Statt der üblichen Umfragen
So sollte man es ganz sicher nicht machen (ausserhalb der Klammern mit echten Zitaten echter Studenten von Unis, die angeblich echte Lehrtätigkeit ausüben):
Hallo Du (Blogger, dessen name ich hinzuschreiben zu faul bin und dessen Email ich aus dem Anklicken der deutschen Blogcharts gewonnen habe)
Mein Name ist (diverse, aber keine Erklärung, was sie nun genauer machen, KoWi, PR-Ossi-Lehrgang in Läbzisch, oder noch was übleres, und warum es gerade Blogs sein müssen)
Im Rahmen meiner Bacherlor/Masterarbeit/B.A.-Thesis an der Uni (blabla ohne Fachbereich, geht ja keinen was an) führe ich eine kleine Umfrage unter Bloggern durch/möchte ich mit Dir ein Interview via Chat führen/habe ich einen Fragenbogen als PDF angehängt.
Die Umfrage/Beantwortung ist anonym (und deshalb ohne jede Datenschutzregelung) und hat maximal 31 Fragen, die jeweils einzeln gestellt werden/das Intervies dauert höchstens 10 Minuten/ich brauche die Antworten bis Mitte nächster Woche. (Ich könnte noch dazuschreiben, dass ich eine drittklassige PR-AnjaTanja bin und mit der Arbeit danach auch gleich noch meinen Chef bekrieche, der sowas im Portfolio haben möchte, oder Sinn und Zweck der Umfrage oder auch nur die Fragestellung, aber das waren jetzt schon doppelt so viele Zeichen wie in einer SMS, das muss hoffentlich reichen, also klick Dich durch, ich lass es dann durch die Auswertung laufen, während ich bei StudiVZ die Partybilder meiner Chicks uploade)(ohne Gruss)
Name (von jemandem, dem ich mit besten Gründen übelstes Prekariat und anschliessend Arbeitslosigkeit wünsche, denn sowas hat keinen Platz im Journalismus)
Ich verstehe absolut nicht, wie Unis heute derartige Spacken produzieren können; und ich bin mir auch sehr sicher, das hier so schreiben zu können, denn von denen liest garantiert keiner die Blogbar. Das sind vermutlich irgendwelche viertelgebildeten Auswendiglerner, die unter Druck ihre 20 Seiten zusammenschmieren und dann faktisch von irgendeinem HiWi betreut werden, der auch keine Ahnung vom Thema hat. Hauptsache was mit Internet und einem Modethema. Dass eine Abschlussarbeit ausgerechnet über Blogs bei der Arbeitssuche nicht wirklich sexy ist, hat denen vermutlich keiner gesagt. Und Umfragen, die pseudowissenschaftlich aufdröseln sollen, aus welcher Motivation – Geld, Partner finden, Informationen, blabla – man blogt, gab es schon zuhauf. Das braucht kein Mensch mehr, und ich würde es auch nicht bringen, hätten mich in den letzten Tagen nicht vier derartig hingeschluderte Dummdreistigkeiten erreicht, deren Institute ich mir rausgekramt und gespeichert habe, um zu wissen, welche Unis ich ganz sicher nicht mehr besuchen werde.
Abgesehen ist die Frage, wieso ich blogge, ähnlich sinnvoll wie die Frage, warum ich atme oder gern Sex habe oder Zwetschgendatschi mache. Trotzdem lässt sie sich beantworten mit einem Wort, das kommunikationswissenschaftlich irrelevant und für die PR lediglich ein Teil der offenen Dreilochgestaltung ihrer Protagonisten ist: Sehnsucht.
Ich würde nämlich gern mit meiner Reisecopilotin Andrea in meinem Roadster in das brandneue Hotel von Lu fahren, wo ihr Diener Jonathan das Gepäck in Empfang nimmt, und Peter gerade die letzten Glaser einsetzt. Das Hotel ist an der Küste am Berg nahe es Dschungels gleich neben dem See und der Wüste, und nach ein wenig geistreichem Plaudern mit Modeste wartet auch schon Bergführer Mek auf mich und Holgi, um ein paar Spitzen am Sellajoch zu erklimmen. Oben ist eine idealtypische Hütte, die von der Meisterköchin betrieben und von Stubenzweig und philosophisch betreut wird, und nach dem Abstieg erwarten mich “Chez Lu” die von Kulinaria bereiteten und auf die Speisekarte geschriebenen Köstlichkeiten. Am Abend führt dann Matt durch das Nachtleben von Hamburg, und im Morgengrauen treffe ich am Strand von Florida dann ein paar amerikanische Wirtschaftswissenschaftler der Extraklasse, um mich über Immobilien auszutauschen.
Manches davon habe ich gemacht, manches werde ich vielleicht noch tun, vieles ist komplett illusorisch, aber es wäre eine äusserst feine Sache, wäre es möglich. Blogs sind kein Ersatz und allenfalls ein Abglanz, aber es ist immerhin ein Schritt in die richtige Richtung, es erlaubt diese Fluchten mal eben während der Arbeit, oder auch täglich oder tagesbegleitend. ich mag es, wenn die Deutschen schlafen gehen und die Amerikaner kommen, ich höre mir das alles gerne an, oft ohne involviert zu sein, denn wie man vielleicht merkt, bin ich kein eifriger Kommentarschreiber. Ich mag das alles, es zeigt, wie es vielleicht sein könnte, und deshalb läuft das nebenbei. Auch, weil es von Menschen kommt, die mir etwas sagen wollen, und nicht von den späteren Ausgaben der oben erwähnten Umfragedeppen, die genauso dumm, unengagiert und herzlos den Journalismus betreiben, der angeblich relevant ist.
Aber ganz sicher nicht für mich.
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Die Umfrage/Beantwortung ist anonym (und deshalb ohne jede Datenschutzregelung)
Goldig. Da kann man nur 20 Jahre Zwangsarbeit als Contentknecht für ein Internet-Portal fordern. Was bei der zu Schau gestellten Qualifikation sowieso droht.
Über die Umfrage selbst hab ich mich noch mehr geärgert als über diese herzzerreißend naive Mail. Hab kurz überlegt, die in meinem Blog zu zerrupfen, fand es dann aber fairer, dem mein Unverständnis in seine Kommentare zu kippen, wo es nach mehren Tagen in der Moderationsschleife dann irgendwann auch erschienen ist. Beantwortet hat er mir meine vielen Fragen aber nicht.
@Andreaffm
Ich habe die Umfrage gefunden. Dafür bekommt msn heutzutage einen Master-Abschluss?
ich hatte schon paar mal so studentenanfragen wegen musikbusiness, wäre für abschlussarbeiten. das niveau der fragen war ähnlich mies und lieblos. war ich mittelmässig entsetzt.
Ja, ja, die Ära der Bachelors. Seit einiger Zeit flutet die Armada herein und will Praktika machen, weil sie vom Journalismus träumen.
Allerdings halten die meisten von ihnen Kommata für Fliegenschiss und Grammatik für ein abgelegenes Teilgebiet der Neurologie. Und wenn man sie nach Sprachleidenschaft und Lesehunger fragt, dann schauen sie dich an aus großen, unschuldigen Augen.
Doch machen wir uns nichts vor: Sie sind die Zukunft.
Natürlich „träumt“ sie vom Journalismus, die Armada. Ich bin auch schon wirr, und das liegt nur am Bachelor.
[…] 5. “Eine kleine Umfrage unter Bloggern” (blogbar.de, Don Alphonso) Don Alphonso macht sich Gedanken über die Leute, die einen, viele Blogger kennen das, dummdreist um Informationen angehen: “Das sind vermutlich irgendwelche viertelgebildeten Auswendiglerner, die unter Druck ihre 20 Seiten zusammenschmieren und dann faktisch von irgendeinem HiWi betreut werden, der auch keine Ahnung vom Thema hat. Hauptsache was mit Internet und einem Modethema.” […]
Das ganze Übel liegt nicht an der Person, die diese naive Anfrage gestellt hat. Es liegt an dem Abschluss und dem ganzen Dilemma des Bologna-Prozesses. Mittlerweile werden Unis überrannt von kleinen 17-jährigen Mädchen, die ihr Studium in MAXIMAL sechs Semestern zum Bachelor prügeln müssen.
Kann sich irgendjemand wirklich vorstellen, was es bedeutet in einem seminar zu sitzen mit 3000 Kindern, die sich durchsetzen müssen? Egal wie.
Im Bachelor-Studium bekommt man nichts beigebracht. Es ist das Abitur-Prinzip. Man lernt auswendig und vergisst. Aber sie dürfen es nicht anders machen. Eine Prüfung versemmelt und BUMM ist man weg vom Fenster. Ich finde es ganz schön einfach elitär den Knüppel zu schwingen, anstatt mal zu prüfen, dass diese Leute nicht anders können. Das ist kein Erziehungsversäumnis oder Dummheit per sé… es sind schulische Produkte. Und Unis werden mehr und mehr zu Schulen.
Danke.
Was in Deiner Wiedergabe der Ansprache fehlt, sind die rotzfrechen Nachfassmails.
Bin dazu übergegangen, den Leuten zu mailen, dass ihr Verhalten eine bodenlose Frechheit ist. Eine Bitte ist eine Bitte und hat gefälligst auch so vorgetragen zu werden.
Da der Fachbereich/Professor/Betreuer, wie Du richtig sagst, nie angegeben wird, habe ich letzte Woche eine Kopie an den Präsidenten und die Pressestelle der LMU geschickt. Die werden nicht (sofort) kapieren, worum es geht, aber mittelfristig gibt es vielleicht Hoffnung. Meiner Ansicht nach muss die Wissenschaft uns vor dem grassierenden Umfragewahn (der bei weitem nicht nur auf Bloggern niedergeht) schützen.
Wie schon oben erwähnt, habe ich mir die Mühe gemacht, den Leuten hinterher zu recherchieren. Xing, StudiVZ und noch ein paar andere Dinge. Das sind samt und sonders keine 21-jährigen mehr, zweimal ging es um den Master, und wenn es auch Ausreden für schlampige Arbeiten geben mag, sehe ich absolut keinen Grund, unhöfliche Massenemails zu verschicken, die nicht mal ansatzweise Informationen erhalten. Besonders nett fand ich in dem Kontext die Dame, die verschwieg, dass sie im Grunde genommen nur PR macht und absolut kein Interesse am Bloggen per se hat. Zwei waren noch nicht mal in der Lage, eine halbwegs okaye Anrede zu verfassen, und alle zusammen hatten einen ganz miesen “Machma”-Klang. Nur ein Einziger von denen hat sich die Mühe gemacht, meinen namen rauszukramen, und das auch nur, weil er ein IM-Interview machen wollte. Ich habe sowas einmal gemacht, es ist einfach nicht möglich, per Chat relevante Aussagen zu machen. Ich finde den Bachelor ebenfalls eine ganz miese Nummer. Aber ich war noch an der Uni unterwegs, als der Bachelor bei uns eingeführt wurde und man es sich aussuchen kommmte. Und die Leute sind scharenweise in die B/M-Richtung gegangen, weil soe möglichst schnell fertig und reich werden wollten, und die Uni eh nicht viel bringt.
Und wenn es wirklich so wäre, wo bleibt dann eigentlich der Protest der Betroffenen? Und was ich absolut nicht akzeptiere ist, dass hinter so einem Müll in meinem Briefkasten auch noch ein Betreuer steht, der es einfach zulässt.
Dass jenes betreut wird, ist auch mir ein Rätsel. Es nicht zu tun, gilt vermutlich als obsolet denkend. Man bringt seinen Studenten die Werkzeuge bei, so glaubt man, aber genau das ist meiner Meinung der fatale Fehler. Man bringt seinen Studenten bei, sich zum Obst zu machen. Das selbstständige Denken – das ist mittlerweile obsolet geworden.
Der Bachelor-Abschluss. Oh mein Gott. Die rennen da scharenweise hin und ändern ihre Abschlüsse von Magister & Diplom auf Bachelor, weil man von den Studentenwerken dazu schon fast genötigt wird. Ich selbst bekam im Zuge dieser Umstellung zwei Briefe, in denen mir der Abschluss schmackhaft gemacht werden sollte. Ich kotze ja schon, dass ich keine Referate mehr bekomme, weil die in Zehner-Gruppen (!!!) zwischen den Millionen Bachelor-Absolventen aufgeteilt werden müssen. Man wird dazu gedrängelt. Möchte man einen Fachwechsel (als Magister, …), dann MUSS man auf Bachelor wechseln. Eine wichtige Prüfung verhauen… Wiederholung nur möglich, wenn B.A.
Verdammtes Dilemma. Also darf man den Verfall der Unis zuschauen, 18-Jährige, die von ihren Profs gebauchpinselt werden, wenn sie mit Wikipedia-Infos „glänzen“, jeder einen Sprechanteil von 2 Minuten hat, keiner im geringsten über die zwei Minuten des Anderen Bescheid weiß und man für „tolle Gruppen-Arbeit gelobt“ wird.
Die lernen das so. Wen wundert es, wenn dann Zombies Master-Arbeiten schreiben und einem die Drähte aus der Mütze kommen? Wen? Ich wäre erstaunt, wenn Sie sich da ernsthaft über so was wundern würden, Mr. Alphonso.
Die Unis bringen ja leider auch nichts mehr. Wie auch? Mittlerweile gibt es NC auf Geschichte, Kunstwissenschaft etc. Man denkt sich, was das für ein Wahnsinn ist, sitzt dann aber in völlig überfüllten Sälen und beobachtet Professoren, die sich verhuren und „das beste draus machen“. Deutsche Studenten haben nicht die Eier in der Hose sich dagegen aufzulehnen. Hat man am Gebührenboykott gesehen, sieht man bei jeder Beteiligung an Stura-Wahlen oder wenn das nächste „Fest der Völker“ durch Städte zieht und auf 100 Glatzen lediglich 50 Gegendemonstranten kommen.
Die Leute haben kein Bock und kein Interesse mehr. Und daran sind die Leute nicht schuld. Sind sie so ganz in echt nicht. Sie werden so gemacht. Ich würde also nicht die Mails als abstoßend nervig empfinden, sondern das, was solche Mails hervorbringt. Das ist ein wesentlich komplexeres Problem an das sich keiner rantraut.
Tja, Bachelor: UNI-Diplom LIGHT, aber mit viel mehr Risiko, Streß, Arbeit, hoher Abbrecherquote, mehr auswendig lernen als alles andere – und immer schön brav auf die jeweiligen Bedürfnisse des UNI-Sponsors zugeschnitten.
Davon ab habe ich derlei unsinnige Umfragen schon vor Jahren bekommen und bekomme sie ab und an weiterhin – und eben nicht von “Bachelor”-Studis.
Mittlerweile gucke ich da gar nicht mehr rein, sondern entsorge derartiges sofort.
wenn ich je und endlich genau dieses hotel habe und betreibe, mein guter, dann kannst du einen drauf lassen, das jonathan dir das spezi an die liege bringt.
eisgekühlt und wie gewohnt: bräsig und diskret.
Ich lese sowas schon gar nicht mehr. Mail markiert und auf DEL gedrückt… und weg ist der Schrott!
Was würde eigentlich passieren, wenn man denen aus schierem Schandudel einfach phantasiegeborene Fake-Antworten gibt? Wäre das Ergebnis dann trotzdem ‘Wissenschaft’?
Klar wird das als Wissenschaft ausgegeben. Das ist das geniale an solchen Online-Befragungen. Man hat keine Informationen über Grundgesamtheit, und damit Qualität der Stichprobe. Von methodischen Aspekten wie Reliabilität oder Validität der Antworten mal ganz abgesehen.
Das ist die elegante Art der empirischen Sozialforschung. Hypothesen aufstellen, Stichprobengrösse berechnen und Pretests waren gestern.
Ach ja: Und am Ende importiert sich das alles automatisch in Excel, wo man phne Plausiprüfungen ein paar eindrucksvolle Charts fabrizieren kann.
Na, denn – ‘let’s create scientific worlds’:
“Weshalb bloggen Sie? – Weil ich ja nicht den ganzen Tag onanieren kann.”
“Was ist für Sie der Sinn des Bloggens? – Weiber wie Sie herumzukriegen.”
usw.
@Chat (5)
Das gibt es schon seit zig Jahren im RealLife und nennt sich Markt-/Meinungsforschung. Was da alles in den Feld-Interviews gefaked und gelogen wird, spottet jeder Beschreibung. diese B.A.-Hansel müssen halt noch eine Menge lernen, eine wirklich große Menge.
[…] … ich selbst mache da bessere Erfahrungen, als der Herr aus dem Süden (eine Bezeichnung, die in dem Kontext dieses Blogs als Wertschätzung verstanden werden kann ;). Allerdings mehren sich die Beschwerden auch aus meinem professionellen Umfeld über die Mentalität der Studienabgänger. Und die Kerbe wird immer tiefer, die von Fachidioten, Abschreibern und Gestromlinierten spricht. […]