Heute Abend war mein Vodafail-Informant aus Bukarest wieder auf der Durchreise zurück nach Berlin. Man kann nicht sagen, dass ihm Bukarest gut getan hat, aber er musste schnell untertauchen, weil man bei Vodafail einen Schuldigen sucht und er dachte, wenn er nicht da ist, nehmen sie einen anderen. Jedenfalls brennt bei Vodafail die Hütte, und nach einer Authorisierungskonferenz wurde ein geplantes Interview des Vodafail-Marketeers Gründeis aus versehen an alle und auch meinen Informanten verschickt, statt nur an den hauseigenen Zensurdienst im Iran. Kann passieren. Natürlich werden die Iraner ihr bestes tun, aber ich bin nicht die Heilsarmee und gönne Horizont keinen Scoop. Deshalb exklusiv und nur hier:

Das originale Vodafail-Interview zu ihrer neuen Socalled Media Kampagne! Die kursiven Teile sind jene Passagen, auf die die Iraner genz besonders genau schauen sollen:

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Herr Gründeis, die zahlreichen Kommentare auf HORIZONT.NET sowie viele Beiträge in Blogs und anderen Medien lassen den Schluss zu, dass die neue Vodafail-Kampagne bei der deutschen Werbe- und Web-2.0-Gemeinde nicht sonderlich gut ankommt. Haben Sie mit solchen Reaktionen gerechnet?

Gründeis: Es gab positives und negatives Feedback, und ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich bei einem Dutzend Freunde aus PR, Startups und Marketing bedanken, die quasi in Vorleistung für Aufträge hingesetzt haben und so nette Sachen über uns schrieben. Uns war klar, dass wir uns im Web 2.0 mit einem sehr kritischen Publikum auseinandersetzen, das kein Blatt vor den Mund nimmt. Was wir leider erst später erfahren haben war, dass es diesmal nicht reicht, unsere Anwälte loszuschicken. Auch hat das mit der Garantiequote hilfreicher Schleichwerbepostings der Busdrehinsassen nicht ganz so toll geklappt, aber immerhin, auf Heiko Häppigs Mädels von Lesfakes war dann doch Verlass! Und wir wussten, wir werden auch polarisieren, in den Powerpoints von Nico Summa war etwa die Rede von überwältigender Zustimmung, aber auch normaler Begeisterung und dann wieder der Bereitschaft, auf Lebenszeit Sklaventarife mit Seelenverkauf abzuschliessen. Äh ja. Also, da waren wir vielleicht etwas zu gutgläubig. Wir werden auch kritisch hinterfragt und wir nehmen das auch ernst.

Können Sie die Schelte in Ansätzen nachvollziehen?

Gründeis: Es gab konstruktives und weniger konstruktives Feedback. Manche haben es sogar gewagt, uns, UNS! zu verspotten! Sie haben unsere Tarife abgelehnt! EINFACH SO! Da könnten wir ja gleich dichtmachen, wenn wir nicht jeden Cent aus denen rausquetschen würden. Und dann auch noch trotz unseres Verbots weiter über unsere Netzsperren geredet! Wir reden jetzt mit unseren kompetenten iranischen Beratern, wie man damit fertig wird. Mit den konstruktiven Argumenten und Vorschlägen setzen wir uns auseinander, die Anfragen zu Werbeschaltungen laufen bereits. Ich mein, wir haben den Haeuchler auf Linie gebracht und den Sobo, wir wissen ja, dass die da draussen scharf auf unser Geld sind: Wir sind angetreten, um auch mit und für die Web 2.0 Welt etwas zu tun.

Mit der Verpflichtung von bekannten Bloggern wie Lascha Sobo und Ute Geissfrau als Testimonials haben Sie sich auch bei der Web-2.0-Gemeinde offenbar eher Feinde als Freunde gemacht. Hat Vodafail die Blogger und Web 2.0-Macher, die ja eigentlich Wortführer der neuen Vodafone-Zielgruppe Generation Upload sind, falsch eingeschätzt?

Gründeis: Lascha Sobo und Ute Geissfrau sind keine Testimonials. Das haben wir zwar in der Pressekonferenz noch ganz anders behauptet, aber inzwischen hat Nico Summa unseren Access to successfull speech 4 meaningleaders of teh internetz noch mal rebrandet und mich empowert zu sagen: Sie sind Menschen aus dem Leben wie Zladco und die Vorletztplatzierte der 2. Staffel des Dschungelcamps, die Vorreiter eines Trends sind, nämlich: Sich auch mit Pleiten und CDU-Mitgliedschaft bei den hippen jungen Leuten durchlavieren. Mit dem, was sie tun, stehen sie beispielhaft für die Generation Upload und sind darin bekannt geworden, was eine tolle Leistung ist, nachdem die Tschänäräschn Aploht inzwischen schon aus 6 Testimonials äh Menschen aus dem Leben wie Zladco und die Vorletztplatzierte der 2. Staffel des Dschungelcamps besteht.

Hätten Sie sich nicht denken können, dass Blogger, die ja nicht unbedingt als Freunde von Kommerz und Werbung bekannt sind, laut aufschreien, wenn sich einer ihrer bekanntesten Vertreter von einem Unternehmen für dessen Werbung vereinnahmen lässt?

Gründeis: Lascha Sobo macht keine Werbung für Vodafone, das sieht nur so aus, weil die Blogger noch nicht ihr Hirn rebrandet haben, sonst wüssten sie es so besser, wie ich es auch weiss, seitdem Lascha mir das noch mal erklärt hat. Er steht für eine Einstellung, für Menschen, die die Möglichkeiten der digitalen Kommunikation nutzen, um ihr Leben aktiv und kreativ zu gestalten, also schicke Werber wie Äff-Ämm, Moderatoren von 9live, die Autoren von politically incorrect und meine nigerianischen Freunde, deren Investmentideen genauso aggressive und successproven sind die Powerpoint von Nico. Wir wollen echte Typen, echte Werbung mit authentischen Menschen. Wie Zladco. Nur mit krasserer optischer ID, und sie müssen zumindest so tun, als könnten sie tippen. Ansonsten wäre Zladco natürlich unsere erste Wahl gewesen, aber den Iro wollte er nicht.

Glauben sie trotz aller Kritik weiterhin, dass Sie mit der neuen Zielgruppe, dem Claim und der Kampagne auf dem richtigen Weg sind, oder wird es Anpassungen geben?

Gründeis: Wir glauben daran, dass die digitale Kommunikation unser Leben extrem verändert, wenn wir endlich mal alle dazu gebracht haben, nur noch unsere kostenpflichtigen Vodafail-Angebote zu besuchen, in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Familie und Wahrheit. Und wir halten die Zielgruppe, den Claim und auch die Kampagne für richtig, denn die anderen Ideen von Schultz & Feinds wie der Spot mit den lustigen Walfängern, den coolen Gentechniker und Atomlobbyisten kam uns dann doch eher komisch vor, auch wenn sich unsere Netzelite aus dem Busdreh dort genauso in den Hintergrund gesetzt hätte, und die angefragten Blogwerber auch Handlangern chinesischer Mörder ein Plätzchen geben. Werbung soll Aufmerksamkeit erzeugen und das ist zweifelsohne gelungen, nicht ganz so gut wie Vattenfall mit Krümmel, aber heute meinte mein Boss schon, das alles wäre ja voll verstrahlt und giftig – wir sind also auf einem guten Weg. Aber wir haben auch den Ehrgeiz, konstruktive Kritik in unsere Produkt- und Serviceentwicklung einfließen zu lassen und für die Generation Upload eine bevorzugte Plattform zu bieten. Das Grusswort von Frau von der Laien ist schon im Packegepreis für unsere Netzsperren enthalten.

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Soweit also die PR-Stretegie von Vodafail. Nachdem ich gerade bei Horizont das wirklich famose Interview mit dem Marketingchef von Vodafone gelesen habe, das in seiner einsichtigen und von tiefem Verständnis geprägten Art als Musterbeispiel gelungener Krisenkommunikation für die vollkommen zu Unrecht beschimpfte Firma und den unverschämt kritisierten Sascha Lobo gelten kann, gehe ich davon aus, dass auch Vodafail bald seine Ruhe im Konflikt mit Bloggern, Netzsperrengegnern und anderen nicht mit Werbung abgespeisten Internetkreaturen haben wird.