Die Ohnmacht der Blogs
kann man periodisch an den sog. “Event-Blogs” sehen: Schnell zum Anlass hochgezogene Einrichtungen, die dann mit den gleichen Belanglosigkeiten gefüllt werden, die alle anderen auch schon bringen, angereichert durch Randbeobachtungen vom Buffet, Kuriositäten und Eigen-PR.
Ganz egal ob Computer-PR-Durchreiche (offenbar nichts dazu gelernt seit 2005), Billigrechnerschrauber oder Mobilquasselermöglicher in Zusammenarbeit mit erfahrenen Containereventlern. Und ich frage mich: Gibt es jemand ausser der hauseigenen PR-Abteilung, der dieses Gaga-Dada mit Amateurbildern ernsthaft liest? Ich verstehe durchaus, dass man beim Durchhecheln der Messestände kaum einen ordentlichen Satz aus der Tastatur quetschen kann – aber muss das dann zwingend online gestellt werden? Macht sich da irgendeiner vorher Gedanken, an wen sich sowas ernsthaft wenden soll? Damit es nicht so ein Rohrkrepierer wird wie im Vorjahr? Wer soll das Ding überhaupt finden? Und wie soll es im Malström der anderen Berichterstattungen Aufmerksamkeit erzeugen?
Ich habe diese Fragen schon vor der CeBit gestellt, weil vor ein paar Wochen zwei Angebote reingeflattert sind, dort auch einen auf Event- oder, wie es neudeutsch heisst “Pro-Blogger” – zu machen. Zu gar nicht so schlechten Konditionen, um mal eine Hausnummer zu nennen: Hoher dreistelliger Betrag pro Tag plus Spesen, das aber bei RundumdieUhrschreiben und am Rockzipfelhängen der fraglichen Firmen. Beide Firmen hatten nicht die geringste Ahnung, was sie mit so einem Blog erreichen wollten, ausser dass man das heute so macht, um vorne dran zu sein. Beide Firmen haben das Bloggen dann geknickt – wie man sieht, für alle Beteiligten sicher die beste Entscheidung. Blogs sind auch nur eine Contentsoftware, und nichts, was funktioniert, weil es gerade modern ist. Blogs brauchen Zeit, Liebe, Charisma und Persönlichkeit. Und das alles kann man nicht einfach zusammenkaufen und auf den Erfolg hoffen, nur weil das Thema von Wahl, Automesse, Fussball-WM und Computergehauf gerade in den Medien ist.
Sorry, the comment form is closed at this time.
Kennt ihr schon das Payback Blog?
http://www.pa ybackblog.de/
Ja. hat ernsthaft jemand geglaubt, dass Datenschnüffler eine Seele haben?
Also grundsätzlich finde ich die Idee der Wahl-Blogs nicht schlecht; aber wahrscheinlich bin ich als ehem. Teilnehmer eines Wahlblogs befangen.
Naja, die gab es während der letzten Wahl durchaus, aber die Schwergewichte waren damals normale Blogs, die sich zur Wahl äusserten. Statler-and-waldorf und rebellmarkt haben damals stark angezogen. Danach ging es erst mal ein wenig nach unten, aber es kam anders rüber als bei diversen Versuchen, sowas mit mehreren Bloggern zu machen.
Wenn man das ganze gut aufzieht, könnte es erfolgreich sein – wobei das nicht auf die Wahl beschränkt sein sollte, sondern auch einfach so laufen sollte, ggf. mit geringerer Postingfrequenz.
Wenn dann z.B. in einem Blog mehrere Personen zu Wort kommen, die auch noch unterschiedlicher Meinung sind und dann noch gegenseitig und mit den Kommentatoren interagieren (nicht einfach nur ‘nen Beitrag hinrotzen und fertig), dann könnte das was werden.
Zur Wahlkampfzeit sollte dann die Postingfrequenz erhöht werden.
Jens, die SPD wartet sicher schon freudig auf die Kommentierung des nächsten Wahlkampfes im Parteibuch … ;-)
Diese CeBit-Blogs bieten ihren Autor[inn]en inmitten des Messegetöses und der Aussicht, den ganzen Tag dieselben Fragen immer wieder beantworten zu müssen, einen Moment der Ruhe: Hinsetzen, Kaffee, Kippe, paar Sätze schreiben. Kommt gut an beim Vorgesetzten und Mom & Dad zuhause haben auch was zu lesen.
Den genannten Firmen ist es angesichts des mutmaßlich kleinen Etats für die Messewebsite wahrscheinlich egal, ob es was bringt, ob jemand es liest oder nicht. Man ist halt dabei, weil es so viele machen. Und solange es keine galligen Kommentare für die Langeweil-Posts gibt, tut es den Machern auch nicht weiter weh.
In meiner Firma wird demnächst eine neue Intranet-Plattform installiert, die u.a. auch Blogs für alle ermöglicht. Noch finden das alle Entscheider toll. Freue mich schon auf die ersten Posts unserer Geschäftsführung.
Oh doch, Event-Blogs bringen auf jeden Fall was.
Eine gewissen FDP-Politikerin (also von der Konkurrenz) aus Hessen propagierte ein FDP-Modell zu den kommenden Studiengebühren in Hessen, und hat einzig für die Zeit des Gesetzgebungsprozesses einen Blog eröffnet, wo man die einzelnen Phasen und natürlich ihre Versuche der Einflussnahme betrachten konnten. Das ganze war ordentlich geschrieben, redigiert von ihrem Assistenten, welcher auch die Hass-Kommentare filterte … für den Rest hat sich die Frau sogar ebenfalls ZEit genommen, selbst kritischste Kommentare wurden von ihr zumindest einmal beantwortet. Ich fand es aber auch ordentlich, dass sie sich letzlich auf die gehaltvolleren Kommentarschreiber stürzte.
Den blog gibts nicht mehr, gut war es trotzdem.
Und was hat “dieses” Eventblog denn nun gebracht? Ausser, das es Dir gefallen hat. Diesen Nachweis bist Du uns noch schuldig ;)
@ Kajetan
Was hat es nun gebracht?
Was eine philosphische Frage.
Was bringt irgendjemandem die Blogbar? Was bringt der Kellerei Walters der Saftblog? Was bringt einer Partei ein kurzfristig etablierter Blog?
Kommt darauf, was man für Ziel damit hat, was sie für Ziele hatte:
Wenn sie was für die absolute Blogger-Ewigkeit erreichten wollte, dann war es nischt.
Wenn sie einige Zweifler für sich speziell für die Wahl hat für sich einnehmen können, dann war es eine ganze Menge.
Bilder sagen mehr als tausend Worte:
http://schnutinger.wordpress.com/2007/01/10/that-what-blogging-is-all-about/
“Kommt darauf, was man für Ziel damit hat, was sie für Ziele hatte”
Und? Welche Ziele hatte sie denn? Und wie hat man den Erfolg der Maßnahme festgestellt? Wozu der Aufwand, wenn man sich hinterher nicht sicher (oder per educated guess) sagen kann, was es gebracht hat? Ja, ich weiß. Blöde Fragerei …
Doch nach etlichen Jahren der Vorbereitung von Kampagnen mit überengagierten PR-Leuten habe ich mir diese Fragen angewöhnt. Auch deswegen, weil sie mir nur selten jemand beantworten konnte …
Daher frage ich mich auch, was das Schlämmer-Blog für einen Nutzen für VW hatte, was die von Don erwähnte Messe-Bloggerei soll und wie lange man dieser Mode noch folgen wird, bis die nächste Sau durch Klein-Marketing-Hausen getrieben wird.
Jedes gute Corporate Blog, das ich kenne, zeichnet sich durch eines aus … es ist langfristig angelegt und bietet dem Leser einen Mehrwert, ohne dass man ständig auf die Werbe- und Anpreis-Tube drücken muss. Sehr schön zZ. das tagesschau-Blog. Informativ, hintergründig, glaubhaft. So kann man den Leuten die PC-Gebühr über die Hintertür leichter verkaufen ;) denn DAS ist ein Mehrwert!
Auch wenn die Bloggerei meist tatsächlich nur Selbstzweck ist ;)
“Und? Welche Ziele hatte sie denn? ”
1. Vermutlich das Wahlvolk da abholen, wo es steht.
(Wo vermutet wird, dass es dort stehen könnte :) )
2. Eine moderne Partei sein wollen.
3. Bei der Partei anrufen und nach dem Ziel fragen, irgendweins wird sie gehabt haben :)
“…frage ich mich auch, was das Schlämmer-Blog für einen Nutzen für VW hatte, …”
Kann ich dir sagen, Kajetan :) :
Die dafür Verantwortlichen bei VW und der Agentur haben bewiesen, wie fortschrittlich sie sind ( = dass sie nicht bieder sind. Bieder sein gehört zu den Hauptängsten von Marketing überhaupt).
Als wenn wir das nicht spätestens seit der Prostituierten-Affäre nicht selber wüssten, was für ein fortschrittlicher Haufen…
____________
Ich bin gewohnt, Dinge und ihre Erfolg danach zu beurteilen, was man sich denn vorher von ihnen erhofft hat. Und nicht danach, was die Dinge in ihrer absoluten Art sein müssten. Denn letzteres ist zwar ein unheimlich antreibender Idealismus in seiner Absolutheit, aber dieser lähmt und quält manches Mal auch nicht schlecht (leider meist den, der so denkt, der Rest hupft hoffnungsfroh ohne Ballast herum :).
Das Blog. Es heisst “das Blog”. Immer? Immer.
Immer? Mal schauen, wie der Duden das sieht:
Web|log [auch: wblg], das, auch: der; -s, -s
“auch: der”! Ich weiss, ich weiss… das Logbuch… trotzdem etwas kindisch, sich über sowas zu streiten, oder?
Gib eine valide Email an, und wir können reden. Da steht Email (erforderlich) und nicht Fakemail (erforderlich).
Falls jemand noch einen guten CeBIT-Blog entdeckt, würde ich mich über einen Link freuen. Ich bin dieses Mal seit langer Zeit nicht auf der CeBIT und eigentlich gab es immer unter all dem Ramsch auch ein paar kleine Kostbarkeiten zu entdecken.
Blogs brauchen Zeit, Liebe, Charisma und Persönlichkeit.
Das war einer der besten Sätze die ich je übers Bloggen gelesen haben.
Der Satz allgemein gefällt mir gar nicht so, nur diese unumstößliche Wahrheit.
Ich denke das kann man in die Hall of Fame des Bloggens aufnehmen.
Denn ohne diese 4 Weisheiten kann kein Blog wirklich gut sein, finde ich.
Oder??
Alexander Stritt
Die Frage nach dem Sinn und Zweck solcher Blogs ist zwar berechtigt, aber führt Sie im Grunde auch zu nichts, da sie niemals hinreichend geklärt werden kann. Bestes Beispiel dafür ist doch die Werbung: Dem ober-connard Henry Ford wird der Satz zugeschrieben, wonach er zwar wisse, dass die Hälfte seines Werbebudgets verschwendet sei, nur wisse er eben nicht welche Hälfte! Den meisten Werbern ist das auch bewusst, aber ob sie das ihren Kunden gleich auf die Nase binden ist eine andere Frage.
Duden ist total überbewertet. Das Blog!
“Ich weiss, ich weiss das Logbuch trotzdem etwas kindisch, sich über sowas zu streiten, oder?”
Hm… Vielleicht heißt es DAS Logbuch, weil im Deutschen die Artikel/ das Geschlecht sich immer nach dem letzen Teil eines zusammengesetzen Substantives richtet.
Test: die Autobahn -> die Bahn, das Marmeladenbrot -> das Brot, der Schraubenschlüssel -> der Schlüssel. Der Logarithmus -> der Rhythmus, scnr.
Sollte ein Event tatsächlich in der Öffentlichkeit viel Aufmerksamkeit ziehen, könnte (könnte!) ein Blog sinnvoll sein. Vorausgesetzt, die Autoren bringen genügend Herzblut, Schreibtalent und Knowhow ins Blog und haben darüber hinaus auch Interesse am Dialog.
Zum Ablaichen von PR-Mitteilungen eignen sich Blogs nicht.
@13. bör:
Also auch bei VW/Schlämmer Bloggen, bzw. Event-Bloggen als Selbstzweck und Bauchpinselei.
Aber hey, wenn eine Firma dafür Geld ausgeben möchte, dann soll sie das tun. Ich bin alles andere als die Blogsinnhaftigkeits-Polizei ;) Aber dann kann man diese Blogs als das bezeichnen, was sie sind: reine Prestigeprojekte, Geldverschwendung und Adabei-Geschmurgel ohne jeglichen Nutzen (ausser einem Auftrag und Umsatz für die PR-Agentur).
Und nein, ich suche nicht nach dem absoluten Nutzen und Wert solcher Aktionen. Ich frage mich dabei lediglich, welchen konkreten oder zumindest hinreichend belegbaren Nutzen eine Firma von solchen Aktionen hat. Weil gerade die Corporate-Bloggerei vielfach so ziellos, wirr und ohne jegliche erkennbare Strategie betrieben wird. Dies gestehe ich gerne und jederzeit jeder Privatperson auf Erden zu, keine Frage. Aber wenn eine Firma hier Geld in die Hand nimmt, muss man da in meinen Augen andere Bewertungsmaßstäbe anlegen.
Ich will hier keine kümmerlichen Abschreibernaturen wie Wolfgang Müller von Creative Weblogging sehen. Kommerzieller Spam hat hier nichts verloren. Verstanden?
Das Blöde ist, dass niemand (Event-)Blogs für das nutzt, wofür sie wirklich taugen würden: Diskussion, Protokollierung, Archivierung, Informierung. Immer muss es Werbe-Gebimmel, PR-Gedöns und Marketing-Getröte sein …
Hier in Leipzig gibt es eine Firma, die sich auf solche “Event Blogs” zu spezialisieren versucht, Messen scheinen das sehr zu mögen. Der Inhaber hat bei mir in den Kommentaren ein bißchen über seine Projekte erzählt: http://www.floriansteglich.de/blog/2007/03/07/jamchips-sucht-freien-blogredakteur/ (Don, wenn der Link Dich stört, lösche). Ich glaube nicht, daß kurze Zeit laufende Blogs zu einem bestimmten Anlaß per se zum Scheitern verurteilt sind, aber man merkt zu oft den Auftrag dahinter. Nicht nur am PR-Tonfall, sondern auch an der mangelnden Nähe der Autoren zum Objekt.
P.S.: Bei z.B. einem Musikfestival könnte so ein Blog bestimmt funktionieren.
Deren Projekte lesen sich aber auch nicht so, als dass man sie ohne eine Schaufel weissen Pulvers toll finden kann.
Es ist ein Glück, dass viele dieser Teile erst mal nur ausprobiert und dann abgesagt werden. natürlich sieht man hier draussen nur die Spitze des Eisbergs, aber ich glaube nicht, dass das Bestand haben wird. Blogs müssen Leser erreichen, und wenn sie das nicht tun, sind sie sinnlos.
@ Kajetan
“Aber wenn eine Firma hier Geld in die Hand nimmt, muss man da in meinen Augen andere Bewertungsmaßstäbe anlegen.”
Es braucht das Instrument der Werbeerfolgskontrolle.
Wer schon ordentlich Geld ausgibt, der sollte das nie tun ohne Erfolgskontrolle (welche paradoxerweise nochmal ordentlich Geld kostet). Die Erfolgskontrolle für ein Wahlblog ist einfach: Hat es Stimmen gebracht oder nicht? (Wobei ich, wenn ich Politiker wäre, dauernd das Ohr am Bürger hätte, nicht nur hastig zu den Wahlen. Nur das bringt Vertrauen).
Das Dumme an der Werbeerfolgskontrolle und -messung ist, dass sie sauteuer ist und bestimmte Sachen im numerischen Messwahn quantitativ überhaupt nicht gemessen werden können, es braucht qualitative Kriterien und Ergebnisse und vorher exakt festgelegte Ziele, sonst braucht man gar nix messen, weder qualitativ noch quantitativ. Nochmal teurer.
Und ein Blog aufmachen, auch ein Corporate-Blog, gehört zu den entschieden billigeren Maßnahmen einer Agentur oder PR-Agentur. Ein Blog kost doch nix, ein Konzept ist rasch heruntergeschrieben, die Software kostet kaum noch was, die Schreiber werden kurzgehalten (oder keine guten, teueren genommen) – und da soll man eine teuere Erfolgskontrolle draufpacken…? :) Deren Controller (und der des Kunden eh) wird einen Lachanfall kriegen – so notwendig auch ich es erachte, man will wohl unsicherem, schlechtem Geld absolut kein Gutes hinterherwerfen.
Die wirren, unstrategisch wirkenden Corporate-Blogs, die du ansprichst: Es ist ein Problem mit lebendig wirken sollenden Beiträgen, wenn sie sich ständig an einen festen roten Faden halten sollen. Das beißt sich, denn es sind zum Teil gegensätzliche Forderungen: Lebendigkeit und Strategie. Ich glaube daher, dass sogar Corporate-Blogs mit einer festen, klaren Strategie Mühe haben, sie sichtbar werden zu lassen.
Wobei die einzige Strategie, an die ich bei Corporate-Blogs (und allen Blogs) glaube, die der guten Schreibe, Beständigkeit und Ehrlichkeit ist.
Blöd nur, dass viele Leute (auch engagierte Schreiber, die mit Liebe rangehen) glauben, sobald sie corporate schreiben, müssten sie in 60erjahre werbliches Gedöns verfallen. Wie ein Reflex. Das klingt schlecht, liest sich schlecht, ist unglaublich mieser Schreibstil. Nur: es fällt denen schon gar nicht mehr auf, dass sie da einen bekloppten Stil schreiben, und reagieren wütend oder erstaunt, wenn man sie darauf anspricht. Neulich hatte ich einen Kunden, der Teile seiner Website wiki-mäßig mit Fachbeiträgen pflastern sollte (so war da abgemacht, war gute Idee). Lustig, dass er gerade bei seinen Fachbeiträgen plötzlich in werbliche Sprache verfiel und wir pfiffen ihn zurück. Der hat das gar nicht gemerkt. (Oder wollte sprachlich schick mit dem Texter, der die übrigen Seiten textete, konkurrieren. Machen Kunden auch zu gerne, konkurrieren: “Ha, ich kann’s auch oder besser!”).
Ich stolpere ständig über ein solch unreflektiertes Verhalten, die Leute wissen zum Teil gar nicht, in welchen Schreib-Code sie gerade fallen (sogar furztrocken sein sollende Briefings klingen manchmal wie bereits werblich aufgesetzt). Kein Gespür für Sprachebenen, Stil, etc. Das Word-Rechtschreibungsmodul und die Grammatikkontrolle richten ja alles. Von Ahnung über Kommunikation und Wahrnehmung gar nicht zu reden: Statt einen lebendigen Dialog zu pflegen, machen sie alle Fehler der old school seit den sechziger Jahren. Man möchte ihnen eigentlich ständig Watzlawik draufdrücken, bringt aber nix.
Jepp, da hast Du recht. Ganz schlimm ist das, wenn man selbst bei internen Anfragen und reinen Info-Meetings statt konkreter, sachlicher Information (was, wann, wie, wieviel) mit heisser Luft zugelabert wird, als ginge es darum, mir etwas vollkommen unnützes anzudrehen.
Es ist daher kein Wunder, dass viele Event-, PR-, Marketing- und Corporate Blogs so kreuzdämlich und beschissen daher kommen. Wurde ja schon oft gesagt: weil die Macher überhaupt keinen Bezug zu dem haben, über das sie hier schreiben sollen (!). Sie wollen es ja gar nicht, sie machen es nur, weil sie dafür bezahlt werden. Und DAS merkt man vielfach überdeutlich.
Und nein, mit “Ehrlichkeit” braucht man da nicht kommen. Nicht diesen Leuten ;)
Anmerkung: Ich kenne einige sehr nette und angenehme Menschen, die in PR und Marketing arbeiten. Ich möchte nicht alle in einem Topf werfen. Es ist nämlich nicht einfach, unterdurchschnittliche Produkte und Dienstleistungen als DAS DING schlechthin anzupreisen, weil die Geschäftsleitung a) genau dies erwartet und b) auch keine Anstalten macht das Produkt oder die Dienstleistung mit entsprechender Qualität zu unterfüttern. Dass man in dieser Branche daher nur allzu schnell dazu neigt, den Boden der Tatsachen zu verlassen und einfach nur Dünnpfiff abzulassen, den jeder (ausser dem Auftraggeber) als Dünnpfiff entlarvt, ist daher durchaus verständlich.
Macht es aber latürnich nicht besser …
Don: Wenn man gegenüber dem Kunden behauptet, die lediglich 800 Leser seien eine vorher unerreichte Zielgruppe, ist das vielleicht schon Erfolgsmeldung genug.
Das hängt von der Zielgruppe ab. Für einen Gründer wären 100 erreichte Investoren gigantisch, für eine Aufkleberdrucker sind 10.000 Deppen aus dem Netz und ein paar Linknutten nicht wirklich ein Gewinn.
@Marcel:
Jens, die SPD wartet sicher schon freudig auf die Kommentierung des nächsten Wahlkampfes im Parteibuch ;-)
… aber sicherlich nicht auf irgendwelche komischen Scientology-Vergleiche.
Nee, wieso denn Scientology? Scientology ist ja nun von unserem Innenminister Ehrhart Körting ganz offiziell für ungefährlich erklärt worden und damit quasi eingeladen worden, in Berlin das neue Hauptquartier aufzuschlagen.
Selbstverständlich dürfen im Wahlkampf dann auch die über die Dosenpfandministerin zur Bundeskanzlerin weiterentwickelte FDJ-Agitprop-Sekretärin, der Von-Folterflügen-weiß-ich-nichts-Außenminister, der Ich-will-auch-zu-den-…-Umweltminister, der Wahlkampfversprechen-halten-ist-blöd-Vizekanzler, der Anklage-wegen-Meineid-ist-Ehrensache-VW-Freund, der Telefonstalking-macht-mich-an-Senatorensohn aus Hamburg und viele weitere Politiker und Kriminelle in Regierungsverantwortung über nette Beiträge freuen, die ihre Wahlkampfauftritte fröhlich begleiten.
Vielleicht finden sich ja auch noch Leute, die sich im Wahlkampf mit einem Andenpakt-Blog, einem Tankstellen-Blog oder einem Gazprom-und-die-Freunde-im-BND-Blog engagieren.
Ich jedenfalls freue mich jetzt schon auf die nächste Wahlkampfbloggerei. Hoffentlich sind bis dahin die Profile der dann zur Wahl stehenden Politiker im Parteibuch-Wiki einigermaßen vollständig.
Marcel zeigt hier exemplarisch, was Blogger von PR-Nutten unterscheidet: A dish of obsession.
Kann mir mal bitte Jemand vernunftorientiert erklären, was Weblogs in ihrem Hype grundsätzlich von Internet-Foren (im klassischen Sinn like Usenet) und personifizierten Websites unterscheidet?
Ähm, isch habe keine Blog, aber isch finde eindimensionale Kommentarstruktur auch wie Ar…loch.
Im Ernst: Was hat sich denn biddeschön seit Erfindung der Forumsstruktur im Usenet wirklich bewegt?? Man kann Fotos und Videos hochladen, man kann Backlinks/Trackbacks/Pings ohne html-Kenntnisse einfügen (lassen), man kann einen mehr oder weniger persönlichen URI als “mein Home” veröffentlichen – so what?
Das konnten Geeks 20 Jahre vorher auch, mit vollem Bewusstsein, dass da nur ebenso Geeks vorbeikommen. Das einzige, was Blogs gegenüber der altmodischen Variante des Usenet unterscheidet, ist die von der INet-Industrie vorgegebene “Benutzerfreundlichkeit”, weil Usenet ist ja mit Regeln und vorgelebten User-Verhaltenskodexen behaftet und die Wackelpudding-Masse will das ja nicht.
Dass sich Firmen wie nervös angefickt auf diesen Hype stürzen, ist kein Rätsel, sondern vorhersehbar, wenn man die mediale Präsenz von Web 1 bis 3 betrachtet. Web 3.0 wird nichts anderes beinhalten, als die medial gut gestalteten Fakes des realen Lebens, also reicht die Frage, ob persönliche Faulheit im Denken ausreicht, um zu überleben, nicht aus, um über Aufklärung nachzudenken oder sie aktiv zu verfolgen. Hat nix mit Internet zu tun; liegt eher an der Medien-Verdummung und Unmündigkeits-Initiative diverser Medien selbst.
@ 37 porschekiller
Ja, kann ich: nichts.
Außer den von Dir erwähnten Bequemlichkeiten kommt noch dazu, dass – im Gegensatz zum Usenet – *alle* Blogs moderiert werden.
Der Hype besteht darin, dass er ein Hype ist.
Man mag das Web.x noch so durchskalieren – wichtig ist nur brain.1.
Usenet konnte nicht jeder. Blogs kann jeder.
Ich bin nicht “jeder”.
Usenet brachte ich (2001) auf die Schiene – an Blogs scheitere ich. Noch.
Zu alt geworden.
Genau so einen Dreckback-Spamscheiß wie eben das CIO-Weblog würde ich auch nicht in meinem Blog drin haben wollen. Unklar, was das soll inhaltlich jetzt zu diesem Thema hier beitragen soll.
Und diese PR-Jubel-Sprak ist vom fürchterlichsten. Kapieren die das nicht, dass keine müdes, zeitnotgeplagtes Borstentier freiwillig in so einen Link klickt, wenn der Anfangstext schon mit solchen Verlautbarungssprachhülsen anfängt. Regel Nr. 1: Du sollst nicht langweilen.
Tipp an alle Anfangstext-PR-Texter: Übt mal kräftig an interessanteren Text-Einstiegen, sonst wird das nix mehr in diesem Leben. Das können ja die furztrockenen und vielgescholtenen Direktmarketer besser. Und die bringen mich schon zum Gähnen. Ein Graus, wer glaubt, allein das Schlüsselwort CeBit locke. Da lockt gar nix, und schon gar nicht jemanden, der wie ich beruflich viele Jahre da hat durchtappeln hat müssen auf deren fußmordenden Betonböden. CeBit ist Langeweile und Schmerz.
Hallo,
hier noch ein CeBIT-Blog der bei aller gewissenhaften Recherche wohl doch übersehen oder vergessen wurde.
http://www.xanga.com/fair_madness
Viel Spaß beim Lesen.
Hi,
nein, nicht übersehen, es ging oben gezielt nur um “Pro”-Blogs mit kommerziellen Absichten. Da wollte ich es nicht verorten.
Ein blog braucht Zeit und Liebe – damit stimme ich überein. Charisma und Persönlichkeit? Wird sich mit der Zeit herausstellen, da ich mir unter Charisma herzlich wenig vorstellen kann in der Anonymität des Bloggens. Und Persönlichkeit wird mir heute zu viel gehyped.
Ich gehöre zu denen, die in grauer Vorzeit bereits eine website machten und sich heute zusätzlich als Blogger betätigen. Ich mag es einfach nicht, wenn statische websites und blogs dauernd gegeneinander ausgespielt werden. Blogs sind doch für viele Leute von Vorteil, die keine Zeit, Lust oder technisches Verständnis haben, um websites zu erstellen (denn seien wir ehrlich: die meisten website-templates sind Schrott).
Ich behandle blogs prinzipiell wie websites: sie gefallen mir oder nicht, sie haben was eigenes oder nicht, ihre Themen interessieren mich oder nicht.
Schon vor mehr als 10 Jahren habe ich websites zum Kotzen gefunden, die nur auf User/Kundenfang waren, oder den fehlenden Inhalt durch Schnickschnack zu überdecken versuchten. Ich haßte damals schon websites, die fast nur aus Bannern bestanden, die sich lahmarschig aufbauen, weil sie schlechten Quellcode besitzen usw. – ich habe nicht den geringsten Grund, das alles heute anders zu sehen, auch nicht bei blogs!
Blogger, die für jeden Käse Werbung machen, weil sie da etwas verdienen können, sei es Gutscheine, Warenproben oder Geld, sind mir suspekt und werden es immer sein. Blogs, die aus dem Boden gestampft werden für irgendeinen überflüssigen Hype oder Event, gehen mir am Arsch vorbei.
Ãœbrigens habe ich dieses blog hier entdeckt, weil ich die Robinsonliste von blogscout durchgehe und mir die blogs nach und nach angucke. Ich wünschte mir, daß mehr Blogger sich auch mal für andere blogs als nur ihren eigenen interessieren – und das bedeutet nicht, daß ich z.B. mein blog aus Altruismus betreibe. Ganz und gar nicht. Jeder Blogger stellt sich mit seinen Inhalten selber dar, ob er es weiß oder nicht. Manche haben halt keine Inhalte, auch das ist in gewisser Weise eine Selbstdarstellung ;-). So, ich haben fertig.
Gruß, Frank