Dass PRler und Werber das letzte sind, mit dem man sich beruflich einlassen sollte, lernt man als Journalist in aller Regel schnell – es sei denn, man legt Wert auf den Abschaum der Kommunikationsbranche und die Glasperlen, mit denen dort Johurnaille dazu bewegt wird, jedes Loch jeder Begehrlichkeit zu öffnen. Komischerweise gibt es in der Blogosphäre ein weit verbreitetes Misstrauen gegen Journalisten genau wegen derer, die sich kaufen lassen und betrügen, aber weniger gegen die Verursacher dieser Geschäfte.

Womit wir beim Werber Sascha Lobo und Johnny Haeusler wären, zwei Leute, die für ihre Blogs von einer mit Bekannten durchsetzten Jury den Grimme-Online-Award bekommen haben, dann – unter Einschluss eines Jurymitglieds – den Blogvermarkter Adical gründeten und, während dieser mangels Kunden seit nunmehr seit zwei Monaten zur werbefreien Zone verödet ist, sich inzwischen mit eben jenem Jurymitglied als Gestalter eines PR-Blogs für die Druckerpatronenrecyclermesse CeBit verdingen.

Und die nun hat vor einer Woche ihr Herz für Blogger entdeckt. In einem viel beachteten Statement schreibt der Pressesprecher der CeBit auf dem PR-Blog blumig:

Fernab der so genannten etablierten Medien Tageszeitung, Fachmagazin, Radio und Fernsehen hat sich eine neue, eine schnelle, eine spannende und besondere Form des Journalismus entwickelt. Das Bloggen! […] Besonders die Berichterstattung über Technologie hat dadurch eine schnelle und spannende neue Dimension dazubekommen und dadurch auch inhaltlich sehr gewonnen. Blogs sind heute für Technologie-Freaks nicht mehr wegzudenken. Und oft macht es schlichtweg Spaß, Beiträge voller Begeisterung zu lesen, Tipps zur Nutzung zu bekommen, die hilfreich, ehrlich, bodenständig und ungefiltert sind. All das hat uns bei der Deutschen Messe als Veranstalter der CeBIT dazu gebracht, dass wir die Arbeit von Bloggern unterstützen müssen. Und wollen.[…] Deshalb werden wir erstmals zur CeBIT 2008 auch Blogger als Journalisten akkreditieren und ihnen bei Ihrer Arbeit die Unterstützung zuteil werden lassen, wie es seit Jahren Journalisten der traditionellen Medien gewohnt sind. Wie bei den traditionellen Medien sollte es möglichst auch für die Blogs einen inhaltlichen Zusammenhang zu Technologie-Themen geben, die sich auf der CeBIT wiederfinden.

Diese Aktion brachte dem PR-Blog unter Bloggern sehr viel Zustimmung und lobende Verlinkungen ein, auch wenn in den Kommentaren seitens Häusler und Lobo der Ton wegen einiger ausbleibender Zustimmung etwas rauer wurde. Endlich, hatten viele Blogger den Eindruck, werde man ernst genommen von einer Messe; ein Pressesprecher erkenne die neue Macht aus dem Internet an, man werde für das Publizieren im Netz belohnt, blabla sülz laber.

Oder auch nicht. Denn die Cebit wollte mit dem letzten Satz offensichtlich ausdrücken, dass nicht jeder Blogger als Bereicherung angesehen wird, sondern nur gewisse, handverlesene Blogger. Andere wurden einfach aussortiert, und zwar mit einer gar nicht mehr so nett klingenden Massenmail:

Sehr geehrte Damen und Herren, zunächst einmal vielen Dank für Ihr Interesse an der CeBIT 2008. Nach eingehender Prüfung Ihres Blogs/ Internetseite müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir keinen direkten Bezug zu den Themeninhalten der CeBIT erkennen. Für eine Akkreditierung im Bereich Blog/Onlinemedien ist dieser Zusammenhang jedoch Grundlage für eine Akkreditierung zur CeBIT.

So ist das eben mit PR: Nett sind sie nur, wenn sie was wollen, und geben tun sie nur, wenn sie mehr zurückhaben wollen. Es fanden sich genug nützliche Idioten, die der CeBit unter den Blogs zu einem coolen Image verholfen haben, und wenn es dann die Absagen gibt, ist es auf dem CeBit-Blog sehr, sehr still. Kein Wort zum Thema seitens der PR-Autoren Lobo und Häusler.

Tjaja. So ist das.