Drüben auf meinem Privatblog wurden die Fälle von “The Care Club” und “Elly & Stoffl” schon wegen des wirtschaftlichen Hintergrundes ihrer Krisen angesprochen, hier geht es jetzt um die Blogdimension. Weil sich an den beiden sehr schön zeigen lässt, wie man es als Gründer – bzw. als das sie unterstützende Medium – besser nicht machen sollte. Denn beide Firmen haben nicht nur beim Wettbewerb enable2start der Financial Times Deutschland mitgemacht und im Falle von Elly & Stoffl mit einem Luxuskindergarten gewonnen – sie haben in der Kommunikation auch extreme Fehlleistungen in ihren Blogs verursacht.

Zuerst mal “The Care Club” mit dem Claim “Charity Shopping 2.0”, deren Inhaber selber bei der FTD eine Blogkolumne führen. Die Idee des “Social Shopping”, bei dem bei jedem Kauf ein paar Prozente für karitative Werke abfallen, ist weder neu noch besonders karitativ, schliesslich lässt sich mit dem Mitleid anderer leute blendend Geld verdienen, und das wiederum war eines der Ziele des Startups, das sich auf Kontakte zu venture Capitalists – gemeinhin keine Samariter – freute. The Care Club hat es aber insofern überzogen, als sie sich mit dem Namen erheblich an der berühmten non-profit Hilfsorganisation Care orientiert haben. Das führte nach Aussagen der Gründer zu einer phösen, phösen Abmahnung und einer Auseinandersetzung, bei der den armen Gründern aufgrund des Kostenrisikos nur der Rückzug und ein paar verbitterte Blogeinträge mit einem Hinweis auf die Probleme bei Unicef blieben. Anders als andere Organisationen blieb die Reaktion von Care sehr überlegt, mit diesem Kommentar, der die Gründer als, sagen wir mal, wenig glaubwürdig dastehen lässt:

‚The Care Club’ hat den geschützten Markennamen “CARE” widerrechtlich genutzt, um Spenden einzuwerben.CARE Deutschland-Luxemburg e.V. als Teil des Hilfswerkes CARE International ist verpflichtet, die missbräuchliche Verwendung unseres Namens zu unterbinden. Wir haben deshalb ‚The Care Club’ gebeten, einen anderen Namen zu wählen und dafür großzügige Fristen eingeräumt. Dieses Angebot wurde nicht genutzt, so dass wir rechtliche Schritte in Form einer Unterlassungsklage eingeleitet haben. Von dieser Klage hat niemand profitiert, insbesondere nicht die Anwälte, welche pro bono tätig sind.

Vielleicht sollte die FTD mal genauer hinschauen, wen sie zu solchen Blogs einlädt, und was die dann dort schreiben. Sowas kann extrem schnell ins Auge gehen, wenn frustrierte Startupper anfangen, Gegnern etwas zu unterstellen, das der prüfung nicht standhält.

Nochmal eine Runde härter ist aber das, was ein FTD-Journalist bei der Beobachtung der beim Wettbewerb siegreichen Gründerin des Luxuskindergartens blogt. Die ist nämlich nach einigen teuren Sonderwünschen und Umbauten im Gebäude in massiven Finanzproblemen, und zwar dergestalt, dass die warme Anteilsnahme der FTD ein publizistischer Bärendienst ist:

Die Summe lag 80.000 Euro über den rund 493.000 Euro, mit denen Reimers kalkuliert hatte. 60.000 davon soll Susann Reimers zahlen. Sie hat nachgeschaut – im Vertragsentwurf, den sie Ende vergangenen Jahres bekam. “Da stand ‘Pauschalpreis’. Das heißt für mich: alle Kosten sind enthalten”, sagt Reimers. Den endgültigen Vertrag bekam sie erst vergangene Woche. Nun war von einem Einheitspreis die Rede. “Danach wird jede Leistung einzeln in Rechnung gestellt.”

Das Delikate daran: Die Kosten der Einrichtung der Kita werden zu 2/3 von der Stadt München bezuschusst. 330.000 Euro bekommt die Gründerin dafür nach ihrem ersten Finanzplan, die hat sie auch schon durch den Umbau de facto ausgegeben, allerdings, wie man unschwer erkennen kann, erstmal ohne einen endgültigen Vertrag vorliegen oder unterschrieben zu haben. Dazu kommt nach Angaben der FTD nochmal eine nicht verhandelte und zu ihren Ungunsten ausgelegte Finanzierungslücke von 35.000 Euro. Es gehört nicht viel Wissen dazu zu erkennen, dass die Vergabe städtischer Fördermittel auch bei der schönsten Kita-Sauna nicht zwingend so laufen kann und wird, und dass hier jemand bis zum Hals in Problemen steckt, ohne dass es Betroffene oder Journalist überreissen würden. Wenn die Stadt oder die Medien wissen wollen, wie ohne gültigen Vertrag Finanzierungszusagen von ca. 1/3 Million verbaut werden – steht neben einem Haufen Gewinsel und reichlich ahnungsloser Schreibe alles brettlbreit im Gründerblog der FTD.

Will sagen: Wenn man schon so intelligent ist, einer berühmten Hilfsorganisation den Namen zu klauen, oder städtische Förderung ohne vertragliche Basis für Luxusschickimicki zu verbauen –

sollte man es wenigstens nicht gleich so wegbloggen, dass es jedem auffällt.