Es wird sein wie immer: In Berlin bei der Neuauflage der Konferenz Re:publica werden wieder haufenweise Leute auf die jüngsten Erklärungen altbekannter Blogvermarkter hoffen, wie das mit dem reichwerden mit dem Bloggen klappen kann. Und damit das auch dieses Jahr so bleibt, haben sich die Veranstalter Johnny Häusler von Spreeblick und Markus Beckedahl von New Thinking/Netzpolitik etwas einfallen lassen.

“Darf man mit Blogs überhaupt Geld verdienen?”

(http://programm.re-publica.de/2008/events/188.de.html)ist die Eröffnungsfrage des Panels zum Thema Geld, ein Jahr nach dem Start des nicht eben allzu erfolgreichen Blogvermarkters Adical, dem beide angehören Dort will man zwar Kontroversen, aber bitteschön die richtigen Kontroversen.

Also nicht: Soll man mit Blogs Geld verdienen. Sondern: Mit welchen Methoden kann man mit Blogs Geld verdienen. Ein wenig so wie in der guten, alten DDR: Nicht darüber reden, ob die DDR nicht vielleicht doch der falsche Weg sein kann, zumindest für die, die davon nicht profitieren, sondern wie macht man die DDR effektiver. Ein lustiger Kontroversenbegriff für eine Veranstaltung, die sich “die kritische Masse” nennt. Die argumentative Selbstentleibung von Häusler und Beckedahl als kritische geister kann man in ihren eigenen Worten nachlesen, als es ihnen darum geht, weitere Gesprächsteilnehmer für das Panel zu finden, und zu kritische Angebote abgebügelt werden (http://re-publica.de/08/2008/03/12/kontroverse-panels/#comments):

Häusler: Wenn wir die Meta-Diskussion führen wollen, könnten wir auch diskutieren, ob Geld verdienen mit Musik okay ist oder nicht. Ich fürchte, da kommen wir auf keinen grünen Zweig.

Beckedahl:Wie Johnny schon geschrieben hat, geht es uns in der Diskussion weniger um die Frage, ob man mit Blogs überhaupt Geld verdienen darf oder nicht, sondern eher um die Erfahrungen damit.

So richtig schön wird die Sache aber erst, wenn man bei der re:publica und ihrer Programmentstehung ein wenig hinter die Kulissen guckt. Bei keimform hat Stefan aufgeschrieben, wie es ihm bei der Konferenzvorbereitung so ergangen ist, als er etwas zum Thema Blog und Kommerz machen wollte. Lustigerweise wurde letztes Jahr oft und deutlich geklagt, es hätte keine Gegenpositionen in der Frage gegeben, und die Kritiker hätten sich nur im Internet rumgetrieben. Heute dagegen ist es laut Stefans Bericht so, dass es trotz Antrag einfach nicht gewünscht ist, auch wenn frischer Platz, Gelegenheiten oder gar im Blog kommunizierte Angebote da sind.

So kann man es natürlich auch machen, in den Kommentaren, wenn es kritisch wird, ein “Hinkommen, einmischen, mitreden” absondern und vielleicht irgendwie noch ein Plätzchen suchen, um das Thema, wenn man es schon blöderweise abgebügelt hat, alibimässig unterzubringen. Und nachher den Medienpartnern mitteilen, was die Ergebnisse dieses Grosstreffens wichtiger Blogger sind. Ein Relaunch von Adical passt vielleicht auch noch rein. Und die Freunde und Helfer werden auch wie letztes Jahr rumgeifern, dass man die Konferenz nicht kritisieren darf, wenn man nicht dort war.

Bei der real existierenden kritischen Masse.