Was zum Thema Linkrelevanz
Bei uns gibt es, solange es Überlieferung gibt, also 2700 Jahre grob geschätzt, die immer gleiche Debatte: Wer ist ein Jude? Ist es einer, der einen jüdischen Vater hat, oder eine jüdische Mutter, konvertiert wurde, muss er beschnitten sein und in einer Gemeinde, wie darf er aussehen und welche goyische Nase weist darauf hin, das Sarahle vielleicht doch was mit dem Schmied von gegenüber hatte? Das ist bei uns sowas wie die Diskussionen über das Wetter bei den Briten.
Wer diese Debatten kennt, kennt auch die Verhaltensmuster bei der Debatte um die Relevanz von an sich völlig bedeutungslosen Links, die in Folge der indiskutablen Edelman-Technorati-Liste aufkam. Im Prinzip gibt es da zwei Fraktionen: Die einen halten Blogrolls mit den täglich gelesenen Blogs für irrelevant, die anderen finden sie wegen der dauerhaften Empfehlung dagagen als wichtiger als kurzfristige Verlinkungen in Texten.
Mir geht es jetzt nicht darum, hier irgendjemandem die Rechtmässigkeit abzusprechen. Nur eine Sache gibt es, für deren konsequenten ŽRausschmiss würde ich plädieren: Links, die als “via” eine Quellenangabe sind. Warum? Nehmen wir mal an, ich schreibe eine tolle Geschichte. Und ein anderer schreibt: Ey, dolle Geschichte beim Don. Und ein dritter kommt und sagt: Dolle Gedschichte bei Don, gefunden beim zweiten. Laut Technorati hätten dann beide Blogs die gleiche Relevanz. In den Medien wäre das so, als würde man dem Kiosk die gleiche Relevanz zusprechen wie der FAZ. Dass dieses System im Ãœbrigen Linkschleudern unterstützt und echte Autoren benachteiligt, sorgt für eine völlig schräge Statistik. Dadurch entsteht eine Scheinrelevanz derer, die einen hohen Output, aber nicht zwingend Qualität haben.
Insofern müsste man meines Erachtens die via-Links entweder ganz rausschmeissen, oder zumindest deutlich abwerten, wenn man denn partout über Linklisten die Relevanz bestimmen wollte. Was meines Erachtens so oder so nicht geht, viel wichtiger sind meines Erachtens Kommentare, Leserbindung und die Fähigkeit, thematisch breitgestreute Debatten anzustossen und weiterzutragen. Das Bildblog zum Beispiel halte ich für ein völlig irrelevantes Blog in allen Bereichen ausser der Bildzeitung und Medien. Sinnlos ist die Debatte trotz allem, aber man kann sie ja dennoch mal aufmachen. Wenn das eigene Blog grade down ist ;-)
Ergänzung: Liz hat den vielleicht rundesten Beitrag zum Thema verfasst.
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ok, ich mach dann statt “Via” ein “Vai” draus, klingt auch gut. Und schreib dann in den Link mittels [a href=url … title=”Achtung, Gefahr: das ist nur ein Link , die Zielseite darf keinen Einfluss auf Sie ausüben, nur die FAZ. Bitte schließen Sie daher ihre Augen und sichen blind auf der Zielseite den via-Link zur Quelle des Einflusses”]
schönes Wochenende, ich gehe jetzt Steak essen, hab Bock drauf und verlasse damit kurz die Blogosphäre.
Melde mich gehorsamst ab, Herr Kommandont!
(muss ich auf die gedachten Ironietags hinweisen für Wochend-Schnellblicker?)
Das will ich sehen – und wenn es nicht kommt, schicke ich die Prätorianer zu abrüben ;-)
Ich halte den eindimensionalen Ansatz von Technorati ja auch für ziemlich kurz gesprungen. Und wer glaubt beim Blogmonitoring/Ranking damit schon einen großen Schritt gegangen zu sein, glaubt auch, Google könne einen gut gemachten Pressespiegel ersetzen.
Dennoch: Solange es keine Alternative zu Technorati gibt, ist es eine gute Hilfe für Unternehmen, die sich mit Weblogs beschäftigen.
Und Hitlisten? Wer interessiert sich schon für Hitlisten?
@50Hz: Es gibt durchaus Alternativen. Ich habe aus Frankreich und Italien Auflistungen gesehen, die die unterschiedlichen Zahlen von versch. Diensten nebeneinander stellten. Ist paar Tage her, Links habe ich daher nicht mehr, aber es gab einige Personen in Frankreich die z.B. sagten, das Google Blogsearch besser sei. Jens/Popkulturjunkie hat auch mal die Dienste verglichen und kam seinerseits zur Erkenntnis, das Technorati noch der beste sei.
Noch ein Wort zu “Solange es keine Alternative zu Technorati gibt, ist es eine gute Hilfe für Unternehmen, die sich mit Weblogs beschäftigen”.
Ich halte die Technorati-Zahlen für den hinterletzten Dreck und jeder Versuch basierend auf solchen Zahlen geldwerte Aussagen zu treffen, für Betrug.
Bleiben wir bei Frankreich: Technorati hat es bislang nicht geschafft den größten französischen Bloghoster Skyblogs zu indizieren. Das sind schlappe 2,5 – 5,9 Mio Blogs (letztere Zahl ist eine Schätzung der Wikipedia.fr & Eigenangabe Skyblog) die nicht erfasst werden. Wieviel Hybris braucht es um ohne Schamesröte für den französischen Markt Zahlen zu verkaufen?
Technorati und Edelman sind nicht doof. Trotzdem werden die Zahlen ohne Beipackzettel verkauft. Idioten wie der FAZ-Journalist oder Torsten Schwarz (via Wirres) greifen die Zahlen auf und geben sie als bare Münze aus.
Ich nehme das an zwei Stellen Technorati und Edelman übel: bislang fand weder eine Offenlegung der Verfahren und Berechnungen statt, noch welche problematischen Faktoren und Einschränkungen damit verbunden seien. Von einer öffentlich geführten Diskussionen wie man in der Sache weiterkommt, kann ich nichts sehen. Das Abwürgen der Fragen beim Treffen in Frankfurt ist ja auf Video festgehalten worden.
Der zweite Punkt den ich übel nehme, weil es hier an die Glaubwürdigkeit der einzelnen Mitarbeiter geht: sie wissen es. Und treiben es weiter, geben dem Bullshitmarketing à la Schwarz oder Eck kein Einhalt.
@Don: die Technorati-Datenbank hat derzeit ganz andere Probleme als über die Gewichtung von Links nachzudenken.
@ dogfood: Kein Widerspruch. Ich frage mich ja ohnehin, wieso man schon Zahlen braucht, wo der überwiegende Teil der potentiellen Klientel noch nicht einmal von dem Thema gehört hat.
Gut, dieses Sekundärlisting der Scharlatane wäre eigentlich für die wenigen seriösen Leute ein Grund, den Abmahnspiess umgedreht in die Eingeweide der Verursachers zu treiben. Ich überlege sowieso mal die Top 10 der dümmsten Listen, grössten Scharlatane und hirnrissigsten Behauptungen über die deutsche Blogosphäre vorzulegen.
Bei Edelman und anderen muss man sehen, dass Blogger ganz sicher nicht deren Kunden sind, sondern andere Kommunikationswitzfiguren, die sagen wollen, dass Edelman gesagt hat, was Sache ist. Das Problem ist halt, dass Edelmans Reputation für den Gesamtbereich irgendwo zwischen Siphon und Kanalisation schwimmt, Tendenz fallend. Wie immer das Produkt aussieht, die letzten Tage waren so heftig, dass es Spuren beim Absatz hinterlassen wird. Edelman selbst war komplett unfähig, das Debakel in eigener Sache zu stoppen, sowohl hier in Deutschland als auch in den USA. Wer soll da irgendwelche Listen kaufen?
Die Geschichte mit dem via ging mir in der Debatte halt etwas zu sehr unter,das ist alles. Tatsächlich aber glaube ich, dass alle diese Listen sinnlos sind, man kann Technorati nie wirtschaftlich so sauber putzen, dass es passt. Was Edelman versucht, ist ein herkömmliches Medienraster über die Blogs zu stülpen. Bei normalen Medien ist das kein Problem, Auflage, Zielgruppe, Vertrauen, fertig ist die Einschätzung, und sie stimmt so lala. Bei den Blogs sehe ich da keine Chance, ausser vielleicht die ßberwachung einiger chronischer Brandherde.
Aber nicht mal das bringen sie hin.
Da gibt es ja nur 1 Konsequenz: man verlinkt ein bislang unbeachtetes Weblog (meinzwegen eins mit Smilies und schlechten Gedichten) am Bil*blog vorbei auf Platz 1 der deutschen Webloghitparade.
Re: “Das Problem ist halt, dass Edelmans Reputation für den Gesamtbereich irgendwo zwischen Siphon und Kanalisation schwimmt, Tendenz fallend.”
Nee, glaube ich nicht. Dazu nehmen wir uns zu wichtig. Wenn selbst ein FAZ-Journalist, der mit der Nase auf die Videos gestubst wird und der es aufgrund der Zeitnähe recht einfach hatte, mal eigeninitiativ in der Blogosphäre reinzuhorchen, so ungetrübt von Zweifeln einen 1A-PR-Artikel für die Edelman-PR macht, als ob ihm Edelman und Co. eine Beate Uhse-GoldCard zukommen lassen, wie soll dann erst die Wahrnehmung von so etwas in 2-3 Monaten sein?
Wenn der Sturm sich gelegt hat und die bei Edelman auf ihren Websites nur mit Wortinterpretationen wie “Snapshot” und “vorläufig” kleine Kratzer auf der Fassade veröffentlicht werden, was soll da bei Unternehmen für Zweifel an den edlen Technorati-Männer bleiben?
Den konsequenten und einzig wahren Schritt, die Zahlen zurückzunehmen, haben sie nicht gemacht. Wider besseren Wissens.
“als ob ihm Edelman und Co. eine Beate Uhse-GoldCard zukommen lassen”
Haben sie nicht??? PR ist auch nicht mehr das, was es mal war.
Was man aus der Münchner Ketchum-Zentrale so vernimmt, ist man dort unter anderem wegen der Blogosphärenkritik an der unsäglichen Liste ziemlich auf dem Produkt sitzen geblieben. Da gibt es auch andere Behauptungen, ich meine aber zu wissen, dass man sich, wenn man solche Berater anlacht, schon auch auf den Track Record schaut. Und nun ist Ketchum auch nicht ganz schlecht.
Und wenn Edelman 20 wichtige Typen eingeladen hat, und mit Müh und Not kommen derer 2, dann zeigt das ungefähr die wahre Bedeutung.
Re: “Und wenn Edelman 20 wichtige Typen eingeladen hat, und mit Müh und Not kommen derer 2, dann zeigt das ungefähr die wahre Bedeutung.”
Halte ich für ein deutsches Problem. Zumindest lt. französischem Wiki auf dem sich die Leute eingetragen haben, die 1-2 Tage vorher bei der Präse in Paris dabeisein wollten, waren es mehrere Dutzend Journalisten, Unternehmensvertreter und Blogger.
Was umgekehrt Rückschlüsse zuläßt, wie groß das Standing von Edelman Deutschland aktuell in der Zentrale ist. Und es war ausgerechnet Edelman Deutschland die, gemessen an den Statements aus Frankreich, UK und USA, noch am differenziertesten im Umgang mit den Zahlen waren.
International ist, so mein Eindruck, die Kritik an der Technorati-Liste nicht so heftig und nicht so grundsätzlich wie in Deutschland gewesen.
Gut, das ist aber auch ein kulturelles Problem. Die deutschen Wortführer, die auf der Liste stehen, sind nun mal keine gehätschelten Medienlieblinge, sondern meist schon mit dem Schwert in der Hand aus der Wiege gefallen. PR, Firmen und Medien haben lange eine “Disch hau isch in Fresse” Strategie gefahren, entsprechend sind die Blogger heute drauf. Unforgiving. Uns schenkt ja auch keiner was.
Noch nicht mal eine Beate Uhse-GoldCard. Schweine.
Die Technoradi-Platin-Card für PR-Spezis und deren Opfer wird vermutlich nicht mal zu verschenken sein. Egal. Ich finde, dass (vernünftige…) TOP-Listen dennoch eine gewisse Orientierung bieten.
Wollte ich den Kram verbessern, würde ich unterscheiden zwischen a) verlinkt via Blogroll, b) via direkter Artikelverweis und c) via “klassische Medien”. Zusätzlich würde ich d) die Zahl der erhaltenen Kommentare einfließen lassen, ggf. sogar e) die durchschnittliche Kommentarlänge…
Tja, und für eine zusammenfassende Liste würde ich dann auch noch zusätzlich eine Art “Relevanzgewicht” einbauen, also eine Gewichtung der jeweiligen Linkquelle.
Vorsicht! Jetzt folgen überflüssig detaillierte Vorschläge:
(Das relative “Relevanzgewicht” in einer Relevanz repräsentierenden Topliste sollte m.E. 1) mit der Rangposition der Linkquelle und 2) mit der Bandbreite (!) der erteilten Empfehlungen auf andere Blogs ansteigen, während das Relevanzgewicht wiederum 3) mit dem Monatsdurchschnitt der Zahl der bei einer Linkquelle gegebenen Empfehlungen sinkt. Dadurch werden “Linkschleudern” und “Linkfamilien” relativ untergewichtet, während selektive und auf breiter Kenntnis beruhende Empfehlungen höher gewichtet werden.)
Ich hab da eigentlich kein Problem mit. So ein “via” stellt durchaus einen Faktor der Relevanz dar. Sicher gibt es die Primärquelle, die ja auch Relevanz erhält, aber die Verteiler sind auf der zweiten Ebene durchaus wichtig. Man sieht das ja an sich selbst. Erst wenn man Verteiler gefunden hat, werden Artikel (egal welcher Güte) erst gelesen über das Grüppchen seiner Stammleser hinaus. Es gibt da ein paar ganz herausragende Verteiler und denen kommt also auch durchaus Relevanz zu. Der Vergleich mit der Presse hinkt daher in meinen Augen ein wenig. Es ist doch eher so wie mit Presseagenturen und Autoren. Viele Autoren würden ohne PA gar keine Leser haben, daher sind PAs ja mitunter bekannter als die Verfasser der Nachricht selbst.
Die Frage, ob die FAZ wirklich wichtiger ist als das Kiosk, das sie verkauft (und erst die Kneipe/das Caféhaus/der Salon, wo darüber diskutiert wird), halte ich nicht für so trivial, wie es hier klingt. Gerade wenn es darum geht, auszuloten, wer eine Story nicht nur erzählt, sondern damit Diskussionen, Kommentare und Leserbindung anstößt und weitergibt.
Im Fall Edelman würde ich sagen, sind Blogs eher in der Rolle der Kneipen und Salons. Und Edelman/Wal-Mart ist gescheitert, weil sie als Caféhaus verkauft haben, was in Wahrheit nur ein Starbucks war.
Insofern würde ich auch die Rolle der Vias nicht unterschätzen, selbst wenn es sich dabei um nicht mehr als ein anerkennendes Kopfnicken in die Richtung handelt, aus der eine Geschichte angeflogen kommt. Mag sein, dass der Kopf nicht immer zur ursprünglichen Quelle nickt, aber da müsste man erst mal klären, ob es wichtig ist, dass jemand eine Geschichte als erster gehabt hat.
Wäre ich Katholik, würde ich vielleicht sagen, das ist ein wenig wie mit der Bischofsweihe: Das Handauflegen ist auch nicht mehr als eine Verlinkung, die nichts über die Autorität der einzelnen Glieder in der Kette aussagt, aber den Verweis zur urpsrünglichen Story aufrecht erhält.
Dass damit “Linkschleudern unterstützt und echte Autoren benachteiligt” werden, mag stimmen, aber geht es bei solchen Charts nicht nur darum, wie man Multiplikatoren am besten auszählt? Quantifizierungen sind selten fair zu den Inhalten.
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Ich setze Via-Links nur, wenn es von Bedeutung ist. D.h. entweder um mich einzuschleimen oder um zu zeigen, dass ich den Beitrag oder die Site für lesenswert halte.
Wer (im Gegensatz zu mir) ernsthaft bloggt, sollte das eigentlich auch begriffen haben und so machen. Nicht primär wegen Technorati, sondern erst mal wegen der Leser. (Aber es gibt ja immer noch “Experten”, die jedes Mal Google, Apple etc. mit deren Website verlinken. Das ist sowas von Februar 2000.)