Prügelknabe Lars Cords und der Wohlfühldiktator Marc Pohlmann
Wie wäre es mal mit ein wenig mehr Gelassenheit, wenn mal wieder jemand wie Lars Cords von der PR-Agentur Fischer Appelt Blogs nicht so richtig mag? Ich habe mit dem hier angesprochenen Herren ja auch schon massiv die Klingen gekreuzt, aber im obigen Fall hat er ein paar unangenehme Wahrheiten angesprochen, die unter Cords beim Media Coffe getätigten 99,99%-Müll-Aussage für Blogs verborgen sind. Und dass sich jetzt besonders das Beraterklientel von Burda über Sinnerschrader bishin zu den üblichen freien Consult-Scharlatane daran abarbeitet, zeigt meines Erachtens deutlich, wie Cords an die Urängste dieser Zielgruppe apelliert hat. Denn Cords negiert mit seiner Absage an den von vielen getragenen Dialog mit den Kunden das Erlösmodell eben der jetzt jaulenden Gruppe.
Und es ist durchaus bezeichnend, wenn ausgerechnet aus dem Hause einer anderen PR-Agentur, nämlich von SinnerSchrader in Form von Herrn Pohlmann die Aussage kommt: “wir sind Kunde, Konsument, Zielgruppe und Meinungsmacher.” Der Herr übersieht da eine Kleinigkeit. Kann schon sein, dass ich als User das alles bin, aber er als Anbieter ist zusätzlich der Büttel einer Firma, und beide wollen letztlich etwas von mir, Geld, Kundenbeziehungen, geldwerte Vorteile. Dass jemand wie Pohlmann dabei einen auf “Wir”-Gefühl macht, ist ebenso folgerichtig wie unanständig. Und obendrein nicht wirklich klug.
Die Grundprobleme sind doch, dass selbst unter Pohlmanns Wir a) kaum jemand ernsthaft behaupten kann, mit dem Hersteller irgendwelchen Geräts gross reden zu wollen und b) das Genöle der Nutzer jetzt auch nicht gerade Unternehmer froh macht, wenn es dann auch noch schweineteuer ist. Was es aber zwangsläufig erst mal wird, wenn man zusätzliche Kommunikationskanäle aufmacht. Und dass Leute in der Regel nur reden, wenn ihnen was nicht passt, ist eine Binsenweisheit der zwischenmenschlichen Kommunikation, egal was im von Marc Pohlmann und anderen hochgehaltenen Cluetrain Manifest steht.
Manchmal habe ich den Eindruck, da leben welche in einer Blase, in der das Cluetrain Manifesto das Glaubensbekenntnis ist. Bloggen und gewisse Entwicklungen in Communities, von denen die Macher des Manifests nichts wissen konnten, als sie es geschrieben haben, passen heute zufällig in das Manifest mit seinen Dialogvisionen, wenn man nicht genau hinschaut. Mich erinnert das alles an die Deppen, die um das Jahr 1000 herum alle möglichen Ereignisse passend zur Apokalypse des Johannes uminterpretiert haben. Oder an die Machthaber im Warschauer Pakt, die sich tatsächlich beim Blick auf die Fünf-Jahres-Pläne im Einklang mit Marx Vorstellungen vom erreichten Kommunismus wähnten.
Manche bloggen halt irgendwas, aber das hat meist nichts mit Konsum oder Meinungsmache zu tun – man lese nur mal bei Myblog. Die paar Leute, die – kritisch oder begeistert – über solche Effekte debattieren, sind exorbitante Ausnahmen, es ist eine rein akademische Veranstaltung. Was natürlich nichts an einem der wichtigsten Auslöser ändert, dass sich die Kommunikation von den Medien wegverlagert, aber die Medien und Werbung und PR-Agenturen haben nun mal kein garantiertes Recht auf Kommunikation mit allem und jeden.
In Herrn Pohmanns Bitte an Andersdenkende, doch bitte wegzugehen und ihre Cluetrain-Kreise nicht mehr zu stören, sehe ich jedenfalls eine Menge Unlust, sich mal vom bekannten Denkschema des Cluetrain Manifests zu entfernen. Wie ironisch seine Vorstellung ist, merkt er vielleicht selbst nicht:
Eine Bitte an alle potentiellen Besucher dieses Kongresses: Hört auf, die zu beleidigen, die sich um eure Bedenken nicht scheren.
Zusammen mit der Unterstellung, Kritiker würden Angst um ihre Biographien und Kontrollverluste haben, eigentlich ein Witz, denn genau das ist Diskussionsverweigerung. Wenn Pohlmann schon so toll Web2.0 kann, wäre es doch eine prima Gelegenheit zu beweisen, dass er es kann – indem er selbst Dialog macht und erklärt, was sein Dialog werden soll: Etwas anderes Wohlfühldiktatur einer totalitären Wirs, das von neuen, teuer bezahlten Kontrollfreaks aus dem Hause SinnerSchrader vorgegeben wird, bis der beauftragende Unternehmer mangels Erfolg den Stecker zieht?
Bislang sehe ich da nämlich nicht mehr als zwei recht erfolglos rumstöpselnde PR-Agenturen, die sich für die Kundschaft aufplustern. Nix WIR. Zum Glück.
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Mir ist das bißchen zu schwer. Wieviele Blogger gibt es eigentlich in D, die nur mit Bloggen monatlich über meinetwegen 800 Euro ziehen, regelmäßig, egal wie, ob mit Werbung oder andere Stunts?
“Neulich” wurde doch eine ganze Blog-Community bei ebay verscheuert? Die hatten in den Mediadaten etwas über Einnahmen stehen und IIRC waren das für diese Community tatsächlich um die 800 Tacken im Monat. Ich bin davon jedenfalls weit entfernt … ganz weit.
Hmm, Don. Hätte der Mark vielleicht noch die Ironie-Kelle ziehen sollen. Ein bisschen viel Text um eine – wie ich finde – amüsante Replik auf eine wohl ebenso in der Schärfe nicht ganz ernst gemeinte ßbertreibung.
Ah: http://blog.blechkopp.net/internet-seo/blogigo-portal-adsense-einnahmen-73/
Das Cluedingsbumsmanifest ist so etwas wie der Versuch, Zensur auf Klowänden einzuführen.
@ Djure: Ich sehe durchaus die nach oben getackerten Mundwinkel in diesem Text, aber wer sich als PR- oops naja als PRler halt das “Wir” umhängt, sollte damit leben, dass man ihm das Ihr, nicht ich verdeutlicht. Ausserdem ist seine Argumentation so dünn, da hülfe nicht mal das Grinsen, das die Chefs von SinnerSchrader beim grossen IPO-Erlös-Abziehen im Gesicht gehabt haben müssen.
Grundsätzliche Zustimmung. Cords hat IMHO doch ganz gut gesprochen, zumindest ein paar provokante Thesen in die Runde geworfen. Der Rest versank im Bloggerschleim ;).
Das ist das Problem der ganzen PR-Fuzzy-Scene, die nach dem Web 2.0 giert, die sich aber dort doch immer nur vorwiegend mit sich selbst unterhält – denn es gibt halt hier für jedes Tierchen seine Nische, no gatekeeping necessary. Das führt zu dem bekannten Dilemma: Auf den alten Märkten verdünnisiert sich zunehmend die Kundschaft wegen des allgegenwärtigen Würgegriffs dieser Penetranzen vom kommunizierenden Gewerbe – und auf den neuen Märkten im Web 2.0 stehen sie dumm in der virtuellen Landschaft rum: Keine strategischen Instrumente, kein Angebot, keine Kundschaft – aber dicke Backen machen …
Wie sehr selbstzentiert die Szene ist, sieht man auch an der Menhe von Tagungen und Workshops, wo sich im Endeffekt immer die gleichen Leute treffen und sich ihrerselbst vergewissen.
Ich habe da ja noch eine krassere persönliche Meinung: Die Zahl der Leute, die mit web2.0 ein business aufziehen wollen steigt deswegen, weil es kein Business gibt. Da fühlen sich alle angezogen, die hip und geschäftig sein, aber sich nicht dem Konkurrenzdruck aussetzen wollen. Denn ohne funktionierendes business gibt es keine Konkurrenz. Sowas wie eine moderne alt-68er Landkommune. Und je mehr Leute davon angezogen werden, desto mehr steigt das Gebrabbel, mehr Konferenzen, mehr Medienpräsenz und wiederum mehr potentielle Web2.0-Geschäftemacher. Ein sich selbst erhaltender dynamischer Prozess, der irgendwann mal implodiert.
@strappato: Interessant. Aber du hast einen Denkfehler darin, für einige sind die Konferenzen die Geschäfte und das bezahlte Halten (und Hochhalten) von Reden um den Hype das Geschäftsmodell.
Da würde ich gerne mal die Tagessätze oder Vortragshonorare sehen. Dann kann man entscheiden, ob das wirklich ein “Geschäftsmodell” ist.
Naja – auch die Kritik an uns “Selbstdarstellern” trifft ja implizit die Großkopfeten des Medien- und Kommunikationsgewerbes mindestens genauso: Da – “wie mutig! wie modern!” – bloggt also jetzt bspw. der Chef einer großen PR-Agentur munter mit bei media coffee, Bundesvorsitzender der Jungen Union war er auch mal, und – boah! – ihn kostet es nur einen Anruf und er geht mit Angela Merkel zum Abendessen. Das aber erregt unter den Ignoranten hier im Web 2.0 gar kein größeres Aufsehen, denn was die ein Event nennen, das macht in Bloggville noch lange nicht die erwartete Sensation. Der Rolls Royce rollt vorüber – und der bloggende Kleingartenverein hackt weiter seinen Kohl. Ein mitarbeitender Chef eines kleinen Edeka-Marktes in Bremen-Neustadt hat weiterhin zigfach mehr Traffic als jener – und dabei kann der noch nicht einmal im schönsten unanschaulichen Edelfedernstil schreiben, so wie Dr. Wichtig. Die Blogs und die Blogger sind unfair zu all diesen Sugar Daddys … reichlich Potenzial für narzisstische Kränkungen also, wohin man schaut. Wenn der Siemens-Chef in der jetzigen prekären Situation weiterhin bloggt und die Comments, die zur Zeit kübelweise Fäkalien über seinem Haupt entleeren, nicht abschaltet, dann ist das keineswegs “erwünschte Transparenz” wie das so schön im allgemeinen Laberrhabarber heißt, die Gründe liegen seelisch für mich näher an dem, was viele Männer in Führungspositionen in die Domina-Studios treibt. Bloggville wäre dann so etwas wie ein Selbsterfahrungsraum für sie – ein Purgatorium. Und auch das ist gut so.
Ein Purgatorium. Sollen wir jetzt für die armen Seelen beten? Die armen Seelen, die der Läuterung harren, sind nicht gerade spendabel. Also kein Business-Modell.
Seelenklempner 2.0 – das könnte doch durchaus ein purgatorisches Geschäftsmodell sein.
Mit Konditionierung: Und jetzt bloggen Sie bitte hundertmal “Ich will nie wieder bloggen!”
;-)
Wo hier schon soviel kluggeschissen wird, eine Anmerkung am Rande.
“Mich erinnert das alles an die Deppen, die um das Jahr 1000 herum alle möglichen Ereignisse passend zur Apokalypse des Johannes uminterpretiert haben.”
Lieber Don Alfonso, davon abgesehen – das kann schon aus zwei Gründen nicht stimmen: 1) Du bist viel zu alt, als dass es dich daran erinnern kann… 2) hat es um das Jahr 1000 niemals eine Weltuntergangsstimmung gegeben a la Johannes. Die Leute rechneten damals gar nicht “n. Christus” (sondern meist nach Herrscherjahren).
Die ganze Geschichte mit der angeblichen Weltuntergangsstimmung um 1000 war nur ein Medienfake zum Jahr 2000. Wird Dir jeder Historiker bestätigen….
Mein guter Mann, ich bin zufälligerweise Historiker, und der zu seiner Zeit nicht unbedeutende Radulf der Kahle, wenn wir schon partout darüber reden wollen, hat Ende des 10., Anfang des 11. Jahrhunderts das Johannesevangelium dahingehend interpretiert, dass um 1000, genauer in seinem Fall 1000 bis 1033, die Apokalypse ansteht.
Noch weitere Anmerkungen der Ahnungslosigkeit?
Ach der gute Radulf… Ein rechter Einzelgänger und Sonderling. Jedenfalls hatte er (wie seine Zeitgenossen) keine Angst vor dem Jahr 1000 (kein Wunder, er schrieb seine historiae ja bis ins Jahr 1040 fort…), und dass damit die Welt untergehen würde. Dass es irgendwann später einen Weltuntergangs-Wahn gab, sei unbestritten, Collega.
Noch eine Anmerkung, es würde keinen Sinn machen, im Evangelium des Johannes nach einer Weltuntergangsstimmung zu suchen. Da steht m.E. nix davon drin. Deshalb hat der gute Radulf dort sicher nicht danach gesucht. Du meinst sicher die Apokalypse des Johannes (die steht in der christl. Bibel ganz hinten), und der Johannes der diese schrieb, war wahrscheinlich auch ein anderer (was Radulf zugg.maßen nicht wissen konnte).
@strappato: Wenn du die Konferenzpreise der letzten Zeit anschaust, weisst du, wie hoch die Tagessätze inzwischen sein müssen. Und für diese Preise muss man sich dann wahlweise Eigen-PR oder Hype 6.0 anhören. Wobei es auch kein Wunder ist, dass die Preise so hoch sind, wenn man die halbe Kundschaft als Blogger kostenlos akkreditieren muss, damit der Kongress ueberhaupt von irgendjemanden wahrgenommen wird ;-).
Mein guter Mann, Du hast, siehe Deine Radulfeinlassung, absolut keine Ahnung, sonst wüsstest Du, dass es in der Forschung zwar unterschiedliche Auffassungen über das Ausmass der unmittelbaren Endzeiterwartung um das Jahr 1000 gibt, aber keinen Zweifel daran, dass um das Jahr 1000 angesichts der massiven gesellschaftlichen Umwälzungen einiges in der Hinsicht geboten war, was noch nicht mal Landes und seine Schüler bestreiten. Ich denke, das war's dann hier wohl hoffentlich – mach mal einen Grundkurs ottonisches Zeitalter unter Berücksichtigung von Thietmar, dann reden wir weiter. Also im Frühjahr 2007.
Hey, liebliche Stefanie, wie willst Du über Historikerkompetenz urteilen, wenn DEIN Gedächtnis sich offenbar kaum einmal fünf Minuten zurückzuerinnern vermag?
(Hättest Du den Ausgangstext gelesen – und gedanklich verarbeitet, so hättest Du auch gelesen, dass auf die “Apokalypse des Johannes” verwiesen wurde)
*ghihihi*
Urängste? Die Fixierung auf die Weltherrschaft der Bedenkenträger klingt eher ein bisschen paranoid. Man möchte ihnen fast den Gefallen tun und aus Jux einen Verein der Bedenkenträger zwonull e.V. gründen.
u.e.V dann aber, un-eigennütziger Verein
jetzt sind wir schon von Blogs über Cluetrain auf Jesus gekommen, cool. Also fangen wir mit Jesus Christus an: Ich säe das, was Du nicht siehst und das sind Blogs. Zu Deiner Meinung, Don, dass sich keiner einer für den Dialog mit bloggenden Firmen interessiert und alles nur theoretisches Gequatsche ist, weil alle Blogger über Katzen bloggen: Ich würde sagen, das ist leicht realitätsfremd. Einerseits lesen Blogs Leser und ein geringster Teil sind bloggende Leser. Andererseits lesen ziemlich viele Menschen irgendwelche Businessblogs, weil sie sich aus welchen Gründen auch immer dafür interessieren (Lieferanten, Partner, Kunden, Mitarbeiter, Presse, etcpp). Jo mei, natürlich interessieren sich nicht alle für ein Blog von Ed Brill oder Frosta oder Lawblog oder oder oder. Wo liegt das problem? Der will, liest es, der nicht will, liest es halt nicht. Aber von sich auf andere zu schließen, ist donzentrisch.
Und dass es größere wie auch kleiner “Bloglieferanten”, die gemeinsam mit den Unternehmen diese Möglichkeit aufgreifen, nennt sich schlichtweg Wirtschaft. Beim Geld abschaffen sind wir leider noch nicht angekommen.
Im Zentrum Deiner ßberlegung steht jedoch, wenn ich es richtig verstanden habe, dass Firmen den Kontrollverlust scheuen und insofern auch in Blogs nur einen weiteren Kanal sehen, ihre Message loszuwerden, statt einen Dialog unter Gleichen suchen. Rein pragmatisch betrachtet: Wenn es ihnen gelingt, ist der Kunde/Leser zu doof gewesen, wenn nicht, weil keiner das Blog liest ists dann ein Rohrkrepierer gewesen. Es gibt jedoch genügend Firmen, die sich langsam öffnen wollen, aber nicht so recht können. Wenigen gelingt es bisher. Einerseits wegen dem Rumgenöle in der Bloggeria (die jeden Firmen-Furz kritisch kommentieren), andererseits wegen innerbetrieblichen Widerständen, die Blogs als letzten Dreck ansehen. Es sind in der Regel mutige Einzelpersonen innerhalb der Unternehmen, die trotz Widerständen immerhin was versuchen, oftmals kommt aber nur eine Art Kompromiss heraus. Gib den Firmen genauso ihre Zeit, wie olle Newbie-Blogger am Anfang auch zum weglesen schreiben. Wenn man im 20. Jhdt gelernt hat, sein Firmenbild den Konsumenten ins Hirn zu branden, dann dauert es seine Zeit, bis der Brei aus PR/Marketing und Firmengewohnheiten sich peu á peu verändert. Selbst Don kann Kritik und offenen Dialog oftmals nicht ab und reagiert nicht selten schlimmer als die letzte, bloggende Firma. Du weißt, dass ich recht habe, weil Du etws empfindlich bist, wenn man Dir mit gleichen Mitteln was um die Ohren haut. Insofern erlaube mir ein Schmunzeln, dass der falsche Prophet seine Meinung zum Berg trägt.
[…] die Diskussion über Firmenblogs, Meinugsmacher, die ganze Web 2.0-Kiste, Cluetrain, etc zieht sich weiter. Der jüngste, sicher nicht letzte Beitrag dazu entstammt aus der Feder des kritischen Don Alphonsos. Der in seinem Beitrag mehr oder minder die Meinung vetritt,dass auch Unternehmen via Blog null Interesse an einem Dialog haben, der nicht auf dem klassischen Ansatz beruht, sein Firmenbild den Kunden reinzuhämmern. Noch schlimmer, Webuser haben prinzipiell auch keinen Bock und wenn sie mal doch was über ein produkt schreiben, nölen sie nur rum, da das in unserem Naturell verankert sei. Über positive Dinge schreibt man halt nicht. Von wegen Dialog. Der eine will nicht, der andere mag aber auch nicht. Ist das so? Dem gegenüber steht Mark Pohlmanns Artikel, der einen alternativen Kommunikationsweg zu zeichnen versucht (das bezweifelt Don, dass er es ernst meint:). […]
@Robert: “Der will, liest es, der nicht will, liest es halt nicht” – darin liegt ja eben das Problem, das das Marketing mit den neuen «Micro Media» hat, was m. E. ein ganz guter Ausdruck für das Blog(un)wesen ist. Unternehmen, so wie ich sie kenne, die hätten gern einen einzigen “Kanal”, an dessen Ufer sie ihre Message aufpflanzen könnten. Sie möchten gern an irgendeiner Kreuzung stehen, wo der ganze Verkehr vorbeikommt, sie rücken ein in Blogville und fragen: “Wo ist hier das Stadion? Wir haben was zu verkünden.” Solche Kreuzungen, Stadien oder Millionenauflagen gibt es aber hier nicht, theoretisch müssten sie jedem einzelnen Kunden hinterherkrabbeln. Das Web 2.0 ist ein Ameisenhaufen mit autonomen Ameisen, die sich auch noch aufregen, wenn ihnen jemand mit Plakaten oder Flyern kommt: Noch nicht einmal Haustürgeschäfte sind möglich, obwohl die Zielgruppe ja stimmt. Ich sehe es an mir: Wenn mir eine Site zu “addig” aussieht, bin ich auch schon wieder weg. Ich freue mich wirklich, dass es diese Welt gibt, die eben nicht unausweichlich dem Marketing ausgeliefert ist.
Natürlich bloggen Blogger nicht nur über Katzen, sie wollen aber auch nicht nur über Firmeninteressen und Kommerz bloggen. Denn das sind gewissermaßen eure Katzen …
….die aber garantiert nicht so fotogen sind :-)
Der beste Katzenfotograf muss auch mal erwähnt werden:
http://clignot.antville.org/topics/Aus+dem+Tierreich/
Ne, Robert, Du hast definitiv nicht recht, und das aus einem ganz einfachen Grund. Mir ist es scheissegal, was andere von mir halten. Und ich will damit niemandem was andrehen. Ich habe nur eine Meinung, und wer mir allzu blöd kommt, dem gebe ich die fesche Lola, haue auf seine Pauke und tret ihm ins Pedal. Ich kann so den ganzen angeschwemmten Dreck aus dem Netz kontrollieren, und was der dann meint, ist mir egal. Ich stehe für mich und meine Meinung und nicht für irgendeine Firma.
Dass Jungs wie Du das anders sehen, ist mir durchaus bewusst, aber in dem grenzenlosen Universum der Meinungen und Texte können beide Welten solange nebeneinander existieren, solange die Server laufen und es auf Seiten der Berater-Scharlatane keine Hungertoten gibt. Und Du weisst genauso gut wie ich, dass nur ein geringer Teil der Leute, die sich da zwischen Blogs und OpenBC tummeln, gut sind. Was Frosta und ihre angeblich so tollen Zahlen angeht, kennen wir doch beide die Geundlage der Messung, nichts anderes als bei Ehrensenf: ßberzogene Behauptungen für's Marketing. Und wollten die das Ding nicht vor kurzem fast killen?
Sobald es um einzigartige Güter geht, halte ich Blogs für grandiose Einrichtungen. Wenn es jeden Tag was neues gibt, knn man es jeden tag ins Netz stellen. Beispielsweise Kunst, Antiquitäten, Photographie, etc.. Ich bin durchaus der Meinung, dass Blogs in Einzelfällen hilfreich sind. Nico Lumma, Patrick Breitenbach, Udo Vetter vom Lawblog, Shopblogger. Aber die Jungs gibt es jeweils nur einmal. Das lässt sich nicht grenzenlos skalieren, und dass es nicht geht, hat jeder, der sich offen damit auseinandersetzt, gesehen. VNU, Gadgetblogs, Blogitech, Burda, Süddeutsche, dutzende PR-Klitschen, die einen verlinken und man das mangels Besuchern nicht mal bemerkt.
Ich bin persönlich der Auffassung, dass das “social” dem “commercial” von Eurem Web2.0 entgegen steht. Entweder ich bin Dein Bekannter, oder Dein Kunde. Es gibt Leute, bei denen bin ich beides, von allen Wochenmarkthändlern, die ich frequentiere, über meine Handwerker und meine Lieferanten für Möbel, Stiche und Silber. Aber die Vorstellung, so etwas im Netz generieren zu können, halte ich für irrealistisch. Jemanden lesen heisst noch lang nicht kaufen. Und die Idee, erst mal sozial zu kommen und dann den Kommerzhammer auszupacken, wird angesichts der erreichbaren und zudem hoch sensiblen Zielgruppe auch kein Spass.
P.S.: Wie man überhaupt von diesem Thema reden mag, wenn die entsprechenden Kongresse gähnend leer sind und kostenlos Blogger im Dutzend ranziehen, die dann 50% des Publikums ausmachen, verstehe ich beim besten Willen nicht. Und all die Kackbratzen, sorry, die nichts anderes zu bereden haben als ihr verficktes Geschäft – kann den Arschkrampen mal jemand vertickern, dass es hier um eine KULTUR geht? (Achtung: Ironie inside!)
Denn das mit der Kultur beim Interagieren kommt erheblich zu kurz bei allen, wirklich allen Events, die ich bislang mitbekommen habe. dafür läuft es im Internet prima. Nur kapieren das die Typen auf den Kongressen und in den Medien nicht, mit ihrem zigtausendsten Jamba-Spreeblick-Frosta-Gewürge.
Don spricht…
mir hier aus der Seele. Das finde ich wirklich gut! Und wo er Recht hat, hat er Recht. Basta! Und es passt zu meinem vorletzten Beitrag “Da liegt der Fisch schon im Sterben…”
…
Ich seh Blogs auch eher als ein Kulturphänomen (und zwar ein sehr heterodoxes) und weniger als eine Chance, darauf eine berufliche Existenz zu gründen.
Natürlich müssen Unternehmen daran interessiert sein, mit ihren Kunden in Kontakt zu treten. Aber dafür gibts eben kein Patentrezept und auch Blogs bieten natürlich keins. Das ist nur eine von vielen möglichen technischen Hüllen, in denen der Nachfrager von Waren Anbieter von Waren stattfindet. Viel wichtiger ist aber der Kern in der Hülle. Ich find auch, das ansonsten gerade nicht-technische Blogs wie Basicthinking oder dieser hier gewinnen weniger durch die Web2.0 Kompetenz sondern davon, was die Blogautoren sonst können.
Deshalb kapier ich auch nicht, warum da ständig Konferenzen stattfinden. Herje. All diese schönen Ideen. Das eigentlich schwierige und oft langweilige/mühselige ist doch sowieso die Umsetzung. Aber so ist es doch oft.
Axel
Bei uns hier im Norden sagt man: “Nich schnacken, moken. Konferenzen ist schnacken. Das ist meist einfacher als moken.
Und auf den Konferenzen und Treffen wird dann breit und bräsig lamentiert, dass nichts voran geht. Was ein Grund für die Nachfolgekonferenz ist.
hmm. Interessanterweise ist das auch immer dasselbe:
1. Jemand erfindet in der Not ein Bündel von Ideen (kann Web2.0 sein oder Agile Project Management).
2. Das Bündel von Ideen sieht interessant aus und die ungewaschenen Massen (nix böses, wir alle) bitten um Erklärungen. Es entsteht ein Markt für die Erklärung des Bündels an Ideen.
3. Belatscherer und Heinis werden auf das Bündel an Ideen aufmerksam und ein Zyklus an Konferenzen ist geboren.
viel lustiger allerdings bezogen auf Agile Project Management. Zustandsmässig siehts für mich ähnlich wie Web2.0 aus:
http://www.jroller.com/page/fate/20060927
[…] Prügelknabe Lars Cords und der Wohlfühldiktator Marc Pohlmann Don Alphonso hat sich der Media Coffee-Diskussion angenommen, und wie so oft ist die anschließende Diskussion sehr interessant. (tags: weblog corporateblog PR) […]