Ich bin ja bekanntlich der Meinung, dass es nichts bringt, mittelmässige Onlinejournalisten als Blogtölpel zu verhackwursten, die sich dann mit Gedisse wie “anwachsende Geschwätzigkeit” vom Rest der Blogosphäre absetzen wollen. Mit dem Ergebnis, dass das oberste Verkündungsasset der Süddeutschen-Blogger namens Bernd Graff sich, ähnlich wie die anderen Kollegen, von Oktober bis Januar gerade mal sechs todlangweilige Bleiwüsten abringt. Das Motto “Came in Peace” sollte da besser “Rest in Peace” lauten, dann würde sich die Süddeutsche Zeitung weitere Peinlichkeiten ersparen.

Aber Medien geben ja nicht so schnell auf bei ihren Schleimtouren in der Blogosphäre – so hat gerade erst die Zeit-Online-Redaktion das Blog hier zum Favoriten ausserhalb ihrer eigenen Redaktionsschnarchseiten gekürt; ich weiss nicht, ob ich jetzt nur beleidigt sein soll oder es einfach auf die Neigung mancher zur “Inspirationssuche” zurückführen soll. Leser bekommt man aber auch so keine, und deshalb versucht es die Süddeutsche jetzt schlicht und einfach mit dem Leserkauf. Ihr neues Krimiblog verspricht den ersten 333 registrierten Lesern:

Registrieren Sie sich jetzt in unserem Krimiblog und gewinnen Sie jeden Monat eines von 25 aktuellen Buchpaketen der Süddeutsche Zeitung Kriminalbibliothek. Die ersten 333 registrierten User erhalten auf jeden Fall unser Krimi-Starterset, bestehend aus Band 1 “Der Malteser Falke” von Dashiell Hammett, Bleistiften und Aufklebern zur Süddeutsche Zeitung Kriminalbibliothek. In Kürze startet dann hier der große SZ Krimi-Kurzgeschichtenwettbewerb mit attraktiven Preisen für Autoren und Kritiker.

Und danach werden Daten abgefragt, als wäre man bei der Polizei und hätte gerade vorher inflagranti der Süddeutschen den Server mit der Pumpgun abgeknallt. Aus Notwehr. Weil man es so richtig Scheisse findet, dass die Süddeutsche mit Methoden ähnlich denen eines Zuschussverlags an die Leser herantritt:

Verfassen Sie basierend auf der von uns vorgegebenen Anfangssequenz eine Krimi-Kurzgeschichte. Unsere registrierten User entscheiden über die beste Krimi-Kurzgeschichte, die mit einer Gesamtedition der Süddeutsche Zeitung Kriminalbibliothek als Fortsetzungslieferung belohnt wird. Die Zweit- bis Fünftplatzierten eines Monats erhalten jeweils ein aktuelles Buchpaket der Süddeutsche Zeitung Kriminalbibliothek. Die beste Krimi-Kurzgeschichte eines jeden Monats wird von uns auf www.sz-magazin.de veröffentlicht. Der Autor/Die Autorin dieses Kurzkrimis hat später die Chance auch im SZ-Magazin mit einer eigenen Erzählung abgedruckt zu werden.

Aha, im Internet kann man es drucken, da kostet es nix, und auf Print gibt es die “Chance”. Mehr nicht. Ohne Honorar, versteht sich. So zieht man Leser. Und massenhaft Datensätze. 333 Preise, schnell, schnell, den letzten beissen die Hunde. Weil, für so ein kostenloses Buch kann man das schon mal machen. Und dabei die sog. Datenschutzerklärung übersehen, die da lautet:

Ihre freiwilligen Angaben werden zusammen mit den für die Vertragsabwicklung erforderlichen Angaben von uns und den Unternehmen der Süddeutscher Verlag Mediengruppe, unseren Dienstleistern sowie anderen ausgewählten Unternehmen für Marketingzwecke genutzt, um interne Marktforschung zu betreiben und um sie über Produkte und Dienstleistungen zu informieren, die für Sie von hohem Interesse sein können.

Sollten Sie jedoch dies nicht wünschen, so können Sie uns das jederzeit schriftlich an folgende Adresse mitteilen:

Süddeutsche Zeitung GmbH
Süddeutsche Zeitung | Mediathek
Sendlinger Straße 8
80331 München

Dummheit ist schliesslich kein Verbrechen. Und auch in weichen, glitschigen Schleimbeuteln ist manchmal ein harter Kern.