Vielleicht noch ein Nachtrag zu diesem Beitrag: Ich sehe aktuell drei Bereiche, in denen es eine ganz vorzügliche Blogosphäre gibt. Durchaus anspruchsvolle literarische Texte, Kochen und inzwischen auch Wirtschaft. In diesen drei Bereichen sind normale Medien schwach, sehr schwach. Wer die aktuelle Finanzkrise beim Handelsblatt und parallel in den entsprechenden deutschen Blogs und ihren amerikanischen Kollegen verfolgt, kann sich eigentlich über die etablierten Medien nur wundern. Und beim Kochen zeigen viele tolle Könner, wie öde doch Chefkoch.de und miserabel das gezwungene Gestöpsel beim Web2.0-Projekt Küchengötter.de ist.

Aber Medien? Da gibt es mehr als eine Marktsättigung, do sind wir längst in der Konsolidierung angekommen. Das Thema war sowas wie der Vorreiter der Kooperation von Bloggern und Medien, und das Ende von zwei Medienblogs bei der Welt ist nur ein weiterer Schritt in Richtung Entbloggung der Medien. Das Handelsblatt hat da auch zwei Halbleichen (Mediawatcher und Elektrischer Reporter) rumliegen, und auch andere Blätter von taz bis WAZ, die es mit Redaktionsblogs als Innenansicht der Tätigkeit versuchten, haben offensichtlich die Sinnlosigkeit dieses Tuns eingesehen.

Und dann noch die sog. Mediendienste: Da hätten wie DWDL.de mit ihrer Neigung zur Gefälligkeitsberichterstattung und plötzlich aufflackerndem Engagement, wenn es gegen die Konkurrenz ihrer Hinterleute mit ihren Call-In-Geschäften geht, die die Mehrheit an DWDL halten. Dann gibt es den Pleitier Turi mit seinen freundlichen Sendeplätzen und Berichten für Werbeschaltende, aber weitgehend ohne eigene Inhalte und der häufigen Einladung, Unprofessionalität in Wort und Urheberrechtsverletzung mit der Professionalität eines Juristen zu beantworten. Die Bloggerabmahner von Kress sind jetzt seit Jahren in der Krise und nur noch ein Schatten ihrer selbst, Horizont und Kontakter haben die Berichterstattung über Medien reduziert, für den Bereich Web2.0 gibt es an jeder Ecke PR-Durchreicher unterer Qualität, und jetzt kommt das Projekt Meedia und sargt das alles ein, nicht, weil es gut ist, sondern weil es bei aller Anstrengung dann doch nicht in der Lage ist, so mies und schlampig wie die Konkurrenz zu sein. Wer wirklich Intresse an Medien und echten Themen hat, geht eher zu vertiefenden Blogs wie Indiskretion Ehrensache oder zu Coffee and TV.

Dazu kommt, dass Medien jetzt nach 7 mageren Jahren an der Schwelle zu 7 Jahre des Hungers sind. Was all die Personalien, Pressemitteilungen und durchgereichten Bullshitideen verschleiern: Wirtschaftlich gesehen ist die Berichterstattung über diese Branche genauso unsexy wie bei jeder anderen Krisenbranche, in etwa auf dem Niveau der darbenden deutschen Bekleidungsindustrie oder der Granizhauer im bayerischen Wald. Mit Medien kann man nur noch Politiker in korrupten Favelas wie Berlin und Leipzig oder in Rednekkäffern wie München angeln, ansonsten wird diese Branche mit einem Haufen unschöner Metastasen a la Zoomer.de niedergehen. Internet ist kostenlos und damit arbeitsplatzvernichtend, Werbung war schon immer scheisse, aber im Internet kann man das zum ersten Mal wirklich sehen. Damit ist das Geschäftsmodell hinfällig, weil das, was im deutschen Medieninternet gebracht wird, keinen Nutzer dazu bringt, für Information zu zahlen. Ausserhalb der sich für relevant haltenden Medien interessiert dieses Schicksal Leute wie meine Mutter nur, wenn Bekannte von mir betroffen sind. Medien gehen vor die Hunde, und der Gesellschaft geht es sonstwo vorbei, weil man über den Niedergang des real existierenden Journalismus so traurig sein muss, wie über den Rückgng der Bremsenpopulation am Badesee.

Das beste Medienblog, das man machen kann, ist kein Blog über Medien, sondern ein Blog als Alternative zu den Medien. Nicht das Stochern im schimmelden Scheisshaufen ist für die da draussen spannend, sondern das Ganze anders und besser machen.