Reiseblog gend zum Hades
Man kann sich, wenn man kein Kuschelblogger ist, ja so einiges anhören. Gerade von Leuten, die aus dem Bloggen ein Business machen wollen. PR-Tanjas, abgehalfterte Onlinejournaille und Dotcom-Versager aller Art haben gegen die Blogbar angeschrieben und mit bösen Worten nicht gespart, wenn man sie auf die Vergeblichkeit ihres Unterfangens hinwies. “Notorisch überheblicher Kritiker” etwa nannte mich die Autorin von Reiseblog.de, dem Blogableger des wahrlich nicht kleinen virtuellen Reisebüros Weg.de, und versprach eine Reise durch Afrika und keine Werbung.
Man könnte sagen, die haben den Hoster Blogg.de im Konzern, die haben Geld, das muss was werden – ich war anderer Ansicht. Nun ist gerade Hochsaison, 8 Monate hatte das Reiseblog Zeit zum üben – und wie läuft es?
– Seit dem 12. Juli gibt es keinen Eintrag mehr
– Seit über einer Woche sind die Kommentare voller Spam, und keiner Löscht sie
– Die versprochene Reise durch Afrika ist wahrscheinlich an Malaria eingegangen
– http://www.reiseblog.de/ liefert seit Monaten und trotz Information der Betreiber einen Failure Request, es geht nur ohne www
– Und die aktuellsten Meldungen sind gnadenlos PR-Meldungen, die ins Blog geklatscht wurden.
Für ein Reiseblog in der Hochsaison ist das etwas wenig. Und dafür ganz schön viel tot. Blogbusiness halt.
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Vleicht sind die Typen vom Reiseblog alle im Urlaub und wenn die zurück.com, dann machen die ihr Blog echt voll. Könnt doch sein?
Warum sollte ein Mensch etwas freiwillig und online lesen, was ihm als lästiger Spam täglich schon aus der Tageszeitung in überreichlichem Maß entgegenfällt?
Wenn diese herzigen Reiseblogger sich etwas weniger auf PR-Schulungen herumgedrückt hätten und dafür mal die guten alten Merian-Hefte studiert oder in “Geo” geblättert hätten – dann möchte das Modell mit etwas Geduld ja noch halbwegs funktionieren. Auch alte Reiseschriftsteller – das war ja mal eine boomende Branche – könnten recht erhellend sein. Oder Tucholsky, um einfach mal zu sehen, wie selbst einem verschlafenen Nazi-Städtchen wie Rheinsberg mit Formbewusstsein und Erzähltalent etwas abzugewinnen wäre. Von der derzeitigen Zumutung aber Instant-Erfolge zu erwarten – welches Menschenbild mag bloß dahinter stecken?
Merksatz: Menschen wollen Form und Inhalt, keinen Content und kein Gesabbel.
Mich würde mal interessieren wie Lumma das sieht, der hat das blog ja verteidigt wie ein Löwe und Skeptiker zu Idioten abgestempelt.
Ich würde Chat zustimmen: Es geht um den schnellen Erfolg. Wenn das Projekt nicht innerhalb weniger Wochen läuft, dann wird das nächste begonnen. Wir haben ja soo viele Ideen und es gibt soo viele Sachen, die man im Web2.0-Business machen kann. Da hält man sich nicht lange mit einem toten Pferd auf (selbst wenn man aufgrund der schlechten Pflege für den Tod verantwortlich ist).
Zur Kompensation dieser Verlusterfahrung empfehle ich einen Blick zu den Reise-Blogs von Germanblogs. (-;
Yep – die sind ja auch von Reisenden geschrieben, nicht von PR-gebundenen Kopfreisenden, die von “herrlichen Stränden” und “Hotels mit allem Komfort” trällern müssen.
nur mal so am Rande:
»..und Dotcom-Versager aller Art haben gegen die Blogbar angeschrieben..«
die angesprochenen Menschen haben nicht gegen die Blogbar angeschrieben sondern gegen den streitbaren Don Alphonso. Wahr ist auch, dass du mehrheitlich die Beiträge hier bestreitest, aber deswegen möchte sich der eine oder andere mit Schreibrecht auf blogbar.de auch von deinem Geplärre etwas distanzieren, im konkreten Fall ich.
@Andreas: Naja, die Gegenseite war ja eben nicht immer so taktvoll, sich objektiv kritisch direkt an den Don zu wenden. Insofern bestimmt keine falsche Aussage.
Was die ßberspitzungen anbetrifft: Ohne Kontroversen entstehen keine Dialoge – vielleicht irre ich mich, aber leben nicht genau davon Blogs (bitte nicht mit “bestehen”/”existieren” verwechseln)?
Ich für meinen Teil finde die Texte des Don anziehend, da herrlich überspitzt und abgrundtief sarkastisch. Meinungen sollte man sich anhand dieser Texte natürlich nicht bilden.
Hierfür sollte man grundsätzlich die Dinge (in letzter Zeit ja vor allem die “Dunkle-Seite-der-Macht”-Blogs) selbst betrachten – auch hier mit dem nötigen Abstand versteht sich.
Just my two cents.
MfG
Shun Di
Ein Blog-Projekt, das nichts geworden ist. Und Don hat es vorhergesagt. Da kann Netzwerk Recherche einpacken. Und die Bertelsmann-Stiftung noch dazu.
Donstradamus! Lassen wir ihn hochleben! Er ist der Lordsiegelbewahrer der Wahrheit (TM). So schön. So stark. So scharffedrig! Er lebe hoch.
Und lasst es Euch eine Lehre sein, böse Firmenblogger. Ausgeburten der Hölle. Leugner der Wahrheit. Al Quaida der Bloggeria.
@Torsten: Das ist falsch. Man kann selbstverständlich Firmenblogs machen. Man kann nur darin nicht einen auf Standard-PR machen – das wirkt absolut einsnullig. Das ist im Web 2.0 weder in Firmenblogs möglich noch in sonst welchen. Das steht auch so in jedem besseren Berater-Text. Weshalb immer wieder solche Figuren daherkommen und mit ebenso alten wie stumpfen Instrumenten neue Bonanzas anbohren wollen, das ist mir rätselhaft.
Wer deswegen unter Entzug leidet, der kann ja in spezielle PR-Blogs gehen, wo sich alles auf die Schultern hauen darf, wo die Nullsätze kokainbeflügelt durch den virtuellen Raum schwirren und sich alle ganz toll finden. Ansonsten aber sind Public Relations 1.0 strikt jene Textsorten, die niemand freiwillig liest. Und die Bloggeria ist eine Welt, die von freiwilligen Lesern lebt. Und jenes Reiseblog war nun mal pure PR-Soße – und deswegen ging es aus Mangel an freiwilligen Lesern dahin …
Nebenbei: Ich habe noch nicht einmal was gegen PR. Ich habe auch nichts gegen den Feudalismus. Aber dahin ist dahin …
“absolut einsnullig”
“in jedem besseren Berater-Text”
“neue Bonanzas”
Aber dann das mut den kokainbeflügelten Nullsätzen, das hat Dich entlarvt.
Ich bin mir aber noch nicht ganz sicher. Ist das die Parodie der Parodie? Oder die Parodie der Parodie einer Parodie?
Das ganze Desaster kann man nur werten, wenn man bedenkt, dass das blog von branchenerfahrenen Leuten gemacht wurde. Die auf ihrer Internet-Seite schreiben: Lernen Sie die Welt kennen, bevor Sie weg kommen â?? mit unserem Reisejournal! Für unser Redaktionsteam arbeiten Autoren renommierter Tages- und Wochenzeitungen, die für Sie die Welt bereisen, um Ihnen aktuelle Reiseberichte und Empfehlungen zu geben: Anregungen und Insider-Tipps aus erster Hand für Sie!.
Das blog sollten dagegen Praktikanten füllen.
Das ist so das genaue Gegenteil von dem, was business-blog-Berater predigen. Aber zwischen Predigt und Alltag besteht auch in der Kirche oft ein Unterschied. Und genau wie die Leute auch ohne Pastor klarkommen, kommen die Unternehmen auch ohne business-blog klar – auch wenn es die Pastoren/blog-Berater nicht wahrhaben wollen.
Da wurden alle Fehler gemacht, da man machen konnte. Und das im Dunstkreis und mit dem Segen des Oberhirten Lumma.
Ein Beispiel für den überschätzten Hype rund um web2.0. Nicht mehr und nicht weniger. Don hat darauf aufmerksam gemacht. Ich denke das war der Sinn.
@Torsten: Entlarvt bin ich – soso. Nun – worin besteht denn deine Kritik genau? Dass du so nie schreiben würdest? Oder darin, dass die PR-Szene gar nicht so wäre? Etwas weniger gefühlsselig musst du dich schon ausdrücken, damit man dir auch antworten kann.
@strappato: Blogs leben vom Text fast noch mehr als der Printbereich, wo ein Berichterstatter nur die DIN-A-Standard-Nachrichtensprache beherrschen muss. Ausgerechnet im Web dann die Tanja-Anjas und Zehn-Cent-je-Zeile-Praktikanten daherplappern zu lassen, das ist schon fahrlässig. Da kann man das Geld lieber gleich verbrennen. Eine Rolle spielt natürlich auch die Tradition der Branche: Neben den Autotest- und Immobilien-Seiten ist der Reisejournalismus sprichwörtlich für den höchsten Nuttigkeitsfaktor. Die Grenzen zwischen Reportage und Liebedienst sind dort oft fließend …
Bloggen ist aufwendiger, als es so von außen aussieht. Was die Berufsblogger beim Bloggen übersehen ist, dass es Disziplin erfordert, ein Gespür für Themen und lebendige Inhalte.
Es blogt sich schlecht “so nebenbei”.
@Claudia: meine Rede! ;)
Für mich als Aussenstehender ist der Herr Don nicht der Arrogante, sondern die 2.0-Jubler für die Kritik gegen die eigene Sache “böse” ist. Beim Herrn Don stehen wenigstens manchmal noch ein paar gute Lesetipps. Das 2.0-Dröhnen ist jedenfalls nicht zu ertragen. Die erfolgreichen Web-Design-Consultings in den USA, also die Lostreter der Web 2.0 Welle, haben das auch überhaupt nicht verdient. Jesse James Garrett und die übrigen kamen nämlich über konkrete Aufgabenstellungen zu den 2.0 Ideen. Das ist aber sozusagen nur ein Nebenprodukt und darüber wird seitdem von einer gewissen Schar von “Querdenkern” ohne Ende gesabbert. Diese Leute sind völlig unproduktiv und engstirnig.
kann mich atkins nur anschließen!
letztendlich ist es immer dasselbe. der ruf nach redaktionellen beiträgen, zwar keine zensur aber auch kein spam, etc.