Qualitätsjournalismus, Copy und Paste und Spiegel Online
Wie die “New York Times” berichtet…
…sagt Doyle der “New York Times”
…kaufte sie sich laut “New York Times”…
Laut “New York Times” gehen…
Laut Moody’s Economy.com waren…
…beträgt Schätzungen des US-Magazins “Forbes” zufolge…
zu dem laut “Welt”
Die Person, die bei Spiegel Online unter der Kürzel “sil” schreibt, ist laut einer Erhebung des Blogs “Blogbar.de” weniger mit echter Recherche, sondern mit dem Zusammenfassen anderer Leute Zeitungsartikeln beschäftigt. Gibt aber vor, dem Leser etwas zum Thema Subprimekrise mitteilen zu können. Obwohl in diesem Bbeitrag fast nichts ist, was nicht woanders abgeschrieben wurde
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,534707,00.html
Gespannt warte ich jetzt bei Spiegel Online auf einen Beitrag zum Thema “Beitrag bauen mit Textbausteinen”, “Kosten reduzieren durch die Arbeit anderer Leute” oder “Leitmedium – 100 billige Tricks, um ebenso ganz vorne wie ganz peinlich zu sein”.
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Journalismus ist oft schlicht eine Textmüll-Recycling-Maschine. Für Blogs ein Wettbewerbsvorteil. Möglicherweise. Wenn wir wollen und was draus machen.
Sowas in der Richtung habe ich mir vorhin, als ich über die Formulierung “sagt Doyle der \”New York Times\”.” gestolpert bin, auch gedacht.
Wenn schon, dann solte man wenigstens professionelle Übersetzer engagieren.
http://www.nytimes.com/2008/02/12/business/12credit.html?scp=1&sq=Doyles+College&st=nyt
Im Original steht:
“The problems are most acute in areas that experienced a big boom in housing — California, the Southwest, Florida and other coastal markets — and in the Midwest, which is suffering from job losses in the manufacturing sector.”
Im Spiegel wird der Text einfach ein bisschen eingedampft:
“In Gebieten, die zuletzt eine Hoch-Zeit erlebten, sind die Probleme besonders groß: in Kalifornien und Florida zum Beispiel, oder in Las Vegas.”
Und der “Pink-Flamingo-Platz” muss in Deutsch unbedingt “Rosa-Flamingo-Platz” heissen…
Wer lust hat, analysiere selbst weiter…
Und der “Pink-Flamingo-Platz” muss in Deutsch unbedingt “Rosa-Flamingo-Platz” heissen…
haha, das ist gut!
Dieses neoliberale Schmierblatt hat seine sinkenden verkaufszahlen voll verdient. Ich hoffe, daß das noch schlimmer wird mit den zahlen. Ansonsten ist das halt wieder ein hübsches Beispiel für den teutschen Qualitätsjournalismus.
@5: Das “neoliberale Schmierblatt” hat “sinkenden Verkaufszahlen”? Wo hast Du das denn her? Dem Spiegelverlag geht´s doch blendend.
@1: Bitte nicht verwechseln: Auch wenn es schlechten Journalismus gibt, ist nicht “der Journalismus” grundsätzlich schlecht. Wenn ich mir deutsche Blogs anschaue, dann beschränken sich die meisten – sofern sie journalistische Produkte reflektieren – auf reines Nachplappern. Kritisches Infragestellen ist selten, Nachrecherchieren gar die absolute Ausnahme.
Stimmt aber, dass das Niveau bei Spiegel-Online deutlich spürbar gesunken ist.
Das ist inzwischen sogar zum Gespräch auf Studentenfeiern bei uns geworden. (!!!)
@ Mark S…. wo bist du denn hervor gekrochen?
aber gut… für auflagenzahlen siehe hier: http://daten.ivw.eu
das weiterklicken zu dem magazin/zeitung deiner wahl bekommst du sicherlich hin?? wenn nicht: ein hilfe ruf hier, und dir wird sicher gehülft.
und wenn du bemängelst, dass viele blogs nur themen aus eben jenen nachrichten aufgreifen… das mag schon sein… aber die schreiber von den blogs recherchieren zumindest meistens…
und schon der “rechercheschuh” ist für viele zeitungen zu komplex…. traurig… wahrlich…
und ja: ich habe auch schon ordentlich blogs aus meinem reeder geworfen die eben nicht recherchieren sondern nur nachplappern. warum sollte es den grossen, tollen verlagen besser ergehen?
Hey, wer in einem Beitrag nur andere zitiert, kann wenigstens nicht verklagt werden, weil er selbst irgendwas behauptet habe, das jemand nicht gefällt.
Außerdem ist das ja wohl auch anderswo üblich. Wenn man dem Forum glauben darf (was zugegeben eine noch fragwürdigere Quelle ist als die NYT), dann stammen die Texte eines Telepolis-Schreibers (einer ganz oben im Impressum) meist aus Washington Post oder NYT oder Guardian. So schlau, das zu merken, wenn es *nicht* wie hier als Quelle drin steht, ist allerdings kein Blogger, das wäre nämlich echte Recherchearbeit…und die einen haben halt keine Zeit zum Schreiben, die anderen keine Zeit zum Lesen…nur zum Meckern hamse alle Zeit, komisch, nicht?
Da nicht jeder Englisch kann, finde ich allerdings erstmal auch nichts Anrüchiges dran, Sachen aus dem englischen Sprachraum zu übersetzen, sofern das a) nicht vertuscht wird und b) natürlich solange die Urheber damit einverstanden sind. Bei einer wörtlichen Übersetzung wird das vermutlich nicht der Fall sein.
Rosa-Flamingo-Platz? Dann hieß das Original aber pink flamingo burst! :-)
Worüber beschwerst du dich? Darüber, dass der ‘Qualitätsjournalismus’ längst selbstreferentiell geworden ist? Wie willst du denn sonst für das verkaufsförderliche ‘Ge-Bubble’ sorgen, ohne wechselseitige Bezugnahme von Heini auf das Thema von Dieter und von Dieter auf das Thema von Heini? So funktionieren die großen Gerüchteküchen Medien nun mal …
Oops – ‘Gerüchteküchen’ sollte eigentlich durchgestrichen erscheinen.
Das Problem erstreckt sich meines Erachtens auch auf weitere deutsche Webseiten (Zeitungen les ich nicht mehr so häufig). Die Sueddeutsche ist da auch mit ganz vorne. Erinnere mich noch daran, wie sie z.B. einfach 33 der 101 Fast and Easy Summer Dishes der NYTimes (Zahlen und Titel können abweichen ;) ) übersetzt haben. Ob sie das auch mit den 101 Silvestersnackrezepten gemacht haben, müßte man mal nachschlagen…
Lohnt es sich überhaupt noch aufwändig zu recherchieren, wenn sofort alles kopiert wird? Anscheinend gilt auch im Journalismus “Wer arbeitet ist der Dumme”. :-)
Don, Du schreibst: Der Autor “gibt aber vor, dem Leser etwas zum Thema Subprimekrise mitteilen zu können.”
Ja, und? Kann er doch auch. Er fasst einen Artikel aus der NYT auf Deutsch zusammen. Mit Quellenangaben. Wo ist das Problem? Nicht jeder kann Englisch und nicht jeder hätte den Artikel auf nyt.com gefunden.
Nur um nicht missverstanden zu werden: Das ganze Ding ist sicher kein Glanzstück des Journalismus – ein Skandal ist es aber ganz sicher nicht.
Der Artikel ist weder als Autoren-Stück gekennzeichnet, noch steht er bei den SPON-Exklusiv-Artikeln. Wer den Artikel liest wird wohl kaum den Eindruck gewinnen: Oh, eine tolle SpOn-Geschichte. Er könnte aber sehr wohl denken, dass die NYT spannende Sachen schreibt.
Ähhh, nochmal zu den Zahlen (und dass mich ja keiner fragt, wo ich hergekrochen sei…):
Das ist aber keine wirklich sinkende Auflage, abgesehen vielleicht von einer austdemissionsbedingten Schwankung im letzten Quartal. Wenn man sich die letzten neun Quartale bei der IVW anguckt, ist das doch recht stabil.
“Wenn man sich die letzten neun Quartale bei der IVW anguckt, ist das doch recht stabil.”
Das war auch mein Eindruck. Aber da, wo ich “hervor gekrochen” komme, hat man sowieso nicht das feine Gespür für jene geringsten Schwankungen, die den Fachmann den Zusammenbruch des Kapitalismus erahnen lassen. ;-)
Wenn ich mich richtig erinnere, wurde das Gerücht mit der stark sinkenden Spiegel-Auflage von der Bildzeitung kürzlich gepusht – wohl unter anderem als Retourkutsche wegen einer ähnliche Berichterstattung des Spiegel über die Auflagenentwicklung der Bild-Zeitung. Tatsächlich hat der Spiegel in zwölf Monaten wohl 2 Prozent Auflage verloren, was zwar nicht gut, aber auch nicht gerade ein Erdrutsch ist. Diese Information habe ich nicht selbst recherchiert, sondern sie stand im Bildblog…
Im Übrigen finde ich es noch recht anständig, wenn ein Journalist wenigstens transparent macht, dass er all seine Informationen bei der Konkurrenz abgeschrieben hat. Die Quote derjenigen, die häufig Nachrichten von anderswo übernehmen, ohne das dazuzuschreiben, dürfte noch wesentlich höher liegen.
Nachtrag: Hier ist der Link zur Bildblog-Geschichte: http://www.bildblog.de/2778/bild-rangelt-bei-spiegel-gerangel-mit
Mit Aust hat der Einbruch bei den Einzelverkaufszahlen übrigens gar nichts zu tun, wenn man sich die in Bildblog aufgelisteten Zahlen mal anschaut. Das war wohl ein Gerücht, das einzig und allein Bild in die Welt gesetzt hat.
Herr Alphonso, ihr Maßstab liegt, wie so oft, zu hoch.
“sil” auf Spiegel.de nennt immerhin noch seine Quelle. Dies ist nicht selbstverständlich.
Ich empfehle einen Blick auf
Lars Halters Kolumne vom 13.2 auf teleboerse.de (n-tv)
http://www.teleboerse.de/918698.html
und dann auf diesen Artikel aus der New York Times vom 7.2 (Autor Jenny Anderson):
http://www.nytimes.com/2008/02/07/business/worldbusiness/07trader.html
oder sie lesen es …copy,cut,paste in einem:
http://board.trendinvest.net/showpost.php?p=1088573&postcount=178
..riding his coattails:
GQ USA vs GQ DE bzw Colbert vs Pocher:
http://www.comedycentral.com/motherload/player.jhtml?ml_video=156625&is_large=true
(gefunden auf http://dwdl.de/features/blog/)
[…] Wir schildern hier einen Fall von Copy & Paste-“Journalismus“, der nach unserem Wissen bisher ohne Vorbild ist. Zwar sind solche Methoden (abschreiben ohne Quellenangabe, kopieren direkt aus google, klauen von Themen etc.) überall verbreitet, wo Texte produziert werden, und das Thema Text- und Content-Klau (Snippets, Duplicate Content, Themen, Dokumente) beschäftigt viele Internetseiten, aber es kam bisher sicher noch nicht vor, dass […]