Es gibt auf meinem Blog Rebellmarkt eine Kategorie “Sehr zu empfehlen”, in der ich Tipps zum Restaurieren, Unikate, manchmal auch ein Buch und einmal eine CD vorstelle. Also Dinge, die ich für schön und sinnvoll erachte, das – für mich – auch begründen kann und den Lesern mit allen Vorbehalten nahebringe. Es ist keine Werbung, ich bekomme kein Geld, keine Prozente, ich stehe zu den – meist längst toten – Verfassern in keinem Kontakt. Es ist sauber und für meinen teil unkomerziell.

Ich kann das verantworten, wenn es um Dinge bis, sagen wir maql, 25 Euro geht. 25 Euro bringen keinen um, wenn es mal doch nicht gefällt. Jetzt steht aber ein Thema an, das erheblich höhere Kosten nach sich zieht. Ich denke, ich habe für meine Musik und meinen Raum und die Aufstellungsprobleme darin die perfekten Boxen gefunden – 500 Euro das Paar. Ich bekomme keine Prozente, es ist die Lösung schlechthin, der Hersteller baut in Deutschland und ist ein Kleinstbetrieb von einem Freak, der sich um das Marketing wenig und um den Klang sehr viel kümmert. Sie sind in meinem Fall the best bang for the buck, und ich denke, es würde manchen Lesern helfen, wenn ich sie auf das Produkt hinweise, das so selten ist, dass man sicher nicht einfach drüber stolpert.

Nur – selbst wenn ich sage, bitte hört es euch selbst an und entscheidet nicht auf Basis meiner Empfehlung, und es geht schief, weil manche der Empfehlung folgen und es halt nicht zu ihrer Musik und ihrer Anlage und dem Raum passt. Wie stehe ich dann da? Anders jedenfalls als ein Amazonempfehler. Bei denen weiss ich, dass teilweise die ersten 10 Rezensionen von Freunden geschrieben wurden. Und anders als bei den diversen Testplattformen, die längst von Agenturwichse verseucht sind. Die Leute dort sind meist anonym, es gibt keine Bindung zwischen denen und den Lesern. Im Blog ist das nochmal was ganz anderes. Was dem Kokserpack der Agenturen feuchte Höschen macht, ist genau das Problem – meine Nähe zu meinen Lesern.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass, wenn so eine Empfehlung daneben geht, die Nähe die gleiche ist, wenn ich weiss, dass irgendjemand für diese Nähe bezahlt. Ich glaube auch nicht, dass es noch Vertrauen gibt, wenn sich herausstellt, dass der Empfehler einem dreckigen PRoleten aufgesessen ist. Vielleicht ist man zynisch genug, das weiterzulesen und im Hinterkopf die Verpflichtung des anderen präsent zu haben. Ironischerweise lese ich lieber das Blog des Vermarkters als das der Vermarkteten.

Die Nähe jedenfalls geht dabei flöten – sei es nun als Streuverlust bei den Freunden des bezahlten Empfehlers, die das wissen und sich nicht darum kümmern, sei es als Zynismus der Leser. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand so viel empfehlen kann, dass es sich für ihn wirklich auszahlt, bis er nur noch als Arschlochhinhalter für die Werber wahrgenommen wird. Menschliche Beziehungen, die einen Grossteil der Blogbeziehungen ausmachen, sind etwas fundamental anderes und weitaus vielschichtiger, als dass es in irgendwelche Cluetrain Manifestos passen würde. Der Widerspruch zwischen Freundschaft und was verticken ist einfach zu gross.

Und selbst, wenn es üblich werden würde, jeden gekauften Dreck zu bloggen, wie es sich ja manche Vermarkter erträumen, um entsprechend Kunden zu gewinnen – was wäre dann das Ergebnis? Jeder erzählt den anderen irgendwelche Blödsinn über Krempel, von dem er wenig bis nichts versteht, siehe Opeltester. Dabei leben Blogs doch davon, dass man nach eigener Neigung erzählt. Man stelle sich das mal vor, man geht in ein Cafe, und alle erzählen, was sie sich in den letzten Tagen wo gekauft haben, dann versteht man vielleicht, wie beschweuert solche Visionen sind. Keine Frage, es gibt solche Typen, die einen Abend über ihr neues Handy faseln. Aber die kriegen garantiert kein Blog hin, das was taugt. Bestenfalls die Tussi ins Bett, die am nächsten Morgen kein Thema ausser dem neuen Nagellack hat.

Und ich weiss noch immer nicht, ob ich über die Boxen schreiben soll.