Und genau da sehe ich auch das Problem; der dt. Blogosphäre fehlt es an Pragmatismus. Einfach machen, einfach laufen lassen; ohne immer alles bis ins letzte Detail ausdiskutieren zu müssen. In den Staaten gibt es natürlich auch vereinzelt Wichser, die versuchen, es allen anderen mit Ihrer Ideologie madig zu machen. Aber es sind halt nur ein paar.
Kommerzvorreiter und Marke Mathias “MC Winkel” Winks

Mich würde mal interessieren, wieviel Prozent der kommerziellen Blogs abgemahnt wurden – und das würde ich dann mit dem Anteil bei den nichtkommerziellen Blogs vergleichen. Natürlich kann man danach sagen, dass kommerzielle Blogger in der Regel bekannter sind und deshalb unverhältnismässig oft betroffen sind. Aber so einfach sollte man sich die Sache auch nicht machen. Ich glaube nämlich, dass kommerzielle Blogger extrem häufig schlichtweg zu dumm sind zu begreifen, was sie da tun. Man kann mit Bloggern solidarisch sein, aber mit Dummheit, Ignoranz und Gedankenlosigkeit? Wie ist das nochmal mit den Rechungen, die man als PR-Dienstleister den Kunden der PR-Börse Trigami stellen müsste? Wie ist das mit der Kennzeichnung von Gewinnspielen, die ein gewisser Mathias Winks anfänglich nicht für nötig hielt?

Und damit sind wir auch schon bei einem wunderbaren Beispiel für die Fähigkeit der Möchtegern-Profis, ins Messer zu laufen. Denn offensichtlich hält es das Internetauktionshaus Ebay nicht für ötig, die von ihm bezahlten Teilnehmer am sogenannten Bloggercontest auf die Finger zu schauen. Pprompt knallt eine Bezahlkräfte mit ihren Angeboten in den blutroten Abmahnsumpf. Denn der Bereich, in dem Abmahnungen bei Ebay an der Tagesordnung sind, ist der Bereich des mehr oder weniger absichtlichen Missbrauchs von Markenrechten. Dieses Risiko geht seit Jahren durch die Presse, es ist ein Tummelplatz für die unglaublichsten Fälle, da wird mit Wortmarken wie “Princess” ohne Rücksicht abgemahnt – und da sollte man also tunlichst aufpassen, dass man keinem Markeninhaber auf die Füsse tritt. Theoretisch.

Praktisch stellt sich eine Bloggerin hin und berichtet treu und ehrlich, wie sie Bügelbilder mit einer urheber- und markenrechtlich geschützten Comicfigur – vermutlich für ein paar Euro – erwirbt, die auf nagelneue Unterhosen bügelt, das auch noch als “[Markenname der Comicfigur] Boxershorts” als Händlerin bei Ebay anbietet und über 40 Euro einnimmt. Und das, obwohl es vom Markenrechtinhaber selbst auch derartige Boxershorts gibt. Und der Markeninhaber ist kein kleines, schüchternes Firmchen auf der Hasenheide, sondern ein alles andere als zimperlicher Riesenkonzern mit einer Rechtsabteilung, für die sowas das täglich Brot ist. Und die dank Blogeintrag gar nicht erst bei Ebay fragen muss, wer da diese Dinge vertickt. Und zwar in drei einzelnen Fällen.

Die besagte Person kann sich damit ein Verfahren einhandeln, bei dem jede einzelne Abmahnung allein schon weit über dem liegt, was Ebay ihren Bloggern bezahlt. Es ist haarsträubend, dummdreist, überflüssig, komplett bescheuert, was da passiert. Ich bin komplett fassungslos, wie da agiert wird, besser kann man sich nicht ans Messer liefern und nichts wird einen in diesem Rechtssystem retten, wenn man solche Dinger nicht nur vertickt, sodern auch noch für alle Zeit sichtbar verblogt.

Nichtkommerzielle Blogger haben mit dem Bereich Urheberrechte, Beleidigung, üble Nachrede und falsche Tatsachenbehauptungen vs. Meinungsfreiheit schon jetzt geügend Probleme an der Backe. Kommerzielles Bloggen tangiert Wettbewerbsrecht, Markenrecht, Steuerrecht und viele andere unschöne Ãœberraschungen. Wer da hin will, soll gehen. Aber wer sich nicht um die Folgen seines Verhaltens kümmert, steht vollkommen allein gegen Firmen in deren ureigenstem Bereich, und dort wird ihnen keine Blogosphäre irgendwas helfen können. Und wie sich die Firmen verhalten, die Blogger bezahlen – siehe oben. Wer sich da selbst nicht auskennt, sollte verdammt nochmal die Pfoten von solchen Geschichten lassen.