Ich denke, man ist sich in der Blogosphäre vergleichsweise einig darüber, dass Spam in den Kommentaren und als Trackback höchst unerfreulich ist. Dagegen gibt es beispielsweise Spam Karma für WordPress und den Löschbutton für all die “Nice Site”-Einträge. Manchmal kommt so ein werbender Trackback auch von einem Blog bei einem grossen Bloghoster, den man dann eben in Kenntnis setzt. Dennoch kann man kaum wirksam dagegen vorgehen, denn die Absender sitzen weit weg im Ausland.

Es gab natürlich auch ein paar Fälle, in denen von weniger geschickten Leuten “Empfehlungen” und “Tipps” abgegeben wurden. Oder, dass mehr oder weniger versehentlich ein Trackback gesetzt wurde, hinter dem sich dann Event-Marketing verbargd. Mit der Folge, dass man die Dinger eben gelöscht hat. Ich kenne aber mindestens zwei Fälle in Deutschland, in denen sich Blogger gegen solche Versuche nach Feststellen der IP auch rechtlich oder mit saftigen Rechnungen dagegen gewehrt haben. Nicht umsonst findet man bei einigen Bloggern im Kommentarfeld den Hinweis, dass kommerzielle oder werbende Kommentare teuer werden. Auch da ist mir kein Fall bekannt, wo jemand mit den Tätern Mitleid gehabt hätte.

Und jetzt dreht sich diese Sache nochmal einen Schritt weiter. Ãœber die “Mail Me”-Funktion von Blogscout (einem System, das zu Blogger.de gehört, wo mein privates Hauptblog liegt) wurde gezielt Spam versandt, mit dem Ziel, Blogger im Stil von Trigami und ähnlichen Käufern von kommerziellen Bloginhalten für eine Pokerfirma einzuspannen:

xxxxxxxx bekommt einen höheren Seitenwert durch die Werbung, was den Blogs (also Ihnen) selbstverständlich vergütet wird.

Dirk Olbertz, der Blogscout betreibt, legt jetzt Betroffenen nahe, dagegen vorzugehen. Etwas Ähnliches könnte übrigens auch Leuten passieren, die heute für Trigami schreiben: Im Gegensatz zur Annahme, die Beiträge seien von Trigami “gesponsored”, handelt es sich bei gekauften Blogeinträgen und den dafür bezahlten Summen ziemlich klar um PR-Dienstleistungen, genauso wie im obigen Pokerbeispiel. Sprich: Der Blogger ist von diesem Moment an ein Gewerbetreibender für den Kunden, über dessen Produkt er schreibt. Die Trigami-AGB sagen das ganz deutlich:

trigami ist ein Werbemarktplatz, der Auftraggeber und Auftragnehmer vermittelt. trigami selbst wird dabei weder zum Auftraggeber noch zum Auftragnehmer, sondern ist lediglich Vermittler.

Mit allen rechtlichen Konsequenzen. Nochmal: Blogger, die via Trigami schreiben, werden von den Kunden (!) dafür bezahlt, Trigami kümmert sich nur um die Abwicklung, und die Blogger sind demnach PR-Dienstleister des Kunden. Genauso, wie der Trackbackspammer in China Kunde von Viagrapenisenlargmentetcpp. ist. Im letzten Fall von Jam-Schweiz, rein rechtlich betrachtet: PR eines Vereins, der im Zusammenhang mit einer fragwürdigen Sekte steht. Wenn so jemand aus einem derartigen Jubelbeitrag heraus hierher einen Trackback sendet, oder als bezahlter PR-Dienstleister hier in den Kommentaren für die Sekte randaliert…

Was unterscheidet ihn eigentlich rechtlich vom Trackback- und Commentspammer eines Viagravertickers aus China? Dass ihm nicht klar ist, was er tut? Dass er nicht vorher mit seinem Anwalt gesprochen hat? Dass er sich als kleiner Blogger gar nicht vorstellen kann, dass er wegen lumpiger 100 Euro zum gewerblichen PR-Anbieter wurde?

Meinjanur. Dies ist ein kostenloser Hinweis auf Probleme, an die man erst gar nicht denkt und die man so lange für unrealistisch hält, bis sie dann im Umschlag im Briefkasten liegen. Die Erfahrung im Internet zeigt leider, dass überall dort, wo es Ärger geben kann, der Ärger auch kommt. Also, bloggende PR-Dienstleister: Denkt mal ruhig drüber nach, was Ihr tut. Nachdenken. Und zwar, bevor Ihr hier in den Kommentaren weitere Anlässe bietet, das Thema zu vertiefen. Denn trotz der AGB steht Ihr auch in einem Geschäftsverhältnis zu Trigami oder anderen “Anbietern”. Nicht der Blogger ist das Problem, der auf sowas hinweist.