Ich war gestern in München, in einem Studio des Rundfunks, und deshalb offline. Als ich dann wieder an meinem Rechner sass, poppte schon das Chatfenster auf, in dem sich ein Adicalblogger beschwerte, ich würde seine Kommentare und den Trackback bei diesem Artikel als Spam blocken. Abgesehen davon, dass ich das technisch gar nicht kann, hatte unser scharf eingestelltes Spam Karma tatsächlich den Kommentar gefressen – sowas passiert immer wieder mal, das ist keine Absicht. Also habe ich den Kommentar rausgekramt und veröffentlicht, und seitdem ist das kein Problem mehr.

Beim Hinabsteigen in den Leichenkeller fand ich auch noch ein paar Trackbacks, die Adicalblogger gestern auf den gleichen Beitrag gesetzt haben. Dass denen die Debatte nicht wirklich behagt, verstehe ich, dass sie darüber reden und denken wie der notorische Frank “Dr.” H., zeigt den Weg, den diese Szene inzwischen leider gegangen ist. Besagte Person meinte sich übrigens auch mit einem Trackbakck hier “verewigen” zu müssen.

Ich habe die Trackbacks im Spam Karma belassen und den neu Hinzugekommenen ebenfalls dorthin befördert. Und beschlossen, heute etwas darüber zu schreiben.

Meines Erachtens gibt es generell bei denen, die Trackbacks auf ander Leute Blog setzen, zu wenig Zurückhaltung. Es mag ja nett sein, wenn einer mit “Johnny hat mal wieder total recht” verlinkt, aber solche in aller Regel diskussionsfreien Trackbacks stören erheblich bei den laufenden Debatten. Weil man durchaus beim Trackbacksender nachschaut, und dann eben vor diesem Textmüll steht. Dann gibt es noch den “Fall Sajonara”, möchte ich ihn nennen, dessen auch für andere typische “Ich kleiner Blogger sage der grossen Welt was ich vin dem nicht ganz so kleinen Don halte”-Trackbacks hier in einem Textumfang aufschlagen, der einen schlechten Vorgeschmack des öden Geseiere des Originalbeitrags vermittelt. Und dann auch noch den H., der demnächst vielleicht mal wieder rumschreit, weil ich seinen Trackback gelöscht habe, und wie ein ungezogenes Balg den nächsten Trackback unterzubringen versucht. Und was da an kleinen Schmuddelkindern zwischen TAZ und Bloghütte sonst noch heult, weil man nicht jeden Dreck im Sandkasten rumliegen lässt.

Mal abgesehen vom nervenden Kindergarten: Blogs basieren auf mitunter kontroversen Diskussionen. Diese Diskussionen können gerne auch auf verteilten Blogs stattfinden. Es verlangt vom Sender eines Trackbacks ein gewisses Mass an Ausformulierung und Verständnis der möglichen eigenen Debatte, um mit diesem Mittel sorgsam umzugehen. Und es sollte besonders dort vorhanden sein, wo die Diskussion mehr oder weniger Vehikel für kommerzielle Zwecke ist. Es ist nicht ausgeschlossen, auch kommerzielle Blogger können tolle Texte schreiben – warum auch nicht?

Aber da gibt es so ein paar Sachen, die gehen gar nicht. Billiges Linkbait und Anlocken der typischen Mitkommerzler etwa, wie hinter dem Trackback von Rene (Nerdcore) gestern. Oder die Leute, die zwischen Beitrag und den Kommentaren die Werbung einbauen. Ich empfinde das als eine wirklich unverschämte Missachtung der Diskussion, da wird der Beitrag der Nutzer zum Vehikel der Werbebetrachtung. Wer so etwas tut und dann von hier auch noch Leser haben will, macht es des Geldes willen, aus kommerziellen Interessen. Zumal die Leserzahlen der Blogbar durchaus signifikante Besucherzahlen bringen. Und das Ganze, ohne dass man sich an der grundlegenden Debatte beteiligen würde.

Mich erinnert das alles sehr an das Verhalten, das Mr. Burns bei den Simpsons an den Tag legt, wenn er irgendetwas haben will. Dieses Geschleime um Aufmerksamkeit, dieses Reindrängeln, von dem jeder weiss, dass es allein der Gier geschuldet ist, das Geplärre nach den Smithers oder wie diese Gestalten in der Blogosphäre auch immer heissen wollen – das nervt. Weil es so billig ist, so kurzfristig, so affektiert. Ich sehe diese Trackbacks und denke, eigentlich müssen sie mir danken, dass ich diese Gschaftlhubereien nicht öffentlich darstelle.

Macht das bitte in Eurem eigenen verstrahlten Atomkraftwerk. Hier ist nicht Springfield. Hier ist der Ort, wo man sich schon mal grundlegende Gedanken darüber macht, wieso aus einem sinnvollen Instrument der Diskussion inzwischen ein Speilplatz der Beutelschneider wurde. Und wie man dem abhelfen kann. Und zwar so, dass das sinnvolle Instrument erhalten bleibt, und ich nicht alle paar Stunden den nächsten Kommerzheini in das Spamkarma treten muss.