Betreff: Plagiat/Gregor Schmitz Offene Mail an die Redaktion von Spiegel Online
Offene Mail an die Redaktion und die Chefs vom Dienst bei Spiegel Online:
Sehr geehrte Damen und Herren,
bei Spiegel Online findet sich ein längerer Beitrag ihres Autors Gregor P. Schmitz über das Team von Barack Obama, in dem viele Zitate und grosse Teile der Analyse nicht vom Autor, sondern eindeutig aus einem älteren Beitrag der Washington Post stammen. Die fraglichen Passagen sind lediglich übersetzt, wie sie an einigen Beispiele hier erkennen können:
Link zum Beitrag an der Blogbar
Trotzdem wurde das Plagiat erst heute wieder auf die Startseite von Spiegel Online gesetzt.
Darf ich fragen, warum der Spiegel einen derartig Fall toleriert und sich mit fremden Federn brüstet, zumal zumindest der Autor meines Wissens durchaus erfahren hat, dass der Fall inzwischen aufgeflogen ist?
Mit freundlichen Grüssen
Don Alphonso
Sorry, the comment form is closed at this time.
Ein Grund mehr, den Spiegel zu meiden.
Schade, dass so etwas aus dem “Sturmgeschütz der Demokratie” werden musste.
Inzwischen Disclaimer im SPON-Artikel angehängt:
“Hinweis: Für diesen Text wurde in mehreren Passagen auf einen Artikel der “Washington Post” Bezug genommen. Die “Washington Post” wurde auch als Quelle zitiert, nach Ansicht einiger Leser wurde allerdings nicht deutlich genug, welche Informationen von der “Washington Post” übernommen wurden. Die betreffenden Stellen wurden nun entsprechend gekennzeichnet.”
(Ich kann die Fassungen leider nicht vergleichen.)
Zweimal “sagte sie der Washington Post” mehr als früher. Blöderweise wurde da aber nicht Bezug genommen, es wurde glasklar palgiiert.
Noch so ein Fall: http://wissen.spiegel.de/wissen/dokument.html?id=51714234 (Plagiat aus einer Film-Doku)
Ich bin kein Journalist, aber welche Konsequenzen hätte es denn für SpiegelOnline, wenn ihm die genannten Vorwürfe nachgewiesen werden würden (so sie es offensichtlicherweise nicht schon sind)? Hätte es eine Rüge vom Presserat oder sonstigen Organen zur Folge? Oder was käme da in Betracht?
Plagiat ist erst mal Urheberrechtsverletzung.
Normalerweise versuchen Medien, sowas kleinzureden und zu vertuschen, wie im obigen Fall, wo es nach Ansicht des Spiegels einfach nur an deutlicher Kennzeichnung fehlte. Was ein Witz ist. Würden sie so arbeiten, wie das eigentlich üblich wäre, müsste man die anderen beiträge des herrn filzen und schauen, ob sowas schon mal passiert ist. Die Reaktion könnte alles mögliche sein, eigentlich sollte man solche Fälle öffentlich machen und sich entschuldigen, aber SPON scheint das anders zu sehen.
Hast Du eigentlich mal beim Autor des “Washington Post”-Textes oder bei anderen Verantwortlichen dort nachgefragt, was die über die Sache denken? (Ich hoffe, ich habe jetzt nix überlesen.)
Danke für die zusätzlichen Erläuterungen!
Scheinbar hat das Internet so eine gewisse Art der Schnellebigkeit an sich, dass man “mal eben” was übernehmen kann, ohne dass man so etwas zugleich auch im Bereich der gedruckten Medien erwarten würde…
Das ist gewiss nicht schön. Aber es passiert oft genug, dass Medien sich gegenseitig zitieren, ihre Storys nacherzählen. Das nennt sich dann gegenseitiges zitieren. Jeder halber Scoop wird per Pressemitteilung den Kollegen mitgeteilt, die das dann ggf vermelden. Warum soll man einen szenischen Einstieg nicht nachbauen und (das war ja gekennzeichnet).
Die Geschichte wird hier überzeichnet.
der disclaimer ist ja niedlich.
“nicht deutlich genug”?
meinen die das ernst?
Übrigens: Ob Schmitz wirklich in South Carolina bei Michelle Obama unter 150 Zuhörerinnen war?
http://www.time.com/time/politics/article/0,8599,1706706,00.html
Leute das ist Mohn/Bertelsmann. Gewöhnt euch dran. Wenn die ein Plagiat von der Post bringen ist das doch immer noch um Längen besser, als das was sie selber können.
Klar sie könnten auch nochmal die Sache mit Tagebüchern versuchen. Die von Echnaton werden ja gerade billig gehandelt, oder die des Baldur von Schirach.
Aber ich finde es besser so wie es ist.
Da könnte man einen kleinen Wettbewerb draus machen. Wer findet noch ein Plagiat. Man bräuchte mehr Zeit, das könnte richtig Spaß machen.
Ok vorher war es ein unverschämtes Plagiat.
Jetzt ist es ein unverschämtes und peinliches Plagiat.
Kann jemand dem Disclaimer-Verfasser erklären, was der Unterschied zwischen “Bezug nehmen” und “wortwörtlich abkupfern” ist.
Da fehlt es ja wohl am journalistischen Grundwissen.
Bekommt man übrigens an der Uni in jedem Erstsemester-Einführungskurs in der ersten Stunde vermittelt.
@14 avantgarde:
Och, die wissen beim Spon schon, was Abkupfern im Unterschied zu “Bezug nehmen” ist. Den Beweis liefern sie ja hier. (Wenigstens nehme ich an, dass Herr Sch. bei vollem Bewusstsein war, als er das Plagiat verfasste.)
Für Salami-Taktik gibt’s ja auch viele Vorbilder. Deswegen würde ich eher sagen: Nicht mal beim Krisenmanagement kann SPON das Abkupfern lassen ;-)
Sie wollen den besagten Herrn vermutlich in der nächsten Zeit zu “dem” SpOnreporter für die präsidentschaftswahlen aufbauen, da würde ein echtes Eingeständnis nur stören – oder eine vertiefende Suche nach anderen Übereinstimmungn früherer Texte.
Eine Idee gut zu klauen, ist eine Kunst für sich.
Jules Feiffer, amerik. Cartoonist
“Ob Schmitz wirklich in South Carolina bei Michelle Obama unter 150 Zuhörerinnen war?”
Aber hallo, ganz bestimmt. Es sei denn, Blogger reichen die entsprechende Quelle nach. Dann wird man natürlich darauf “Bezug nehmen”.
Vorläufig klingt die South-Carolina-Beschreibung nach einem Amalgam verschiedener Äußerungen von Michelle, die alle im Web zu finden sind. Das hübscht man dann auf mit ein paar “persönlichen” Eindrücken (“schiebt das Kinn vor”) et voilà. Der Mann muss das doch miterlebt haben, oder?
In den USA nennt man das auch “talking out of your ass”.
Die haben nichts. Der Text ist gut – wenn auch gut abgeschrieben. Es müsste ein neuer Hintergrundartikel zu Obama geschrieben werden, denn der ist essenziell. Solange die keinen qualitativ vergleichbaren Artikel haben, können sie dieses Plagiat nicht runternehmen.
Wäre aber blöd, wenn es doch eine “Bezug genommen” wurde, aber sollen wir nun SPON auch noch das Googeln abnehmen?
Aber doch, man findet da viel in diesem Internet.
Aber vielleicht kommen sie ja selber drauf. Oder Herr Schmitz erzählt noch etwas darüber, wie’s denn so bei Michelle war, und ob sie das mit den Socken immer noch erzählt… oder schon seit längere Zeit nicht mehr.
Ma se non è vero è ben trovato
oops “doch eine Quelle gäbe, auf die Bezug genommen wurde”
Wie schon erwähnt: Es gibt auch eine Quelle für das Zitat zum Thema des Redenschreibers. Aber nachdem SpON mit der NYTimes kooperiert, fällt das vielleicht unter “Grundrauschen”.
Wie sagen die Chinesen? “Mit Kopielen wild dem Kopielten glosse Ehl elwiesen.”
Kopielen wir die Kopielenden im ehlenhaften Kopielen!
Schon klar. Aber Plagiat ist Plagiat, ob man nun mit dem Plagiierten zusammenarbeitet oder nicht.
Und die Lordsiegelbewahrern des hehren Journalismus sollten das beherzigen.
Aber Amerikaberichterstattung deutscher Medien ist ohnehin ein Witz. 90% von dem, was da kommt, kriegst du mit Satellitenschüssel und Internet auch hin.
Und für die O-Töne halt noch etwas Blogs lesen. Naja, und ab und zu mal in die Buchläden und Kneipen am Dupont Circle.
Alphonso, du hast doch weitere Enthuellungen angekuendigt?!Du wuerdest sie hier schmerzhaft ausbreiten und dann sagtest du hihi.
Jo, peinlich peinlich für den teutschen Durchschnittsqualitätsjournalismus. Aber was sollen sie auch machen, wenn sie immer weniger kohle einnehmen und immer weniger leute und Zeit haben, um ihren “Contentersatz” gefüllt zu kriegen?
Wie wäre es mit “Feiges Hilfsspamschwein nutzt IP der Frankfurter Algemeinen und falsche Email des Spiegels”?
Hajo S. (IP: 193.227.144.xx , hide.faz.de)
Oops… schon wieder die Stunde der Praktikanten
Über Plagiate sollte man sich nicht ärgern. Sie sind wahrscheinlich die aufrichtigsten aller Komplimente. Diejenigen, die sagen, so etwas gebe es nicht, stecken den Kopf in den Sand. Text googeln, ausschneiden, einfügen, ausdrucken – das Internet hat Ideenklau einfach gemacht.
Doch viele Journalisten klauen inzwischen, ohne auch nur ansatzweise zu erröten. Sie verstehen die Regeln gar nicht oder sie verstehen sie falsch.
Es sind post-moderne Journalisten der Generation Google, die aus vielen Quellen schöpfen; Wikipedianer, die nicht unbedingt das Konzept individueller Autorenschaft und Besitzrechte verstehen.
Man braucht nur ausländische Google-Seiten zu durchsuchen, jagt die Texte dann durch ein Übersetzungsprogramm und korrigiert die Fehler.
Leser sehen es trotzdem als dreisten Betrug, wenn Journalisten sich hemmungslos bei Fundstücken aus dem Web bedienen – schließlich soll man lernen, eigene Erkenntnisse zu sammeln und in eine wissenschaftliche Sprachform zu bringen.
Zu einem ähnlichen Thema hat Spiegel Online übrigens auch einen Artikel:
http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,422280,00.html
(Das viele Tippen war mir eh immer zu anstrengend.)
Na gut, man kann auch sagen, wenn mir einer meine goldene Uhr klaut, ist das ein Kompliment an meinen guten Geschmack.
Bezweifle aber, dass der Beklaute das auch so sieht.
Ok, ich schreibs hier noch mal hin, weil wahrscheinlich merkt es sonst gar keiner (wie auch):
Der Kommentar #29 gibt nicht tatsächlich meine Meinung wieder sondern waren meine ersten Gehversuche für eine Karriere bei Spiegel Online.
Bessere Sätze hat das Quellenmaterial leider auch nicht hergegeben. Und daß ich tatsächlich eigene Sätze dazuformuliere hätte man mir ja nun nicht wirklich von mir erwarten können, oder?
Vielleicht ist der Blogeintrag #29 für den Leser nicht witzig. Aber ich selber hatte viel Spaß beim Erstellen des Textes. :)
Es wurde bemerkt :-)
[…] Näheres dazu beim Don. […]
Ich kann Blumencron, oder wer auch immer sich bei SpOn mit der Angelegenheit beschäftigt, halt auch schon verstehen:
Gregor Schmitz ist da nicht irgendwer: So wie ich das sehe (täusche ich mich?) sind alle brauchbaren Artikel zum US-Wahlkampf, die auf Spiegel Online veröffentlicht sind, von Gregor Schmitz. Außerdem schreibt Schmitz von deren ganzen US-Personal am konstantesten Artikel für SpOn.
Wahrscheinlich ist er derjenige, der primär der Online-Ausgabe zugeordnet ist während die anderen beiden eher für die Print-Ausgabe schreiben. Der Rest zum Thema US-Wahlen bei SpOn ist wohl dann noch von Agenturen übernommen.
Ich würde unter diesen Umständen an deren Stelle dann auch nicht losgehen und diese “Marke Schmitz” schwächen wenn es nicht unbedingt dringend sein müßte. Sondern erstmal versuchen derartige Themen zu klein zu halten solange es halt geht.
SPON ist egal, interessant ist doch nur, das überhaupt niemand Eure Rumgegackere aufgegriffen hat. Niemand. Looser.
@Doppler:
Außer, dummerweise gell?, SPON selber. Erst informieren, dann gackern!
Ach, ich denk, dass wird sich schon auch in New York ein wenig rumsprechen. Vor allem der Schmitz dürfte sich da selbst ein wenig beschädigt haben. Der Spiegel hat schon einen Ruf in New York. Wenn der führende Repräsentant vor Ort dann ein Plagiator ist: Nicht so gut!
@wivo:
naja, so deutlich hat SPON nun nicht reagiert
@Urs:
naja, darauf kommt’s aber in diesem Zusammenhang auch nicht an. DASS sie überhaupt reagiert haben, lässt darauf schließen, wie heftig sie das im inneren Zirkel umgetrieben hat! Was dann nach außen dargestellt wird, steht auf einem anderen Blatt, und da hast Du natürlich recht.
@Felix natürlich, sorry!
Man sagt “sich mit fremden Federn schmücken”, nicht brüsten.
Schmitz der Musterschüler
unglaublich, was ein Blog so bewirken kann! Der heutige Artikel von Schmitz erwähnt 9 Mal “New York Times” und 1 Mal “CNN”. Auf mich macht das fast den Eindruck, dass Schmitz dem Lehrer jetzt zeigen will, was er gelernt hat…
Die Dramaturgie der Handlungsstränge, die die hier Schreibenden entfesselt haben, ist wirklich erstaunlich.
Ich find’s toll!
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,536721,00.html
Gestern hat er sogar bei einer Pressestelle angerufen und das Zitat veröffentlicht. Vor-bild-lich. Sort of.
@don: wie regelmässig hast du denn zugriffe auf genau diesen blogeintrag aus den usa? viertelstündlich?
Plagiieren oder interagieren?…
Dr. Stefan Weber hat mit seiner Promotion, die sich mit dem Phänomen der Plagiate befasste, ein wichtiges Zeitphänomen aufgegriffen. Populärwissenschaftlich schildert er viele Fälle von Plagiarismus in seinem Telepolis-Buch "Das Google-Copy-Pas…
Es gab gestern einen ziemlichen Peak. Offenbar interessieren sich manche für das, was da noch kommen mag. Aber für eine schriftliche Antwort war man sich bei Spiegel online mal wieder zu schade. Vermutlich dauert es auch diesmal wieder zwei Jahre, bis sich Blumencron zu einer halbscharigen Entschuldigung über irgendein Medium auf Nachfrage aufrafft. Man kennt das.
Besser gut geklaut, als schlecht selbst gemacht.
Wenn´s keiner merkt, dann schon.
Also, im Journalismus kommt das doch ziemlich oft vor, nicht nur im Printbereich. Ich erinnere mich etwa an einen Bericht der früheren Londoner ARD-Korrespondentin Hanni Hüsch, die nicht nur das BBC-Filmmaterial unverändert übernommen hatte – was üblich und nicht kritikwürdig ist – aber auch den originalen Off-Kommentar des BBC-Reporters – ich hatte das Stück zufälligerweise am Vortag bei BBC World gesehen – einfach nur übersetzt und dann selbst eingesprochen hat.
Auch wenn ich solches Schmücken mit fremden Federn nicht schön finde, sollte man beim Journalismus doch mit weniger strengen Maßstäben arbeiten als in der Wissenschaft. Manchmal geht’s ja nur darum die Lesbarkeit eines Textes nicht zu ruinieren mit häufigen Einschüben à la “wie XY in der Zeitung YX schrieb” oder gar mit Fußnoten und einem Quellenverzeichnis.
Tolle Einstellung zu diesem Beruf, die in manchen Kommentaren durchscheint. Der ehrliche Journalist ist der Dumme, oder wie? Ähnlich wie beim Steuern zahlen.
Also, zum einen ist es ein Riesenunterschied, ob man große Teile eines Artikels wortwörtlich übernimmt (bloß übersetzt) oder nur einzelne Informationen. Es ist nett, wie die Verteidiger des Kritisierten das hier immer wieder in einen Topf zu werfen versuchen…
Soweit ich weiß, sind rechtlich gesehen eben nur einzelne “Zitate” erlaubt. Nicht geschützt ist darüber hinaus der reine “Nachrichtenkern” (die Formulierung dagegen sehr wohl). Die ganze Thematik geht also weit über reine Stil- und Fairnessfragen hinaus.
Und dann gibt es auch noch einen weiteren Punkt: Wer klaut, prüft die geklauten Information in der Regel nicht nach, und das führt dazu, dass sich Fehlinformationen oft wie ein Lauffeuer in den Medien verbreiten, ohne dass irgendwer auf die Idee kommt, dass da ein Fehler vorliegen könnte. Passiert ja häufig mit Stories aus der BILD-Zeitung. Wer wenigstens die Quelle beim Zitieren angibt, sichert sich also auch ein bisschen ab.
[…] An der Feststellung, dass es sich bei Copy-und-Paste-Bausteinen um Plagiate handelt, gibt es wenig zu rütteln. Ohne einen Zitatnachweis handelt es sich schlicht um Abschreiberei und damit um ein Plagiat. Aber “Shake & Paste Plagiateâ€, “Strukturplagiate†und “Ideenplagiate†anzuprangern, halte ich insbesondere für Lernprozesse nachteilig. […]
‘amerikaner schwärmen vom mordernen deutschland!’
mann, merkst du’s noch???!
die welt ist am kollabieren, und du schreibst einen artikel darüber, ob die amis uns noch leiden können???
ich kenne NIEMANDEN, der auch nur eine ounze für dieses volk in die waagschale werfen würde!!!
schmitz ist baujahr 1975… ist schon komisch das er 2 titel und sonstwas trägt…
scheint das man sowas nur mit viel copy n’ paste und übersetzen erreicht…