DonŽt fuck in the Blogosphere
+++Vorsicht – dieser Text ist nicht für ironieresistente Volldeppen und funktionale Analphabeten geeignet+++
So, youŽre in it for the sex – Du denkst, da draussen sind viele Tausend Blogger, die den ganzen Abend vor der Kiste sitzen und niemanden haben, also potenzielle Geschlechtspartner für Dich sind… die Blogosphäre als gigantisches Singlemarkt, und die Blogtexte verraten in etwa, was einen da horizontal mal erwarten wird… von Flickr zum Ficker, billiger und williger als Partneragenturen, ganz ohne 0190er-Nummern… denkst Du. Lass die Finger davon, weil:
1. davor kommt noch eine Menge Mailerei, bei der Du beim ersten klaren Wort schnell als Stalker abgeheftet und eventuell auch gleich gebloggt wirst.
2. Danach kommt ein erstes Real Life Date, das aller Erfahrung nach garantiert nicht im Bett endet. Wüstlinge und Nymphomane ficken am Abend, und wer fickt, bloggt nicht. Und falls jemand beim Geschlechtsverkehr doch bloggen sollte (“Kondom? Pille? Gleitmittel? Subnote? WLAN aktiv? Ok, lass es uns tun Schatzi!”) – Finger weg, das kann nicht gut werden.
3. Statt dessen musst Du verbal in Echtzeit beweisen, dass Du tatsächlich so toll, reich, sexy, intelligent, wortgewandt und bedworthy bist, wie Du das in den letzten zwei Monaten für den anderen in Deinem Blog zurecht gelogen hast, mit viel Zeit und Übernahme der besten Geschichten aus Deinem Freundeskreis und dem mit Ärzteromanen reich bestückten Bücherregal sowie den alten GZSZ-, Magnum-, Miami Vice und SATC-Folgen. Du musst Dir keine Vorwürfe machen, die andere Seite war sicher genauso ehrlich.
4. Nehmen wir mal an, Du schaffst es dennoch – oder die andere Seite ist tatsächlich verzweifelt und einsam genug, sich trotz Deiner Lügen darauf einzulassen – sag ehrlich: Ist es nicht etwas seltsam, mit einer Person zu schlafen, die ihr Privatleben im Internet jedem Deppen erzählt, obendrein zumindest Grundbegriffe in HTML beherrscht und ein CMS bedienen kann, also irgendwo in der Psyche einen inneren Geek hat, der mit seiner schleimigen Pizza im Insitutskeller Pornos runterlädt – und mit sowas willst Du ins Bett? OK, wenn Du meinst – sag nicht, ich hätte Dich nicht gewarnt.
5. Denn was bei Punkt 3. im angezogenen Zustand an einer Bar noch vergleichsweise leicht zu bewältigen ist, ist horizontal und nackt weitaus schwieriger. Du weisst verdammt viel über den anderen, den Namen der Katze und den bevorzugten Kurzschwa RSS-Reader, aber in Bezug auf die bevorzugten Sexpraktiken stehst Du so ahnungslos da wie vor dem Tag, an dem Dein Papa die Sache mit den Bienen, äh, also. Da muss jetzt was kommen, Du musst den über Monaten aufgebauten Erwartungen tatsächlich körperlich entsprechen. Hey, viel Spass dabei – hoffentlich hast Du ein gutes Deodorant.
6. Guten Morgen! Na, wie warŽs? Gar nicht so schlimm, ah ja, aber auch nicht der Brüller. So ist es meistens, denk Dir nichts, Dein Partner hat es wahrscheinlich auch nicht besser. Is ja nur Internet, da steht viel drin, was nicht gehalten wird, Blogs sind auch nur just another bloody lie. Was hast Du erwartet? Blogger (abzüglich Vollgeeks und Myblog-BNP-Trägerinnen, also ca. 80% der deutschen Blogosphäre) sind durchschnittliche Leute, da ist auch der Sex nicht der Brüller, und desha – was? Was sagst Du? Du hast da einen Geek oder ein BNP-Schatzi an Deiner Seite? Äh… also, ich, ich, äh wollte im Grunde genommen, äh zu Punkt
7. kommen. Hey, was sollŽs, es ist vollbracht, der Spass war gestern Nacht, und heute kommen die echten Probleme. Weil, ganz gleich ob bauchnabelgepierct wie ein Schweizer Käse, Rückwärtsaufsager von C+-+? oder normaler Zufallspartner auf klassischem Trostfick-Niveau: Jetzt ist der Moment da, wo Du so gebloggt werden kannst, wie der andere es will. Du bist literarisches Freiwild, Baby. Und erinnerst Du Dich noch an die zickigen, unverschämten Anspielungen über Vorläufer, bei denen Du dachtest: Wow, da geht ja voll was ab? Tja, jetzt kannste mal erleben, wie sowas passiert. Und Du wirst 1000 Gründe finden, das misszuverstehen, Du wirst es mit anderen Texten vergleichen und das Gefühl haben schlecht wegzukommen, Du wirst zwischen den Zeilen lesen und nie wirklich wissen, was gemeint ist.
8. Nein? Doch nicht? Kein Ton, nichts? Und das auch volle acht Tage danach? Nun, dann kann es ja wohl für die andere Seite kein allzu prägendes Erlebnis gewesen sein, da kann ich Deinen Zweifeln nur Recht geben. Aber vielleicht immer noch besser, als wenn ein nicht genehmer Text erschienen wäre, nach dem Motto: “Gestern mal wieder froh gewesen, dass ich Schnupfen hatte und die Kontaktlinsen draussen waren”. He – hörst Du überhaupt zu? Hallo?
9. Nein. Die Eifersucht nagt an Dir. jeder Mist wird gebloggt, tausend Leute kommen vor, Du nicht. Du fängst also tatsächlich an, im Blog der anderen Seite zu kommentieren, Anspielungen zu machen, Geständnisse zu erpressen, Du spielst ein Spiel mit der Öffentlichkeit… und da, auf Deinem Blog rüffelt Dein Geschlechtspartner eine alte Bekanntschaft, da ging wohl was in eine falsche Kehle, Klettentum, Besitzgier, Beschützerinstinkte sind die Triebfedern… das fällt etwas auf, meine Freunde. alle tuscheln sowieso schon rum, ob ihr beide nicht was am laufen habt… und morgen steht das dann bei den Schrottquellenverbreitern, und bei Heerscharen von unbestiegenen Semmelasseln laufen die Telefone heiss, und wenn es Bestand haben sollte zwischen Euch, dann schreibt wenigstens keine Links a la “mein Schnuckiputz” und “mein Mausischnecklein” in Eure Blogroll weil
10. das auf Dauer sowieso nicht gutgeht, und dann muss das alles wieder gelöscht werden, alle wissen es, jeder kriegt es mit, und ausgerechnet in der geschwätzigsten Mediensphäre seit der Höhlenmalerei seid ihr damit Thema Nummer 1. Freundinnen und Freunde werden Euch mit Mails überschütten, wieso es denn nicht mehr klappt, warum es schief ging, ob da vielleicht noch wer Drittes oder Viertes mit im Spiel war, und sie werden es nicht bloggen, nur am Telefon weitererzählen und rummailen, und natürlich aufsexen, so wie Ihr damals Eure eigene Geschichte bei Punkt 1.
Oder aber es geht gut, Ihr macht ein Hochzeitsblog und eine Geschenkliste als Download, ein Flitterwochenblog und ein Schwangerschaftsblog, und… hm…
wisst Ihr was? FICKT EINFACH NICHT IN DER BLOGOSPHÄRE, VERDAMMT!
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[…] fick nicht blöd in der Blogsphäre rum. Wieso? Deshalb. […]
Miami Vice war aber ‘ne starke Serie!!!
Ach was. Setze statt dem Wort “Blog” das Wort “Arbeitsplatz” und es kommt das gleiche raus. Ist immer eine Frage, wie man damit umgeht.
Genau die gleichen Argumente lassen sich auf Beziehungen (und seien sie nur sexueller Natur) in JEDER, aber auch wirklich JEDER Art von sozialer Gruppe anwenden. Was lernen wir draus? Nur Cross-Ficken – und damit meine ich NICHT im Wald.
…nur weil Du solche böse Erfahrungen gemacht hast..
…:-) immer diese Promi-blogger, denen ihre Groupies
auf den Sack gehen *ggg*
“bedworthy” werde ich stehlen und
von nun an als mein eigenes Wort ausgeben.
– Grussregierung.
Bedworthy habe ich selbst geklaut, aus den memoiren der Schauspielerin und Tänzerin Louise Brooks (berühmt durch den Film “Lulu” von G. Pabst)
Sinnfehler, Punktabzug: GZSZ, Miami Vice und Sex and the City in einer Aufzählung.
Sehr böse.
Aber zum eigentlichen Inhalt: Ersetze Blogosphäre mit echter Welt. Genau das kann auch passieren, wenn man mit Mitschüler, Komilidingsdas (böses, schweres Wort, sowas kann ich doch nicht) oder Kameraden im Bett landet.
Gefickt wird in allen Bereichen in denen Menchen aufeinandertreffen (sogar in der katholischen Amtskirche :-). Warum soll Kleinbloggersdorf da eine Ausnahme sein?
Sex und Bloggen?
Vielleicht sollte ich mir diesen Beitrag mehr zu Herzen nehmen, dann klappts bestimmt auch (wie im vorrigen Artikel beschrieben) mit der Kollegin.
Klar ist nur Spass, aber über steckt doch ein Funken Wahrheit, oder?
Nanu? Las ich nicht just diesen Text gestern noch woanders? Anyway, es ist wohl in der Tat eine Menge dran, und jedesmal, wenn ich einen Kollegen beim krampfhaften Anbandelversuch via http://poppen.de/ zu beobachten das Vergnügen habe, bin ich doch recht froh, dass ich glücklich beweibt bin – und das ganz ohne VL-Anbahnung *uffz*
Klasse Artikel. ßbrigens lässt sich dieser auch auf Chats, Foren un Co anwenden! Vielleicht spiegelt sich im Blog einfach unser krankes unrealistisches Wunschdenken unsrer selbst wieder?!
In diesem Sinne: Fuck the whole world but not the web!
Wie recht du hast=). Webmaster sind nie die richtigen Typen für Sex=)
Die Selben die sich heute darüber aufregen wie sich das Internet
genauer gesagt das WWW entwickelt hat,haben vor ein paar Jahren doch
es als das Größte angesehen,in der Grossstadt einen Single Haushalt”
einzurichten.Darin liegen bestimmt 90 % der Ursachen für dieses
“Ich bin so allein” Geheule.
Wie krank unsere Gesellschaft geworden ist ,sieht man an Beispielen in Chats.
Wie oft habe ich da schon Leute einen Chat-Raum betreten sehen
und als Erstes die Zeile gelesen.
“Wer will mit mir Chatten”
Bin ich froh auf dem Land zu leben,wo die Menschen näher am realen Leben sind.
[…] Du hast mal einen Artikel geschrieben mit dem Titel “Don't fuck in the Blogosphere“. Was hältst Du seit letzter Woche davon? […]