Zahlenmystik
oder Stoff für die kleine PR-Agentur am Rande der Stadt: Mitunter fragt man sich ja, ob nicht alle Vorurteile, die man so gegen PR und Consulting hat, stimmen. Sprich, dass da einfach irgendwas rausgeblasen wird, ohne dass vorher jemand den Krempl noch mal durchliest, weil man ja zum Nachmittagsprosecco muss und geil klingt es sowieso, oder frau muss zum Kunden, um Acquise … oder, beim Prosecco konnte es nicht bleiben… egal, wie auch immer, von der mir bislang gänzlich unbekannten Plattform Frutilla (they are a little bit New Economy, arenŽt they?) erreicht uns eine Pressemitteilung mit folgendem Aufmacher:
(openPR) – München, 23. November 2005 Blogs erfreuen sich auch in Deutschland zunehmender Beliebtheit. Knapp eine Million verbreiten so derzeit Ihre Informationen und es werden mit jedem Tag mehr.
1.000.000 Blogger? Oder was? Beiträge vielleicht? Und es werden jeden Tag mehr sogenannte Blog Business Anbieter, die noch nicht mal einen geraden Satz rausbringen. Aber es geht weiter im Buzzword Bullshit Bingo:
Ob Knowledge Blogs, Corporate Blogs oder Business Blog: Weblogs stellen den neuen Trend im Kommunikationsraum Internet dar. In den USA, Mutterland der Blog-Welle (Anm.: seit wann kann eigentlich eine Welle ein MutterLAND haben?), werden acht Millionen Weblogs von rund 32 Millionen Menschen regelmäßig gelesen. In Deutschland sind es momentan 50.000 Blogger, jedoch kommen pro Woche ungefähr tausend neue Blogs hinzu.
50.000 Blogger sind es also doch nur, was natürlich in einem gewissen Widerspruch zum Aufmacher steht. Ob diese Zahl “richtiger” ist, kann man bezweifeln – als wir vor 1,5 Jahren den Pressetext zu unserem Buch geschrieben haben, gingen wir von rund 50.000 Blogs aus, andere kommen inzwischen auf 350.000. Vielleicht liegt dort ja unsere alte Pressemitteilung vor. Wie auch immer, diese Blogger jedenfalls machen spannende Dinge:
Auch die Blogger-Community fragte auf dem Blog-Forum in Berlin nach den wirklich guten Blogs. Jeder bloggt für sich und welcher Blog ist dann überhaupt noch interessant? Doch gibt es vielleicht auch Alternativen?
Angeblich soll ja Frutilla so eine Alternative sein. Da kann man der Gründerin Sabrina Ziegler, die übrigens auch bei Open BC ein reichlich intensives Leben führt, mal fragen, welches Blog-Forum in Berlin gewesen sein soll. Und wer die “Blog-Community” ist, die dort solche Fragen stellt. Oder ob da nicht was grundsätzlich missverstanden wurde.
Was bin ich froh, wenn solche Leute statt des falsch verwendeten Modebegriffs Blog endlich korrekte, auch den letzten Scheiss umfassende Worte wie “Web2.0” oder “Social Software” verwenden – die nämlich würden ganz prima zum Business Ansatz von Frutilla mit seinem etwas amateurhaften Networking, der kollaborativen Wissensplattform und der mit PR-Content gefüllten Newssektion passen – nur AJAX fehlt noch. Aber das lernt die auch noch, garantiert.
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Manmanman – dieser Blogs-Hype lockt aber auch unbedarftes Volk an…
Was wollen die eigentlich? Was hat das mit Weblogs zu tun? Warum sollte ich zu einem Blog-Forum gehen, um zu fragen, wo die guten Blogs sind?? Deren Verständnis von Weblogs ist auf dem Niveau ihres Quellcodes – von 1999. Und damit zurück zu Don.
La Blog-Community, c’est moi!
Von wegen sozial! Ich! Ich! Ich! So!
Vielleicht sollten wir Blogger uns mit Philosophischem abschotten, also so zu sagen Klein-Bloggersdorf abschotten. Man könnte das in PR-gerechten Aphorismen verpacken:
– ich blogge also bin ich
– mein Blog gehört mir
– Business kann nicht bloggen
– Was du nicht willst, dass man dir bloggt…
– Bloggen am Abend, wohltuend und labend
– Blog, blog, dada
Wird mir echt zu viel mit diesem ganzen Dummschwatz rund ums Bloggen.
Vielleicht sollte man der Dame mal ein Ausgabe der neuen de:bug schicken, so als WEB 2.0-Köder
http:// http://www.de-bug.de/blog/archives/806.html
Ich denke, dass wird noch ein ziemlicher Spass im nächsten Jahr.
Wenigstens dürfte da keine Schleichwerbung vorliegen wie bei der New York Times, die einen Kerl, bei dem sie investiert sind, viel freien Raum eingeräumt haben:
http://www.theregister.co.uk/2005/11/24/nytimes_two_point_nought/
Andererseits, wenn sich ein gewisser Blogger mit der grossen Kundenliste und einer der Kunden gegenseitig Ihres web2.0-Sachverstandes versichern, dann hat das auch was Nettes, fast so schön wie der SPON. Vielleicht ist es ganz gut, dass die De:Bug ein kleines Blättchen bleibt.
Na, wenn schon The Register und Web 2.0, dann auch
http://www.theregister.co.uk/2005/11/11/web_two_point_naught_answers/
Eine der Antworten:
> Web 2.0 is made of … Diarrhoea for Work Groups (TM) – it keeps you
> entertained for a long time, spreads quickly and contains no hard
> facts.
wie damals, mit den fanta 4 und den hartreimern aus rödelheim.
( das hat jetzt nix mit web2.0 und dem handelsblatt zu tun, das ist nur so einer zwischendrin, ein insider1.3 quasi )
> dann hat das auch was Nettes, fast so schön wie der SPON.
Ich kanns mir nicht erklären, aber von Post zu Post hier auf der Seite wird wir SPON immer sympathischer ;)
Vielleicht liegt das daran, dass beim SPON vollkommen ahnungslose Hungerleider Pressemitteilungen abschreiben und sich so auch noch den letzten Rotz2.0 verkaufen lassen. Halt nein, ist ja gar nicht nötig, der Wvangelist Sixtus schreibt ja auch für die. ;-)
“Expertenportale” oder Diskussionsgruppen aus Anwendern und Experten gibt es schon seit über 20 Jahren, zum Beispiel als Newsgroups. Und wer die diversen klebrigen oder trolldominierten Newsgroups elegant links liegen lässt, der wird auch einige fachlich wertvolle Newsgroups finden. Die Newsgroups können übrigens mit “Google Groups” durchsucht werden. Viele andere Anbieter bereiten die Beiträge ebenfalls auf, so dass ich meine Postings irgendwann in allen Ecken des Internets wiederfinde …
Die Qualität der Beiträge regelt sich ganz einfach über das Feedback. In einer technischen Newsgroup können sich nur diejenigen als anerkannte “Regulars” behaupten, die wirklich etwas auf dem Kasten haben. Es würde also zum Beispiel keinen großen Erfolg bringen, sich in einer technischen Newsgroup zum Thema “Webauthoring” über die offene Verfügbarkeit des Quelltextes von Webseiten zu beklagen :-)
Sehr interessant ist übrigens auch die Selbstverwaltung der deutschen Newsgroups, dort kann man eine Menge über angewandte Netzdemokratie lernen. Darüber hinaus verwalten sich die einzelnen Newsgruppen auf informelle Weise auch selbst: durch FAQs, Diskussionsregeln und das frühzeitige Einschreiten gegen Trolle. Da sich die Newsgroups schon sehr frühzeitig mit albernen und unsinnigen Faschismusvorwürfen herumplagen mussten, leiteten sie sich eigene Regeln ab, so zum Beispiel “Goodwin’s Law”.
Das Prinzip der Diskussionsgruppen ist teilweise auch in Foren umgesetzt worden, wo mittels PHP & SQL-Datenbank auch Ratings und diverse Statistiken geführt werden können. Es gibt ja auch ein paar erfolgreiche technisch orientierte Blogs. IMHO werden die technischen Diskussionen dadurch aber auf zu viele Diskussionsstandorte verteilt und es wird dadurch nicht leichter, die wirklich guten Diskussionen zu finden. Wer sich auf einem EDV-Gebiet wirklich gut auskennt, hat i.d.R. nicht genug Zeit, sich in allzu viele Diskussionen einzubringen und wird sich deshalb meist für ein Medium entscheiden.
Interessanterweise ist der Kommentar von 12.41 Uhr, auf den ich mit meinem Posting antworten wollte, schon wieder verschwunden.
Nachdem diese Person nun schon seit Wochen in diesem Blog seine persönlichen Angriffe publiziert und konsequent gelöscht wird, sollte das nicht verwundern. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es ihm dabei mehr um Muckizeigen für seine Freunde bei den Puppen geht, als um eine echte Diskussion. Ich hoffe aber, dass sich das Problem inzwischen nachhaltig gelöst hat.
Der Kommentar enthielt jedenfalls unter anderem auch die Frage “Sind Experten-Portale die Lösung, um die Qualität des Wissens zu verbessern?” und darauf hatte ich mich bezogen …
Es ist vielleicht auch nicht ganz OT, da ja einige Experten auch Blogs betreiben. Der Begriff “Portal” ist seit den Zeiten der NE sicher für einige ziemlich anrüchig. Aber wer findet eine bessere Bezeichnung?
naja, ich finde den Begriff “Experte” schon fast schlimmer als die Portale… :-))))
@Sven: Welchen Alternativvorschlag hättest Du denn? Der Begriff “Experte” wurde durch die NE IMHO nicht entwertet, der Begriff “Portal” aber ziemlich heftig.
an der qualität der pressetexte erkennt man meist schon die lebensdauert und die qualität des projektes an sich. ich finde schon fast lustig, irgendwelche dummen pressetexte zu lesen von leute, die dann n paar monate still und heimlich wieder untergehen…