(einige Wortspiele haben wir noch in Petto…)

Großes Schauspiel, großartiges Theater: FAZ vs. NETZEITUNG. DIENSTRAUM.com sei Dank, wurde ich auf die Antwort von Stefan Niggemeier/FAZ auf die Wortmeldungen von NZ-ChefRed Michael Maier, seiner Leser und Weblogs aufmerksam gemacht.

Wie ich zum Verschwörer wurde

[Ich] muß zugeben: Seine These, wie es zu dem Artikel kam, ist tausendmal spannender als meine. Vermutlich ist sie deshalb, seitdem er sie veröffentlicht hat, auch in so vielen anderen Medien und Internetbeiträgen zu lesen […]

Michael Maier hat natürlich ein Interesse an solchen Diskussionen. Während alle über die Motivation des Artikels diskutieren, spricht niemand mehr über seine Inhalte. Darüber, ob Selbstdarstellung und Anspruch der Netzeitung noch irgendetwas mit ihrer realen Existenz zu tun haben. Und ob das häufig fehlerhafte Um- und Abschreiben von Agenturmeldungen, die man wörtlich nicht verwenden darf, nicht ein Widerspruch zur postulierten Qualität sind, und die Vermischung von werblichem und redaktionellem Inhalt allemal. […] Daß ein von den Verlagen unabhängiger Qualitätsjournalismus im Internet sehr wünschenswert ist, steht auch in meinem Artikel. Die Frage ist, ob die Netzeitung ihn noch leistet. […]

Maiers Formulierung von der ?ungewöhnlichen Form?, in der ich die Netzeitung ?attackiert? hätte, die von einigen Medien und Weblogs übernommen wurde, ignoriert den Grund dafür, warum die Kritik so massiv erscheint: Weil Maier ihr nicht widersprechen wollte. Am Donnerstag morgen hatte er alle Vorwürfe, die mehr als ein halbes Dutzend ehemaliger und gegenwärtiger Netzeitungs-Mitarbeiter gemacht haben, detailliert per E-Mail vorliegen und hätte auf jede einzelne Behauptung bis zum frühen Samstag nachmittag antworten können. […] Den Kernaussagen des Artikels hat er bis heute nicht widersprochen.

Man mag die Einlassung von Don akzeptieren, dass die NZ nicht alles dementieren kann, Stichwort “Geschäftsgeheimnis”. Ist ein Statement bzgl. der Kolumne “Altpapier” bereits ein Betriebsgeheimnis?

Es ist in der Tat auch die weltverschwörerische Art der Maier’schen Replik, die auf “getroffener Hund bellt” schließen läßt.

Die Diskussion hat weniger mit Fakten, mehr mit Style zu tun. Die Reaktionen fallen so heftig aus, weil hier ein Internetmusterschüler (Archiv, Feeds) angegriffen wird, aus einer Ecke, die bislang was eigene Inhalte angeht, weit weniger Gespür zeigte. Niggemeier wird, ungeachtet seiner Argumente, in Sippenhaft genommen. Nicht nur für die FAZ, sondern auch all den anderen “Old-School”-Medien, die statt ein semioffenes System wie die NY Times (Permalink-kompatibles Archiv) mit ePaper und Relaunches verzweifelt an ihrem “Seiten”-Paradigma und ihrer Informations-Hoheit festhalten.

Insofern: unterhaltsames, aber unerhebliches Scharmützel.