Oh oh, da hatte Lanu aber einen Volltreffer gelandet: Stefan Baron, der erste Chefredakteur Deutschlands, der 2001 in das Minenfeld von Dotcomtod geriet und durch seine miserable Form zur Berühmtheit der Site beitrug – der Mann, der einen Schnüffler mit falscher Identität auf mich und viele andere ansetzte – dieser Mann namens Stefan Baron also, der sein Bloh unter “Black Baron” führte, macht 89 Jahre nach dem roten Baron ebenfalls einen finalen Sturzflug und verlässt die Wirtschaftswoche, das seit Jahren taumelnde Devotionsblatt der deutschen Wirtschaft ohne Anspruch, Qualität und die geplante Auflagenentwicklung. Mich überrascht eigentlich nur, dass es so lange gedauert hat: Nach meinem Gefühl wäre Baron nach der Megapleite von E-Business fällig gewesen.

Neben diesem unbestreitbaren Scoop von Boocompany gegen die nachzockelnden Medien stellt sich jetzt die Frage, was der neue Leiter machen wird. Niemand kennt seinen Namen, aber wenn ich hier mal einen Tipp abgeben darf: Er wird sehr jung sein, Interneterfahrung mitbringen und gezielt eingesetzt werden, um den alten Trott bei der Wirtschaftswoche aufzubrechen. 16 Jahre Baron und dessen – nach Insidermeinung – autokratisches Regime muss ein Aufbruch folgen, denn die Wirtschaftswoche ist neben dem Handelsblatt das Sorgenkind von Holtzbrinck – sagt man bei Holtzbrinck selbst. Ich bin da anderer Meinung, das Problem bei Holtzbrinck ist der Wahnsinn, im Internet jeden Mist kaufen zu müssen, den die WiWo in der aktuellen Ausgabe hochgeschrieben hat.

Aber genau hier wird der “Neue” ansetzen. Tatsächlich ist es für die Wirtschaftswoche mit ihrer wöchentlichen Erscheinung gar nicht dumm, die Zeit bis zur nächsten Ausgabe die Leser bei der Stange zu halten. Wie das geht, macht das nicht minder grottige und devote Manager Magazin aus der Spiegel Gruppe vor: Gleiche Leistung im Print, mehr gefälligen Pseudojournalismus online. Und deshalb und weil es eh modern ist, das zu tun, wird der “Neue” in sein Konzept eine Stärkung der Onlinemarke WiWo.de hineinschreiben und die Mitarbeiter verdonnern, vernetzter zu arbeiten. Ausserdem wird er den Schink oder die Lyssa machen und wie Welt und WAZ nach tauglichen Bloggern suchen, denn die angestammte Mannschaft hat schon beim ersten Blogversuch einen ganzen Haufen tote Blogs hinterlassen, inclusive der halbherzigen Versuche von Stefan Baron himself. Das geht nur mit neuen Leuten, und die wird man suchen, casten und in den neuen Auftritt integrieren. Ist ja nicht so, dass es da draussen nicht einen Haufen Neocon-Blogs gibt, die nach einem Jahr der Desorientierung eigentlich dringend eine neue Aufgabe bräuchten.

Woher ich das alles weiss? Ich weiss es nicht. Es ist nur eine Vermutung. OK, sie ist auf ein paar Informanten gestützt, aber die wissen auch nichts Genaues. Aber es kann sicher nicht schaden, sich gleich mal meine 10 alten Gebote für Journalisten-Blogger durchzulesen.