Das grosse Fressen: Snapfisch geschnappt
Grosse Fische fressen kleine Fische, besonders im Bereich Online-Photographie. Nachdem gestern Flickr an Yahoo geht, kauft jetzt HP die etwas ältere Firma Snapfish. Ziel ist hier nicht die Verknüpfung mit einer kompletten digitalen Lebensumgebung wie Yahoo 360°, sondern eher banales Ausdrucken von Photos, was besonders die Drucker- und Kamerasparte von HP begeistern dürfte. Snapfish hat inzwischen auch eine Schnittstelle für Bilder von Handies. An die Flickr-typischen Erweiterungen denkt man bislang wohl nicht, da hat HP sicher andere Interessen.
Man sollte übrigens die Dimensionen im Auge behalten: Einer der grössten Drucker- und Kamerahersteller der Welt holt damit 13 Millionen Mitglieder und geschätzt 350 Millionen Bilder an Bord, monatlich kommen 500.000 User dazu. Yahoos in den Medien und Blogs vielgerühmte Erwerbung Flickr hat dagegen nicht mal 300.000 User und weniger als 4 Millionen Bilder – allerdings ein Wachstum von geschätzt 30% im Monat. In beiden Fällen sollte man Firmen glauben wollen, die sich gerade für ein paar Millionen an Yahoo und HP verkaufen.
Dennoch die Frage: Kann es sein, dass Flickr vielleicht ein Kugelfisch war, der sich nur kräftig aufgeblasen hat? Und unter dem Fisheye-Objektiv der Blogosphäre grösser gewirkt hat, als er ist?
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Ich glaube, dass Yahoo mit Flickr in erster Linie den Coolnes-Faktor eingekauft hat. Technisch ist Flickr nicht soooo schwierig, die Verknüpfung mit den Flash-Applikationen ist immerhin gut gelungen. Aber nichts, was Yahoo vor Probleme gestellt hätte, wenn sie es selbst hätten machen müssen.
Wenn Yahoo aber eine Konkurrenz zu Flickr hätte aufbauen wollen, hätten sie sich schwer getan, weil die Blogosphäre lieber den Kleinen beschützt und gegen die Goßen wettert.
Es wäre auch spannend zu wissen, wie viele Flickr-User Blogger sind, und ob sich dieses Verhältnis verändert. Von aussen betrachtet scheint es, dass Flickr zu Beginn vor allem durch Blogger verbreitet wurde, aber wenn immer mehr Nicht-Blogger Flickr nutzen, wäre es natürlich leichter, sie direkt für Yahoo 360° zu begeistern.
Yahoo ist ganz sicher nicht cool. Ein Dinosaurier mit vielen Mutationen, der irgendwie nichts perfekt kann, aber damit Geld verdient. Ob sie bei den Blogs noch abräumen können, wage ich zu bezweifln.
Vielleicht ist es wirklich das: eher der Kampf um “Awareness” und “Credibility”. Mit dem Wachstum bietet Google immer mehr Angriffsfläche. Fabian Mohr hat dazu (mal wieder) einige gute Links ausgegraben, die Google als chaotischen, teils arroganten Laden beschreiben, der noch voll in seiner persönlichen NE-Hype-Blase befindet.
Man muss dass nicht unbedingt glauben, weil es von nicht ganz uninteressierter Seite kommt, aber de-facto mehren sich die Probleme für Google: Beschwerden über Hacks oder falsche Abrechnungen bei AdSense, länderspezifische Gerichtsurteile zum Webseiten-Index, AFP die gegen GoogleNews nun einen Teilerfolg erzielt haben, verschiedene Projekte in denen es qualitativ seit längerem nicht vorwärts geht (Orkut, Froogle) etc…
Man hat das Gefühl das Google derzeit unter der Last der diversen angerissenen Projekte ächzt. Und jemand mit 80% Marktanteil ist eh von Hause aus nicht sympatisch…
Yahoo hat in den letzten 12 Monaten eine Aufholjagd gemacht, sowohl in Sachen Image als auch mit Technologie. Yahoo hat einen Vorteil (oder Nachteil, YMMV): die Verzahnung seiner Inhalt ist nahtloser als die von Google.
Man kann es so und so sehen: bei der Freemail scheucht Google Yahoo vor sich her, was für Yahoo via Anzeigen ein Kerngeschäft und die hauptschnittstelle zum Kunden ist. Yahoos eigene geschäfte waren über die Jahre auch sehr chaotisch, man war bei jedem Hype mit dabei.
Ich würde da nicht die hand umdrehen wollen. Letztlich nutzt man das, was den besseren Dienst liefert, und Google wird sicher bald Picasa entsprechend aufbohren. Flickr war eine gute Story – aber eben nicht allzu viel dahinter, wenn man es mal mit Walmart etc. vergleicht, die einfach schon länger ihre Kunden haben, die dann auch noch das billige Ausdfrucken als Hauptziel verfolgen.
Ob da wirklich immer so viel dahinter steckt wie es auf den ersten Blick den Anschein hat?
Wie war das denn vor 4,5,6 Jahren? Jeder INternetanbieter musste plötzlich eine Community mit Chat&Foren haben. Die haben jeden unausgereiften Müll gekauft der auf dem Markt verfügbar war. Dann haben die Großen Internetanbieter die kleinen aufgekauft (Bsp. Tiscali im Kaufrausch). Auch da wurde alles aufgekauft wo ein Preisschild dran war.
Und jetzt? Jetzt muss jede Firma irgendwas mit Blogs haben. Denn die sind ja Hipp. Also wird alles aufgekauft was man für Geld bekommen kann und was auch nur annähernd mit Blogs etwas zu tun hat.
Es wäre für Yahoo definitiv kein Problem gewesen einen ähnlichen oder gleichen Service wie Flickr aufzuziehen. Die Technik dürfte da bestimmt nicht das Problem sein. Ob Yahoo wirklich die User von Flickr haben wollte? Kann ich mir auch nicht so wirklich vorstellen. Immerhin hat Yahoo doch so einiges an Kunden/Mitgliedern.
Man könnte es auch so formulieren: Yahoo ist im Kaufrausch und hat einfach mal so zugeschlagen. Da gab es halt ein Schnäppchen zu machen, also hiess es Zugreifen. Was daraus wird oder was man damit anfängt, dass steht noch in den Sternen.
Firmen kommen mir manchmal vor wie Alkoholsüchtige. Die schütten sich alles rein was sie bekommen können. Ob sie es vertragen oder nicht. Manche vertragen viel, einige weniger und torkeln anschliessend ganz arg, andere wiederum übernehmen sich und fallen auf die Nase.
Aber das Schöne ist doch: Die Forennutzer nutzen weiterhin ihre Foren, wir bloggen auch weiter – nur die Firmen, die an den Hype geglaubt haben, die müssen abschreiben. Auch darin hat Yahoo viel Erfahrung – remember geocities? 3,56 Milliarden Dollar hat das Yahoo damals gekostet, zum Glück in Aktien.