Die Geschäfte der A-Lister. Oder so.
Es ist immer so eine Sache mit Gerüchten. Gerade momentan. Bei einigen bekannteren Bloggern gibt es Kommentare, die besagen, sie wüssten, dass einige “Moralapostel” selbst auch schon schmutzige Dinge gemacht haben, im Graubereich zwischen PR und freier Meinungsäusserung. Was dann zur Folge hat, dass andere daraus sehr kurze Schlüsse ziehen und dann gerade noch rechtzeitig informiert werden, bevor sie etwas schreiben, das weder klug ist, noch den Tatsachen entspricht. Der kurze Gedankengang geht so: Käuflicher Blogger A. ist vor allem mit nicht käuflichem Blogger B. zusammengerauscht, also meint er mit dem Gemunkel offensichtlich B., gegen den Blogstricher C. auch was hat – und der schreibt das dann so, wie er meint, dass es A. gemeint haben könnte. Es wird immer nur getuschelt, nie sagt mal einer, wie es wirklich ist. Gut, ändern wir es. Reden wir darüber.
++++ DER MARKT ++++
Es ist so in diesem Grüppchen, das man als “A-List” bezeichnet und vielleicht 50 bis 80 Personen umfasst: Es gibt viele Angebote für alle Arten von Werbung und PR, von den verständlichen bis zu den gesetzlich nicht zulässigen Varianten. Die meisten Angebote sind – nach meinem Verständnis von publizistischer Verantwortung, andere sehen das anders – bei der unschöneren Seite angesiedelt, namentlich geht es den Auftraggebern meist um das Einbinden des eigenen Blogs und die restlose Vermischung von Werbung und eigenen Inhalten. Es gäbe weitaus mehr Angebote, wenn die bisherigen Reaktionen freundlicher ausgefallen wären (manche werden wissen, dass dieses kleine Blog hier mitunter einen gewissen Beitrag leisten durfte), und Agenturen wüssten, wie man sich an welche Charaktere ranmacht. Das Problem der Agenturen ist, dass sie ohne vorhandene Blogger Kunden nicht sinnvoll ansprechen können, und ohne Kunden keine Blogger. Die halbgaren Lösungen sind unterhalb der A-List die Gestalten, die sich an Firmen wie Trigami und Trnd mittelfristig als Teil einer Testcommunity vermieten. Oder eben Fälle wie der aktuellen Bloggergeschichte rund um die Sony Playstation, bei der der Impuls dem Bernehmen nach von einem Blogger kam. Es ist sehr schwer, so etwas nicht mit dem Rotlichtmillieu zu umschreiben; ich bitte aber die Leser, sich statt billigem Laufhaus und teurem Callgirl bei Ersteren lieber einen Haufen Sachbearbeiter in süditalienischen Beamtenstuben vorzustellen, dem alles egal ist, solange am Monatsende das Geld woher auch immer auf dem Konto ist. Und im zweiten Fall eher die bekannten Gestalten der Politikberatungsszene, die die grossen Geschäfte ohne Zuhäl Mittelsmänner selbst in den Hinterzimmern der Macht ausbaldowern.
++++ DAS GESCHÄFT ++++
Ich weiss aus vertraulichen Gesprächen natürlich viel, worüber man munkeln könnte. Weil es aber gerade passt, kann ich mal davon erzählen, was mir so alles angeboten wurde.
Journalismus:
Da sind erst mal die rein journalistischen Angebote. Die liegen für normale Artikel so in etwa beim zwei- bis dreifachen, was ein normaler freier Journalist verdient. Das ist gerechtfertigt, weil ich zum Spezialthema Blogs eine bessere Leistung zu bringen in der Lage bin, als irgendein dahergelaufener Prakti. Manchmal – aber das ist wirklich die Ausnahme – geht es explizit darum, den Torpedo an Bord denn irgendwo im Wasser zu wissen. Die meisten dieser Anfragen finden in Verbindung mit der Blogbar statt. Wenn ich den Eindruck habe, dass es passt und dass ich absolut freie Hand habe, gehe ich darauf ein. Es gab und gibt auch Versuche, mich komplett einzukaufen. Als Journalist würde ich nicht nein sagen, wenn ich den Eindruck hätte, dass ich hier so weiter machen könnte, wie bisher, und der Medienkonzern eine langfristige Kooperation will. Genau das ist aber das Problem: Meines Erachtens wollen Medienkonzerne schnell was aufreissen – und wieder einstampfen, wenn es nicht den Wünschen entspricht. So kann man nicht bloggen. Abgesehen davon haben sie meist kein Verständnis von der Welt hier draussen. Damit bin ich aber in einer durch dieses Blog und meinen Beruf bedingten Sondersituation innerhalb der A-Lister.
Das Klüngeln:
Was normalerweise sehr viel häufiger ist, sind Angebote für Produkt- und Firmenvorstellungen. Ich weiss von den anderen Kollegen, dass sie auch ziemlich viele Anfragen bekommen; die meisten hätten das gern umsonst. Gleiches gilt auch für Beratungsleistungen. Es gibt da aber eine Gruppe, die durchaus zu zahlen bereit ist. Das geht vom geldwerten Vorteil der Reise, Unterbringung und kostenlosem Testzugang bishin zu etwas, das ich als Bestechung bezeichnen würde. Während der Hochphase der Auseinandersetzungen von StudiVZ klopfte bei mir eine neu gegründete Firma im Stealth Mode an, die mich dringend als Berater haben für einen Bereich haben wollte, für den ich wahrlich nicht kompetent bin. Die Macher: Hochgradig holtzbricknah. Die schönste Mail dieser Zeit kam von jemand, der sein Geld in Auflösung sah, und enthielt nur einen Satz: “Was muss ich tun, damit Du aufhörst.” Ich habe einen Angebot gemacht: Ein Silbertablett – mit einem gewissen Kopf drauf. Wurde aber abgelehnt ;-) Auch das sind wieder Extremsituationen.
Die Beratung:
Man darf aber davon ausgehen, dass eine Reihe von A-Listern um Rat gefragt werden und dafür auch Geld nehmen. Soweit ich das beurteilen kann, ist den Anfragenden die Beratung weitaus wichtiger als ein netter Testbericht zu ihrem Dienst – bedauerliche Ausnahmen bestätigen die Regel. Zu meiner Person: ich habe während der New Economy als Berater meine Zeit in der Hölle gedient, ich mache das nie mehr. Die Bezahlung ist da aber nicht schlecht und kann durchaus vierstellige Beträge am Tag erreichen. Was immer noch billig ist, sieht man sich die diversen teuren und peinlichen Blogpleiten an, die durch gute Beratung hätten verhindert werden können.
Rotlicht:
Was nun Marketing- und PR-Aktionen angeht, gibt es ein Problem, das uns alle sicher noch lange beschäftigen wird: Der Unterschied zwischen dem, was sich A-Lister als “Meister des Faches” vorstellen und dem, was sie aus Sicht der Kunden sind – irgendwelche komischen Internethansel mit ein paar tausend Lesern, die genauso schräg drauf sind. Im besten Fall also entweder etwas für eine Kleinstkampagne (siehe etwa Zippo bei Spreeblick und IT&W oder die Toten Hosen), etwas Kleines bei einer grösseren Kampagne, das auch mal schief gehen wird kann (Die Killercoke-WG oder die Sony Playstation), oder ein Versuchsballon (Opel oder VW und Schlämmer, dessen Quoten gerade stark nach unten gehen). Aber nichts wirklich Grosses. Meist wird dann noch mit eigenen Mitteln ein Projekt wie das Reiseblog vor die Wand gefahren –
statt das zu tun, womit in der A-List unverhohlen gerechnet wird: Dass jemand mal richtig Geld in die Hand nimmt, um mal was richtig Grosses zu machen. Man verstehe mich nicht falsch, ich halte es für durchaus angemessen, gute Leute für gute, langfristige Jobs anzustellen, von mir aus auch in PR und Marketing. Aber genau das passiert nicht. Im Vergleich zu den Budgets, die Konzerne heute schon in Second Life versenken, sind die Deals mit den deutschen Bloggern echte Hungerlöhne. Ich kenne zufällig die Kosten der Evaluation, Beratung und Entscheidungsprozesse eines grossen Konzerns, der bei Second Life nach diversen Pornoerkenntnissen jetzt doch nicht will – dafür hätte man eine Redaktion mit 10 Leuten ein Jahr lang ein Blog schreiben lassen können, das alle Aspekte der Firma nach draussen ordentlich vertreten hätte. Ich bin mehrfach gefragt worden, ob ich nicht Lust hätte, bei einem PR-Blog mitzuschreiben – die Antwort war stets Nein. Nicht, weil ich niemals PR machen würde – die Blogbar selbst war zu Beginn ohne jede Frage das PR-Blog für das zugrunde liegende Buch. Sondern weil weder das gegenseitige Verständnis noch das nötige Vertrauen und Budget da war. Vor allem aber: Man hätte sich mit Leuten und Produkten identifizieren müssen, für die ich nicht brain dead genug bin. Der Glaube, man könne in solchen Situationen wirklich schreiben, was man wolle, ist entweder falsch, oder eine wissentliche Lüge.
Und das wiederum ist nichts blogspezifisches. Das passiert in den Medien genau so. Wer nicht kuscht, bekommt zwar sein Geld, aber danach macht es die Runde, dass er nicht kontrollierbar ist. Wer sich auf so etwas einlässt, gilt am Ende beiden Welten als beschädigt oder unbrauchbar, und die PR ist da weitaus härter als die Blogosphäre. Das ist Kapitalismus: Wer einem Geld gibt, erwartet, dass er nach Steuern und Abgeben mehr dadurch bekommt. Beim PR-Bloggen bedeutet das, dass man entweder als – und jetzt mag ich nicht mehr anders, ich sage es einfach: ZUHÄLTER seine Leser verscheuert, was manche toll und andere weniger gut finden. Oder man ist so gut, dass man unabhängig von der eigenen Leserschaft die publizistische Kraft so umsetzen kann, dass es sich mit einem neuen, klar als PR gekennzeichneten Blog lohnt. Aber da ist den allermeisten Agenturen das Risiko eines Fehlschlags zu gross. PR, die meinen Anforderungen entsprechen würde, wäre letztlich wieder unabhängiger Journalismus. Und den kauft keiner aus der PR, wenn er da draussen Kohorten Johurnaille für ein schlechteres Mittagsessen bekommt, oder einen Haufen verstrahlter RTLII-Bloggerclones, oder Zillionen anderer käuflicher Deppen. Der Umstand, dass bei den Torah-Whoras PRlern bei SinnerSchrader von “Mavens” gejiddelt wird, die sicher keine Blogger sein werden, zeigt das jenseits der philosemitichen Verpackung recht schön auf. Wenn ich das als ethnisch Betroffener mal so deutlich sagen darf.
Veranstaltungen:
Bleiben noch die Auftritte auf Kongressen. Da beginnt die Preisspanne bei 0 Euro selbst bezahlten Fahrtkosten und endet bei einem vierstelligen Betrag für Firmen, die sich mal so einen Blogwauwau halten wollen. Für manche ist es auch einfach eine gute Gelegenheit , auf den Stri mögliche Neukunden kennen zu lernen, oder sich mit dem Veranstalter gut zu stellen. Aber dadurch wird keiner Millionär. Und es ist auch nicht jeden Woche ein Kongress, der genug zahlen würde, um ein sicheres Einkommen zu garantieren
++++ SCHLUSSFOLGERUNG ++++
Die meisten A-Blogger werden, ohne dass ich hier jemandem zu nahe treten will, irgendwann wieder in geregelte Arbeitsverhältnisse der Kommunikationsbranche eintreten. Denn die digitale Boheme verliert ganz schnell ihren Reiz, wenn die Nachzahlung der Bewag kommt, und keine Reserven da sind. Insofern ist das deutsche A-List-Business nichts, worauf man irgendwie neidisch sein müsste. Es ist auch nichts, wo man unbedingt sein sollte. Man lernt viel über Menschen, was man gar nicht wissen wollte, es ist ein gotterbärmlicher Zickenhaufen mit massenhaft Filz und falschen Rücksichtnahmen (ausser natürlich für die Gegner, wo jedes Mittel recht ist, solange es dem eigenen Zwecken und der Freude des
Genug geschrieben. Kurz: Die Luft ist dünn hier oben und dick zugleich, es liegt massenhaft Müll auf dem Gipfel rum, die Fernsicht geht nur bis zum nächsten Arschloch, die Himmelsleiter ist eine Legende, das Essen ist mies und die Drinks sind billig, und für alle tollen Menschen, die man sonst so hier draussen kennenlernt, für alle Kultur, die man hier erschaffen kann, für alles Grosse und Wunderbare, das die Blogosphäre so riesig gemacht hat, dass sich jetzt ein paar Deppen aufgrund irgendwelcher dummen Listen “oben” wähnen – für alles das Schöne muss man kein A-Lister sein.
Echt nicht.
Inspiriert von den Klagen der Chefin
Sorry, the comment form is closed at this time.
Schön, daß Blogger so sensibel sind … aber verkauft man sich im realen Leben nicht sowieso, weil keiner ohne Kohle existieren kann? Macht man wirklich nur das, was man für sich selbst ethisch, moralisch und menschlich vertreten kann?
Der Leser ist die Macht, man braucht ja bei dem entsprechenden Blogger nicht mehr vorbeilesen, noch besser, man kann ihn im eigenen Blog anprangern ;)
Ich bin nicht abgestumpft von der vielen Werbung, die mich tagtäglich überflutet, ich selektiere …
In der Welt, aus der ich komme, verkauft sich (in Ermangelung schicker Leute und Striche) nur die CSU-Schranze. Die meisten anderen arbeiten. Sprich, sie verrichten eine sinnvolle Tätigkeit, lesen in der Mittagspause die Zeitung, gehen heim und spielen Karten, oder glotzen, oder haben ein Ehrenamt. Ich weiss, dass manche Berliner aus den einschlägigen Kommunikationsberufen meinen, dass Arbeit und Verkaufe identisch sind. Aber mein erster Job war ganz unten im Bauch einer grossen Fabrik, wo ich Rohre gesägt und Gewinde geschnitten habe, und wo man angeschnauzt wurde, wenn man mit der Hand in der Hosentasche rumlief. Das ist Arbeit. Auch Journalismus ist Arbeit. Man hat einen Auftrag, und man erfüllt ihn, und bekommt dafür einen angemessenen Lohn. Das geht zurück bis Augustinus von Hippo und seinem “justum pretium”. Von dem wirtschaftlichen Aussatz, der sich im 20. Jahrhundert gebildet hat, konnte er nichts wissen. Aber auch die Fehlentwicklungen dominieren noch nicht.
Danke für diesen Text, so ein Rundumschlags-Eintopf mit auch den abgehangeren Zutaten hat mir beim Nachdenken über dieses Thema dieser Tage gefehlt!
@Don, ich habe zwar meist das Glück gehabt, als freiberuflicher IT-Mensch Arbeit zu verrichten, die mir Spaß macht, aber frag mal die, die jeden Tag in einen Industriebetrieb in einen schlechtbezahlten Job laufen, ob die nicht fast alles tun, was der Chef sagt, aus Existenzangst.
Wie Du so schön gesagt hast, auch diese A-Blogger werden ihr Leben lang einer bezahlten Tätigkeit nachgehen müssen, einem Job, der ihnen mit Glück gefällt. Auch durch Werbeeinnahmen werden die wenigsten so reich werden, daß sie auf ihre bisherige Einnahmequelle verzichten können … ich gönne aber jedem den Traum
Hier schreibt also der megA Blogger darüber, dass die meisten seiner A-Kollegen nichts verdienen und es satt haben, Teil einer trostlosen digitalen Gipfel-Bohème zu sein. Nur weil alle Unternehmen so blöd sind, keine echten Blogger anzustellen oder das echte Blogkonzept zu begreifen. Er würde ja was machen, aber nur, wenn es ihm in seinen Kram […]
[Edit: Rest gelöscht, denn spätestens an dieser Stelle ist es Zeit, über meine Theorie der strukturellen Analphabeten in den Kommentaren zu reden. Langfristig würde ich davon ausgehen, das jeder 10. Kommentar dieser Gattung zuzurechnen ist. Keine Frage: Lange Texte und Sätze überfordern viele Zeitgenossen. Neid wiederum scheint ebenso auf den Nerv der Texterkenntnis zu drücken, so dass ich bei bekannteren Blogs schon jeden 8. Kommentator jenseits des Zumutbaren sehe. Kommen Nutzer von StudiVZ hinzu, ist jeder 5. dieser Gattung zuzurechnen, und wenn man allein die Besucher anschaut, die Pleitier und gewesener Geschäftsführer von Medien2 Peter Turi auf diesen Beitrag hinweist, nun, dann muss man eben mit dem Einschlag von Leseunkundigen wie “bc” rechnen. Don]
Warum nicht Geld mit dem Blog verdienen:
[Edit: Gehts noch??? Don]
@Sabine: Mir geht das Selektieren langsam auf den Keks. An das Umschalten beim TV hat man sich gewöhnt. Das Wegwerfen der Werbebotschaften in der Tageszeitung, der Spamfiler, Adblock. Was noch? Achso, ja, Blogger die erst postulieren “Wegen der Kohle? Scheiß drauf. Das hier ist mein Spielplatz und da kackt mir niemand Werbung drauf!” und bei denen der Meinungsbildungsprozeß erst einsetzt, wenn das Hausboot schon gemietet ist.
Warum nicht einfach zurück in die Beraterhölle und dann nochn Buch?
Diese bescheuerten Strukturen. Agieren und gleichzeitig Kontrollverlust. Fate.
3 Tage lang den Arsch aufreissen, eine Menge richtig machen, Probleme beseitigen und dann sich trotzdem noch fragen, ob man nicht morgen dann doch zwischen die Mühlsteine von superheftig Managern gerät, weil die zwischendurch zu sehr den Lauten gemacht haben und am liebsten einen Schuldigen hätten, weil sie momentan keinen Bock haben zuzugeben, dass sie zwischendurch zu sehr den Lauten gemacht haben.
Der Beitrag bietet ja einige Anhaltspunkte. Die letzten Absätze haben aber wirklich etwas, den Hort beschützendes, wenn man es so formulieren möchte. Wenn man die Medaille umdreht, hat man dort erneut die Aufklärung an die Masse der B- und C-Blogger, die sich Hoffnungen macht, und denen der Don keinen Sand in die Augen streuen möchte.
Wenn die Leute nicht fähig sind, die Medaille zu wenden, was haben sie dann für einen Diskurscharakter?!
@Sabine: Was heißt einer Tätigkeit nachgehen “müssen”? Wenn man sich sein Patchwork sucht, dann geht man den Tätigkeiten nach. Zur Not setzt man sich aufs Amt und zieht Zettel. Für den immer größer werdenden Teil der Single-Gesellschaft sollte das kein Problem sein. Dadurch, dass die Arbeitslosenstatistik wieder positive Makulatur betrieben hat, sieht es beinahe so aus, als wären Familienmenschen eher weniger davon betroffen. Aber gehen wir doch mal von diesen Einzel-Menschlein aus. Wo bitteschön ist der Impetus impregniert, dass jeder Karriere machen muss? Es gibt Blogger, die ihre Existenz durchs Taxifahren sichern, oder welche, die noch zuhause die Wäsche gewaschen kriegen.
Was mich persönlich immer befremdet ist, dass die Leute diese 0815-Einstellung an den Tag legen, die davon ausgeht, dass jeder immer ein großes Stück vom Kuchen abhaben muss, damit er was WERT ist, oder eine Position in der Gesellschaft einnehmen kann. Wenn Leute ihr Rentenalter erreicht haben, wenn man äußerlich (durch’s graue Haar) erkennen kann, dass sie (vielleicht) aus dem Arbeitsleben ausgeschieden sind, dann lässt man “ganz natürlich” *hust* Nachsicht walten. Ich würde mir ein wenig mehr Alzheimer wünschen, damit solche Borniertheit sich in Luft auflöst. I give my 2 Cents on the regular curriculum vitae. Muss jeder ein Haus, ein Auto und ein Boot haben? Mitnichten! Who cares about den Verdienst von irgendwelchen Bloggern. Wenn die Leute sich um den Mammon scheren, nun, dann werden sie auch vom Mammon geschert werden.
Es gibt Dinge im Leben, die sind weitaus interessanter, als der Konsumterror, den man sich dadurch erst ermöglicht, dass man Asche in der Tasche spazieren trägt. Und macht man sich auch noch so rar im Leben, solange man irgendwann, irgendwie, mit irgendwem in Kontakt tritt und getreten ist, so wird das einen Einfluss gehabt haben, und man wird Einflüsse erlebt haben. Oft wissen wir es vielleicht nicht, und denken auch selbst nicht dran. Umso wichtiger die Zeit der Besinnung. Besinnlichkeit ist kein Luxus, und Besinnlichkeit ist auch keine Erfindung der Konsumgesellschaft als Ausgleich zur Unterhaltungsindustrie. Sich besinnen kann jeder, wenn er sich die Zeit nimmt. Und wenn es ist, dass man sich ein Foto ansieht, und feststellt, welchen Augenblick man darauf wahrnimmt… jede Seite eines Buches, die man liest, jeder Strahl der Sonne, der einen blendet… jedes Jucken in der Nase. Jedes Haar im Auge… wenn man im Supermarkt an der Kasse steht, man kann sich besinnen. Man streift mit seinem Blick durch die Regale, man sieht den Leuten von den Schultern auf die Schuhe, oder von den Bartstoppeln auf die Fingernägel. Man erlebt die Fruchtfliegen auf dem Obst im Sommer, und man sieht den Raureif kalter Getränke sich an den Gläsern abbilden. Das sind alles sehr implizite Beobachtungen, die ich schildere. Aber wenn man sich vor Augen hält, was man alles erlebt; Eindrücke, noch und nöcher, die ein ganzes Leben begleiten. Jeder Augenblick von solch einer bewussten Existenz ist ein Anknüpfungspunkt für weitere. Das vorausgesetzt, ist der Mammon dazu verdammt in einen Schatten zu treten, aus dem er nicht mehr heraus kommt.
Der Don fährt ein Auto. Manche Leute fahren eines. Es gibt andere, die fahren Bus und Bahn und sind trotz allem nicht schlechter dran. Wenn wir einmal in einem Augenblick der Langeweile uns die Zeit nehmen würden zu sinnieren, wie “willkürlich” unsere Kategorien alle sind. Gut und Böse, Arm und Reich… was bedeutet das alles? Das, was wir dahinter entdecken wollen und was wir damit verbinden.
Wenn sich wirklich alle so sehr vom Leben treiben lassen, dann wird es mich nicht wundern, warum trotz modernster Gesundheitsversorgung die Lebenserwartung in den nächsten Jahrzehnten sukzessive wieder abnehmen wird. Wir horten, wir hasten, und wann tun wir rasten?!
Alexander, Spielen ist schön, klar. Jeder, der familiäre Verpflichtungen eingeht, ist selbst schuld. Ausserdem sollte man den Beruf so wählen, dass er so viel Kohle bringt, dass man neben einer Exehefrau auch noch ne neue Beziehung unterhalten kann?
Auch Träume kosten Geld, viele sind mutig, haben in eine geschäftliche Idee investiert und sind baden gegangen und dann ist man plötzlich mit 45 zu alt für den Arbeitsmarkt. Überqualifiziert. Und die zukünftigen Rentner: leider zuviel Leben übrig, aber kein Geld mehr da?
Frauen, ja klar, mit 30 auf dem Amt, mit einem Kind plötzlich in einer 400-pro-Monat-Welt gelandet.
Dieses Problem mit dem sich Gedanken machen über Geld-einnehmen-durch-Werbung, das möchte der 0815-Mensch erst mal haben
Ohne jetzt jemand spezifisch anzusprechen: Es gab und gibt durchaus Leute, die glauben, dass es kühl ist, in irgendwelchen Listen zu sein. Ist es nicht. Mir hat Rebellen ohne Markt am meisten Spass gemacht, als es so mittelgross war. Liegt sicher auch daran, dass damals noch nicht jede Ratte aus der New Economy auch geblogt hat.
Im übrigen finde ich es saulustig, wenn die von Turi kommenden Volldeppen sauer sind und die gelöschten und veränderten Kommentare inclusive Hinweis auf dessen abgebrochene Karriere als Blogunternehmer von Medien2 bei ihm posten. Unter all den dummen Mobs der Blogosphäre hat Turi mutmasslich den beschränktesten.
«Yo – aber es war ‘ne schöne Zeit». Das zumindest wird unser desillusionierter Web-2.0-Pionier sagen, nachdem sein Blog den Blob machte, weil er “vernünftig” und “erwachsen” wurde und ‘ne feste Freundin im Bett hat …
Also so wie ich das verstehe kann das Ganze doch ohnehin per Feed und Tags ausgehebelt werden: Wo auf welcher Seite im Internet jemand schreibt wird unwesentlich. Wichtig ist wer schreibt und unter welchen Tags er dies ablegt. Der Rest ist doch nur noch Adsense.
Der Leser kann dann entscheiden ob er PR getaggte Artikel auch mit im seinem Feed haben möchte. Im Grunde geht das sogar mit Keywords (z.B. Ausfiltern jedes Posts der Keywords enthält, die irgendwas mit Prostitution enthalten – will ja keiner lesen sowas ;)).
Der beschränkteste Mob der Blogosphäre bwegt sich im Umfeld versprengter Randgestalten der ideologisch verschwurbeltsten Rechtsblogger.
Zu den Angeboten: Ich bin bisher nur gefragt worden, ob ich nicht für eine reguläre Tageszeitung schreiben wollte. Im Augenblick schauen sich die CvDs talentscoutmäßig die Blogs an und überlegen, wen sie rekrutieren könnten.
Ich finds gut, dass man sich die Beiträge von Turi und vielen seiner comentaristas vor dem Bildschirm in Ruhe durchlesen kann.
Im Notfall läßt man sich dann im RL von dem Gequake weniger leicht provozieren.
aber wieso einteilen in A,B, C
Wieso nicht?
Es gibt nun mal Unterschiede. Allein schon durch das eifersüchtige Gekläffe mancher Blogger, die wöchentlich irgendwen anraunzen, um Beachtung zu bekommen.
Oder schlimmer noch, über Monate hinweg permanent systematisch verleumden, das kommt auch vor. In meiner Umgebung ständig.
“Allein schon durch das eifersüchtige Gekläffe mancher Blogger, die wöchentlich irgendwen anraunzen, …”
@ Don
Obacht, du hast wenige Postings weiter oben eben gegen Turi gekläfft :)
Man muss Turi net meing, oba gekläfft host scho, du Glashäusler.
Nockherberg-Zeit, wasdscho.
@Sabine: Das waren jetzt etliche lose Stichworte und Beispiele, die sich alle an dem orientieren, von dem ich gesagt habe, dass man es nicht als Maßstab nehmen “muss”. Wenn es für euch bedeutet Mammon zu haben, dann ist das okay. Aber nein, wenn man mit ner Firma baden geht, gut… man lebt trotzdem, oder? Und auch die Leute im Wüstensand oder im Dreck leben?! Man muss nicht Spielzeug haben, um ein Mensch zu sein. Mensch ist man qua Geburt. Wenn manche Leute sich aber hinstellen und so tun, als wäre man eben keiner mehr, bloß weil man dies oder das oder jenes nicht hat, was eben der Großteil der Gesellschaft sonst hat, dann ist das überhaupt nicht würdevoll.
Ich achte nen Penner auf der Straße genauso sehr wie einen Schlipsträger mit seiner Segelyacht. Wobei ich eigentlich den Penner bevorzuge, weil er keinen Schlips trägt. Ich kann halt nicht verstehen, warum viele Leute sich nach dem Geld drehen und alles irgendwie so problematisch sein soll in der Welt. Die Gesellschaft setzt sich selbst unter Druck, und glaube mir, sie wird das irgendwann, wenn sich der neoliberale Kurs fortsetzt, nicht durchstehen. Die Leute sind gut im Meckern und Zetern und im Pfennige umdrehen oder sonstwie, aber es kommt doch auf den Pfennig gar nicht an. Es gibt Leute in diesem Land, die Leben ohne Würde, weil sie von anderen verurteilt werden. Es gibt anderswo Leute, die leiden noch mehr Hunger und sterben an noch mehr Krankheiten, aber die wachen jeden Tag auf und verspüren nicht diesen Blick von den Spießbürgern, die über allem stehen und Schönheitsideale, genormte Lebensläufe oder sonstige Dinge proklamieren. Vieles, was hier so läuft ist in meinen Augen absurd.
Alexander Trust, Du hast recht. Als ich nach längerem Aufenthalt in Ägypten, wo nach unseren Maßstäben schreiende Armut herrscht (Sudanesen, Tschader und Kongolesen, die ich dort traf, hielten das für ein reiches Land) nach Deutschland zurückkehrte, war meine erste Reaktion: Dort unten sind die Verhältnisse arschklar, niemand braucht irgendwem zu erklären, wer wo steht, Solidarität unter den Armen, so brüchig und hilflos sie sein mochte, findet einfach statt, und hier spinnen sie alle. Ein Freund, der zum selben Zeitpunkt durch Ghana, Nigeria und Senegambien getigert war, bestätigte diese Wahrnehmung.
Manche Leute haben einfach viel zu viel Zeit…
@Alexander:
Ich tippe einfach mal, dass du nie in der Gosse gesessen hast. Ãœber eines musst du dir im Klaren sein: Deine Achtung kann man nicht essen!
Das Leben in Deutschland kostet und Solidarität ist ein Fremdwort. Du kannst sie predigen aber solange sie nicht existiert, wird das niemandem helfen. Versteht mich nicht falsch: Ich halte nichts vom Konsum-ohne-Grenzen, aber ich bin letztendlich auch ein Opfer des Konsums. Bei mir ist es nicht der Porsche, sondern ein Besuch beim Chinesen oder im Kino.
@che2001: Solidarität in Ägypten hin oder her, dass Leben dort hat genug Nachteile. Für Urlauber mag das vllt nicht so präsent sein, für die Bevölkerung schon.
Bin ich froh, kein A-Blogger zu sein…
[wobei.. C-Blogger oder so wäre ich schon gern…]
Man sollte Menschen nie an ihrem materiellem Reichtum festmachen. Wahrer Reichtum fängt im Herzen an und diesen Reichtum kann man einem Menschen nicht nehmen.
Ich denke ehrlich gesagt nicht, dass uns eine Berluconisierung der Blogosphäre bevorsteht, aber bedenklich finde ich schon, dass man einfach nicht weiß welche Motivation sich hinter einem Blog verbirgt (wenn nicht grade ein Banner im Blog flackert). IMHO sollte auf jeden Fall ersichtlich sein, ob kommerzielle Aspekte hinter einem Blog stehen!!!
Mehr dazu hier: http://pupileye.blogger.de/stories/722864/ und hier:
http://pupileye.blogger.de/stories/723998/
[…] Kritischer kommt da schon der etwas längere Kommentar von DonAlphonso zum Thema Die Geschäfte der A-Lister. Oder so. […]
Diese schleichende Werbung geht mir langsam auf den Keks. Ich denke sie wird Blogs in Zulunft noch viel mehr beeinflussen. Schade, schließlich hat sowas schon dazu geführt dass Dinge wie das DMOZ den Bach runter gehen IMHO.
Ahhhhrg….meine Augen…kann nicht länger auf diese häßliche Seite starren…
hat da jemand den stecker gezogen?
>>Sorry!
Die URL pupileye.blogger.dehttp:/www/ konnte nicht gefunden werden!
und in der url erscheint dann
http://www.pupileye.blogger.de/blocked
Mea culpa. Das Blog war vorübergehend gesperrt.
http://hilfe.blogger.de/stories/749254/
Etwas Off-Topic, aber ist der Tippfehler im Text unter dem Comment Formular Absicht?
“Der Kommentar wird dann bei nöchster Gelegenheit vom Admin freigeschaltet.”