Zu dumm, dass ich meinen Artikel im Buch über das Versagen der grossen Medienhäuser im Internet nicht mehr an der FAZ festgemacht habe. Es hätte viel zu berichten gegeben; eine Weile waren ich sehr nah dran an den – inzwischen auch gekillkündigten – Leuten der Münchner Redaktion, und habe deren vergeblichen Kampf ums Ãœberleben aus nächster Nähe mitbekommen, das Anlügen, das Vertrösten, das Verweisen auf Leute, die nichts sagen konnten, die dürren Worte zum Ende. Ich denke, ich hätte jede meiner These an der FAZ belegen können. Naja.

Nachdem ich also den internen Stil der FAZ kenne, überrascht es mich nicht sonderlich, heute den 2. teil der NZ-Geschichte zu finden, was Herr Niggemeier wohl auch auf mich gemünzt hat, allerdings ohne Quelle und Namensnennung, was per se schon wieder ein Verstoss gegen die guten Sitten unseres Standes ist. Denn man sollte dem Leser doch die Möglichkeit bieten, die Aussagen des anderen selbst zu begutachten, wenn man ihn schon mit dem Wort “Verschwörungstheoretiker” belegt. Was an minimaler Fairness sogar für christliche Extremisten des 5. Jahrhunderts in ihrem publizistischen Krieg gegen das Heidentum üblich war, scheint nicht für die FAZ mehr zu gelten – seiŽs drum.

Dann sage ich es eben so: Dieses Verhalten ist schlichtweg feige, Herr Niggemeier – haben Sie etwas zu verbergen, weil Sie nicht linken? Könnte es dann sein, dass Ihre Leser merken, dass es nicht um die Erfindung von Verschwörungen geht, sondern nur um eine Replik, die sich mit Ihrer Legitimität und Motivation beschäftigt? Sind Sie der letzte reine Wächter des Journalismus, der weisse Gral, den so ein dreckiger Blogger nicht berühren darf?

Ich darf – hoffentlich – den diesbezüglichen Abschnitt zitieren:

Bleibt natürlich noch die Möglichkeit, daß der Artikel durch Angst vor dem vermeintlichen Erfolg der Netzeitung und die Bedrohung klassischer Medien durch das Internet motiviert war, wie einige Weblogs mutmaßen, durch ?Sorge und Neid?, wie Maier schreibt. Das ist schon nicht mehr ganz so schillernd, aber auch nicht sehr plausibel. Das beginnt schon damit, daß sich die Verschwörungstheoretiker nicht einig sind, ob die Netzeitung zum Ziel wurde, weil sie mit ihrem Erfolg die F.A.Z. bald überflüssig gemacht haben wird, oder weil sie so klein ist, daß sie ein wehrloses Opfer darstellt.

Ich sage nicht, dass Sie es tun, weil Sie als FAZ Angst vor der NZ haben. Ich sage nur: Die NZ schafft es, in die Nähe einer schwarzen Null zu kommen. Die FAZ hat sich mit ihrem Internet-Auftritt zu einer Zeit massiv in die roten Zahlen gewirtschaftet, als der Stellenmarkt, von dem die FAZ vorrangig lebt und der, nebenbei, garantiert nicht ihrer superkritischen Haltung und bitterbösen Kommentaren gegenüber der Wirtschaft zu verdanken ist, eingebrochen ist. Ich wundere mich, was da für ein Kriterium an die Netzeitung angelegt wird, von einer Zeitung, die wie keine zweite im Netz eine Bruchlandung hingelegt hat. Möchten Sie hier die Geschichte lesen, wie Ihr Content Management System in München entwickelt wurde und welche Pleite dann folgte?

Was ich nicht getan habe, ist etwas anderes: Eine Verbindung zwischen der momentanen Schwäche der FAZ und der Stärke der NZ hergestellt, dem Stellenmarkt, der sich heute stark ins Internet verlagert hat. Diese Entwicklung ist eine existenzielle Bedrohung gerade für die FAZ und die Süddeutsche. Und genau um diesen Markt bemüht sich die Netzeitung. Das ist der Lebensnerv der FAZ. ich will Ihnen nichts unterstellen, was ich nicht beweisen kann. Aber es gibt in diesem Fall eine Interessenskollision, und da ist jeder Leser aufgerufen, kritisch zu lesen, was da an Aussagen kommt.

Das ist keine Verschwörungstheorie, sondern Aufklärung, Herr Niggemeier.

Schließlich der Vorwurf, daß ?ausgerechnet? die F.A.Z. sich nicht kritisch über die Netzeitung oder andere äußern dürfe. Selbst wenn der Online-Auftritt der F.A.Z. der traurigste der Welt wäre – was er nicht ist: Dürfte ihr Medienredakteur dann nur harmlos-schönfärberisch über andere Online-Auftritte berichten?

Herr Niggemeier, Sie dürfen natürlich. Ich darf aber auch sagen, dass Sie doch bitte mal vor ihrer eigenen Tür kehren sollen, und dass Sie meines Erachtens der Netzeitung Vorwürfe machen, die genauso auf Sie und Ihr Blatt zutreffen. Ich nenne so etwas Doppelmoral, ich nenne es peinlich, ich nenne es unwürdig, besonders vor dem Hintergrund, dass es in Ihrem Artikel keine Fakten gibt, die Ihre zentralen, schwersten Anschuldigungen so belegen könnten, dass es möglich wäre zu sagen: Der Mann hat Recht. Die Netzeitung verkauft ihre Unabhängigkeit.

Sie, Herr Niggemeier, zielen auf den Kern jeder Zeitung, die Glaubwürdigkeit. Sie bringen keinen einzigen Beweis, auch nicht in Ihrem zweiten Artikel, in der Sie sich als Speerspitze des kritischen Journalismus aufführen, um Kritiker dann sogleich als “Verschwörungstheoretiker” zu diffamieren. Warum sollte ich nicht sagen dürfen, was in der FAZ falsch lief? Wenn Sie so austeilen, sollten Sie auch in der Lage sein, einzustecken, ohne gleich den anderen mit einem billigen Schlagwort abzukanzeln.