Zur Wiedervorlage an die Redaktion der Berliner Zeitung
Gerade eben hat die Redaktion der Berliner Zeitung einen Prozess gegen ihren Chefredakteur verloren – der darf trotz des Redaktionsstatuts auch Geschäftsführer der hinter der Zeitung stehenden Firma bleiben. Gleichzeitig soll rund ein Drittel der Redakteursstellen in der Berliner Zeitung gestrichen werden. Wer dort arbeitet, hat also keine allzu guten Chancen, seinen Job zu behalten.
Aus diesem Grunde möchte ich hier die Redaktion der Berliner Zeitung noch einmal auffordern, jetzt endlich Nägel mit Köpfen zu machen und ihren nicht hinnehmbaren Investor in der Form zu enteignen, als dass man ohne ihn im Internet zeigt, was man kann, die Zeitung, die Geldquelle des Tyrannen von ihrer Inhaltsbasis kappt und den Deutschen damit in einer grossen, harten Aktion zeigt, wie man als Arbeitnehmer und mutiger Journalist mit solchen Typen fertig wird, bevor sie einen fertig machen. Eine zeitung ist nicht der Parasit, der sie aussaugt, sondern die, die den Menschen Informationen und Leitlinien für unsere Gesellschaft liefern, es ist nicht die Kosteneffizienz und das Ausquetschen, es ist Anspruch und Mut. Zeigt mal, wo für Euch die Grenze ist. Für Euch und dieses Land, das vielleicht auch mal wieder stolz sein möchte auf tapfere Journalisten.
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yeah. nr. 1.
nun, immerhin ist die chance 1:3 den job zu behalten, wennn ich mich hier nicht verrechnet habe… auch, wenn ich mich in den lebensverhältnissen der mitarbeiter nicht auskenne, aber eine mutter oder ein vater wird sich vielleicht schwer damit tun, alles auf eine karte zu setzen… das problem ist doch immer, dass man ein gewisses einkommen braucht, wenn man familiäre verpflichtungen hat. auch wenn mut zum anspruch sicher wünschenswert ist.
Die Sache ist doch längst gegessen. Der gute Josef Depenbrock hat die Namen derjenigen die gegen ihn geklagt haben. Denen wird er als Deppenbrecher das Leben zu Hölle machen. Alle anderen werden seine Schuhe küssen müssen oder sie fliegen auch.
Die neuen Journalisten stehen doch bereit. Erkann für das halbe Geld sofort eine neue Redaktion haben, die, die Ränder um die Werbung mit Propaganda und versteckter Werbung beschriftet.
Der braucht keine Journalisten. Die dürfen ruhig gehen, da lacht der Investor und der Depenbrock braucht eh keine Journalisten.
Es tut mir leid, aber die Zeiten sind vorbei wo Journalisten noch Macht hatten. Schon lange.
Vielleicht ist das ja die Zukunft des Journalismus:
http://www.net-news-global.de/
Nicht weil die auch ab und an was vom mir bringen, sondern weil wir frei und unabhängige Medien brauchen.
Was mir immer schleierhaft ist – wozu in Gottes Namen braucht’s 120 Redakteure (einhundertundzwanzig), um ein Blatt wie die Berliner herzustellen? Mit 120 Leuten könnte man Grenada erobern, und zwar an einem knappen Vormittag.
Aber allen Ernstes: 120 Nasen, um ein zunehmend belangloseres “journalistisches” Produkt herzustellen, das in ganz erheblichem Maße aus Agenturmaterial zusammenstöpselt wird? Das erscheint mir viel, zu viel. Ich finde Montogomery und seine Handlanger auch höchst unsympathisch, aber das Mittelmaß, das die Karl-Liebknecht-Straße da so liefert, kriegt man sicher auch mit weniger Leuten hin.
Mir wird in der Sache zu oft so getan, als sei die Berliner eine wahre journalistische Perle, die nun zugrunde gewirtschaftet wird. Das ist sie nicht, sie ist ein zufällig hauptstädtisches Regionalblatt mit einstmals großen Plänen, mehr nicht. Dass es Entlassungen geben soll, ist bedauerlich – aber ich denke, mit 120 guten Redakteuren könnte man sehr, sehr viel mehr auf die Beine stellen. Insofern hält sich meine Trauer in Grenzen.
Sehr schön. Zeitung o muerte! Also nicht im wortwörtlichen Sinn. Aber so ein bisschen Redaktionskampfgeist dürfte durchaus ein bisschen Ausstrahlung über die Bundesdeutschen Grenzen hinaus haben. Mein Soli-Abo ist bestellt, unabhängig davon, ob mich das Geschehen in Berlin interessiert oder nicht.
Danke @4/Miscal für deine provokante Gegenmeinung. In der Tat fällt es mir schwer, mir hier eine Meinung zu bilden: Daß Arbeitsplätze abgebaut werden, der Rationalisierung, der Globalisierung, dem Wettbewerb zum Opfer fallen ist zwar schlimm, aber ja nichts besonderes. Andere Branchen – Automobil, Maschinenbau etc. – durchlaufen solche Prozesse ja schon seit den 90ern.
Da ich nicht in Berlin wohne, habe ich die Berliner Zeitung noch nie gelesen, über die Qualität kann ich also gar nichts sagen. Nun soll die Redaktion von 120 auf 90 Stellen verkleinert werden – für mich hören sich 90 Vollzeitstellen für eine Zeitung nur für die Redaktion immernoch ganz schön viel an. Und wir reden ja hier nicht über die NY Times. Laut der Redaktion und dem was taz & co. darüber schreiben, ist das der Untergang des Abendlandes.
Hat jemand denn Vergleichszahlen? Wie groß ist eine Lokalredaktion im Schnitt, wie groß sind die Redaktionen von Tagesspiegel, Süddeutsche, FAZ?
Hört sich gut an ! besetzt die Barrikaden !
Aber, ersthaft: Dieser Vorschlag ist so realistisch wie der, daß ostdeutsche Funktionäre der Linkspartei aus ihren geräumigen Altbauwohnungen und Einfamilienhäusern aus- und in Plattenbauwohnungen einziehen, um GERECHTIGKEIT und SOLIDARITÄT zu zeigen.
Schon die *spiegel*-Diskussion, um Beteiligungsdividende/Zukunftsinvestitionen hat doch gezeigt, daß auch “kaumpfbereiten Qualitäts-Journalisten” idR das finanzielle Hemd näher ist als der spätpubertäre Idealismus-Rock.
Da muß man auch nicht auf “Mütter und Väter” verweisen, also das allgemeine Zitieren der “alleinerziehenden Krankenschwester auf der Kinderkrebsstation”, um die Unmöglichkeit zu zeigen.
Wie toll SOLIDARITÄT funktioniert, sieht man ja am finanziellen Dümpeln des Propagandaorgans der Neuen Mitte, der taz. Deren zahnärztliche und oberregierungsrätliche Leserschaft packt ja auch nicht einen Teil des mittlerweile geerbten Bankguthabens von Nazi-Opa auf den Tisch der GERECHTIGKEIT. Seit den Zeiten des vietcong hat sich einiges geändert.
Man sollte auch nicht vergessen, daß die berühmten 68er zwei Dinge forderten: 1. Revolution, 2. einen schönen Posten im öffentlichen Dienst. Da sollte man von Journalisten, die ja sonst nichts können, auch nicht zuviel erwarten.
Trotzdem schön zu lesen ! ;-)
Eher könnte ich mir vorstellen, das die 30% Geschassten sich nachher zusammentun und Montgomery eine Internetzeitung entgegenhalten. Denn es ist ja davon auszugehen, daß die denkenden Köpfe die ersten sind, die gehen dürfen. Vielleicht wird die dann sogar besser, als die Netzeitung.
Die anderen bleiben und schreiben, was der Chef sagt.
Das würde dann bedeuten, daß die Berliner Zeitung über kurz oder lang endgültig ihre Bedeutung verliert. Als der Verkauf an eine große rheinische Regionalzeitung anstand, der dann vom Kartellamt gestoppt wurde, habe ich mich schon gewundert, was an dem Blatt so wichtiges ist, denn die Qualität war damals, vor Montgomery auch nicht besser. Die Regionalzeitung hat mit kleineren Zukäufen längst das erlangt, was sie mit der BZ vorhatte und die BZ siecht vor sich hin. Damit geht zwar ein Stück Berliner- und Pressegeschichte ein, aber diese Entwicklung war abzusehen. Ausserdem geht es vielen Dinos so.
[…] Zur Wiedervorlage an die Redaktion der Berliner Zeitung (blogbar.de, Don Alphonso) Der “gewöhnlich gut informierte Don Alphonso auf Blogbar” (Frankfurter Rundschau) stellt klar, dass eine Zeitung kein Parasit ist, sondern mit Anspruch und Mut “Menschen Informationen und Leitlinien für unsere Gesellschaft” liefert. Er fordert die Redaktion der Berliner Zeitung auf, “ihren nicht hinnehmbaren Investor in der Form zu enteignen, als dass man ohne ihn im Internet zeigt, was man kann.” […]
Interessant zu dem Thema fand ich diesen Artikel:
http://www.faz.net/s/Rub475F682E3FC24868A8A5276D4FB916D7/Doc~E0046AD3E6E5D4FC2BFDE266F79FD09F8~ATpl~Ecommon~Scontent.html
Der Alzheimerverwalter `Erinnerung´ reklamiert, im Münsterländischen habe sich ähnliches ereignet. Die Redaktion/RedakteurInnen haben`s dann im Web versucht, behauptet der Verwalter, aber dort sei nur noch Nix.
Ja, fürs Web lassen sich Texte in die Tastatur klopfen. Ja, mit Web 2.0 lassen sich die Bilder animieren, sogar vertonen. Ja mit all den tollen Tools läßt sich ein zeitungsähnliches Layout erzeugen, auf Monitore zaubern. Nein, das Web 2.0 zaubert daraus keine Zeitung. Content läßt sich mit Lichtgeschwindigkeit übertragen, nicht aber mit gleicher Geschwindigkeit zusammentragen. Zeitung und Web sind unterschiedliche Medien, die sich gegenseitig ergänzen, nicht aber ersetzen können. Das wird also eher nichts mit der Web-Zeitung.
Die Redakteure/Redaktion haben `ihre´ BZ ja schon davon überzeugt, daß sie zumindest für die BZ taugen. Heißt das, sie “müssen” fürs Web taugen? Wie klein/groß eine Redaktion in der Bundeshauptstadt Millionendorf sein muß, soll, kann, darf, ist wohl eine Frage die sich nicht an Vergleichsobjekten in kleineren Städten/Orten festmachen läßt. Den “Reporter” vor Ort aus heilen Journalismuszeiten angenommen, braucht alleine von der Fläche her bei ortsüblicher Geschwindigkeitsbegrenzung für innerstädtischen Verkehr Berlin etwas mehr Personal als HH, F, M. Und genau das Leben, das draußen stattfindet, soll der Redakteur innen im Web darstellen. Es taugt dafür nicht, drinnen vor dem Monitor/Tastatur zu sitzen! Und jeder der an solchem Projekt Beteiligten muß sich intensiver und tiefer auf IT einlassen, als er will und/oder kann. Für eine Zeitung im Web muß der Macher zuerst nicht nur etwas, sondern alles von den Web-Publikationstechniken verstehen und auch bedienen `können´. Null Chance für das Team von der BZ!
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ausgerechnet die Berliner Zeitung die richtige Truppe für eine Internet-Zeitung hat, wenn ich mir das Erscheinungsbild der Online-Variante seit dem Relaunch und die technischen Fähigkeiten des Blogs dort anschaue … ;-) Obwohl die Macher dahinter echt nette Menschen sind, die vielleicht auch einfach unter diversen Fesseln leiden, kann sein.
Natürlich, wenn ich ein neues Medium nutzen will, kann ich das nicht mit den alten Methoden tun.
Zu einer Internetzeitung wie ich mir das vorstelle, gehört vor allen Dingen Mobilität, um den Vorteil der lichtschnellen Nachrichtenübermittlung zu nutzen. Das würde bedeuten, Laptop und Digitalkamera. Um Text und Bilder sofort vom Ort des Geschehens liefern zu können. Das würde ebenfalls bedeuten, daß zwar einer in einem Büro sitzt, um Verwaltungsaufgaben zu erledigen und Hintergrundartikel zu schreiben, die Hauptarbeit erfolgt aber auf der “Straße”. Der Reporter der vorvorigen Generation wäre wieder die Hauptperson.
Diese Zeitung würde zwar vielleicht noch so heißen, hätte aber mit dem Produkt, was wir zur Zeit unter diesem Begriff kennen, nicht mehr viel zu tun.
Auch Recherchen kann man mobil betreiben, wobei eine kommunikative Vernetzung (Stichwort: Teamspeak) der Reporter und der Redaktion für schnellen Informationsfluss und flexible Nachrichtenerfassung sorgen könnten.
Möglicherweise hätte ein so gemachtes Produkt sogar die Chance, irgendwann wieder als Printausgabe nachgefragt zu werden.
Nebenbei bemerkt: Die “BZ” ist eine Berliner Boulevardzeitung und nicht identisch mit der “Berliner Zeitung” (die heißt kurz “Berliner”).
@ Miscal: Bist Du sicher, dass es sich um 120 Vollzeitstellen handelt?
tja, jetzt wird wohl auch noch bei der Netzeitung gespart:
http://www.netzeitung.de/medien/altpapier/1079977.html
Zwar imho nicht immer von hoher Qualität der Artikel geprägt, schaue ich da trotzdem häufiger vorbei. Wäre schade wenn auch daraus nur ein DPA-Verwerter wird :-(
Solangsam sollten sich doch genügend Redakteure aus der Berliner Zeitung und er Netzeitung zusammenfinden, die gemeinsam gegen die Machenschaften von Montgomery und Depenbrock rebellieren?!?!