Momentan gibt es ja so einige gerade im professionellen Internet, die angesichts der Stellenstreichungen bei prominenten Printmedien schon deren baldigen Niedergang vorhersagen. Man sollte es damit vielleicht nicht übertreiben; ich gehe mal davon aus, dass generell erst mal in den kostenintensiven Bereichen gestrichen wird, bis man sich den kleineren, aber verlustreicheren Onlineprojekten zuwendet. Seit Tagen halten sich Gerüchte über einen kommenden Paukenschlag bei Holtzbrinck, und dass bei Ebay Deutschland massive Einschnitte durchgezogen wurden, ist auch kein Geheimnis.

Vorgestern jedenfalls, berichten die üblichen wohlinformierten Kreise, ging es bei den im Web2.0-Geschäft aktiven Media Ventures zur Sache: Ein Dutzend Mitarbeiter soll das Unternehmen verlassen haben. Hintergrund soll eine Art, sagen wir mal, Neuorientierung sein, weg von den Eigenentwicklungen hin zu einer Art Investmentfirma. Wie es jetzt mit deren alten, seit längerem nicht mehr besonders entwickelten und nicht gerade fehlerfreien Bloghoster Blogg.de weitergeht, ist unklar.

Aus Bloggersicht weniger bedauerlich ist dagegen die unsichere Zukunft des Projekts Blogmonitor, von dem eine Art Profiversion für Agenturen und Firmen in Entwicklung ist. Der veritable Blogschnüffeldienst, der damit Bloginhalte von Leuten kommerzialisieren würde, die das vielleicht gar nicht wollen und sich im Zweifelsfall juristisch gegen so eine Form der Blogüberwachung wehren könnten, steht dem Vernehmen angesichts der anderen Baustellen der Firma und reduzierter Personalstärke ziemlich weit hinten auf der Prioritätenliste.

Meines Erachtens hat sich Media Ventures im auf eine Art im Internet verfranst, die typisch für andere Konzerne der letzten Jahre ist: Zu viele Projekte, zu wenig ernsthaft umgesetzt, zu geringe Einnahmen und jetzt in der Krise zu wenig Bereitschaft, es trotzdem weiter zu versuchen. Da kommt noch mehr. Ich würde zwar meine Kinder eher auf den bau schicken, als in den Journalismus, aber besser noch zu einer seriösen Medienfirma, als in den Morast der Klitschen, die in den kommenden Jahren weggespült werden.