Die Tag Cloud hat ausgeregnet
Ich bin bekanntermassen kein Freund von übermässigen Tags und Tag Clouds – zu sehr auf banale Schlagworte ausgerichtet, und als Wolke letztendlich reduzierend auf das Grosse, scheinbar wichtige. Tags und ihre Visualisierung stehen in meinen Augen oft für den Versuch, breite Schneisen durch eine Bloglandschaft zu schlagen, die das eigentlich nicht nötig hat. Mit dem übermässigen Gebrauch dieser Systeme zwingt man sein eigenes Blog, die Website, die Community in ein Relevanzkorsett, das in seiner Wirkung zumindest zweischneidig ist.
Letzthin habe ich Screenshots vom Projekt “DerWesten.de” gesehen, dem neuen Onlineportal der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ). Da war so eine Tag Cloud. Aufgefallen ist sie mir, weil ich eigentlich schon länger keine Tag Cloud bei neuen Projekten und Relaunches mehr gesehen habe. Die Süddeutsche.de hatte nach dem Relaunch so ein Ding – das ist jetzt verschwunden. Und wenn mich nicht alles täuscht, war die Tag Cloud bei Blog.de früher auch sehr viel grösser als der kümmerliche Rest, der jetzt an den Rand gequetscht wird. Und auch die Blogsuchmaschine Technorati, die explizit kleine Scripts zur Erzeugung von Tag Clouds anbietet, hat nichts dergleichen auf ihrer Startseite.
Ist das jetzt nur mein Eindruck, oder ist da der heisse Scheiss von gestern der Web2.0müll von heute?
Sorry, the comment form is closed at this time.
Nein, das war eine 0.5-Variante des angedachten Semantic Web x.0. Wobei x>4 …
SpOn hat noch sowas unter anderem Namen. Z.B von heute:
THEMEN DES TAGES:
Außenpolitische Beziehungen Burma George W. Bush CSU China Demonstrationen Kino/TV Luftverschmutzung Parteiführung Radrennen Stuttgart USA
Auch wenn ich mich wiederhole, Tagclouds sind die Flash-Intros des Web 2.0. Irgendwann gab es mal irgendwo eine Liste von allem, was 2.0ig sei, und da standen Tagclouds mit drauf. Seitdem baut die Dinger jeder ein, scheinbar nur um sie auf der Feature-Liste für 2.0iges abhaken zu können.
tag-clouds sind für fotos sinnvoll, weil sie über ihren inhalt nichts preisgeben (außer für das menschliche auge).
wahrscheinlich weil sie cool aussehen (und ich finde das tun sie) wurden sie auch für texte missbraucht, wobei einzelnen wörtern auf einmal eine höhere bedeutung zukam als anderen. das ist natürlich total selektiv und lenkt die aufmerksamkeit des lesers auch noch.
da lobe ich mir die gute alte stichwortsuche.
Richtig, die Dinger sahen einfach cool aus, als Feature hatten sie hingegen nur einen sehr geringen Wert. Tag-Clouds zeigten den Mainstream auf. Ausgerechnet das also, was im sog. Web 2.0 überflüssig werden sollte.
Und auch mit Features, die cool aussehen, ist es wie mit einem schmackhaften Essen. Erst findet man es schön. Aber wenn man sie dann Tag für Tag an jeder Ecke sieht, hängen sie einem irgendwann trotzdem zum Hals raus. Und dann findet man sie auch nicht mehr hübsch.
Noch schlimmer ist es mit diesem dämlichen “BETA”, den Pastellfarben in Verbindung mit abgerundeten Ecken, usw. All das ist mittlerweile zur “Old Fashion” geworden.
Es wird langsam Zeit, sich noch mal alle Funktionen und Features, die es unter dem Titel Web 2.0 gab, vor Augen zu führen und sich zu überlegen, was davon im beständigen, sich stetig weiterentwickelnden, versionsfreien Web eine nette (nicht mehr und nicht weniger) Bereicherung von Websites, Portalen und ähnlichen Angeboten sein kann.
Wollen wir das im Westen nicht überbewerten. Ich könnte mir vorstellen, denen geht es darum, den Lesern des neuen online-Portals zu zeigen, welche Vielfalt da drin steckt. Das ist ja auch Thema des Platzhalters. Immerhin soll ein Teil der Prints-Leserschaft zu online mitgenommen werden. Die spärlichen Infos, die es so gab, klangen ja ganz ambitioniert. Das klappt nur mit neuen usern und nicht mit denen, die sowieso schon täglich SPON, Blöd und Zeit absurfen. Lust aufs Entdecken und Surfen machen. Also ein eher bescheidener Anspruch an Tag-Clouds.
Bei Mr. Wong gibt es das auch noch. Aber wer benutzt das Wölkchen schon – außer den mangels Masse ewig Themenverlegenen?
thirteen blog clichés.
Hier n bisschen Techsprech (und das von mir Laien):
WordPress hat jetzt in den Core eine Tag-Funktion eingebaut (die neue Version habe ich selbst aber noch nicht installert), ich hoffe mal nicht, dass der Abwärtstrend dieses doch nur für sehr,sehr begrenzt sinnigen Features jetzt dadurch wieder abgefangen wird.
Den Schwachsinn sieht man aber auch an dem Beispiel: WordPress hat ja Kategorien, die reichen eigentlich in den allerallermeisten Fällen zur Sortierung. (Es ist allerhöchstens ein bisschen unkomfortabler /aufwändiger, eine neue Kategorie zu erstellen)
Und: das Hauptproblem m. E. bei Tags ist, dass die normalerweise nicht hierarchisierbar sind, in der Kombi horizontale Tags und vertikale Hierarchie könnten das dann sogar für komplexere Geschichten herhalten (Zettelkastenprinzip) – am besten übrigens immer noch gelöst bei Drupal, da kann man erstmal voneinander unabhängige Taxonomien erstellen (horizontal, vertikal oder sowohl als auch organisiert) und diese dann beliebig aufeinander beziehen usw.)
Ich muss schon sagen ich finde die Dinger schauen ganz nett aus, aber mehr auch schon nicht. Bei einem Blog sind sie völlig falsch, weil ein Blog meistens einfach zu breit gefächert ist, damit man sich damit weiter bewegen kann. Mir persönlich wäre es einfach zu blöd immer irgendwelche Tags auszudenken und so alles in irgendeine Schublade zu schieben!
Ist das ein Ergebnis der 115köpfigen Expertenrunde (nein, kein Witz) bei der WAZ – tag clouds?
Beta hat halt seinen Sinn darin zu erklären, dass es noch nicht fertig ist. Früher nannte man das Pre-Launch oder early phase, aber man wollte sich nicht die New Economy Sprache antun – weckt nur böse Erinnerungen. Zumindest bei denen, die das kennen; die anderen müssen es noch auf die harte Tour lernen.
Tag clouds sind tatsächlich die Hölle in Dosen und waren noch nie praktisch. Tagging an sich kann aber, wie man bei youtube sieht sehr gut funktioniern. Im Prinzip geht es um Meta-Daten-Generierung, und das ist, wie auch die BBC lernen musste, ein weites und sehr kompliziertes Feld. Das semantic web ist vielleicht einfach ein feuchter Programmierertraum der vielleicht nie Realität wird.
Oliver, da kommt schon noch mehr, heisst es. Und es ist ja auch ok, es auszuprobieren, und besser als eine Anzeige ist es immer noch. Statt dessen sind in der SZ inzwischen graphisch gestaltete Schaltflächen getreten, oder Werbung und Bildergalerien.
Und was Tagging bei Youtube angeht: Da wird auch betrogen, was geht, besonders mit den Namen beliebter Fernsehshows, die reingepackt werden, um die Klickzahlen anzuheben.
Mensch, da führen die ersten Katalog 2.0-Projekte der Bibliotheken gerade Tagclouds und Tags und Verschlagwortung der User ins Feld und hier meinen alle, das wäre ja sowas von doof. ;-)
Finde ich nicht. Tagclouds können durchaus sinnvoll sein. In meinem Blog habe ich keine weil die Leser auf Nachfrage das nicht wollten und ich richte mich nach den Lesern.
Aber Blogs, die themenbezogen sind wie es die meisten bibliothekarischen Blogs ja sind – nur so als Beispiel mal das Netbib, weil ich da mitblogge – bieten durchaus mit Tagclouds einen raschen Zugang zu den Themen, die den Leser interessieren sofern man es ordentlich macht. Da die Leser den Service auch nutzen – zumindest im Netbib hatte ich mal eine Reaktion darauf als ich versäumte den Podcast ordentlich zu verschlag… ähm zu taggen – sehe ich jetzt keinen Grund Tags grundsätzlich zu verdammen. Es kommt darauf an wie man sie einbindet und wie fein man die RSWK – pardon – den eigenen selbsterstellten Regelkatalog einhält.
Bye the way: Da die neueste Version von WP im Original nach Hause telefoniert und auf deutsch ein Linklift-Plugin integriert hat – deswegen steht die deutschen WP-Community zur Zeit im Kreuzfeuer aber sowas von – bin ich froh, dass ich nicht zwingend updaten muss…
Ad Astra
@Oliver (11.): Wann und wo genau tagt denn diese 115köpfige Expertengruppe bei der WAZ? Die würde ich ja zu gerne mal kennenlernen.
Ich bin auch nicht unbedingt der Verfechter von Tagclouds:
Sie sehen toll aus, aber: Nutzt sie wer?
Beim derWesten.de-Flashintro ist es imho jedoch insofern okay, als dass man hier andeuten will, was alles drin ist.
Ob die Tagclouds demnächst dort überhaupt genutzt werde, wird man sicherlicherlich aber auch auswerten können.
Hoffentlich haben sie einen Kalender in der Sidebar. Hoffentlich haben sie einen Kalender in der Sidebar. Hoffentlich haben sie einen Kalender in der Sidebar. …
Eigentlich ist es ein ganz gewöhnlicher Prozess. In einer Produktiven Umgebung wird nur das verwendet, was lange Zeit getestet und für gut befunden wurde. Also nur Techniken die man für “ausgereift” hält. So etwas findet man in allen Bereichen des Lebens. Das was von den Herstellern als neu und supermodern verkauft wird, wurde vorher lange Jahre entwickelt und getestet.
Alte Bloghasen geben wohl nicht mehr viel auf Tag-Clouds, genauso wie sie keine Kalender mehr in der Sidebar haben und mittlerweile auch mehr und mehr auf eine Blogroll, zumindest auf der Startseite, verzichten.
Bei denen die jetzt mit einem Web2.0-Projekt starten, sind solche Dinge hingegen ein MustBe. Wahrscheinlich weil irgend ein “schlauer Berater” das dringendst empfohlen hat. Die Empfehlung hat er wahrscheinlich deswegen ausgesprochen, weil er selber all den “Scheiß” seit Jahren verwendet und sich aus Sentimentalitätsgründen nicht davon trennen kann oder will.
Lyssa.
Das kann ich jetzt natürlich ad hoc nicht beantworten. Ich denke, die arbeiten in kleineren, separaten Gruppen (Technik, Design, Content, Marketing) und kommunizieren sehr modern. Dass bei solchen Projekten da natürlich auch ein Haufen Luftwedler dabei hockt, weiss man wohl auch. Ich kann mich aber mal schlau machen in der kommenden Woche – interessiert mich ja auch.
Diese Zahl – die auch mich zuerst einmal nur stutzig machte – beweist vielleicht, welchen Stellenwert bei der WAZ der kommende Relaunch hat.
@oliver,
Suchbegriffe: “lyssa waz”
_____
Tag Clouds sind die Flossen für Ideenlose um im Strom mitschwimmen zu können.
Nach dem Kriecherprinzip:” Ja, das wollte ich auch gerade sagen”.
Oldman.
Ja, danke, war mir bekannt. Haben schon nen dollen Humor, diese Westfalen.
Ich nutze tags und habe keine Probleme damit. Ich sehe das als Ergänzung zu den Kategorien. Ich habe wenig Kategorien und kann über tag-Schlagworte sozusagen noch mal thematisch unterteilen. Würde ich auf tags verzichten, hätte ich wohl eine laaange und unübersichtliche Kategorienliste, und das will ich nicht.
Na ja, sollte jeder für sich selbst entscheiden. Bei mir hats auf jeden Fall nix mit Mode zu tun. Und ich finde es auch blöd, etwas abzulehnen, nur weils in Mode kommt, das eine sollte mit dem anderen nix zu tun haben. Mag ich einen Musiker, dann mag ich ihn, selbst wenn er irgendwann gehyped wird, solange er weiter das macht, was er macht, nur so als Beispielerläuterung. So sehe ich das mit den tags.
[Schön langsam wird mir die Eigenwerbung diversen Preisvergleicher, Küchentisch-PRler und Awarenessnörgelis zu viel. Wer damit unbedingt auffallen will, sollte sich überlegen, ob er später wirklich mal als Spammer auf einer schwarzen Liste auftauchen will. Ganz oben bei Google mit vielen Daten. Don]
Die Dinger verschwinden auch deshalb, weil sich ihr ehemals positiver Effekt bei Suchmaschinen ins Gegenteil gedreht hat. Es ist eben – wenn nicht redaktionell gepflegt oder zumindest gefiltert – eben nur pseudorelevant und pseudoaktuell, was da auftaucht. Irgendwie nett sehen sie ja aus und manchmal vermitteln sie auch, was gerade die Leserschaft einer Site beschäftigt, aber gegen gut bedachte und sinnvoll platzierte Textlinks sind sie halt doch nur drittklassige Linkware. Irgendwo fand ich auch einmal eine Studie, dass nutzergenerierte Tags noch eine höhere Spamquote als das gesamte Web haben und deshalb nur geringe Berücksichtigung im Ranking finden sollten.
auch ich bin der meinung, dass tags aktuell unnötig gehyped werden. ich selbst habe mich gegen ihre verwendung auf meinem blog entschieden.
allerdings habe ich etwas im einsatz, was auf den ersten blick wie eine art tagcloud aussieht. tatsächlich basiert diese “schubladenwolke” jedoch auf meinen blogkategorien.
praktisch finde ich es insoweit, als dass der betrachter auf einen blick sehen kann, wo die aktuellen themenschwerpunkte des blogs liegen, da kategorien mit häufigeren einträgen entsprechend größer dargestellt werden…