Vereinsmitgliedern keiner vermissen.
Aber solche eher mediensoziologischen ßberlegungen überfordern die technikverliebten Web-2.0-Nerds ja bekanntlich.
Hmm, wenn man den Originalartikel, nicht das MS-Ding, liest, dann steht dort nicht genau was du, Don, da rauslesen möchtest.
Also, es wird ernsthaft behauptet, daß Richard Koci Hernandez, Photojournalist der San Jose (Calif.) Mercury News wiederum behauptet, daß er Einzelbilder von einer HD-Videokamera HDR-FX1 oder HDR-HC3 nimmt, und diese gut genug für Print seinen (ev. nach Nachbearbeitung mit iMovie) und das die San Jose (Calif.) Mercury News solche Bilder druckt.
Aus dem Text kann man zusätzlich erahnen, daß er das dann macht, wenn er nicht zwei Geräte mitschleppen kann oder will.
Nur, hat er das alles so gesagt und gemeint? Was der Mann jetzt wirklich gesagt hat und wie das bei seiner Zeitung gehandhabt wird müßte doch rauszukriegen sein. http://www.mercurynewsphoto.com/contact-us/ sollte helfen. Na, niemand da, der sich als investigativer Journalist produzieren möchte?
Wozu die ganze Aufregung? Das ist doch kein Blog, kein Netz oder kein – örks – Web2.0 Problem. Das ist doch ewig alt. Es gibt *immer* Leute, die über etwas schreiben, von dem sie keine Ahnung haben. Nicht zuletzt deshalb habe ich mein langjähriges “Stereo” Abo gekündigt. Die Artikel dort schrien nur noch nach Pressemeldung und die Teile, die sich die Redakteure selbst ausgedacht haben, waren eben das: ausgedacht.
Da ist es doch wirklich absolut normal, dass dieser Sachverhalt auch in ein neues Medium schwappt. Wie ich schon mal schrieb, das schöne ist, dass man einfach abschalten kann. Ist die Aufregung nicht wert.
STEREO erst nach Jahren gekündigt? Oops! Ist das nicht diese Zeitschrift mit z.B. den mülligen “Kabeltests”?
Egal, beim Handelsblatt erwarte ich als Leser, dass sich das Handelsblatt mit seinen Artikeln Mühe macht, und ja, dass diese Mühe auch dann deutlich wird, wenn sie einen ihrer Journalisten Bloggen lassen.
Von Mario Sixtus habe ich aber auch schon einige gute Artikel gelesen, da lasse ich ihm ein voreiliges Bejubeln des technischen Fortschritts gerne durchgehen. Obwohl. Irgendwie wirkt sein Beitrag wie ein billiger Aufguss eines englischsprachigen Artikels. Und irgendwie auch nach BBB. Buzzword Bullshit Bingo, zu dem klassischerweise das angekündigte Aussterben von Berufen gehört.
Das Problem zwischen den Journalisten und den Bloggern besteht bekanntlich weniger darin, dass – wie es die Journalisten gern darstellen – hier hochprofessionelle Berufs-Schreiber auf netzgestützte Schülerzeitungs-Stammler treffen. Es ist eher andersherum: Dilettanten auf allen Gebieten, die sich redaktionell heute um dies und morgen um das kümmern müssen, treffen auf professionelle Nischen-Spezialisten, die sie ein- ums anderemal auszählen, wenn’s wirklich an die Fakten geht.
Hätte ein anderer als Sixtus den Text geschrieben, wäre es dem werten Herrn Don vollkommen schnuppe gewesen. Wie ich aus einigen Texten hier und auf rebellmarkt erkennen konnte, empfindet er eine ausgewachsene Antipathie gegenüber Sixtus. Das ist wohl der eigentlich Grund hinter diesem ganzen Gezeter. *gähn*
[…] Warum diese halböffentliche Selbsthinrichtung? Weil momentan mitten in dieser Web2.0- und Konvergenzdebatte schon wieder Blütenträume hochkommen, die letztendlich zur Totalverflachung von Journalismus führen würden: jeder kann alles, jeder macht alles – und das mit nur einem Gerät. An der Blogbar wird dieser Trend aus gegebenem Anlass beklagt. Dabei geht es mir gar nicht so sehr um die technische Debatte. Jeder, der sich schon mal via Avid ein Still aus einem TV-Beitrag geholt hat, weiß, wie weit Theorie und Praxis auseinanderklaffen. […]
Zeitungen werden mit einer Rasterweite von 30 .. 50 Rasterpunkten pro cm gedruckt und am übernächsten Tag werden Fische darin eingewickelt ;-)
Für den Zeitungsdruck und für kleinere Bilder sollte die Auflösung also reichen (das Bild muss ja nicht gerade eine halbe Seite füllen). Die typischen Bilder der WM in einer Lokalzeitung haben eine größere Seitenlänge von 10 bis 12 Zentimetern. Ein Bild aus einer gefilmten Spielszene dürfte die Ansprüche der meisten Leser erfüllen.
In den großen überregionalen Zeitungen sind natürlich auch größere und bessere Bilder zu sehen. Und für höherwertige Printprodukte (Magazin, WM-Bildband) reicht die Auflösung sowieso nicht.
Ach was, Canons ca. 3500 Euro teure weiße Superteles sind dafür gedacht, sie auf ne Digiknipse oder nen Camcorder zu schrauben, weiß doch jeder. Das Fernsehen dreht ja auch nicht mit MAZ, sondern mit Kamerahandy.
Ach ja, die Bildbände. In den 70er Jahren kaufte jeder Haushalt nach der WM oder Olympiade einen Bildband. Auch weil da Perspektiven drin waren, die von den Fernsehkameras damals nicht aufgenommen werden konnten. Wenn ich da ein den Lattenelfmeter im Finale denke. Heute alles in 10 Einstellungen. 1966 hätte das zu einer Legende geführt (der Ball war drin….).
Sportfotografen (und auch andere Fotoreporter) sind eine aussterbende Art, weil sie keinen Mehrwert mehr liefern. Bei den Perspektivenm aber auch bei der Geschwindigkeit: Am nächsten Tag waren die Bilder in der Zeitung. Heute sind die Fotos schneller im Internet als in der Redaktion.
Als Fotokunst wird es sie immer geben. Ist aber eine Nische.
> 1966 hätte das zu einer Legende geführt (der Ball war drinâ?.)
Don’t feed the Trolls.
Und warum liegen dann die Leute mit besagten Investitionen auf die Kameras geschraubt auf der Wiese? Selbst wenn die Bilder zuerst im Internet sind, werden sie von Profis mit Profitechnk gemacht und nicht mit Camcordern oder marktüblichen Digiknipsen. Und bei einer Profidigitalkamera, die so viel kostet wie eine Hasselblad kann ich den qualitativen Unterschied nicht sehen, auch wenn die Bildbände aus der Mode gekommen sind.
Immer diese Nabelschauen in Klein-Bloggersdorf, die hierzulande das tolle Web 2.0 verhindern.
http://www.ci
o-weblog.de/50226711/gartner_unternehmen_verpennen_web_20.php
Im Prinzip hast Du Recht. Allerdings irrst Du Dich mit Deinen Aussagen zu der technischen Fähikeit guter digitaler Spiegelreflex, den Anforderungen der meisten Print-Medien und Du vergißt den extremen Zeitdruck, unter dem Fotografen bei vielen Jobs stehen.
Nebenbei bemerkt – unabhänig davon, dass im Journalismus der analoge Bereich faktisch tot sein dürfte – kannst Du KEINEN Film ohne Abstriche auf 6400 puschen und selbst die Press-Serie von Fuji ist ab 1600 den modernen Sensoren unterlegen. Allerdings reden wir dann von Aufnahmen im RAW-Format mit einer EOS 1 D Mark II oder vergleichbarem. Nicht von einer Eos D300.
Wenn ich das richtig verstehe, dann ist dieser Sixtus-Beitrag:
http://www.sixtus.net/entry/795_0_1_0_C/
in dem er den Don A. anfurzt der Auslöser für diese Replika, die aber wiederum mit dem Kern der Auseinandersetzung, dem unseligen Web 2.0, nichts zu tun hat.
Ich finde der Konflikt wird von beiden Seiten mit untauglichen Mitteln geführt.
Stefan, ich sehe nicht den inhaltlichen Unterschied zwischen Deiner und meiner Aussage. Nebenbei gesagt habe ich ne Weile als Pressefotograf gearbeitet ;-)
Von den beknackten “Geschäfts”ideen der NE bestand eine der dämlicheren darin, ein Shop- und ein Zielgruppen-Community-System (zum Beispiel “ßltere”) zwecks Abverkauf zusammenzuklatschen. Diese Konzepte wurden vertickt mit dem Argument: ‘Weil die dort untereinander persönlich kommunizieren, fühlen sie sich wohl und kaufen dann deshalb wie die Blöden’.
Auf der von flötenfuchs verlinkten Site liest man dieses â?? aktuelle! â?? Gartner-Zitat:
“Webseiten für die soziale Interaktion und Mikroanwendungen im Web können dazu beitragen, die Inhalte und Erfahrungen der Menschen als mächtige Ressource für das eigene Geschäft zu nutzen.”
@ Stefan 14, ich sage nichts gegen digitale Spiegelreflexkameras, die immer noch ihre Probleme haben – Auslösungsverzögerung zum Beispiel, generell die Frage des Sinns einer SLR – sondern über die Vorstellung, das Bild von einer digitalen Videokamera zu ziehen.
@ Stefan8 : Ich erinnere mich noch, wie das war, als ich versucht hbe, meiner Zeitung Bilder mit meiner ersten, damals 400 Euro teuren Fuji 1 MP Kamera anzudrehen. Eine amerikanische Zeitung mit einer Druckqualität, schlechter als die deutschen Zeitungen. Das ging gar nicht. Und das, obwohl ich durchaus photographieren kann und bis zur 6×6 alles daheim habe. Und die Layouterin hatte nachträglich recht, die Bilder nicht zu nehmen. Noch nicht mal unbedingt wegen der Grösse, sondern wegen der Kombination der Probleme aus Grösse, Verzerrung durch das Objektiv, verwaschene Kontraste und die Fragmente. Ein guter Layouter und Graphiker kann auch aus dem letzten Scheiss noch gute Sachen machen – aber wozu, nur um einem Photographen die Faulheit zu ermöglichen, nur noch eine Kamera mitzuschleppen?
@ floetenfuchs: Links zum wenig erfreulichen Netzwerk, zu dem der meines Erachtens wenig kompetente CIO-Blogger gehört, werden hier nicht gern gesehen.
@ Rainersacht: Nein, der Auslöser ist dieser meines Erachtens asoziale Satz:
“Ich fürchte, Konvergenz ohne Opfer wird es nicht geben.”
Nach einer Eloge über die nicht verstandene technische Entwicklung. Genauso hätte ich seinen Begriff von “Blogging Neighbourhood” zwei Beiträge früher argumentativ auseinandernehmen können, denn sowas schreibt sich schnell – nur wenn man mal rumfragt, zeigt sich, dass noch nicht mal die existierenden Blogger eine regionale Vernetzung für besonders wichtig erachten. Es kotzt mich an, mir kommt alles hoch, wenn ich solche “Tja Du dumme Sau Du bist zwar ein Mensch und willst essen aber Du weisst ja dass die Konvergenz ruled also mach's gut” Sachen lese von Typen, die sich als “Experten” auf Kongressen und Podien rumdrücken, aber wenn es darauf ankommt, einfach keine Ahnung haben, sondern irgendwelchen Schmarrn aus dem Internet zusammensuchen und das zur bestätigung ihres Zukunftsglaubens ohne leisesten Zweifel ins Netz klatschen. Und zwar beim Handelsblatt, von dem ich mir was anderes erwarte. Und mir wird schlecht bei der Vorstellung, dass solche Thesen vielleicht auch noch vom nächsten Scharlatan aufgegriffen werden und als Vision in ein Unternehmen getragen wird, wo es dann Auswirkungen auf Menschen hat.
Tja, es gibt erfolgreiche Journalisten, die ihre Artikel nicht schreiben, sondern “composen”: Copy&Paste-mäßig aus Textbausteinen aneinanderklatschen. Ich habe mal Folgendes erlebt: Da war ein Mammutprozess, der sich mit zwei Verhandlungstagen die Woche über ein Vierteljahr hinzog, ich war bei jeder Sitzung dabei, habe Interviews mit Angeklagten Richtern und Staatsanwalt geführt, und dann war gleich bei mehreren Zeitungen ein Anderer schneller, der überhaupt nicht im Saal gesessen hatte, sondern die Presserklärungen von Angeklagten, Verteidigung und Anklage sowie die per dpa bekannten Schlussätze des Richters zu einer “Gerichtsreportage” zusammenklickte.
Komplette Zustimmung bis auf einen Fakt: Alle (!) Sportfotografen fotografieren heutzutage digital, alleine schon, weil ein 6 Stunden altes Foto halt einfach ZU alt ist. Schöner Beitrag dazu auf der Canon-Web-Site:
http://www.canon.de/you_connect/june2006/world_cup/
Bei der Sache mit den Filmkameras muß man vor allem beachten, was da für Datenraten zusammenkommen. Um anständige Fotos raus zu extrahieren, muß man einen Codec mit wenig Kompression und vor allem ohne Intra-Frame-Compresssion haben, das geht schon schnell in Richtung RAW-ähnlich. Ein Bild mit ca. 10 Megapixeln hat MINDESTENS so um die 10-15 MByte an Daten. Das ganze (bei PAL) mal 25 Bilder pro Sekunde ergibt mindestens die 300 MByte Daten pro Sekunde. Ein ganzes Fußballspiel dürfte also locker 1-2 Terrabyte an Daten umfassen. Alleine das aufzunehmen und an jede komische Zeitungsredaktion zu verschicken, das kann man mit Stand der Technik vollständig vergessen.
Mit das beste, was momentan verfügbar ist, ist eine Viper FilmStream, und die liefert ca. 9 Megapixel bei 4:4:4 RGB und hat eine Datenrate von ca 2.978 Gb/s. Das liefert eine Auflösung von 1920 x 1080, da hat jede Canon 30D mehr. (http://www.thomsongrassvalley.com/news/2002/20020408-sorttt-Viper_Release_nab.html)
Lustiges Nebendetail: Habe neulich ein Interview mit der Photochefin der BILD gelesen, wonach nach jedem WM-Spiel um die 50.000 Fotos insgesamt geschossen werden, alleine ca. 800-1000 Nahaufnahmen von jedem Spieler. Das ganze schaffen die erstaunlicherweise innerhalb von ca. 2 Stunden zu sichten, das heißt, danach steht das Titelbild. Impressive.
Hier in der Provinz kenne ich welche, die analog durch die Gegend laufen. Weil das für die Veröffentlichung in der Tagespresse locker ausreicht.
Nochwas zu den Bildmengen: Ob das zwingend die Qualität steigert? Ich weiss nicht. ich weiss nur, dass man sich bei normalen SLR sehr genau überlegt hat, wie man das Bild “macht”, bevor man ausgelöst hat. Sprich, man hat sich den optimalen Standpunkt gesucht, war konzentriert (man muss nur mal das verkniffene Gesicht eines Photographen beim Abdrücken sehen), und dann hat es meistens gepasst. Es war eine Jagd nach dem besten Bild, man wusste nicht, ob es gut war, also hat man sich Mühe gegeben. Dank Digitaltechnik ist man heute vom Scharfschützen zum Maschinengewehr übergegangen, draufhalten und abdrücken bis die Speicherkarte qualmt. Die Analogie zum fastfoodjournalismus ohne Recherche.
Ich bin definitiv nicht technikfeindlich, ich habe in meiner Wohnung drei Rechner und drei verschiedene Digicams für verschiedene Anlässe, und gerade im Internet geht es nicht ohne. Aber wenn ich dann sehe, welche Bilder ich vor 15 jahren mit einem banalen 50er Objektiv und 400er Ilford gemacht habe, kommt mir das alles ziemlich bescheiden vor.
Machen wir und nichts vor: Es wird Verlierer geben, es hat Verlierer gegeben – angefangen vom Schriftsetzer, den der Computersatz gemeuchelt hat. So wurden linke engagierte Handwerker durch Hohlköpfe ersetzt, die sich Mediendesigner nennen.
Richtig: Der Umgang mit den Veränderungen macht eine Soziale Gesellschaft aus. Dieses Opferdenken und auch die Rhetorik der Web-2.0 Optimisten erinnert entfernt an die chinesische Kulturrevolution oder die Khmer Rouge – wer nicht mitzieht wird verunglimpft.
[…] Wieder so ein sagehaft lesbarer Artikel vom gefürchteten Don Alphonso in der Blogbar: Ein nicht aussterbender Beruf: Ahnungsloser Journalist. Ich halte bekanntlich nichts davon, Journalisten bloggen zu lassen – die können das nicht. Überhaupt nichts halte ich auch von der Idee, sie unbeaufsichtigt an Themen ranzulassen, die ein wenig Fachkenntnis verlangen, die ihnen abgeht. Wie sowas daneben geht, kann man aktuell beim Blog Dezentrale von Mario Sixtus betrachten, das das Handelsblatt mit einem billigen Webfundstück in Kombination mit Unkenntnis der Materie und flotten Behauptungen auf das Niveau einer Mig 27 bringt, die gerade mit Mach 2.0 in den Boden geknallt ist. […]
DonAlphonso: Klar, Du hast völlig recht. Das erste, was ich auch bei meiner Digital-SLR gemacht hatte, war die Serienbildfunktion auszuschalten, weil ich mich selbst dazu zwingen wollte, EIN anständiges Bild zu machen und nicht zu hoffen, daß eines der neun schon gut ist – und ich kann nur jedem die “One Shot”-Einstellung empfehlen. Ganz abgesehen davon, daß man sich später tierischen Sortieraufwand einhandelt, wenn man einen auf Maschinengewehrschütze macht.
Aber gerade die Sportfotografie ist halt _DAS_ Paradebeispiel, wo hohe Umschlagraten gefragt sind und wo die 10 Bilder in der Sekunde runtergeknipst werden – zumal das ja sofort per Ethernet an einen Kollegen übertragen wird, der an einem Rechner mit großem Bildschirm live die richtigen Bilder raussortiert.
Im ßbrigen finde ich es sowieso schrecklich, wie sehr sich das Fotografieren gewandelt hat. Während man früher den Bildausschnitt schön einstellte, langsam zwischen den Blenden wählte, überlegte und dann irgendwann das Foto machte, ist die Standardhaltung inzwischen die auf-den-zehenspitzen-stehende-wippende Grundhaltung, die Kamera über den Kopf haltend und in ein kleines TFT-Display schauend, natürlich alle Fotos mit Blitz.
Es gab vor einiger Zeit mal einen schönen Artikel dazu in der ZEIT, dem ich jedem ans Herz legen kann: «Eine verzweifelte Liebeserklärung an die alte Spiegelreflexkamera», http://www.zeit.de/2004/36/Foto_36
Auf Antville gäbe es eine bloggende Pressefotografin ( http://babble.antville.org ), die auch schon Sport fotografiert hat, aber ich weiß nicht, ob die sich für Euren Privatkrieg ums Rechthaben interesssiert…
@che: ich meinte nicht Deine, sondern die Aussage von Don ;-)
Don: Auslöseverzögerung? Hallo? Wir reden von aktuellen Kameras wie der Mark II oder der 1dx, D200 und co? Weil da ist faktisch keine Auslösungsverzüögerung vorhanden. Noch ein Punkt: Früher hat man sich bemüht. Richtig. Aber die Lernkurve bei _interessierten_ Fotografen war auch viel flacher als heute durch die direkte Rückmeldung am Display und die Exif-Daten. Früher gab es zwar auch ins_Bild-Belichtungen und Steg-Belichtungen, aber wenn man Fehler erkennen und später analysieren will, ist Digital einfach unschlagbar.
Was anderes: Auch heute ist ein 50er den einfachen (und oft auch den teuren) Zooms gnadenlos überlegen, es ist nur eine Frage was ich will und brauche. Stichwort: Ergebnisorientiertes Arbeiten.
@Die Stimme der freien Welt:
Sowohl das lange “Komponieren” eines Bildes kann Zielführend sein, als auch das über den Kopf geblitzte. Wobei so aussagen “natürlich alle mit Blitz” auch wieder von einer unmöglichen vereinfachung geprägt sind. Weil auch Blitz ist nicht Blitz.
Um es mal so zu sagen: ich brauche zwischen einigen Minuten für ein Bild und wenigen Sekundenbruchteilen. Abhängig vom gewünschten Ergebnis. Mal mit Blitz, mal ohne. Mal mit billigem Zoom, mal mit sau teurer Festbrennweite. Allerdings gibt es derzeit kein Einsatzgebiet, wo ich meine analoge F5 wieder hervorkramen würde. Außer vielleicht ich wäre im Dschungel, dann aber nur wegen der Stromversorgung. Und das obwohl ich die F5 für die beste jemals gebaute KB-Kamera halte!
Die Fotografie an sich hat sich nicht gewandelt. Die Ansprüche sind anders geworden und durch eine größere Menge an Knipsern verschiebt sich schlicht der Fokus.
Um mal zu zeigen, was es noch so gibt: Anno 2002 gab es einen Workshop in Düsseldorf. Ich bitte das grauselige Webdesign zu entschuldigen, aber der Kern ist: knapp 10 festgelegte Szenarien mußten mit einer vorher festgelegten Brennweite in einem Schuss erledigt werden, inklusive zentraler Filmentwicklung:
–> http://mein-reden.de/forum/perfect-enemy
Don: Nein, der Auslöser ist dieser meines Erachtens asoziale Satz:
â??Ich fürchte, Konvergenz ohne Opfer wird es nicht geben.â??
Stimme dir zu: Diese Aussage ist extrem asozial. Ich finde nur, dass du mit der Fotografengeschichte einen Nebenwiderspruch thematisierst. Ich habe den bekloppten Experimente-Beitrag im Sixtus-Blog entsprechend kommentiert und finde, dass das Thema “Wo web-technisch gehobelt wird, da fallen Späne…” an sich diskussionswürdig ist.
(ßbrigens: Natürlich kenne ich den sportfotografierenden Kumpel des Mario Sixtus – der ist tatsächlich einer der Besten seiner Gilde und ßBERHAUPT nicht technikfeindlich, dafür aber qualitätsbewusst. Und fotografiert natürlich längst digital.)
Und was soll ich tun? Gegen diesen Bullshit-Claim anstänkern oder ihm die Grundlage der “Argumente” wegziehen? Ich mag mich nicht auf das Niveau von diesen “Evangelisten” begeben. Was sie auch tatsächlich sind, es gibt erhebliche Parallelen zwischen den Befunden der sog. biblischen Archäologie/revisionistischen Patristik und den Glaubenssätzen von Web2.0-Propheten.
Rainersacht: In der Tat, der Experimentetext des Herrn S. ist schon ein starkes Stück Agitprop. Und man könnte diese endlose Wortprozession auf genau zwei Wörter eindampfen: Tschaka-tschaka. Mehr isses nicht.
“Ich fürchte, Konvergenz ohne Opfer wird es nicht geben.â??
Und sollte es mal beim Handelsblatt Opfer geben, gibt es ja schon ausreichend Kontakte zu neuen Medienhäusern, die man gerne positiv bespricht ;).
Zum Thema: IMHO Bloedsinn, eine digitale Videocam für Fotografie einzusetzen. Die Problematik wurde hier schon ausreichend gut erörtert.
blabla. wenn mich frau irene schon hierher lotsen muss, dann mal kurz meine two cents:
der sixtus artikel is gar nix was die aufregung wert wäre, ausser dem titel. es ist genauso ein webfurz wie ein eintrag über die schlafgewohnheiten meines zwerges oder das barchettafahren.
fakt ist: nachgedacht wird darüber. drüben. da sind sie immer schneller. und irgendwann kommt das. da hat er recht.
hier ein artikel vom pdn newswire, den ich jetzt extra nochmal gesucht habe. wollt ihn bei mir verlinken, hab dann aber doch nicht.
wovon ist hier noch die rede? ausser männergezänk?
by the way: ein sportphotograph ohne digicam (und ich rede von richtigen kameras und richtigen objektiven, ohne auslöseverzögerung inzwischen) kann seine bilder tatsächlich nur dem lokalblatt verkaufen. falls. für 34 euro das stück. mit glück.
Es ist wirklich erschütternder Blödsinn.
Ich fotografiere, seit ich 5 bin, und mit 8 Jahren bekam ich meine erste Spiegelreflex.
Sollte es nicht, Jahrzehnte später, längst Kameras geben, die mit Spitzenoptik, Megazoom von Fisheye bis Supertele, die tollsten, schärfsten Bilder machen, und bitteschön nur 200g wiegen?
Gibt’s eben nicht. Optik läßt sich nicht mal soeben upgraden auf 8.0 oder so.
Und das können Videocams eben auch nicht. Für Blödzeitungspapier mag das ja mal reichen, für echte Qualität nicht.
Bei all dem Digihype wird z.B. übersehen, das Redaktionen von hochwertigen Zeitschriften (z.B. Geo) entweder nach wie vor auf Dia bestehen oder wieder zum Dia zurückkehren.
Das hat verschiedene Gründe. Einer davon ist besonders leicht nachzuvollziehen. Man nehme eine analoge Spiegelreflex und schieße ein Motiv. 1x wohlgemerkt. Dann nehme man eine digitale Spiegelreflex, schieße das gleiche Motiv 20x, suche sich das beste raus und dann gehen beide Bilder zum Print. Man lege sie nebeneinander und genieße das Aha-Erlebnis.
Ich benutze durchaus auch digitale Kameras. Gibt viele Gelegenheiten, wo das praktisch ist.
Aber wenn ich das wirklich gute Foto haben will, dann eben nicht.
Und dass man das mit einer Handycam, ob HD oder nicht, erreichen kann, ist einfach hanebüchen. Nicht heute und nicht in 20 Jahren.
Es hat nämlich einen Grund, warum ein lichtstarkes 600er Tele so schwer ist. Und so teuer.
Seit es brauchbare MP-Rückteile für Fachkameras und Hassis gibt, stehen selbst in Werbestudios die Zeichen auf digital. Auf 8×10 Inch fotografiert praktisch keiner mehr, das Material ist einfach zu teuer. 4×5 Inch hat als vorzügliches Diamaterial noch große Anteile, aber lange würde ich darauf nicht mehr wetten. Einige Fotografen sind allerdings zum analogen Film zurückgekehrt. Der Grund: Häuser wie Gruner & Jahr in Hamburg zahlen seit Anfang 2006 keine “Digitalpauschale” mehr (für EBV und Geräteabnutzung) – wohl aber Materialkosten für Film. Paradox, aber nun denn.
ßberall, wo Zeit eine Rolle spielt, also praktisch im gesamten Tagespressegeschäft (aber auch in der Katalogproduktion), wird digital fotografiert. Fotografen sind da weniger von der Technik bedroht als von der Tatsache, daß mittlerweile immer öfter Redakteure losgeschickt werden, mit der Digi gleich auch ien paar Bilder zu machen. Arbeitsrechlich übrigens erlaubt, wie neuerdings per Gerichtsentscheid festgehalten. Daß jeder technische Hype (viel zu) rasch genutzt wird, belegt wohl die WM 2002. in der letzten oder vorletzten Ausgabe der PHOTONEWS gab es ein interessantes Interview mit dem Chefredakteur von “Elf Freunde”. Seiner Meinung nach geht die WM2002 als die mit dem “schlechtesten Bildmaterial” in die Geschichte ein. Rückblickend kaum noch vorstellbar, wurde wohl ein Großteil des Bildmaterials mit 4MP-Kameras erzeugt. Für die Tagespresse ok, für Bildbände praktisch nicht brauchbar.
Was das “Videografieren” angeht, sehe ich weniger Probleme im technischem Bereich (obwohl zurecht der Hinweis auf die gigantischen Datenmengen kam) als im lizenzrechtlichen. Die Sender, die für teures Geld die Filmrechte erwerben, werden das Mitfilmen durch Pressefotografen sehr skeptisch sehen.
Wovon die Rede ist? Von der frage, ob man mit einem Semipro-Handycam-Objektiv 1MP-Bilder schiessen kann, die an eine normale Kamera rankönnen, und ob das den Beruf des Photographen beendet. Und ob die Entwicklung im Handycambereich so schnell über mickrige 2 MP hinauskommt, nebenbei auch. Lesen hilft bei dieser Erkenntnis. Vorsichtig gesagt.
Ein anderes Beispiel: Modelfotografie.
Toll: Cam einschalten, Model hüpfen lassen, fertig.
Macht keiner? Aha. Und da wäre es einfacher als bei der Sportgotografie.
Und obwohl bei jedem Modelshooting tausende von Bildern geschossen werden, läßt man das keinen Amateur, sondern Vollprofis machen. Warum wohl?
Zurück auf rebellmarkt, das sollte gelesen werden.
…mmmmhhhh….dezidiert oder dediziert….wohl auch egal, is ja eh keinem aufgefallen…:)
Ach was, ich zitier mich einfach selber
Also:
The Profi's Choice
Ich habe in meinem Bekanntenkreis eine Profifotografin, die macht Akt, Landschaft, Mode, Tierfotografie und Bilder für Plakatwerbung. Für nicht allzu große Motive nimmt sie “Die Kleine” – 6 x 6 Hasselblad.
Für Plakatfotografie geht es meist nicht an der Plattenkamera (Linhof) vorbei, auch wenn die an die 20 Kg wiegt.
Sportfotografie: Was da qualitativ und von der Machart grundsätzlich neu sein soll, seit man hochwertige Digitalkameras verwendet (whg. MG-Geschwindigkeit) will mir auch nicht einsichtig werden. Früher nahm man halt die analoge SLR mit superschnellem Mototdrive. So what? Schon 1972, als der integrierte Winder noch nicht erfunden war und jeder Pressefotograf per Hand beförderte, gab es auscchließlich für Sportfotografen die Minolta XM Motor mit mehreren Bildern pro Sekunde. Der Ausgangspunkt aber war Sixtus Behauptung, man könne professionelle Sportfotos mit einer Digivideocam machen, und da ging es nicht um RAW- oder Scitex-Formate…
Das Schlüsselwort ist “professionell”
Das Schlüsselwort ist Insomnia, der Eintrag ist von 5:19!
Avantgarde schrieb:
> Das hat verschiedene Gründe. Einer davon ist besonders leicht
> nachzuvollziehen. Man nehme eine analoge Spiegelreflex und schieße
> ein Motiv. 1x wohlgemerkt. Dann nehme man eine digitale
> Spiegelreflex, schieße das gleiche Motiv 20x, suche sich das beste
> raus und dann gehen beide Bilder zum Print. Man lege sie
> nebeneinander und genieße das Aha-Erlebnis.
>
Entschuldige, das ist so pauschal auch wieder Unsinn. Dia hat den Vorteil eines deutlich höheren Kontrastumfangs als die meisten Digis bieten, der Vorteil geht allerdings beim Druck u. U. wieder verloren. Davon ab verallgemeinerst Du zu sehr: Diafilm ist nicht gleich Diafilm. Auch da gibt es sehr unterschiedliche Arten. Einer der Gründe, warum es unter anderem in der Landschaftsfotografie noch Leute gibt, die auf Dia schwören ist, dass es für die einen Motive extrem scharfe, für die anderen extrem gesättigte Filme gibt. Ein Aha-Erlebnis? Ich wette mit Dir um eine Kiste Deines Lieblingsbieres, dass ich Dir mit meiner digitalen SLR ein Bild mache und eines mit meiner Analogen, beide über einen Laserbelichter jage und Du mir KEINEN Unterschied sagen kannst.
Es gibt dermaßen viele Faktoren auf dem Weg des Lichts bis zum Endergebnis, dass Deine Aussage den Eindruck erweckt, Du wärest sehr, sehr altmodisch.
> “Und:
> Ich benutze durchaus auch digitale Kameras. Gibt viele
> Gelegenheiten, wo das praktisch ist.
> Aber wenn ich das wirklich gute Foto haben will, dann eben nicht.”
>
Entschuldige, für mich steht da: “ich kann nicht fotografieren”. Eine Kamera ist lediglich ein Werkzeug. Was Du daraus machst, liegt bei Dir.
> Und:
> Ein anderes Beispiel: Modelfotografie.
>
Aha.
> Toll:
> Cam einschalten, Model hüpfen lassen, fertig.
> Macht keiner?
>
Nicht? ICh habe schon sehr oft genau nach dem Prinzip gearbeitet und viel dem Zufall überlassen. Meine Fotos kann man jetzt mögen oder nicht, aber der, von dem ich es gelernt habe, gilt als einer der besten Beauty-Fotografen Europas.
> Aha. Und da wäre es einfacher als bei der Sportgotografie.
>
Ist es. Wenn einfacher bedeutet, dass es kontrollierbarer, ergebnissicherer ist.
> Und obwohl bei jedem Modelshooting tausende von Bildern geschossen
> werden, läßt man das keinen Amateur, sondern Vollprofis machen.
> Warum wohl?
>
Wo hast Du denn die tausende Bilder her? Mein letztes Modeshooting war exakt so: 43 Kombinationen == 43 Hauptfotos + 86 Detailfotos. Ach übrigens: ich bin wohl nicht das, was Du “Vollprofi” nennen würdest ;-)
———————
Entschuldigt Leute,
ich habe vor einigen Jahren schon die ewige Diskussion in d.r.f und d.a.r.d erleben dürfen, was wohl besser sei. Dabei habe ich verschiedene Dinge festgestellt, die sich darauf kürzen lassen, dass es in vielen Fällen die berühmte Frage ist, ob man lieber einen BMW oder einen Mercedes kauft.
Jede Art der Fotografie hat ihre Daseinsberechtigung, ob das von der Lochkamera über die Lomo zum Kleinbild und Fladenbelichter ist oder ob es um die verschiedenen Digitalen geht. Fakt ist: Es kommt darauf an, was man erreichen will und wie sicher man im Umgang ist.
Also hört bitte auf, irgendwelchen Bullshit zu erzählen. Danke.
Schmarrn, so kann man Argumente auch verdrehen. Ich fotografiere sowohl mit Spiegelreflex digital wie analog, und natürlich kann ich mit einer Vollformatdigi (die dann allerdings wesentlich mehr kostet als das analoge Pendant) erstklassige Motive schießen.
Darum geht es nicht. Es geht um die Qualität des geschossenen Fotos. Wer nicht fotografieren kann, bei dem wird das Foto immer scheiße aussehen, ob digital oder analog.
Und sorry, ich kenne kein professionelles Modelshooting, wo nicht mindestens 30 Filme draufgehen… meine Erfahrung ist eher mehr. Ich mache das nicht selber, obwohl ich mich für einen guten Fotografen halte. Aber der Vollprofi kann das einfach besser.
Natürlich gibt es unterschiedliche Diafilme, was soll das? Der Profi weiß auch, welchen er nimmt.
Aber du hast gar nicht mitgelesen. Natürlich wird Modelfotografie inzwischen auch mit hochwertigen Digi-Spiegelreflex gemacht. Aber wie gesagt, darum ging es gar nicht, sondern um die Aussage, dass man das mit Abfilmen per Handycam hinkriegt.
Erstaunlicherweise macht es nur keiner. Noch nicht mal bei Landschaften.
Ob das am schallenden Gelächter der Bildredaktionen der entsprechenden Magazine liegt.
Ach ja, selbst bei Pornoproduktionen wird in der Regel noch zusätzlich ein Fotograf beschäftigt. Warum das denn? Reichen die Videostill etwa nicht?
im sixtus artikel kommen worte wie, wenn, bis, vielleicht vor.
und don, natürlich kommen die videostills nicht an “normale” bilder ran. das steht aber auch nirgends. aber es wird versucht.
und der verlotterte medienmarkt wird dabei schon helfen.
und jetzt überlasse ich das feld den äh .. profis.
[…] Don Alphonso vs. Mario Sixtus – Stationen einer Blog-Eskalation [ Blog-Politik ] Drehbuchautoren aufgepasst, wie wär’s mit folgendem Dialog: Don Alphonso: “Sie wollen wissen, wie Blogs ticken? Fragen Sie einen Arschkriecher. Gibt's im Dutzend billiger, kostet nur Spesen.” Mario Sixtus: “…frustriertes Berufssöhnchen aus der bayerischen Provinz, der ansonsten nur durch seinen schlechten Möbel- und Autogeschmack auffällt” Don Alphonso: “Ich muss keinem Rechenschaft ablegen, wieso ich aus meinen 2000 Lesern und den 300 Suchanfragen für das geldversprechende Wort â??fickenâ?? kein Geschäft mache. Im Gegenteil…” Mario Sixtus: â??Ich fürchte, Konvergenz ohne Opfer wird es nicht geben.â?? Don Alphonso: “Ich halte bekanntlich nichts davon, Journalisten bloggen zu lassen – die können das nicht.” Web 2.0-Vorhang fällt. To be continued… hier, hier, hier oder hier. [ Such! Blog-Eskalation / Tags: Blogs, Web 2.0, Blogger, Bloggen, Blogging, Journalism, Journalismus, Handelsblatt, Media, Medien] […]
@Avantgarde:
Doch, ich habe mitgelesen. Ich habe nur versucht Dir zu zeigen, dass Du Dich irrst, von antiquierten Vorstellungen ausgehst. Leider bist Du offensichtlich beratungsresistent, deswegen lassen wir das lieber und ich geb ‘ne Runde virtuelles Bier. Weizen. Ohne Banane. :-D
Schade nur, dass solche spannenden Themen immer irgendwie in der Luft hängen bleiben. Da wird nicht verlinkt, da wird nicht kommentiert – man hat (als Aussenstehender) den Eindruck, hier reden zwei
Lager, Blogger, MeinungenMenschen aneinander vorbei.Der Technikkram ist nur der Aufhänger zum den niveaulosen Altmännerstreit Don vs. Sixtus über den Gartenzaun hinweg. Provinziell und kleinkariert das.
Was mich auch ein wenig stutzig macht, ist die Tatsache, dass Don die Seite zum Blogs!-Buch für seine Privatfehenden benutzt. Für diese Seite ist auf den ersten Blick erstmal Kai Pahl “verantwortlich” und dann soll es die Ergänzung für ein Buch sein, an dem mehrere Autoren mitgewirkt haben. Und jetzt wird das hier als Privatbühne für einen dummen Streit benutzt.
Mein guter Mann, die Blogbar war praktisch vom ersten Beitrag an ein hochumstrittenes Projekt, das seine Popularität nicht unbedingt dem Umstand verdankt, dass es hier zugeht wie im Streihelzoo. Das Blog wie das Buch fühlt sich einer gewissermassen Bloggen als Kulturbegriff verbunden, und ist von Anfang an gegen Contentdiebstahl, Monitoring, wirtschaftlichen Hype und das Draufpflanzen eines grossartigen Business Models auf die kleine Pflanze der Blogs aktiv gewesen. Und oft ging es hier auch um die journalistische Qualität, die im Graubereich zwischen Blogs und Presse zu finden ist. Insofern ist das hier nichts Besonderes. Wem es nicht passt, der mag sein eigenes Metablog aufmachen.
Handelsblatt war die einzige Zeitung, die ich je abboniert habe (während des Studiums). Als realer Projekt-Arbeiter irritiert mich deshalb Marinius Sixtus auch sehr.
Irgendwie scheint es immer eine Nische für solche selbsternannten, seichten und völlig uninvestigativen “Vermittler” zu geben.
Schön wenn die Qualitäten der analogen Fotografie so entschlossen verteidigt werden.
Eine vollkommen mechanische Leica mit echtem Verschlussgeräusch, die Spannung in der Dunkelkammer beim Belichten und die Qualität der Vergrößerungen.
Bei Manufaktum wird sich das Gerät für diese Form der Fotografie sicher noch lange halten und Liebhaber finden.
Aber zu der wahrnehmbaren Entwicklung der privaten Digiknipserei und der professionellen Sportfotografie für die Tagespresse will der Text nicht passen.
Das Thema ist vielleicht doch, wie in manchen Kommentaren schon erläutert, der Austausch von Freundlichkeiten.
[…] Fallbeispiel an der Blogbar: Aufregung über die eigentlich unübersehbare Verdrängung der klassischen analogen Sportfotografie durch Digitalkameras. So weit das Thema im Vordergrund. Der höchst persönliche Streit im Hintergrund wächst und gedeiht. […]
So leid es mir auch tut, aber als Fotograf stellen sich mir (auch wenn Liquide nachwievor mein Lieblingsbuch ist und auch wenn ich Dons Blog täglich lese und er diesbezüglich Monopolcharakter hat) die Nackenhaare auf. Du beschreibst hier genau das was mich auch stört – Journalisten die keine Ahnung von einer bestimmten Materie haben und darüber urteilen, begehst allerdings den gleichen Fehler – denn richtiger als die Aussagen von Sixtus sind deine auch nicht. ;)
Kleines technisches Update:
http://www.testticker.de/news/professional_computing/news20060720002.aspx
[…] Donalphons provoziert gerne. Auf seinem Weblog Rebellen ohne Markt (und manchmal auch an seiner Blogbar) hat er in der Vergangenheit schon so manchen Seiten-Hieb ausgeteilt. Viele mögen ihn dafür, andere hassen ihn deswegen, aber langweilig wird es nie. […]
[…] Donalphons provoziert gerne. Auf seinem Weblog Rebellen ohne Markt (und manchmal auch an seiner Blogbar) hat er in der Vergangenheit schon so manchen Seiten-Hieb ausgeteilt. Viele mögen ihn dafür, andere hassen ihn deswegen, aber langweilig wird es nie. […]