Videoblogs, Podcasting, trulala
Ich bin alt. Zu alt wahrscheinlich. Ich war schon dabei, als die New Economy gerade aus dem Dünger der Medienagenturen und der Beratungsfirmen spross, und ich habe in den langen Jahren bis zum Hype und darüber hinaus schon so ziemlich alles gehört, was man so an Visionen hatte. Gerade im Bereich Medien.
Hat man 1999 in diesen Kreisen behauptet, das Internet würde bis 2005 nicht die Medien bei den Kernzielgruppen der Werbeindustrie weitgehend ablösen, galt man als Pessimist, Miesmacher oder schlichtweg als Idiot. Es gab damals enorme Zuwachsraten beim Broadcasting im Internet. Warum sollte jemand Zeitung lesen, wenn er auch alles digital haben könnte? Beim Frühstück liest kein Mensch mehr Zeitung, da geht man gleich ins Büro, holt sich vom kostenlosen Kaffee und Obst und liest nebenbei, was im Netz auf die eigenen Wünsche zugeschnitten ist. On demand. Immer aktuell. Ohne Altpapier.
Und danach kommt das Radio. Hohe Kompression bei fallenden Verbindungsbegühren. Mit DSL stirbt das alte UKW, mit UMTS kommt es auch ins Autoradio. Dann wird es auch kein klassisches Radio mehr sein, sondern on demand. Ausgewählt aus ein paar hundert Streams, ohne Moderation, aber das Gequatsche nervt sowieso. Und danach kommt auch Internet-TV – das ganz grosse Geschäft. Läuft ein Serienstar mit einem Pulli durch die gegend, kann man das Bild anklicken, dann erscheint der Onlineshop. man kann den Pulli kaufen, und danach weitergucken. Das wird ganz gross, das ist die Zukunft.
Jeder sollte heute begriffen haben, dass
– klassische Medienhäuser nach wie vor Gewinne mit Print erzielen
– Onlinemedien verflucht teuer sind und bislang kaum refinanzierbar
– Internet-TV trotz versenkter Milliarden ein Nischendasein führt und
– Internetradio oder was davon an Winzprojekten übrig ist von der Gema geschlachtet wird.
Und das, obwohl zwischen 1997 und 2001 erheblich mehr Geld in die Entwicklung solcher Ideen geflossen ist, als in die normalen Medien. Was dann zur Medienkrise von 2001 bis heute führte – kein Wunder, wenn man aufs Gas steigt, falsch abbiegt und voll bewusst am Ende der Einbahnstrasse an die Wand knallt. Das war die New Economy.
Und jetzt ist es 2005, und der ganze Bullshit, mit Verlaub, wird erneut serviert. Mit ein paar neuen Buzzwords – Blogs werden die Textangebote, Internetradio ist Podcasten, Internet-TV sind Videoblogs, On Demand heisst RSS. Das ganze kriegt auch einen schmissigen Oberbegriff: “Open Media Network: Die Zukunft von Fernsehen und Radio.” Kurz, was mit Milliardenaufwand von grossen Firmen vergeigt wurde, sollen jetzt die medienaffinen Enduser selbst machen, in ihrer Freizeit. Kostenlos natürlich auch. Peer to Peer, nur in der Mitte sitzt eine Firma, die wohl auch irgendwie ihr Geld verdienen muss. Aber da fragt keiner, weil es ja sozial ist: Social Software. Sozial ist per se gut, auch wenn es nur ein Branding ist. Aber das muss ja keiner merken.
Zumindest bekommt man mit dieser neu aufgekochten, frisch gewürzten
SCHEISSE
Raum in den Medien. Auch wenn es letztlich nur die Idee der Syndication von usergenerated Content ist, was 2001, nach dem Crash, nochmal das grosse Ding werden sollte. Aber um das zu wissen, muss man ein alter Sack sein, und darf kein Interesse an einem neuen Hype haben, der dann wieder die altbekannte Kamarilla aus stundensatzgeilen Beratern, Journaille und Abzock-Unternehmern nach oben spült. Die solche Worte auch nicht mögen werden, weil sie, siehe oben, ja social und P2P sind und die Beteiligung der User toll finden. Nein echt. Die wollen uns nur helfen, unsere Person besser im Internet zu verbreiten. Und keine Fragen hören, wie:
– Wo kommt die Bandbreite her? (jaja, 1000 Mbit in Korea, ich weiss, aber hier bei uns?
– Text in Blogs geht noch, aber Radio? Schon mal einen Normalo moderieren gehört?
– Selbst wenn er sprechen kann – wer soll sich die komisch geschnittenen Videos anschauen?
– Und wenn er Radio macht – wie ist das mit dem Urheberrecht, noch dazu, wenn im obigen Beispiel Microsofts Digital Restriction Management dabei ist?
– Wer soll sich das alles als Nutzer antun – und warum?
Texte schreiben ist etwas, was wir alle in der Schule lernen. Radio und Video muss man gesondert lernen, sonst klingt das übel und sieht scheisse aus. Wenn man es lernt und anwendet, kostet es Geld und Zeit. Wenn mann es dann “narrowcastet” – nochmal so ein Buzzword Bullshit, gleichbedeutend mit den frührem “Reaching target audiences” – muss man erst mal jemanden damit erreichen. Die meisten Blogleser und Interentnutzer machen das im Büro – dort wird man sich für die zusätzlichen Gigabytes und die Online-Tätigkeigt bedanken.
Nichts gegen Podcasting. Nichts gegen selbstgedrehte Videos im Netz. Kann jeder machen, anything goes. Aber bitte keine New Economy reloaded.
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Deine Einschätzung im ersten Teil kann ich nur bedingt nachvollziehen. Als ich noch zur Schule ging, hatte ich morgens immer meine taz im Printabo. Es war das wunderbare Gefühl. In Wirklichkeit hatte ich die Texte schon am Vorabend gegen 21 Uhr auf taz.de gelesen oder am Tag zuvor ohne die Polemik im dpa-Ticker, der als RSS-feed vom Abendblatt kam, bzw. de.news.yahoo.com.
Ich lese auch heute noch Zeitung, nur eben nicht mehr auf dem Papier, weil mir die Zeit für ein anständiges Frühstück fehlt. Und die Lust dazu.
Ab und zu werfen sie uns an der Uni ein paar Wochen lang die FAZ in den Hals oder die FTD oder “News”, da tut man sich das schonmal wieder an.
Wenn ich etwas lesen will, das es im Print gab, dann bekomme ich es über Lexisnexis oder genios. Bin ich jetzt Infoelite oder sowas oder ohne es zu merken aus dem PR-Alternativuniversum gefallen (dort, wo Enron noch Gewinne macht)?
Deinem zweiten Teil stimme ich zu, weil er mit dem ersten wenig zu tun hat und solange es nicht wenigstens mal eine Woche lang Wikinews-TV am Stück und zeitnah zu den Nachrichten gab (http://en.wikinews.org/wiki/Wikinews:Broadcast, diese Verrückten arbeiten daran), glaube ich nicht, daß das mehr sein wird als ein xbeliebiger Piratensender oder ein Radioworkshop aus den 70ern (grob gefasst, da waren Perlen darunter und vielleicht sind ja heute einige von denen feste Freie oder gar Presse-Freier bei AZRDF.
Du sagst:
– klassische Medienhäuser nach wie vor Gewinne mit Print erzielen
– Onlinemedien verflucht teuer sind und bislang kaum refinanzierbar
– Internet-TV trotz versenkter Milliarden ein Nischendasein führt und
– Internetradio oder was davon an Winzprojekten übrig ist von der Gema geschlachtet wird.
wie wäre es mit einem Ja,aber:
– Sind es nur die Dauerpatienten FR und taz, die immer weiter streichen müssen oder geht es den Verlagshäusern nur scheisse, weil ihre Chefs meinten, die Gewinne von 2 Jahrzehnten mal verbrennen zu müssen?
– telepolis ist nach der Verschlankungskur nicht mehr das Zuschussmonster, das es mal gewesen sein soll. Netzeitung scheint auch so langsam den Boden abgetastet zu haben.
– Du kannst nichts über Internet-TV sagen, das wurde erst vor zwei Wochen von Al Gore erfunden.
– Warum habe ich dann 150.000 Internetradiostreams auf shoutcast, davon zwei oder drei richtig gute?
Ich teile im Prinzip die Meinung dass Videoblogging in absehbarer zeit nicht funktionieren kann, weil: Aufwand zu hoch, Amateurqualität sich negativer bemerkbar macht, Video als Medium nicht “nebenbei” funktioniert.
Die Behauptung das klassische Medien nach wie vor Gewinne mit Print erzielt, ist m.E. als Gegenargument zu unscharf, denn die die es mit dem Internet als erste erwischen wird, sind nicht “Print” an und für sich, sondern Tageszeitungen. Zeitschriften und Bücher sind qua Profilierung besser aufgestellt.
Siehe dazu auch den Economist-Artikel über das Statement von Rupert Murdoch. Der Artikel scheint im offenen Bereich zu sein: “The future of journalism Â? Yesterday’s papers”
Kernthese: den Zeitungen bricht die Leserbasis weg. Wenn sie Profit machen, dann nur durch Schlanker-Werden und das geht auf Kosten des Profils und Qualität. Teufelskreis.
Es gab vor einem Monat (Ausgabe 26.3.) im Economist eine bitterböse Grafik die die Werbeausgaben in den USA quer durch die Medien verglich und dies gegenüberstellte mit der Zeitmenge die die Konsumenten mit den Medien verbrachten.
Zeitungen und Internet waren am diametral entgegengesetzten Ende der Skala. 35% der Werbeausgaben entfielen auf Tageszeitungen, aber nur 8% des “Zeitbudgets” der US-Haushalte. Internet: 4% der Werbeausgaben, aber 33% des “Zeitbudgets”.
Was den Kulturpessismus angeht: UKW ist jetzt bereits tot. Nicht wegen DSL, sondern wegen Formatradio. Nicht umsonst muss man sich im deutschsprachigen Raum auf die gleichen 5 positiven Beispiele konzentrieren.
Es wird verstärkt Onlinemedien geben, weil es letztendlich für Radiosender wumpe ist, ob sie via Stream oder Antenne senden (im Büro höre ich ausschließlich Online-Radio). Es wird Internet-TV geben, weil dies Lizenzinhabern wie z.B. Sportligen ermöglicht an all die “Zwischenhändler” vorbei, Inhalte an den Mann zu geben.
Dies ist teuer und dies verlangt fette Leitungen und entsprechend spezielle Interessen. Die Strukturen werden aber bereits jetzt geschaffen. In den USA haben beispielsweise die Profiligen NFL und NBA ihre eigenen Digital-Kanäle. Die Bezahl-Audiostreams sind dort bereits Realität und der Schritt vom Digital-TV-Kanal zum Videostream ist kein großer mehr.
“Warum sollte sich der Nutzer das antun”
Weil er sonst nicht anders an entsprechende Inhalte rankommt? Ich höre seit zwei Tagen nichts anderes als MP3s einer Amateurradiosendung mit Musik. Musik die ansonsten auf NDR 4 zwischen 2 und 3h nachts läuft (ungelogen).
Das Problem auf dass alles zuläuft, ist das Problem der Re-Finanzierung. S.o.: es gibt ein bizarres Mißverhältnis zwischen Internetnutzung und Werbeeinnahmen und keiner weiß wie er Einnahmen aus dem Internet erzielen soll, solange es nicht “Pay-TV” (“Pay-Radio” etc…) ist. Das “Bezahl-Modell” wird aber auf absehbarer Zeit nur für wirklich exklusiven Content funktionieren (beispielsweise Sport).
Alle anderen wissen nicht wie sie Kohle verdienen soll und ich denke dass ist noch nicht einmal der schlechteste Zustand…
Das Problem der Re-Finanzierung sollte aber nicht mit der vermeidlich mangelnden Akzeptanz von Online-Medien verwechselt werden.
nur ne randbemerkung:
texte schreiben lernt man in der schule? dabei dürfte es sich um einen kolossalen irrtum handeln.
wenn irgendwas »das nächste ding« ist, dann kann es das auch sein, wenn kein kommerzieller erfolg damit verbunden ist.
nach einigen gesprächen bin ich inzwischen überzeugt davon, dass podcasting (oder um ein hypewort zu vermeiden, einfach selbstgemachtes radio) eine grosse zukunft hat, auch wenn keiner damit was verdienen wird. aber genau wie bei weblogs entsteht eine feine community aus leuten die (mal mehr, mal weniger) zu sagen haben. klar, für einen a-list blogger gibt es 10000 livejournal diddlemäuse, aber trotzdem haben blogs schon heute einen gewissen einfluss auf die klassischen (print-)medien.
und genau so wird es mit podcasting sein. die technik wird immer einfacher, plötzlich können auch menschen regelmässige sendungen veröffentlichen, die keinen schimmer von tontechnik haben und die schockwellen werden in die medien dringen. das klassische radio hat jetzt schon ein problem und es wird sich in den nächsten jahren wandeln, dabei wird ein phänomen wie podcasting eine rolle spielen und das ist gut so.
Es soll ja auch Leute geben, die es mit dem Schreiben nicht so haben, die aber ein ganz gutes Gespür haben, sich spannend auszudrücken. Und für die bietet podcasting doch auch eine prima Möglichkeit sich auszudrücken – ohne längliche Texte schreiben oder lesen zu müssen.
podcasting macht doch dann Spass um sich eben sein eigenes Programm zusammenzustellen. Vieles ist dabei noch Schrott – aber es gibt auch schon interessante Sachen, die ich mir anhöre und die ich eben nicht im Radio/Stream irgendwo finde, bzw. einfach verpasse.
@Andreas: “wenn irgendwas »das nächste ding« ist, dann kann es das auch sein, wenn kein kommerzieller erfolg damit verbunden ist.”
… oder dass der kommerzielle erfolg nicht absehbar ist. insofern halte ich eine haltung wie sie “Union Square Ventures” beim investment in del.icio.us zeigen, für interessant:
abseits der fertigen businesspläne mal eine pflanze gießen und gucken was da spriessen mag.
man kann es natürlich auch nach der “deutschen” methode machen: “solange es kein einnahmemodell gibt, machen wir es nicht”
Wann endlich werden Spielzeuge als solche erkannt und gefördert? Vergesst, daß es via Kupferkabel übertragen werden soll.
Der Rest ist doch o.k.?
Dürfen Amateure jetzt nicht mehr Fotos machen? Weil die Presseheinis die Filme ‘rausreissen via Verd…äh iiiieehhhh? Den Hausfrauen das Schreiben verbieten und zu LERNEN wie MANN anmoderiert? Ach nee, oder?
Demnächst werden sie das Küssen verbieten. Und das Stricken vor laufender Kamera, weil sie halt Gelernte sind, die Männer, die Dons, die es schon immer wussten. ;-)
Ein Prinz
Da oben steht (für die, die lesen können), dass Podcasting und so weiter nichts einzuwenden ist. Schön und gut. Be your own DJ.
Aber da oben steht auch, dass die These, dass daraus das neue TV und das neue Radio werden könnte, wie schon Ende der 90er das dann die User selbst verbreiten und dazwischen eine Firma sitzt, die kassiert, ein meines Erachtens falscher Ansatz ist.
Ich komme vom Radio. Ich habe Bürgerfunk, Ausbildungsradio, Profiwortbeiträge und Format-Musiksendungen gemacht. Wenn man die Quten kennt, weiss man, dass von den vier obigen Beispielen nur eines die Quote bringt, mit der man in Deutschland Geld verdienen kann, ohne dass es dabei gleich 80er, 90er und das Beste von heute sein muss. Format ist zuerst mal kein Problem, auch Punkrock ist ein Format. Nur ist der “beste Mix” auf UKW nicht tot, sondern quietschlebendig, und das ist er nicht erst seit gestern, sondern in den USA seit ein paar Jahrzehnten.
Es gibt natürlich auch Liebhaber, die sich Bürgerradio anhören. Oder Streams aus dem Netz holen, oder sich Amateur-DJs antun. Wunderbar. Nicht wunderbar ist die Idee, das die Leute selbst tun zu lassen, nachdem die Profis damit abgesoffen sind, und sie in die eigene Firmen/Hypestruktur einzubinden, weil die passenden Wörter grad Mode sind.
@ dogfood: “Seed Investments” werden immer auf Verdacht vergeben – in der Regel erfolgt das, weil sie keinen Business Plan haben, der die Grundvorraussetzung für die 1. Runde Venture Capital wäre. Kleine Summe und viel Beratung für grosse Anteile an der Firma. Das ist in Deutschland das Lieblingsgeschäft der Business Angels.
Don: Ich hab ja nun lange genug Radio gemacht und lebe auch heute noch davon, Radios Inhalte als Logistiker zuzuliefern. Trotzdem ist, zumindestens in Deutschland, Massenradio klinisch tot. Frag mal nach, wie viele Sender heute real Gewinne machen. Und guck dir mal sehr genau an, wie sich die Reichweiten entwickeln.
Das Problem ist – und damit ist es parallel zu Zeitungen -, dass Radio übern Daumen heute langweilig ist. Im besten Fall zumindest. Im schlechteren nervt es. Ich selbst habe den Filesharing-Zug verpasst und noch nicht mal einen iPod :-) Trotzdem beginne ich heute, mich beruflich mit Podcasting zu beschäftigen, weil da etwas auf den professionellen (?????) Rundfunk zukommt, was seine Erlösmodelle weiter untergräbt. Warum soll ich mir eine Pillepalle-Rotation von 150 Titeln geben, wenn ich auf meinem Endgerät 10000 Titel habe, die mir im Shuffle-Modus mehr ßberraschung und Abwechslung bieten als jedes Radio?
Mir geht es beispielsweise – und da mögen wir uns treffen – nicht um das nächste (wirtschaftliche) Ding. Aber ist es wirklich absurd, dass jemand bereit ist, dafür Geld zu bezahlen, dass er Podcasts anbieten darf?
Ich kann mich auch noch an die Zeiter erinnern, als Napster über den grossen Teich schwappte – ein Student von uns hatte das über den grossen Teich gebracht, und wir alle dachten in unserem kleinen, Indiesender: Das ist die Zukunft. Das killt die Musikindustrie. Das gibt den Kleinen eine Chance. Da werden die Karten neu gemischt.
Das Ergebnis ist auf jedem iPod zu bewundern: Genau das, was im Radio läuft, wurde runtergeladen. Napster hat eine Weile Künstler gehabt, die wöchentlich was auf der Frontseite zum Download angeboten haben – getauscht wurden weiterhin Britney und Madonna. Erfolgsgeschichte? Schnappi. Toll.
Inhaltlich ist das Radio tot, klar. Die Leute wollen trotzdem keine kleinen Alternativsender, die es doch längst schon gibt. FSK Hamburg macht oft grandioses Programm, hat tolle Leute – und was hört der Hamburger? Fritz in Berlin hat tagsüber auch die üblichen Superhits für die Quote – YUC-Format, young urban contemporary. Auch tot, eine Uraltentwichlung aus den US-Sixties, in Deutschland seit Radio Brenner, zumindest im Süden. FM4 ist die Ausnahme, vielleicht. Mit viel Kraft und Kompetenz.
Die Leute werden trotzdem die klassische Morningshow einwerfen. Es gibt aufgrund der Kosten sicher weniger Wort, aber man übersieht da, wo wir sind, schnell, wo die wirkliche Masse ist. Und wie übel das Geschäft mit Micromärkten bei Konsumgütern unter 10.000 Euro ist, kann einem jeder Werber erklären.
@don
Ich komme vom Radio. Ich habe Bürgerfunk, Ausbildungsradio, Profiwortbeiträge und Format-Musiksendungen gemacht. Wenn man die Quten kennt, weiss man, dass von den vier obigen Beispielen nur eines die Quote bringt, mit der man in Deutschland Geld verdienen kann, ohne dass es dabei gleich 80er, 90er und das Beste von heute sein muss.
d’accord. Aber nur weil man mit podcasting kein Geld verdienen kann, und Nischenprogramme verschwindend geringe Quote haben, so haben sie doch einen Einfluss auf das was heute noch an Radio existiert und vor allem, wohin es sich entwickelt.
Format ist zuerst mal kein Problem, auch Punkrock ist ein Format. Nur ist der Â?beste MixÂ? auf UKW nicht tot, sondern quietschlebendig, und das ist er nicht erst seit gestern, sondern in den USA seit ein paar Jahrzehnten.
und das bestreite ich vehement. Aber dazu ein kleiner Ausflug in die USA: dort besitzt 1 grosse Firma (Clear Channel dazu die Verfolger) die Mehrheit der Radiosender. Und die haben begriffen, dass sie Format machen muessen. D.h. in jedem “Markt” (=Ballungszentrum) gibt es mindestens 1 Sender der jeweils Country, 80er Pop, Alternative Rock, Hardrock, Hip-Hop etc. sendet. “Das beste aus den 70ern, 80ern, 90ern bis heute” gibt es dort nicht. Man hat Formatradio ermoeglicht, in dem man es franchised. Dieses Modell ist natuerlich nicht auf Deutschland uebertragbar, da die Grundvoraussetzungen anders sind: kleinerer Hoererkreis, andere Hoergewohnheiten, anderes Verhaeltnis zu Musik bei Hoerer und DJ, Verwaltung der Frequenzen etc.
Formatradio lebt, es wird im deutschsprachigen Raum nur nie ein grosses Geschaeft sein.
FM4 ist die Ausnahme, vielleicht. Mit viel Kraft und Kompetenz.
Die Kraft kommt in erster Linie via Geld und Infrastruktur aus der staatlichen ßbermutter ORF. Dazu ein paar Berufsjugendliche, die Spex und Visions lesen, so einfach macht man einen guten Sender :-)
Wenn die Geldverteilung innerhalb der Sender der ARD anders veranschlagt wuerde, waere so etwas auch in D moeglich. Gutes Radio darf kein Profitgeschaeft sein, sondern etwas was sich der Hoerer leisten will. Etwas was z.B. auch in USA funktioniert, man sehe sich NPR an. Fast ausschliesslich Wort-Beitraege, die einzige Moeglichkeit Nachrichten im Radio zu hoeren, Jahre von der Schnarchigkeit und Wiederholungslangeweile eines BR5 entfernt, wird mehrheitlich durch Spenden finanziert.
Das Problem ist, dass die Hörgewohnheiten der Otto-Normal-Hörer in den letzten Jahren (Jahrzehnten) völlig umgekrempelt (um nicht zu sagen: versaut) wurde. Schuld ist die heavy rotation der großen Sender. Um das “gute Radio” oder eben auch Podcasting zu konsumieren, muss man ein aktiver, aufgeschlossener Zuhörer sein. Doch SWR3 und Konsorten haben uns gelehrt, Radio als Hintergrunddauerberieselung zu betrachten, das vor sich hinplätschert und nicht auffällt. Die Leute haben diesen begrenzten Anspruch inzwischen verinnerlicht.
Da gibt es eine Parallele zum Essen. Viele Kids kennen nur Essen aus Dosen und McDonaldÂ?s. Denen SCHMECKT ein frisch zubereitetes, gesundes Menü gar nicht. Weil sie den Dosenkram als ihre bevorzugte Art der Nahrungsaufnahme betrachten. Und weil man da ja NEULAND betreten würde, was die breite Masse immer nur ungern macht.
Hier ist Erziehungsarbeit notwendig. Und das dauert.
Wo kommt die Bandbreite her?
Multicast, Kompression und schon reicht DSL für Internet-TV.
Wobei mir da eher der Ersatz für Sat und Kabel sowie eine Ergänzung zu DVB-T in den Sinn kommt.
Eine Settopbox die IP-TV und DVB-T vereint. Programme die per DVB-T nicht verbreitet werden kommen per Multicaststream ins Haus, oder vice versa.
Technisch machbar und, für mich, sehr interessant.
Ich lebe online, es ist eine qual nicht mal eben ins irc zu schauen, den feedreader durch zu ackern oder in Newsgroups zu wühlen.
Doch TV Webstreams ala n-tv o.ä. lass ich links liegen. Wenn dann wird ordentlich auf dem TV geschaut mit entsprechendem Ton.
Kleine Notiz am Rande, weil ich gerade geifernd auf den NBA-Ticker starre (Nowitzki hat gerade 6 Sekunden vor Schluß das 108:106 geworfen):
Die “Geeks”/”Fans” (ich nenne sie mal so in Ermangelung eines besseren Begriffes) stehen bei der Adaption solcher Techniken an vorderster Front. Schwierigkeit ist es nun zu unterscheiden wo diese Begeisterung eben nur ein Minderheitenphänomen bleibt, oder wo diese Begeisterung wirklich die Vorhut vor der Massenanwendung ist.
Auch das Internet hat mal so angefangen. Man muss sich da mal nur die alten Ausgaben der “Datenschleuder” noch einmal zu Gemüte führen.
Um den Kreis zur NBA zu schließen (Spiel ist gerade zu Ende, Dallas hat 108:106 gewonnen): PREMIERE hat als exklusiver NBA-Partner derzeit in den Playoffs nur drei ßbertragungen pro Woche. Die NBA spielt aber knapp zwei Spiele pro Tag. Es ist also für jeden NBA-Freak die Hölle.
Oder auch nicht. Die NBA-Freaks mit Windows haben schnell eine Möglichkeit gefunden doch noch an ihr Adrenalin zu kommen. Irgendwo in den Weiten dadraus gibt es Websites und Clients die Fernsehübertragungen abgreifen und verteilt streamen (P2P Streaming). Im Falle der NBA war z.B. ein abgegriffener Stream des chinesischen Fernsehens der Hit. CCTV-5 zeigte u.a. alle Spiele der Serie Houston (Mit Yao Ming) gegen Dallas.
Heute nur für NBA-Fans. Aber das Thema legen wir nochmal vor, wenn die Bundesliga nicht vor 22h im Free-TV kommt oder die EM2008 vielleicht zur Hälfte Exklusiv bei PREMIERE läuft. Es ist nur eine Frage des Leidensdruck.
Podcasting und die Musikindustrie
Christian hat einen Artikel über die Musikindustrie geschrieben (Nur mein Standpunkt » Blog Archive » Die Musikindustrie und Podcasting) und spricht dabei das Thema Podcasting und Musikindustrie an. Er kritisiert dabei vor allem die Trägheit und Unbe…