und werden sich in der real existierenden Form nicht durchsetzen.

In der einzigartigen Munich Area der New Economy gab es haufenweise Powerpointturner, die ganz tolle Websites mit megabytegrossen Applikationen und Filmchen und Flashintros bauten, die dann auf dem Rechner im Büro ganz toll aussahen. Traurige Berühmtheit haben damit Firmen wie Boo.com und Das Werk erreicht, die irgendwann einfach vergessen hatten, dass ein Grossteil der Nutzer all die tollen Features mangels Breitbandanwendung gar nicht nutzen kann – und wenn sie es könnten, aufgrund der völlig überflüssigen Angebote auch gar nicht nutzen wollten.

Nach dieser Phase, die in der Katastrophe endete, faselte der gleiche Startup-Müll Mobilfunkfirmen mit dem gleichen Quatsch zu. Features, die keiner braucht, und dafür Bandbreiten, die keiner will. Die Ergebnisse konnte man am Ende beim Milliardengrab UMTS und der Siemens-Handy-Sparte betrachten, oder auf der Systems 2003, auf der Vodafone die Funktion von UMTS mit WLAN simulierte. Billigmobilfunkanbietern mit Simpelsthandieherstellern geht es dagegen prima, und das widerliche Pack, das das Debakel zu verantworten hat –

scheint heute als Evangelist für sogenannte Widgets unterwegs zu sein. Widgets sind in Sachen neugründer-Phantasie sowas wie der Nachfolger des RSS-Feeds, der 2003 eine gigantische Zukunft haben sollte und heute immerhin schon 2 von 100.000 Leuten an der Bushaltestelle ein Begriff ist. Widgets sind kleine, mit hip-abgerundeten Ecken versehene Kästen für Websites, in denen die Interessen irgendwelcher Firmen und Leute typischerweise in Blogs eingebunden werden, mit deren Inhalten sie “ergänzen”. Es gibt schon etwas länger Wetterwidgets und Der Autor als Strichmännchen-Widgets, es gibt seit ein paar Jahren den Lokalisierungsdienst Plazes, mit dem man jeden, den es einen Dreck angeht, seinen Aufenthaltsort zeigen kann, es gibt angebliche Trafficerhöhungswidgets und Besucherbilderanzeigewidgets, es gibt Werbewidgets und Codeschmutzwidgets, die nach beschissenen Plugins quäken, es gibt Totladewidgets und Browseraufhängwidgets, und das verfickte Drecksding, das mir vorher wieder den Firefox abgeschossen hat, heisst qik und gilt einigen Leuten in Westdeutschland als heissester Scheiss zum Herzeigen von was auch immer, wenn nicht wieder mal die Verbindung zusammenbricht.

Und das wichtigste: Es gibt kaum ein Widget, das irgendwie sowas wie relevante Inhalte bietet, wegen derer ich eine Website besuche. Flickr war da mal die Ausnahme, aber das ist lange her, in einer Zeit vor Yahoos Zensurmassnahmen. Die restliche elende Codepest, miserabel geschrieben, eine Bremse beim Seitenaufbau und ressourcenfressend, dient fast ausschliesslich dem Aufzeigen irgendwelcher persönlichen Fehlleistungen, angefangen vom Trash, den man bei Ebay ersteigert, über Filme, die unsere Eltern nie auf Super8 gebannt hätten, bishin zu reinen Eitelkeitstools, wieviel tausend Techdeppen das Blog im Reader haben, um es dann nicht zu lesen – völlig zurecht übrigens, weil es sich in dem fremdcodebasierten Gesabbel verliert. Widgets sind ideal dazu geeignet, Kommunikation noch ein wenig dümmer und platter zu machen, warum viel im Blog schreiben, wenn man es auch im Widget schmieren kann, ein Auto-Bitchslab-Plugin hätte sicher Riesenerfolg auf dem Weg in die Myspace-Bedeutungslosigkeit, die mit ihrem Geflimmer uind Gewackel Pate für die meisten Widgets steht.

Was ja als Exit Option für Schreibfaule auch nicht weiter schlimm ist, keiner hält euch auf – solange das neueste Bloggerjamba-Klingelzeug mir nicht den Firefox gefrieren lässt, oder endlich mal ein Widget kommt, das Leser mit dem anspricht, was sie lesen oder sehen wollen.