StudiVZ oder Es sind ja nicht meine Daten
Der junge Mann, der mutmasslich StudiVZ mit der Weitergabe der Daten vieler Nutzer des immer wieder in Skandale verwickelten Netzwerks erpressen wollte, wurde heute tot im Untersuchungsgefängnis aufgefunden – vermutlich Selbstmord. Und ich muss ganz ehrlich sagen, dass es irgendwie in das Gesamtbild dieser Firma und ihrem unsäglichen Management zwischen Stalkergruppen, Partyeinladung im Stil des Völkischen Beobachters und Dauerverharmlosung der Datensicherheitsprobleme passt.
Nun ja.
Wenn wir davon ausgehen, dass StudiVZ auch diesmal nicht dazu lernen wird und
davon ausgehen, dass sie auch diesmal den Laden nicht wasserdicht machen werden und
uns dann noch den Umstand vor Augen führen, dass der nächste Hacker mit finanziellen Interessen vermutlich nicht mehr dort vorstellig wird, sondern gleich anderweitig einen Käufer sucht…
Nun, es sind nicht meine Daten.
Und wenn schon der deutsche “Datenschutz” die Serie des Versagens nicht sieht und den Laden nicht gnadenlos an die Kandare nimmt, sollte vielleicht jeder überlegen, ob seine Daten dort gut aufgehoben sind.
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Und ich dachte neulich schon, ich sitze in einer Zeitschleife, weil es all die Diskussionen um SchülerVZ auch zum StudiVZ schon vor… Jahren gab.
Gut das hier ist neu, bietet aber ob des deprimierenden Leichengeruchs nun wahrlich keinen Unterhaltungswert.
Dennoch muss wohl dann und wann mal wieder beleuchtet werden, dass sich immer noch nichts grundlegend geändert hat. Im nächsten Schritt gibt es dann vermutlich das KindergartenVZ, weil die Kleinen noch nichts davon gehört haben wie vertrauenswürdig die VZs denn eigentlich sind.
Wären die VZs keine scheinbar harmlosen Netzwerke, sondern eine Restaurantküche, eine Fahrradwerkstatt oder ein Elektiker, hatte man sie längst dicht gemacht und dahin verklagt, wohin sie gehören. Aber diese Leute werden immer noch rumgereicht.
[…] Der Mensch, der über eine Lücke im SchülerVZ massenhaft Daten abgreifen konnte, hat sich heute zum Freitod entschlossen. Und diese VZ-Dinger werden auch weiterhin die reinsten Datenschleudern bleiben und sich einen Dreck um Datenschutz kümmern, denn alle diese Sicherheitsprobleme bei den Vauzetten sind wahrlich nichts Neues. Nun, es sind ja nicht meine Daten… […]
mal sehen, was die Holtzbrink-Presse dazu schreiben wird.
Ich würde Leute wie Rene Walter wirklich bitten, hier nicht mehr unter Alkoholeinfluss und/oder gezieltem Missverstehen zu kommentieren. Irgendwann ist meine Geduld mit solchen Stalkerein zu Ende.
Laut Springerpresse hat er die Daten nicht selbst geklaut. Allerdings wird nicht mal diese tragische Story auch nur ansatzweise dazu führen, dass bei den Verantwortlichen endlich mal ein Umdenken einsetzt.
In StudiVZ und meinVZ habe ich mit den erwachsenen, vorgeblich zu selbstständigem Denken fähigen Menschen inzwischen aber kein Mitleid mehr. Diese ganzen Piratenparteijünger, die sich furchtbar darüber aufregen was der Staat denn alles mit ihren Daten anstellt, aber sich selbst nach wie vor derart unverantwortlich benehmen, haben es nicht anders verdient.
Das man nicht in der Lage ist, zumindest im SchülerVZ für etwas Sicherheit zu sorgen, macht mich allerdings ziemlich wütend.
Routinemäßig würde man in so Fällen zuerst die Firmenmitarbeiter verdächtigen. Ein Mobbingopfer, einen verschuldeten Kokser oder so.
Was einem in letzter Zeit bei Hinweisen auf sowas an Deutschen Universitäten entgegenschlägt ist ein Kommentar in die Richtung “Ach bei Studi bin ich eh nicht mehr. ICH bin jetzt nur noch bei Facebook”
Noch Fragen zum Geisteszustand? Im Hinblick darauf das StudiVZ von Studenten gegruendet wurde und dort wahrscheinlich immer noch ein nicht unerheblicher Anteil an studentischen Mitarbeitern arbeiten dürfte wundert mich nichts mehr.
In der Zeitschleife wird der Laden bzw. das Prinzip ‘soziales’ Netzwerk vermutlich noch was länger stecken bis es dann endlich aus langeweile an sich selber stirbt.
@Tesafilm: Jaja die altruistische Studentengründung mit Dollarzeichen im Allerwertesten und den Augen… Anbiederung an die geldbringenden Statistikstatisten, sonst nix.
Facebook hat im übrigen tatsächlich so seine ‘Vorteile’, es tut weniger hipp-studentisch und wirft z.B. nicht mit bescheuerten Meldungen des Tages oder peinlichen Sonderaktionen um sich (oder so dass ich das gar nicht wahrnehme?), ist offen für alle und kann somit als lebenslanges Adressverzeichnis funktionieren, der Datenschutz nach aussen hin ist per Default wesentlich besser und differenzierter als der bei SVZ (war jedenfalls so als ich direkt verglich, SVZ mag mittlerweile nachgezogen haben). Und bei FB ist die Glaubwürdigkeit in D noch nicht völlig dahin – bzw. gibt es da scheinbar einen etwas brauchbareren Dialog mit der Nutzerschaft – mag auch sein dass der durch die Vielfalt der Mitglieder und deren Masse nutzerseitig heftiger geführt wird und sich Nutzerpositionen daher eher durchsetzen.
Natürlich bleibt bei derlei zentralen Datensammelstellen aber immer die Frage des Vertrauens in den Anbieter – und da die idR alle Geld machen wollen sollte man da nie die Wohlfahrt erwarten. Aber FB kommt mit dem Bemühen die eigenen Daten nach außen, gegen beliebige Schnüffler, abzusichern meines Erachtens etwas glaubwürdiger rüber. Bedenken hätte ich da momentan primär wegen der Applikationen von Dritten, integrierte Browserspiele, Quizes und andere Möglichkeiten geistlos die Zeit tot zu schlagen.
@Markus: Nun man kann doch sehr wohl der Umwelt zuliebe gegen Atomstrom agieren und dennoch mit dem Auto zum Onkel im übernächsten Kaff fahren.
Diese elitäre pseudo-Abgrenzung weil die ganzen Affen zwar ähnliches wollen wie ich, aber das nicht so angehen wie ich es für richtig halte, ist ekelhaft und beschädigt im übrigen jeweils das gemeinsame Ziel.
Wer sich seiner Wahl bewußt ist und die Wahl hat was er von sich preisgibt, dem sei das gegönnt – es ist letztlich ein Unterschied ob man bespitzelt wird oder einen Teil seiner Persönlichkeit – vielleicht auch eine gespielte Persönlichkeit – nach außen preisgibt.
Allerdings ja, grobes Bewußtsein dafür welche Konsequenzen das haben kann und wer das alles sehen kann sollte bei jedem der solch eine Entscheidung trifft vorhanden sein. Medienkompetenz und so. Dafür sind wir alle und, so doof es ist, insbesondere auch der Staat verantwortlich – dafür ein kritisches Weltbild zu vermitteln.Und ja gerade beim SchülerVZ ist die Sache schon etwas kritischer zu sehen aufgrund des sozialen Drucks der da auf manch einem lasten dürfte. Aber das ist jetzt wieder eine andere Geschichte.
Um auf den Restaurantvergleich zurückzukommen. Ein Asia Imbiß mag nicht dem Geschmack eines jeden entsprechen, es spricht aber nichts dagegen dass Leute die Woche über günstig dort zu Mittag essen und am Wochenende dann lang und gut beim 5 Sternekoch dinieren und sich für gesundes hochwertiges Essen stark machen. Nur sollte man die Asia Bude dann dichtmachen, wenn sie schlecht vorbereiteten Kugelfisch serviert und den Kunden erzählt es sei… Thunfisch.
Schlimmer kann es für die VZ-Netzwerke eigentlich nicht kommen. Zuerst ihr prahlerisches Manifest für “Deine Daten sind bei uns sicher”– eine der vielen offensiven Positiven PR- Maßnahmen- powered by Marcus Berger de Leon- dann wieder ein (durch die Presse extrem aufgemotzter) Datensupergau, dann die Verhaftung des jungen Hackers, dessen kindischer Erpressungsversuch nur ein kleiner Hinweis auf ein offensichtlich extrem problembeladenes Leben ist.. ja und dann.. bringt sich dieser junge verweifelte Mensch um, weil er wohl keinen anderen Ausweg mehr sieht.
Ein Alptraum.
Erkläre uns doch bitte, wenn es Deine Zeit erlaubt werter Herr Alphonso, was genau die VZ Gruppe mit dem sicher tragischen Selbstmord des Erpressers zu tun hat? Hätten sie das Geld bezahlen sollen, damit der arme volljährige Straftäter im Anschluß hätte prahlen können?
Das er jetzt Selbstmord begangen hat, ist tragisch, aber doch in keinster Weise durch einen klaren Menschenverstand der VZ Gruppe anzulasten. Also bitte schlage dort für mich die Brücke, damit ich an Deiner Weisheit teilhaben kann.
Werter Robert, zuerst mal möchte ich darauf hinweisen, dass es der Kommunikation dienlich ist, die Missachtung eines Gesprächspartners nicht gleich nach dem Absetzen eines Kommentars zu twittern. Ich schreibe ja auch nicht auf rebellen ohne Markt “Bäh schon wieder glitschige berliner Koofmich-Trollscheisse auf der Blogbar” – einerseits, weil ich es nicht so sehe, andererseits, weil es nicht höflich ist und darüber hinaus, weil ich mich vielleicht irgendeines Tages für so eine billige Nummer schämen würde.
Was ich ausdrücken wollte ist, dass StudiVZ von Anfang an geprägt war von heftigem menschlichen Versagen in der Führungsebene. Jetzt hatten sie einen fetten, durch ihre eigene Unfähigkeit mitverursachten Datenskandal und haben einen bestimmten Schuldigen präsentiert, auch wenn das Problem nicht allein dieser Hacker war. Der ist jetzt tot. Ich will hier nicht über Schuld und Verantwortung nachdenken, aber das alles ist in meinen Augen eine Reihe, nicht überraschend, aber leider irgendwo auch stimmig. Kurz: Mir graust es vor dem Laden.
Werter Robert, man kann seine Meinung natürlich auch vornerum offen aussprechen, allerdings ist das hier keine Beleidigungsplattform für das Spreeblick-Weichbild, insofern: Ich kenne diese Einschätzung, aber ich gedenke hier nicht mit Dir darüber zu debattieren, meine Zeit ist mir zu schade.
Dieses Netzwerk war doch von Anfang eine reine Datenprostitution: Welcher ernstzunehmende Mensch klebt auf dem Marktplatz seiner Stadt seine letzten Wochenenderlebnisse. Anscheinend mehr als man denkt. Da ist Selbstmord doch nur der regel-konforme Abgang. Haette nicht gedacht, dass uns Houellbeq’s Elementarteilchen so schnell einholen.
Aber es bleibt immer noch jedem/r selbst überlassen, ob er/sie sich prostituiert.
Feudalistische Zeiten… Bis denn im West- viertel.
@stephan: Gut gebrüllt, leider am Thema vorbei.
Matthias L. hat sich nicht prostituiert (zumindest nicht im VZnet), sondern wollte lieber Zuhälter sein. Damit hat er sich übernommen.
Elementarteilchen… Der eine gibt, der andere beutet sich selber aus und will nur ein kleines Stück vom Kuchen, auch wenn er sich selber und seine Stanfestigkeit ueberschaetzt.
Und ins Westend wollen sie alle.
Was einem alles im Netz passieren kann.
http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,665724,00.html
Ãœbrigens: wenn man bei “Bing”, Microsofts Suchmaschine nach “DonAlphonso” sucht:
http://www.bing.com/search?q=%2bDonalphonso
(das “+” sorgt dafür, daß Bing wirklich nur nach “DonAlphonso” und nicht “Don” und “Alphonso” sucht), dann bekommt man schon als dritten Treffer diesen Link angeboten:
http://www.studivz.net/donalphonso
Ganz offensichtlich hat StudiVZ bei Bing den Begriff “DonAlphonso” gekauft und dann eigens eine Landeseite eingerichtet.
Erstaunlich.