Die Blogherbstmode der PRoleten
Es macht Spass, im Moment die bekannten Blogs von PR-Leuten zu lesen. Das Widerliche an dem Job ist, dass sie ums Verrecken Niederlagen nicht eingestehen können, und auch die totale Demütigung immer noch irgendwie nett umschreiben müssen. Wenn was nicht gut läuft, wird es einfach nicht erwähnt. Wie PR-Bloggen, zum Beispiel.
All die tollen deutschen Köpfe bei Media-Coffee (http://www.mediacoffee.de/) zum Beispiel: Von den fast 40 Autoren meldeten sich im letzten Monat nur zwei zu Wort. Das mit grossem Bohei gestartete Blog vom Möchtegern-Vorreiter Edelman hat scheinbar bis auf einen alle Autoren verloren – weit her kann es da mit Blogs firmenintern nicht sein. Und das bei einem Laden, der das, was er selbst offensichtlich nicht hinkriegt, den Kunden verkaufen möchte. Deren letzter Blog-Mohikaner sucht inzwischen wie viele amerikanische Kollegen den Hinterausgang Richtung “wichtig wird jetzt die Kommunikation, die Blogs eingeleitet haben”. Sprich, wenn die Jungs ihre Blogs nicht einschlafen lassen, wie es im Moment der Ãœbervater der Szene Steve Rubel (http://steverubel.typepad.com/) macht, erklären sie einen Ãœbergang in einen angeblich neuen, besseren und grösseren Markt.
Blogs sind damit nur noch ein Teil ihres Geschäftsfeldes, statt dessen wildern diese Herrschaften inzwischen vermehrt in den Bereichen von Marketing und Werbung. Blogs waren gestern, heute ist es Consumer generated Advertising oder viral Marketing, also Konzepte, die nicht zwingend auf Blogs laufen müssen. Auf Blogs, sollte man vielleicht dazu sagen, die in den letzten Jahren sehr wenige Erfolge in diesem Bereich möglich gemacht haben. Jedenfalls nicht genug, um die ganze Blase einer teuren Lügenindustrie zu ernähren. Was meines Erachtens der tiefere Grund ist, warum man nun neue Geschäftsfelder propagiert – wenn man nicht ohnehin gerade gefeuert wurde, was wohl bei einer gewissen Agentur einem Online Conversation Manager wiederfahren sein soll *hüstel*. Blogs waren nichts, Second Life war nichts, jetzt eben Widgets, Communities und MicroBlogging.
Viel Spass dabei. Möget Ihr dort so erfolgreich sein, wie in der Blogosphäre.
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Ach Don, weißt’, ich würd mich ja eher über die erfolgreichen PRler und Werber grämen, z.B. über jene, die Kindern glauben machen, dass Fruchtzwerge gesund sind. Jedenfalls, so wie’s aussieht, räumen sowohl die einen, als auch die anderen das Terrain. Was wird nun besser?
[…] Neues von der Blogbar – irgendwas über die gescheiterten Konzepte dieser blöden Werbeheinis Abgelegt unter: motze, widgets, viral, blog — lift @ 2:44 Herrlich. Der Don trifft den Nagel mal wieder genau auf den Kopf. Blogs sind damit nur noch ein Teil ihres Geschäftsfeldes, statt dessen wildern diese Herrschaften inzwischen vermehrt in den Bereichen von Marketing und Werbung. Blogs waren gestern, heute ist es Consumer generated Advertising oder viral Marketing, also Konzepte, die nicht zwingend auf Blogs laufen müssen. (…) Blogs waren nichts, Second Life war nichts, jetzt eben Widgets, Communities und MicroBlogging. […]
haha, wie geil. Dieser Aufwand, diese technische Finesse, und dann so wirklich GAR KEINE Relevanz.
Na gut, hab ich auch nicht. Aber ich will das auch gar nicht. Ganz im Gegensatz zu denen.
Sehr witzig!
Das ist das schöne an gescheiterten Konzepten und gescheiterten Leuten. Sie können jederzeit auf neuen Märkten erneut scheitern.
O., ich deenke, man muss tun, was man kann. Es gibt weig legale Mittel, die Aussedung eines TV-Spots zu verhindern, aber man kannn einiges tun, damit sich die Freunde hier draussen so schwer wie möglich tun. Und dann kann man auch das Thema mit dem Essen anpacken. Ohne deren Spin Doktoren.
Ich denke ohnehin, dass das Thema Web2.0 seinen Gipfel bald erreicht hat. Das Problem ist, dass es praktissch ein Spielzeug von Medienkonzernen geblieben ist, denen man schnell irgendwas verkaufen will. Manche Nutzer ziehen mit, aber die Masse ist nun mal träge. Das Beeinflussen von Journalisten ist da mutmassslich immer noch die effektivste Lösung.
Gerade ein Beispiel von dem überzogenen Erwartungen der web2.0-Apologeten entdeckt. Im sehr gut besuchten Thinkpad-Forum – absolute web2.0-Zielgruppe (jung, internet/PC-affin, Technik-Fans, aktiv im Netz) ist ein Thread zu RSS-Newsreadern praktisch nach 2 postings im Sand verlaufen. Was für mich heisst: Kaum jemand kennt RSS und noch weniger nutzen es.
naja, RSS ist ein sehr praktisches Format zur Content-Bereitstellung. Für die personalisierte Startseite von Google z.B. wird as AFAIK verwendet. Ich denke, dass es daher eher hinter den Kullissen Einzug halten wird, ohne dass die User wissen, dass sie da gerade RSS nutzen.
Für mich ist die PR keine Lügenindustrie. Sonst würde ich den Job nicht machen. PRler sind so gute oder schlechte Menschen wie Vertreter aller anderen Branchen auch.
Aber, wenn man nicht zuspitzt, kann man auch keine Diskussion auslösen. Und das ist auch das Problem von mediacoffee und Co. Die meisten Autoren drücken sich vor Diskussionen. Eigentlich müsste es nach dem ganzen PR-Bashing in den letzten Monaten dort klingeln vor Beiträgen. Schließlich wird da total skandalisiert. Aber statt der Agenturchefs äußert sich nur der Chef von Landau Media (einer Firma für Medienbeobachtung).
Was wir PRler aus Blogs lernen müssen, ist, dass sachliche Diskussionen über ein Produkt nicht per se schädlich sind. Im Gegenteil. Und diese Praxis sollten wir dann nicht nur in Blogs beherzigen, sondern insgesamt in unsere Arbeit einfließen lassen.
Besonders lustig finde ich in letzter Zeit die PRivatisierte Blog-Stasi, die in Blogs nach Namen Ihrer Auftraggeber sucht. Im Blogcounter hatte ich schon mehrfach “tolle” Anfragen a la
Deutsche Bahn OR Deutschen Bahn OR Schenker Or Mehdorn
und ähnlichen Rotz, um den sich wohl Metacommunication*com kümmert. Ich hab halt einige Artikel über meine Ablehnung der Bahn-Privatisierung und Kritik an Hartmut Mehdorns verquerer “Die Bahn steht in Konkurrenz zum Flugzeug”-Strategie im Blog. Aus Österreich hatte ich neulich Besuch von publicwebwatch*at, die mit dem Slogan werben
WIR BEOBACHTEN FÃœR SIE DAS INTERNET
Das hätte China oder die Stasi nicht besser ausdrücken können. Auch von einem österreichischem “Webcluster” habe ich in letzter Zeit fast tägliche “Besuche” über 3-8 Stunden und länger. Offenbar scheint Österreich wieder “führend” bei der Ãœberwachung zu werden….
Gruß
Alex
@ Perspektive2010: Du willst doch, dass Deine Kritik ankommt, oder? Was beschwerst Du dich dann darüber, dass die Bahn nach solcher Kritik sucht und diese zur Kenntnis nimmt? Im übrigen ist es doch wohl das Recht der Bahn, zu wissen, was über sie geschrieben wird.
Christian, die Bahn hat NICHT das Recht zu wissen, was über sie geschrieben wird, sondern maximal das Recht danach zu suchen, was über sie geschrieben wird :)
@ Kajetan: Stimmt natürlich.
RSS ist den meisten Leuten an sich doch zu umständlich. Ein extra Programm dafür installieren? Den Aufwand nicht wert. Die eingebauten Reader in den Browsern? Nicht gerade schmuck und intuitiv. Der Name macht es auch nicht besser “Ereses, was’n das?” Bzw dann noch mit den Unterschieden von Atom, RSS etc, zuviel des Guten.
Podcasts über iTunes oder Feeds in Netvibes/Google News etc sieht man das nicht mehr an, so kann man das durch die Hintertür einführen. Aber ja, die Deutschen sind da viel zu lahm und auch consumer generated advertising oder was auch immer man sich nun ausdenkt wird genau das gleiche Schicksal drohen, so lange keiner einen langen Atem und viel Geduld hat.
@ Christian:
Als wenn die Bahn interessieren würde, was die Kunden denken. Diese abstruse Vorstellung habe ich nach einigen Schriftwechseln – mal mit aktuellem Anlass, mal ohne – zu den Akten gelegt. Die sind lern- und beratungsresistent, da spielen nur noch der Börsengang und der Ausbau des ICE-Netzes eine Rolle. Ich denke, die wollen nur ein “Bild des Unternehmens in den Medien” zusammenklauben und ggf. gegen Kritiker Abmahnungen raushauen. Zu mehr dürfte die anvisierte Börsen-Bahn unter Mehdorn nicht in der Lage sein, siehe auch Dons neulicher Artikel über den Verlag mit den Textbausteinen gegen “Gerüchte” in Blogs…
Gruß
Alex
Rubel: a new career path I see emerging. Kaum haben Sie ein Schiff auf die Klippen gesetzt, entern Sie das nächste und reklamieren den Oberbefehl. Über die Planke mit ihnen!
@13:
RSS wird in der Tat mehr durch die Hintertür über “persönliche Startseiten” von Portalen usw. gelesen als über RSS-Reader. Das ist jedenfalls auch bei mir der Eindruck, wenn ich mir die Statistiken so anschaue. Die vielen Standards sind da sicher das Haupthindernis, vielleicht sollte man einfach nur noch RSS 2.0 unterstützen und den Rest begraben…
Gruß
Alex
“Und nein, das ist kein Sommerlochbeitrag, ich warte hier nur auf die Freigabe von brisantem Material von StudiVZ und einem netten, kleinen Problem in der Kundenbetreuung.”
…und was würde draus? nix? wars nur leeres Geschwätz?
schreib mal endlich was richtig enthüllendes über StudiVZ sonst läuft dir die Kundschaft ja weg.
Vielleicht das hier: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,503637,00.html ?
Gruß
Alex
Das ist ja mal…
…ein sehr zahmer Artikel. Gerade zu nett, würde ich sagen.