oder: Was von einem Werbedeal und 40.000 Besuchern am Tag übrig bleibt.

Am 6. Februar 2006 veröffentlichte die Tomorrow Focus AG, eine Tochter des Burda Medienkonzerns und Firma hinter dem Portal Focus Online, diese Pressemitteilung, die hier in ihren epochemachenden Teilen wiederzugeben mir ausnahmsweise ein grosses Vergnügen ist:

FOCUS Online startet eine umfangreiche Kooperation mit dem Investmentfonds-Spezialisten Fidelity. Erstmals wird im Rahmen dieser übergreifenden Werbe-Kooperation ein sogenannter Weblog vermarktet. Der bei FOCUS Online im Channel Finanzen vor einem halben Jahr gestartete Blog von ntv-Korrespondent Markus Koch ist eines der erfolgreichsten Online-Tagebücher, das FOCUS Online im vergangenen Jahr gestartet hat. Fast täglich berichtet der Börsenguru live von der Wallstreet und begeistert mit seinen teilweise provokanten Kommentaren weit über 40.000 Nutzer.

Nun ist das mit Behauptungen von PR so eine Sache; ähnlich wie auch bei Börsengurus. Bei Herrn Koch fallen Beteiligten und Verlierern der New Economy seine die Technologiemärkte antreibenden Tipps auf ntv ein, die einen nicht zu geringen Anteil am Hype hatten. Gerade die angeblich 40.000 Nutzer des Blogs sorgten damals für etwas Verwunderung, schliesslich wäre das ausserhalb vom Focus kaum bekannte Blog von Koch damit eines der grössten deutschen Blog gewesen. Auch auf Nachfrage [http://blog.zeit.de/blogruf/?m=200602&paged=2] beharrte der Focus auf den Zahlen: Täglich bis zu 40.000 Nutzer. Das ist viel; zum Vergleich: Die Berliner Morgenpost kommt online laut IVW auf etwa 35.000 Nutzer am Tag.

Nun, jetzt ist es 11 Monate später. Riskieren wir doch mal einen Blick zu Herrn Burdas so grandios vermarkteten Blogstar und vergleichen das nochmal mit der Pressemitteilung:

FOCUS Online startet eine umfangreiche Kooperation mit dem Investmentfonds-Spezialisten Fidelity. Erstmals wird im Rahmen dieser übergreifenden Werbe-Kooperation ein sogenannter Weblog vermarktet.

Na sowas. Die Werbung von Fidelity, sie ist nicht mehr. Kein Link, kein Bapperl, keine Kästen, nix. Alles weg. Es war da mal, als ich das letzte Mal reingeschaut habe. Oooops. Da scheint sich die “Umfangreiche Kooperation” als ein klein wenig schmalbrüstig und nicht wirklich dauerhaft erwiesen zu haben.

Fast täglich berichtet der Börsenguru live von der Wallstreet und begeistert mit seinen teilweise provokanten Kommentaren weit über 40.000 Nutzer.

Nun, momentan scheint er das nicht zu tun. Das letzte Lebenszeichen kommt vom 6. Dezember 2006, davor meldete sich Koch am 6., 16. und 23. November, und seit dem Sommer durchschnittlich einmal pro Woche. Zuletzt haben die 40.000 Nutzer täglich insgesamt 0 Kommentare bei seinem letzten Beitrag abgegeben. 0 Kommentare in fast 40, nicht fast täglich zum Schreiben genutzten Tagen, nun, das ist, hm, also nicht viel. Bei der gigantischen Leserschaft.

Vielleicht sollte sich Herr Burda für rückblickend für das interessieren, was seine Firma früher der International Herald Tribune mitgeteilt hat, um vorausschauend nicht zu schnell irgendwelche Trends auszurufen, die zu verwirklichen die Firma dann doch nicht die Kompetenz, Ausdauer und Kraft hat. Vielleicht sollte Tomorrow Focus aufhören, sich mit offensichtlichen Lügen lächerlich zu machen, nur weil es gerade schick ist, erfolgreiche Blogs zu haben. Vielleicht sollte man auch irgendwann so ehrlich sein und reinschreiben: Sorry Leute, das war nix und der Partner ist auch weg.

Statt dessen ist zu vermuten, dass der ganze Verein mitsamt bestellten Jubelpersern aufrecht über die Fehler der Vergangenheit voranschreitet zu neuen Visionen, zum Buffet beim Digital Lifestyle Day und den Hoffnungen, irgendwem den nächsten grossartigen Plan vorzustellen. Diemal hoffentlich ohne Blogs.