ist auch nicht recht viel anders als Journalismus. Es gibt beim Verfassen von Blogeinträgen zwar keine Redaktion, aber weil da keiner ist, der einem sagt, tu dies oder wir brauchen jenes, macht man es selber – und stellt vielleicht auch härter Ansprüche an sich selbst. Journalisten sind oft Schlamper und Freunde des einfachsten Weges, da fällt es leicht, strengere Kriterien zu definieren. Man überlegt, was ankommen könnte, was man für die grosse Erzählung braucht, um darauf zurück zu kommen, man ist sein eigener Herr und sein eigener Sklave. Es ist recht nahe am Dasein eines Auslandskorrespondenten, und nichts anderes bin ich eigentlich bei der FAZ: Ich habe eine bestimmte Region und in dieser Region, die als idealtypisch gelten kann, eine bestimmte Klasse. Früher war es Judentum in Deutschland, heute ist es die bessere Gesellschaft im südlichen Deutschland. Es fühlt sich, wenn der erste Beitrag drin steht, vollkommen normal und unaufgeregt an. Der Unterschied sind die Kommentare und eine grössere, inhaltliche Freiheit, aber schon früher war ich am besten, wenn ich keine aktuellen Meldungen fabrizieren musste, sondern mit Gedanken um Erscheinungen machen konnte.

Es läuft gar nicht schlecht, es gibt eine rege Leserbeteiligung, was ich auch brauche: Ich fühle mich dumm, wenn unter einem Beitrag, der mir wichtig ist, nicht mindestens die gleiche Textmenge an Kommentaren drunter steht. Der Schnitt liegt aktuell bei 28 Kommentaren pro Beitrag. Was noch fehlt, sind 20 Kommentare, die ich nicht freigeschaltet habe.

Das Freischalten ist dort Pflicht. Es ist schade, wenn gute Leute nicht einfach kommentieren dürfen. Aber es ist erleichternd, wenn man nicht jeden Kommentardeppen löschen muss, sondern sich einfach denkt: Wenn Du willst, dass ich Dich freischalte, lern erst mal die Grundzüge des Anstands. Trolle schreiben dort absolut chancenlos. Hat auch was. Trotzdem versuche ich eine Lösung zu bekommen, die manche automatisch durchlässt.

Die anderen: Was ich wieder mal gesehen habe ist, dass es drei Arten von Feinden gibt. Die einen brüllen sofort los. Das sind die Idioten. Die anderen sitzen irgendwo und warten, dass man einen Fehler macht, oder sie eine Lüge nachschreiben können. Das sind die Klügeren, aber ich glaube nicht, dass ich Marler Korruptis und Berliner Koofmichs was zu schenken habe. Und dann gibt es noch die Hinterfotzigen, die Getratsche weiterverbreiten. Was, wie man wissen sollte, ins Auge gehen kann.

Aber trotzdem, ich will mal nicht so sein, hier die grosse Frage, die man meinen Bekannten stellt: Wieviel. Tja. Ich sage es mal so: In meinem Leben ist der absolute berufliche Worst Case, wenn wirklich alle Stricke reissen und mich absolut keiner mehr für irgendwas haben will, dass ich von dem lebe, was ich habe. Und das ist nicht extrem wenig, selbst wenn ich mich dann stark beschränken müsste. Allerdings kann ich nicht klagen, was Aufträge angeht. Ich verrate kein Geheimnis, wenn ich sage, dass ich das, was ich früher getan habe, auch weiter mache – und das hat mit Bloggen nichts zu tun. Es war schon immer genug, um zum Büro von Zoomer, derwesten, Spreeblick und adnation zu fahren, oder zur re:publica, auszusteigen und kurz und laut zu lachen. Jetzt würde ich noch etwas länger lachen. Soviel ist es. Und das reicht mir.

Aber es geht nicht darum: Es ist ein Experiment, ein Experiment über das Schreiben über eine Klasse, die das nicht möchte, von einem, der Teil dieser Klasse ist, und man wird sehen, wie es läuft und wie lange es geht. Es ist ein publizistischer Herzenswunsch, den ich habe, seit es Rich, Vanity Fair und Park Avenue mit ihren abstrusen Konstruktionen der Lebenswelt meiner Klasse gibt, und den ich in meinen Blogs nicht erfüllen konnte. Die FAZ ist der richtige Ort. Deshalb. Es ist natürlich auch ein Risiko, aber ich habe ein gutes Gefühl. Und kein Problem, darüber zu reden. Ich bin ja kein verdruckster Blogwerber, der auf links macht und rechts die Kohle von Yahoo nimmt.