d.k.d. und Coty verpatzen eingräumte Chancen
Der Brief war fertig, ich sprach die letzten Dinge mit meinem Anwalt durch – dann kam die Mail von Kai, dass d.k.d. einen Brief geschickt hat. Der Brief enthielt eine Art Verzichtserklärung, die man als Rückzug auffassen kann – aber ansonsten weder eine Entschuldigung noch ein Eingeständnis, und schon gar keine Ãœbernahme von Verantwortung für den Versuch, hier und andernorts Schleichwerbung in den Kommentaren abzusetzen.
Ich tat dann das, von dem ich eigentlich gedacht hätte, dass sie es tun sollen, und was man gemeinhin unter zivilisierten Menschen tut, wenn etwas schlecht gelaufen ist: Ich habe dort angerufen. Und erklärt, wo das Problem meines Erachtens ist, dass sie sich überlegen sollen, wie sie die Kuh vom Eis bringen wollen und dass ich zumindest besser damit leben kann, es direkt ohne Anwälte zu machen. Ich sagte ihnen, dass ich es begrüssen würde, wenn sie sich bis Mittwoch mit ihren Auftraggebern eine Vorschlag erarbeiten und präsentieren könnten, man kann die Leute ja anschreiben, dann könne man ja mal in Ruhe reden, bis dahin würde ich erst mal abwarten und nichts weiter losschicken.
Mittwoch war vorgestern. Und nichts kam. Eigentlich war es zu erwarten, nach dieser Pressemitteilung. Keine Ahnung warum, ich habe auch keine Lust mehr, dort nochmal anzurufen und nachzufragen. Mein Anwalt hielt mich für doof, dass ich dort angerufen habe. Er meinte, das würde nie was bringen. Ich fürchte, er hatte recht. Einerseits muss ich mir aber nicht sagen lassen, dass ich es nicht versucht habe.
Und andererseits habe ich jetzt wieder was dazugelernt.
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Und, wird die Forderung jetzt per Anwalt durchgefochten ? (Auch wenn es Mühe, Zeit, Geld kostet und man evtl. sogar vor Gericht landet)
Das hängt jetzt ganz von denen ab. Wir werden sie auffordern zu klären, was diese Postings nun sind. Werbung – dann kostet es. Oder Schleichwerbung – dann werden wir mit allen Mitteln rechtlich dagegen vorgehen und dennoch eine Rechnung stellen. Und auch die durchfechten. Und noch so einiges tun. Schliesslich haben wir noch lange nicht über alles gesprochen, was die so angestellt haben.
War zu erwarten, dass die Agentur diese Aktion auf Biegen und Brechen als Erfolg werten will. Frei nach dem Motto: Jede Werbung ist gute Werbung. Ob man das bei CK wohl auch so sieht, wenn man mal nach “in2u” googled?
coty.de zeichnet für die Presseerklärung auf der d.k.d-Page verantwortlich. Domaininhaber ist die Coty GmbH mit Sitz in Mainz. Die Seite hat kein Impressum. Die sind einfach so in2internationalbusiness, dass sie sich nicht an deutsches Recht halten müssen.
Nun schreibt schon die FTD darüber:
http://www.ftd.de/technik/medien_internet/188680.html?mode=print
“Für die Blogbetreiber ist die ungewollte Werbung über die Kommentarfunktion nicht nur ärgerlich, sie birgt auch ein Risiko: Die Blogger sind medienrechtlich für die Links auf ihrer Seite verantwortlich, auch wenn diese von Fremden eingestellt wurden. Im Extremfall könnte Don Alphonso von anderen Parfumherstellern genauso in Anspruch genommen werden wie die eigentlichen Urheber.”
Don, hast Du eigentlich die Kommentare gelöscht (bzw. unsichtbar gemacht?). Falls nein, hast Du mit Deinem Rechtsanwalt erörtert, ob Du das tun solltest?
ocj
Mein Rechtsanwalt meint, ich soll sie drin lassen. Vorerst. Und falls es Probleme gibt, müssen es die Verursacher ausbaden.
Hm, Werbung oder Schleichwerbung, das sollen doch die Gerichte klären… In Euren Vergleichs-Verhandlungen geht es doch in der Sache nur drum, ob die freiwillig eine bestimmte Summe zahlen, oder eben nicht. Daran hängt auch die Symbolkraft dieser Affaire in der blogosphäre, und wenn die nur ein paar hundert Euro löhnen. Bzw. im Fall dass sie nix freiwillig zahlen: Ob Du dann den Schwanz einziehst oder nicht… Die werden versuchen, dass ziemlich kühl abzuschätzen, auch zu überlegen, ob Dir das Prozess-Risiko nicht vielleicht doch zu groß ist und Du einen etwaigen Image-Schaden, für eine Weile als Großmaul dazustehen, nicht doch lieber in Kauf nimmst.
Es kann sinnvoll sein, da eine letzte Frist zu setzen. Aber mach ihnen klar, dass das so nicht läuft.
In diesem Fall habe ich aufgrund der besonderen Natur von Blogbar.de erst mal kein Prozessrisiko. Bis es so weit kommt, liegt der ganze Ärger nicht auf meiner Seite, keine Sekunde. Es ist ja nicht so, dass ich sowas mache, ohne vorher zu überlegen, wie man das machen kann. Abgesehen davon haben sie ja auch noch anderen Ärger an der Backe. Man wird sehen, was ihnen lieber ist. Mir war es bis zu dem Telefonat natürlich auch lieber, eine Lösung ohne grossen Aufwand zu erreichen, aber inzwischen habe ich gesehen, wo das hinführt. Also ist es vorbei mit den Fristen. Ab jetzt läuft die Sache.
Und inzwischen kann ich auch beweisen, dass sie es ohne jeden Zweifel waren.
“In diesem Fall habe ich aufgrund der besonderen Natur von Blogbar.de erst mal kein Prozessrisiko.”
…verstehe, wobei ich da im Innenverhältnis schon vorher klären würde, auf wessen Kappe das Risiko eines Unterliegens im Rechtsstreit geht, d. h. ob das eine Sache der blogbar oder sozusagen Deine Privatfehde ist. Nicht das es hinterher Stress gibt. Aber das ist schließlich Euer Bier! :-)
Wieso? Ich zeige die erst mal nur an, das ist alles – und mein gutes Recht. Und ansonsten verlange ich Unterlassung. Und zwar richtig, nicht WischiWaschi. Da ist kein Risiko.
Zitat (aus dem Ftd.blog, das Herbert Falk verlinkt hat in Beitrag 5)
“Die Kampagne ist eine der klassischen Werbung vorgeschaltete Online-Teaser-Kampagne und deshalb keine Werbung”, sagt Coty-Sprecherin Christian Bruszis.”
Aha. Diese Sprecherin hat – Entschuldigung – in ihre Definition von Werbung so wenig Ahnung wie eine widerkäuender Ochse vom Dachdecken. Und hofft, die Kuh ist, ähm der Ochse, mit dieser selbstherrlichen Freistil-Definition juristisch vom Eis.
Dann hab ich damals als angestellter Designer, der schon einige Teaserkampagnen und Teaserbanner gestaltet hat, also nie Werbung gemacht. Das beruhigt doch ungemein…
Hey, Teaser SIND… eine Werbeidee (von Werbern sehr geliebt übrigens). Ob online oder Print, welches Medium, das ist WURSCHTEGAL. Von mir aus auf Klopapier oder in Maisfelder hineingestampft: immer noch…. Werbung. Unglaublich.
Jaja, und ficken ist dem Sex vorgeschaltete Enthaltsamkeit. Vielleicht expandiert Coty auch nur in Richtung Waffel, zum einen dran haben.
Viellicht sind sie auch in Richtung unisex unterwegs. Eine Sprecher_in namens Christian, das hat was.
In dem Fall liegt der Fehler beim Autor oder der FTD. Auf der Presseerklärung ist der Name richtig geschrieben.
“Und ansonsten verlange ich Unterlassung. Und zwar richtig, nicht WischiWaschi. Da ist kein Risiko.”
…wie sagt man so schön: Vor Gericht und auf hoher See ist man in Gottes Hand! :-) Es IST ein Risiko (jeder Prozess!), und Du (bzw. die blogbar) bist derjenige, dessen Kohle es betrifft.
An deren Stelle würde ich genau darauf setzen, dass Du davor zurückzuckst. Die “Anzeige”, die Du erwähnst, kostet Dich nix, ist aber aus deren Sicht auch bedeutungslos. Und bei der Unterlassungsklage setzen die drauf, dass Du das Kostenrisiko scheust.
Tut mir leid, aber so ist das.
@Kommentar 16: Wo sehen Sie ein Risiko? Eine Anzeige zu erstatten scheint mir in diesem Fall nicht nur nahe liegend, sondern durchaus geboten. Schließlich handelt es sich bei der aufgeflogenen Kampagne nicht mal mehr um groben Unfug, sondern um umlautere Mittel. Offenbar denken Sie, dass eine Anzeige, die diese Klärung nicht nur dem unverbindlichen Gerede so genannter Fachjournalisten überlässt, sondern den dafür zuständigen Gerichten anheim stellt, Image-Schäden nach sich ziehen könnte. Aber da frage ich mich schon: Welches Image, Sie da beschädigt sehen wollen und deshalb vor der Anzeige warnen? Das der Werbe-Agentur? Das der angeblichen Fachjournalisten? Denn, wie Sie darauf kommen, dass der Betreiber der blogbar von einem wie auch immer zu erwartenden Image-Schaden in Mitleidenschaft gezogen werden könnte, müssten Sie mir erst einmal erklären. Für mich ist das nicht nur abwegig, sondern völlig absurd.
Die Aussage verwundert mich. Sehr sogar. Wenn ihr von einer Haftung für (schleich-)werbliche Einträge Dritter ausgehen, wie hier argumentiert, seit ihr als Betreiber spätestens nach positiver Kenntnis mit im Boot.
seid, verdammt.
@17
Sie müssen meinen Eintrag missverstanden haben.
Ich meinte folgendes: Eine Anzeige des wettbewerbswidrigen Verhaltens bei der Staatsanwaltschaft ist zwar ohne Kosten möglich, aber für die d.k.d/Coty auch folgenlos. Wahrscheinlich würde das Verfahren wegen Geringfügigkeit nach § 153 StPO eingestellt. Ein wie auch immer gearteter Image-Schaden entsteht da keiner der beiden Seiten.
Davon zu unterscheiden ist die Unterlassungsklage: die kostet Geld, nämlich Anwälte und Gerichtskosten. Beides trägt der Unterlegene. Natürlich darf man vorher der Meinung sein, dass eine Klage sicher gewonnen ist, das ist jedermanns gutes Recht. Die Erfahrung zeigt aber, dass ein Prozeßrisiko trotzdem immer besteht. Da muss man sich überlegen, ob man das tragen will.
Gilt die Blogbar als Promotionsinstrument für das Buch “Blogs”, so besteht wettbewerbsrechtlich betrachtet unter Umständen ein ausreichend enges Wettbewerbsverhältnis zwischen a) Blogbar und b) Coty/D.K.D.
Direkter noch ist jedoch der wettbewerbsrechtlich ausgesprochen relevante Eingriff in das Ansehen bzw. den Ruf der Blogbar, eine durchaus erhebliche Geschäftsschädigung, und zwar durch schleichwerberische Manipulationen seitens von b), welche wiederum von vornherein wissen mussten, dass a) nicht mit der ungefragten Ausnutzung als Werbeplattform einverstanden sein kann. Hieraus ergeben sich weitere rechtliche Tatbestände, die eine künftige Unterlassung seitens von b) erforderlich machen.
Ein ungeahnter Vorteil von Werbung bzw. PR im eigenen Blog: Man kann Firmen, die das eigene Blog missbrauchen, leichter abmahnen bzw. eilverfügen lassen. Surprise.
So in der Art. :-)
Es ist aber noch etwas komplexer. Und das Moment des Handelns liegt auf unserer Seite. Sprich, wir entscheiden, wo was wann geschieht.
@ Kommentar 20: Auch auf die Gefahr hin, Sie erneut misszuverstehen. Wie würden Sie das nennen, wenn eine Kampagne einer Werbeagentur am Ende beim Staatsanwaltschaft landet, der eine Werbemaßnahme dieser Agentur entweder weiter verfolgt, weil sie gegen besehende Gesetze verstößt oder das Verfahren einstellt, weil der Verstoß ihm zu geringfügig erscheint? Zur Erinnerung: Angezeigt wird ein Unternehemen, das von seinen Kunden bezahlt wird und nicht ein Teenager, das sich einen blöden Scherz erlaubt und dabei einen Schaden angerichtet hat, dummerweise.
Wie der Staatsanwalt die Anzeige auch bewerten wird. Für meine Begriffe ist das Ergebnis in jedem Fall ein Image-Schaden für dieses werbetreibende Unternehmen. Ein passender Ausdruck fiele mir dafür beim besten Willen nichtz ein. Oder würden Sie als Kunde dieser Firma in Zukunft auch nur einen Euro anvertrauen? Ich keinen Cent.
Zu Ihrem zweiten Punkt. Da stimme ich Ihnen zu. Eine Unterlassungsklage birgt ein Risiko. Aber hier gehts doch erstmal nur um die Anzeige. Und jetzt stellen Sie sich mal vor, der Staatsanwalt entscheidet, sich des Falles annehmen zu wollen, und die angezeigten Herrschaften müssen sich vor Gericht für ihre Aktion verantworten. Ich denke, es braucht dann überhaupt keine Klage mehr, um diese Herrschaften dazu zu bringen, ihre seltsames Treiben zu unterlassen.
@23
Mir gings eigentlich nur um die rechtliche Seite. Wer welchen Image-Schaden von irgendwas davon zieht, da seh ich mich im Grunde außer Stande, das zu bewerten. Dafür bin ich zu wenig Marketing-Fachmann.
Keine zehn Cent. Und die Burschen sind sofort auf Hartz Vier. Und ich meine die Chefs, nicht die Praktikanten. Aber das wäre natürlich ein anderes Thema. Nur um das klar zu stellen.
…ich kann eigentlich nur sagen, wie ichs aus deren Sicht sehen würde. Ich würde das, was bisher geschehen ist, noch nicht so besonders ernst nehmen. Klar haben sich da Leute aus dem Netz über diese Kampagne beschwert. Und Rechnungen geschickt. Aber das ist eben einfach auch das Internet, wo viele Leute die Fresse weit aufreißen, die dann im RealLife, wenn es wirklich zur Sache geht, nicht mehr ganz so mutig sind. 90 % der Bevölkerung nehmen den Krempel, der hier passiert, nicht ernst. Das weiß auch so ein Unternehmen. Das einzige, was mir vielleicht ein bißchen zu denken geben würde, dass Don eben schon ein gewisses Renommée in der Szene hat. Trotzdem eigentlich kein Grund unruhig zu werden, selbst wenn mir da eine “Rechnung” geschickt würde mit irgendwelchen UWG-Paragraphen drin. Hinhalten, bischen reden mit dem Typen, so von wegen: Tutunsleidundwirentschuldigenuns – ohne Anerkennung einer Rechtspflicht! Das erste, was ich halbwegs ernst nehmen würde, wäre ein Schreiben mit Anwalts-BRIEFKOPF. Aber selbst da: Pfft, haben viele irgendwelche Kumpels, die Jura studiert und die Zulassung haben, und sowas für lau mal rauslassen. Der Rechtsabteilung würde mans schon geben, aber was zahlen?: Nevernullnadaniente. Anzeige wär mir auch wurscht. Sowas wird eh eingestellt. Wird soviel querulatorisches Zeug angezeigt bei den Staatsanwaltschaften, da passiert nix. Anzeige klingt zwar gut, so als ob es da wem jetzt aber wirklich an den Kragen ginge. Die Rechtswirklichkeit sieht anders aus. Eine Anzeige ist da nicht mehr als eine kostenfreie Möglichkeit, Dampf abzulassen und Behörden-Kapazitäten bei der Staatsanwaltschaft zu binden (allerdings nur 5 Minuten, solange dauert es, bis so ein Ding für immer in der Schublade verschwindet). So gesehen wär das erste, was ich WIRKLICH ernst nehmen würde, tatsächlich, wenn mir die Unterlassungsklage ins Haus trudelt. Da würd ich dann sagen: OK, die andere Seite will wirklich in die Bütt. Der ist bereit, für einen Streitwert von n paar tausend Euro (so hoch sind die in UWG-Sachen) die Sache auszufechten.
Obs soweit kommt? Mal sehen…
Herr Schäuble hat schon recht. Kann ich dank meiner Freundin die beim Anwalt arbeitet bestätigen.
Und Imageschaden… die Sache ist so schnell vergessen wie sonst was. Einen Imageschaden hat vielleicht studivz inzwischen durch die blogbar und andere blogger erhalten aber daran sind sie ja auch selbst schuld. Und das auch nur weil eben ne Menge – sorry – scheisse passiert ist über einen längeren Zeitraum hinweg.
Wieviele Eskapaden hatten schon IBM, Audi oder andere Unternehmen und trotzdem sind die Umsätze nie eingebrochen… Bei Unternehmen in solchen Größenordnungen müssen schon schlimmere Dinge passieren damit wirklich ein Imageschaden entsteht. Eher sowas wie bei Siemens mit den Schmiergeldern etc. Aber doch nicht eine lächerliche kleine Blogger-Kampagne – ob das nun so gedacht war dass es auffliegt oder nicht. Ich persönlich wäre ohne die Blogbar nichtmal darauf aufmerksam geworden.
Eine Blogbar etc. können _vielleicht_ einem studivz schaden aber nicht einem Unternehmen wie CK.
Dennoch möchte ich die Kampagne nicht als gut heissen. Solche Schleichwerbung ist nicht erlaubt und muss auch bestraft werden deshalb find ich die Aktion von Don gut und verfolge das auch weiter ;-)
@26: Das würde ich auch so sehen, Betonung auf würde. Nur sehe ich freilich nicht ein, warum man sich hier ausgerechnet den Kopf der Agentur zerbrechen sollte, die hier durch Schleichwerbung auffällig wurde. Selbstverständlich würde auch ich an deren Stelle abwiegeln, was das Zeug hält und versuchen, die Anzeige möglichst unter die Rubrik Querulanz der wichtigtuerischen sogenannten Blogger-Szene zu verharmlosen, die erstens angeblich niemanden interessiert, und die zweitens doch froh sein sollte, von diesen kreativen Werbern überhaupt ernst genommen, mithin mit ihren doch so innovativen Marketing-Künsten beglückt zu werden. Außerdem würde ich dann natürlich noch dazu sagen muss man doch alles nicht so eng sehen und kann “Missverständnisse” wie unter Freunden und Partnern doch üblich auch gütlich regeln. Klar. Genau so würde ich als Vertreter der Interessen dieser Agentur die PR formulieren, um eine Anzeige zu vermeiden. Nur: Ich will eben hier nicht die Interessen weder der betroffenen Werbeagentur vertreten, noch ganz allgemein die Interessen der Branchen und Lobbies, die elektronische Medien wie Weblogs ganz selbstverständlich für ihre jeweiligen kommerziellen Zwecke erschließen wollen und zwar so billig, einfach und gründlich wie möglich.
Ganz im Gegenteil. Auch und gerade wenn es schon um Fragen der Kommerzialisierung bzw. allgemeiner um die Bedingungen geht, unter denen Blogs wie dieses hier oder eben die so genannte “Blogger-Szene” (was immer sich unter dieser Fiktion subsummieren lassen mag) auch geldwerten Nutzen abwerfen oder abwerfen können, wäre es doch eine Dummheit, sich die Sorgen und Nöte oder eben die Prämissen und Zielvorstellungen von Werbetreibenden, Verlagsunternehmern oder anderer Vertreter eigener Geschäftsinteressen zu eigen zu machen und deren Bewertungsmodi und Einschätzungen der Lage nicht nur zu übernehmen, sondern a priori auch noch anzuerkennen.
Ich will hier keine spitzfindigen Vorträge über Medientheorie halten, aber auf den Umstand, dass Aktionen wie die in Frage stehende Anzeige eben nicht nur juristisch von Belang sind, sondern eben auch zur praktischen Definition des Mediums Blog oder verwandter Formen von salopp gesagt selbstständiger Web-Performance beitragen und insofern durchaus auch öffentlichkeitswirksam sind, muss ich dann doch hinweisen, denn natürlich ist den Beteiligten klar, dass der Streitwert, um den es in der fraglichen Anzeige geht, nicht nur ein ökonomischer, sondern eben auch ein symbolischer ist. Und allein das Verfahren demonstriert m. E., dass die Definition des potenziellen Marktwert eines Blogs oder des Blogbetriebs eben nicht jenen überlassen wird, die diesen Wert aufgrund ihrer Interessenlage heraus per se erst einmal mit Null ansetzen müssen oder eben als verlustbringenden Kostenfaktor und die deshalb natürlich auch das Ziel verfolgen die schon bestehenden technischen sowie infrastrukturellen Organisationsformen, so rudimentär und geringfügig sie auch erscheinen mögen, ihren wirtschaftlichen Interessenlagen entsprechend zu formieren, um mal ganz kurz und bündig und hoffentlich nicht allzu verkürzt zu sagen, was mich an dieser möglichen Anzeige nun eher interessiert als sagen wir die Erfolgsaussichten, die man damit verbinden kann.
Tschuldigung, dass das so ein langer Riemen geworden ist, aber wenn schon, denn schon.
Ãœbrigens hats die Geschichte rund um “in2u” in die Printausgabe des Spiegel geschafft, allerdings nur ein Absatz (plus Bild, das aber den Negativ-Kontext nicht erkennen lässt, es handelt sich allgemein um einen Artikel über virales Marketing).
Zitat:
“Andere Unternehmen treffen mit ihren Täuschungsmanövern auf weit weniger Wohlwollen. Vorvergangene Woche floge ein Parfumhersteller mit dem Versuch auf, den neuen Duft von Calvin Klein über fiktive Blogger zu vermarkten – und geriet daüfr im Internet heftig unter Beschuss. Der beabsichtigte Marketingerfolg kann sich auch schnell zum PR-Desaster entwickeln.”
Typisch Spiegel. Schreiben Sie über Wirtschaftsthemen, dann nur aus der Sicht der Bank. Schreiben Sie über Internet-Themen, dann nur aus der Sicht der PR-Agentur. Und so was nennt sich immer noch Nachrichtenmagazin.
Muss sinnentstellenden Fehler korrigieren. Muss natürlich in beiden Sätzen heißen “Schreiben sie über…” also die Spiegel-Macher sind gemeint. Blöder Lapsus.
Nur interessehalber: Was ist denn in der Angelegenheit hier gegenwärtiger Stand des Verfahrens?
Interessant – ich hätte auch gerade evtl. Schleichwerbung und coty.de in einem Satz zu bieten, um es mal so auszudrücken.
Wie ist denn der Stand der Dinge ?
Ja, schade, Don scheint es nicht gesehen zu haben.
Oder hat er kein Verfahren losgetreten und nun ist es ihm peinlich?
Jedenfalls von mir war es so gar nicht gemeint, sondern eher als Ermutigung, da doch ruhig etwas zu unternehmen. Man nimmt halt einfach denjenigen ernster, der in so einer Sache sich nicht nur mit Worten beschwert, sondern dem auch Taten folgen lässt. Reicht, wenn man so ein Ding einmal durchzieht, dann hat man in der Sphäre gleich einen ganz anderen Status (“mit dem leg ich mich besser nicht an”). Das ist auch in einem ganz materiellen Sinne gut investiertes Geld, und zwar unabhängig davon, ob man so einen Prozess dann verliert oder gewinnt.
Naja, letztlich Dons Bier…
Sorry, ch habe hier kaum Netzzugang und schaffe es nicht, Kommentare zu lesen. dkd bestreitet ein Geschaeftsverhae schicken die Anwaelte demnaechst was Unschoenes los. Ich bin eh grad am Abmnahnen, auf ein paar mehr kommt es da nicht drauf an.
Don, mit Abmahnen jagst Du nur Semi-Profis Angst ein. Es kommt schon drauf an, dass Du KLAGST.
So, und nu lass ich Dich mit dem Thema aber auch zufrieden.
@32/36 Das ist nun mal die vertrackte Dialektik. Das Interesse (an bestehenden Kommunikationsplattformen/techniken bzw. gegen die in diesem thread eben angezeigten Vereinnahmungs-Praktiken) ist ein allgemeines, das heißt es ist abstrakt. Konkret fällt es nur im Einzelfall auf und der scheint eben nur den Betreiber dieses Weblogs zu betreffen – auch und gerade weil er den Vorfall, salopp gesagt die offensichtlich (noch) illegale PR-Sauerei, thematisiert.
Wir, das heißt Sie und ich, können nur zusehen und abwarten und eben per Kommentar das allgemeine Interesse an der Sachlage artikulieren. Deshalb fände ich es schade, wenn Sie den Betreiber der Blogbar tatsächlich zukünftig zufrieden sein lassen würden.
@ Don Alphonso: Mir ist völlig klar wie unapetittlich dieses Verfahren ist, und dass es wirklich Besseres zu tun gibt, als PR-Pfeifen vor dem Kadi die Schranken des BGB kennenlernen zu lassen, aber Sie haben sich nun mal aus dem Fenster gehängt, deshalb nehmen Sie es mir nicht übel, wenn ich hier einfach weiter insistiere und wissen will, ob und wie die Geschichte weiter geht.
Auch wenn das blöd klingt: Gerade weil nur Sie Betroffener sind, sollten Sie von der eigenen Betroffenheit absehen und als Autor dieses Blogs über die Sachlage weiter Bericht erstatten. Dass Sie genervt sind, kann sich jeder vorstellen. Was man sich nicht vorstellen kann ist, wie die Juristen diesen Fall sehen, den ich als Laie salopp als unlautere Schleichwerbung und/oder geschäftsschädigendes Vehalten bezeichnen würde.
Schöne Feiertage
Nein, es nervt nicht, es ist nur so, dass die Anwälte etwas Zeit brauchten, die Erwiderung zu analysieren und das nötige abzuleiten. Und bevor wir den nächsten Schritt tun, werde ich den Teufel tun und denen hier schon mal Tips geben, was es sein könnte. Dazu kommt, dass ich momentan noch gegen zwei weitere blognahe Firmen vorgehe, und ich muss mir das auch nicht immer geben. Sobald es etwas Spruchreifes gibt, gebe ich Bescheid. Und wie es bei anderen aussieht, weiss ich nicht.
Und Cotys zweifelhafte Werbeaktionen gehen weiter…
http://www.horizont.net/standpunkt/spiesser-alfons/pages/show.prl?id=226&page=1¶ms=
… bin gespannt, was als nächstes kommt !!!