blogmuffeleien
Wie das immer so ist: Kaum gibt’s irgendwo ein Forum, gibt’s auch schon massigweise Leute, die das vollschreiben, weil sie alles besser wissen. Im Fall Heise findet sich das Forum hier, Thema: “Deutsche sind Blog-Muffel”. Hach, wie aktuell. Deutsche sind doch eh Universalmuffel, da muß man doch nicht jedes einzelne Muffelgebiet noch journalistisch beackern.
Aber dann muß ich doch mal schreien: Da denkt man, bei Heise sitzt die bundesrepublikanische Informationselite, und dann sowas:
“Aber warum sollte ich ein Weblog schreiben? In meinem Tagebuch (und
das ist nach wie vor aus Papier und wird mit echter Tinte
geschrieben) schreibe ich privateste Dinge, die niemanden etwas
angehen. Ich werde mit Sicherheit nicht meine Intimsphäre weltweit an
die große Glocke hängen, auch nicht pseudonym. In einem Weblog, das
weltweit veröffentlicht wird, würde ich kaum über Allgemeinheiten und
Belanglosigikeiten hinaus kommen. Und genau so etwas finde ich in den
meisten Weblogs, die ich bisher gelesen habe.
(…)
Mein Fazit: Weblogs sind etwas für Leute, die so durchgeknallt sind,
dass sie sich auch in einem Big Brother-Container einsperren lassen
würden, oder für Leute in Ländern, in denen die Menschenrechte
missachtet werden. Ansonsten braucht man so etwas nicht wirklich.”
Ähem? Durchgeknallt? Gut, mal wieder die Exhibitionistenthese. Hatten wir ja lange nicht. Und immer von sich auf andere schließen.
Auch schön, kurz & knackig:
Wer bloggt hat einfach zu viel Zeit und in dem kleinen germanischen
Dorf wissen die Leute was mit Ihrer wertvollen online-zeit
anzufangen! Ein gutes CMS mit wöchentlichen oder monatlichen
Einträgen ist doch ausrechend, was soll der Hype???
Und das sind jetzt keine mühsam rausgepickten Ignoranten, nein, diese Meinung wird von einer (geschätzten) soliden Zweidrittelmehrheit getragen. Gut, is nur Heise, sagt ihr jetzt wieder und winkt ab. Aber bemerkenswert find ich schon, mit welchem Antipathiereflex da reagiert wird.
Sorry, the comment form is closed at this time.
Die sitzen halt frustriert in ihrem Coder-Kämmerlein und bellen alles an, was vorbeikommt, SCO, Windows, Google, Blogs – hauptsache man fühlt sich im Recht.
Erschreckend finde ich, daß all diese Sozialkrüppel sich kein anderes Thema als Technik und Software vorstellen können. Alles, was irgendwie privat ist, ist in ihren Augen belanglos und ein ehrliches” Blog kann nur so aussehen:
Sozialkrüppel. Toll, wie differenziert Blogger urteilen können….. Ich gebe zu, dass es mir übel aufstösst, wenn jemand meine Kolumne im heiseticker als Weblog bezeichnet, ich also auch zu den Voreingenommenen gehöre. Aber die Forumsteilnahme bei Heise gehorcht wirklich anderen Regeln als das Bloggen. Momentan gibt es ca. 16.000 aktive Forumsteilnehmer, seit die Statistiken vor 4 Jahren eingeführt wurden. Aktiv heißt, dass sie mehr als 1000 Beiträge abgesetzt haben. (Die Regulars im Forum liegen bei 20.000 bis 30.000 Beiträgen: es ist halt ein eigenes Kommunikationssystem mit einem eigenen Wiki (heisewiki.xuboo.com), Stammtischen, Usertreffen, Beerdigungen und Heiraten usw. usf. So viel zu den Sozialkrüppeln. Anzumerken wäre noch, dass das viele der für Heise schreibenden Journalisten bloggen, etwa http://www.spindoktor.de und vowe.net HTH, Hal.
Sofort aufhören!
Da hat mich der Eintrag im Heiseforum (gefunden von von andreaffm) wirklich aufgerüttelt:
“Aber warum sollte ich ein Weblog schreiben? In meinem Tagebuch (und
das ist nach wie vor aus Papier und wird mit echter Tinte
geschrieben) schreibe ic…
ich schreibe ja auch mit füller statt mit werbekuli, kann also einen gewissen papierfetisch nicht verhehlen, finde das ja durchaus auch sympathisch – aber wie kann man das denn sinnvoll gegeneinander ausspielen? das ist doch was vollkommen anderes.
ich hab zu meinem blog eine ganz andere beziehung, ungefähr so wie der stolze gärtner zu seinem garten, da schaut man gerne mal vorbei und gießt ein bißchen und manchmal legt man was neu an und dann wieder stellt man sich einen klappstuhl hin und guckt es sich an und entspannt sich, mit einem glas wein in der hand. klar gibt’s da auch eher die schrebergärtner, die das community-feeling mögen, dann die sammler und spezialisten, die ästheten, etc. jeder wie er mag.
und wieder andere suchen ihr community-feeling lieber unter karnickelzüchtern und verstehen nicht, wie man wertvolle stallfläche mit kübelpflanzen zustellen kann.
das internet ist ja auch nix anderes als der vereinsring griesheim-süd. nur die strukturen sind ein bißchen größer und aufwendiger. und man trifft schneller auf küchenpsychologen, die einem irgendwas unterstellen, weil man bloggt. keine ahnung, welches defizit ich deswegen habe, ist mir auch herzlich egal, solange ich mich wohl dabei fühle. vielleicht ist es nicht wirklich viel sinnvoller als karnickelzüchten, aber ich hab halt einfach keinen platz für einen artgerechten stall im hof.
[nachtrag]
eben noch über küchenpsychologisierereien geschimpft, jetzt auch schon im spon: Wer Homepages baut, hat was zu kompensieren.