Die Microsoft-Koofmichs oder in den USA ist alles besser
Letzteres hört man allenthalben von deutschen Startups, Blogunternehmern und sonstigen Leuten, deren Geschäfte nicht richtig ins Laufen kommen, weil man in Deutschland so gerne kritisch ist, niemals einfach nur macht und es sogar wagt Ansprüche wie die Einhaltung der Menschenrechte oder Datensicherheit anzumahnen. Ãœber dem grossen Teich geht alles, die Marketeers, Journalisten und Unternehmer arbeiten Hand in Hand am Erfolg, das ist alles, was drüben zählt…
Nun, nicht ganz. In gewisser Weise ist man in den USA schneller stinkig als hierzulande. Das betrifft im Journalismus unter anderem die Vermischung von Werbung und Inhalt. Und obwohl Payperpost und andere Blogstrichereien florieren, gibt es offensichtlich eine Grenze: Wenn nämlich bekannte Blogger plötzlich Slogans für Werbung texten. Auf diese Idee ist der Vermarkter Federated Media mit seinen Topleuten wie Om Malik gekommen, und aufgeflogen. Ebenfalls als Mietmaul unterwegs: Michael Arrington, der Gründer der Startup-Promosite Techcrunch.
Der Spin der Geschichte: Microsoft wollte eine “Conversation” haben, was erheblich nach der eher unerfreulichen, für Microsoft tätigen Bloggerkauffirma Edelman riecht, in dem Fall aber eine Geschichte zwischen dem Softwaregiganten und den Bloggern war. Von denen manche inzwischen erheblich schmerzhafte Entschuldigungen anbringen, weil der Druck durch andere Blogger, die die Käuflichkeit anprangern, zu gross wurde. Die Werbung selbstg wurde wieder eingestampft. Tjaja, so ist das in den USA. Nicht mal in Ruhe seine Meinung verticken kann man dort. Fast so schlimm wie in Deutschland. Ausserhalb von Marl, und Kiel natürlich.
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Was ich mich frage, warum verpissen diese “in den USA ist alles besser”-Schwätzer nicht genau da hin?
Andere Länder, andere Sitten. Andere Sitten andere Fritten.
zu1. In den USA ist es wesentlich schwerer als Neuling Fuß zu fassen. Die lassen nicht jeden rein.
Zur Aufarbeitung in englischen Blogs sei auch auf diese kreative Ãœbersetzung hingewiesen: http://diveintomark.org/archives/2007/06/24/fm-translation
[…] Blogbar weitere Artikel: « Edelight + Burda gehen Ehe ein || Trackback-URL Artikelstatistik: · Gelesen: 2 · heute: 2 · zuletzt: Montag, 25. Juni 2007 -10:29 […]
Don, zumindest bei mir wird ein guter Teil des textes rechts abgeschnitten
Andi
Hallo Don, Du schreibst, der Stein des Anstoßes läge darin, dass
“… bekannte Blogger plötzlich Slogans für Werbung texten.”
Aber ums “Slogan schreiben” gehts in dem Fall nicht. Deine Verkürzung der Sache und die suggestive Umdeutung hat schon fast Bild-Qualität.
Respekt.
Oli, Du bist herzlich einzuladen, eine Begründung nachzuliefern, warum “Slogans schreiben” Deines Erachtens falsch ist. Om Malik und Co. haben Slogans für Microsoft auf eine Microsite geschrieben.
Wenn ich das mal ein wenig aus wirtschaftlicher Sicht betrachten darf, dann werden die USA -aus offensichtlichen Günden- häufig falsch eingeschätzt.
Man darf viel – aber was man nicht darf, wird “gnadenlos”, zuweilen durch die “Hearing-Kultur”, verfolgt.
Die USA haben ein härteres Wettbewerbsrecht, strengere Regeln, was z.B. Zahlungen an “Amateur”-Sportler betrifft, deutlichere Schutzwälle im Bereiche Aktien&Spekulation. Es wäre z.B. interessant, darüber nachzugrübeln, was wohl mit den Haffas in den USA passiert wäre oder ob Ex-IGMetall-Boß Steinkühler heute noch im Knast säße. ;)
Ich habe den Eindruck, daß in den USA eine stärkere “Radikalinski”-Einstellung existiert und das betrifft nicht allein “Rednecks” und den Kapitalismus… insfoern überrascht mich die Welle gg. “Blog-sponsored-by…” überhaupt nicht.
Na, anstatt “Slogans schreiben” (was sich ja eher nach der Tätigkeit eines anonymen Werbetexters anhört) wäre doch “sich für Testimonials zur Verfügung stellen” treffender, da hier die Betonung darauf liegt, dass man eben mit seinem (ehemals) guten Namen für Microsoft auf den Strich geht, indem man blasenförmiges zum jüngsten Marketingneologismus (a.k.a. “Paradigma”) “people-ready” von sich gibt und zu bunten Bannern verarbeiten lässt..
Hallo Don.
Ja, Mr. Malik und Co. haben Slogans geschrieben. Das ist aber nicht der Stein des Anstoßes “in den USA”. Das lässt bereits der Titel des Artikels, den Du verlinkt hast erahnen:”Microsoft pays star writers to recite slogan”. Die Betonung liegt auf “recite”, nicht auf “slogan”.
Der Autor Nick Denton moniert ausdrücklich nicht, dass John Batelles Leute für Microsoft arbeiten, sondern die Art und Weise: “But it’s disappointing that so many of his most reputable writers have signed on as spokespeople.”
Und das ist es, worum es wohl kurz gefasst geht: “Spokesblogging”. Nicht ums “Slogan schreiben”.
Gruselig finde ich vor allem, dass viele Kaufblogger offensichtlich schon für ein paar Cent die Beine breit machen. Wenn ich so ein bekannter A-Blogger wäre, würde ich doch versuchen, mich rar zu machen, herumzicken, um meinen Marktwert zu steigern, außerdem nur ausgewählte Werbepartner promoten und die Zusammenarbeit mit einem schicken Editorial begründen (“In eigener Sache” mit verschnörkelter Initiale).
Wenn ich mir dagegen die momentane Aktion von “MC Winkel” anschaue – “Macht euch über mich lustig und Sevenload schenkt euch einen Ipod (warum eigentlich nicht gleich: “Haut mir eins auf die Fresse und Sevenload schenkt euch einen Ipod”?) -, glaube ich kaum, dass das jemand unterbieten kann.
Diese Versuche von Microsoft, “undisclosed” Jubelartikel zu bekommen (statt “in 2” “people-ready”, sehr originell), sind für den Kaufblogger, der sich darauf eingelassen hat, auch kein angenehmeres Gefühl, morgens beim Blick in den Spiegel (wenn man die nicht wohlweislich alle abgehängt hat). Für den treuen Leser sollte das allerdings ein Grund sein, dem Autor ins Blog zu spucken und nie wieder zu kommen.
11.): Schöner Kommentar ! :))
“…für ein paar Cent” . Meiner Erfahrung nach sind Leute, die bekunden, “noch nicht einmal für eine Million” dieses oder jenes zu tun, häufig schon mit 500 Euro ´rumzukriegen. ;)
Oli, ich bedaure, aber wenn Du die Ausführungen von Om Malik liest, stellt sich das alles etwas anders dar. Spokesblogger ist meines Erachtens eine Verballhornung von Spokesperson, Pressesprecher. Was es nach Maliks Worten nicht wirklich war, weil sie zwar Geld für die Werbung bekamen, nicht aber für das Sprechen des Textes. Man hat sie gebeten, einen Slogan für eine MS-Claim zu schreiben. Insofern verstehe ich nicht, wieso meine Formulierung Bild ist.
Ja, Don, Maliks Erklärung zum Hergang liest sich anders. Ändert aber nichts daran, dass der Vorwurf gegen ihn und den Rest der “Starblogger” nicht das Schreiben der Claims ist, sondern das persönliche Ausführen der Kampagne.
Dass Om Malik & Friends Geld für das eine (Ausdenken von Hirnwurm) nehmen und das andere (Verbreiten desselben) kostenlos obendrauf legen, das ist das Ganze. Und wenn man es genau liest, dann ist es schon jenseits der moralischen Grenze, weil ja gleich ein ganzes Rudel Blogger sich nicht nur eine “Catchphrase”, sondern die ganze seltsame Kampagne ausgedacht UND ausgeführt hat.
Nur das eben schreibst Du nicht.
Du hast die Story verkürzt und dabei den Eindruck erweckt, dass Blogger, die Werbeslogans erfinden Schweine sind. Du magst der Meinung sein – diese Leute “in den USA” sind es nicht. Daher also meine “Fast-Bild” Kritik.
PS: Wenn ich jedesmal so Rede und Antwort stehen muss, überleg ich mir meine Aus.. hüstel… Einwürfe das nächste mal gründlicher…
Äh – wenn ich Om Malik richtig verstehe, war es genau andersrum: Der Slogan kostete Microsoft nichts, dafür haben sie dann spezielle Banner bekommen, die, nehme ich an, nicht ganz schlecht vergütet sind.
Und hier muss niemand Rede und Antwort stehen, es ist eine “kann”-Option.