Es ist ein wenig komisch, wenn ausgerechnet ich mit Bloggernebentätigkeit bei einer Online-Offensive jetzt einen Beitrag über eine gescheiterte Online-Offensive auf Blogbasis schreibe, aber irgendwer muss es ja machen, weil es zwar manche wissen, aber keiner darüber redet, weil man es sich ja nicht mit jemandem verscherzen will:

DerWesten, das Onlineportal der WAZgruppe, hat wissen lassen, dass selbst die alten Hungerlöhne im niedrigen dreistelligen Bereich für frei angestellte Blogautoren zu viel sind. Ich glaube, wenn ich als Blogger die letzte Jahre über die WAZ verteidigt hätte, oder 2006 als eingeladener Vorzeigeblogger bei der WAZ die Ideen der Chefredakteurin begeistert beklatscht hätte, würde ich mir jetzt etwas blöd vorkommen. Ausser, ich würde eine Web-TV-Firma betreiben, die Chefin gut kennen und für den Westen den Videopodcast LostinDeutschland machen, dessen Hauptdarsteller auch nicht gerade schlechte persönliche Kontakte in die Spitze der Firma hat [Edit: Zu meiner Schande muss ich gestehen, diese Person mit den Beteiligten eines anderen Videocastprojekts verwechselt zu haben, was ich sehr bedaure]. Da soll es dem Vernehmen nach weiter gehen. Die betroffenen Blogs dagegen dürften in den kommenden Wochen zu Ruinen werden. Zur Erinnerung nochmal die schönen Worte aus dem Juli 2006 (Kommentar von Prospero ziemlich weit unten):

wir werden hoffentlich möglichst viele motivierte freie Blogger beschäftigen können, die angemessen bezahlt werden, also nicht hier mit wie in anderen, von anderen Projekten bekannten irgendwelchen lächerlichen Beträgen abgespeist werden und ich möchte einfach Lesern die Gelegenheit geben sich zu beteiligen sei es durch Kommentare oder bloggen oder Photos oder Videobloggen oder sonstwas. Aber ich glaube ich werde kein Budget kriegen Leser fürs Bloggen zu bezahlen, aber was ich zum Beispiel großartig finde wenn sich talentierte Leser finden würden, [deren Beiträge. P.] dann umgekehrt den Weg in die Printausgabe finden dass die dann natürlich angemessen bezahlt werden wie Freie zum Beispiel auch. Also ich möchte jetzt nicht damit anfangen Lesertexte in die Printausgabe zu übernehmen und dafür nicht den ganz normalen Zeilensatz zu zahlen den man auch Freien bezahlt […] Aber ich habe auch gemerkt bei dem strategischen Dialog am Montag, dass auch andere Blogger da keine Pauschalantwort für haben z.B. wie sieht eine angemessene Bezahlung für Blogger aus, ist ja nicht einfach mit Zeilensätzen abzugelten

Nun, das mit der Pauschale dürfte sich damit weitgehend erledigt haben. Als Grund werden Sparzwänge angegeben. Wer sich die ganzen alten Versprechungen von “richtig viel Geld in die Hand nehmen” nochmal anschauen möchte, kann das hier tun. Die grosse Internetrevolution der WAZ endet in einem mangels DPA-Texten mittelmässigen, billigen und unengagiert von Redakteuren zusammengebauten Webauftritt.

Aber hey – immerhin haben sie ja einen Twitteraccount! Ist ja auch viel moderner als Blogs.