Aller Gleichheit und des Leggewies Ende
Was ich am Bloggen mag, ist der Umstand, dass alle wieder von vorne anfangen müssen. Wer ein Blog aufmacht, muss in aller Regel die gleiche Arbeit vollbringen, Leser ansprechen, unterhalten und auf ihre Kommentare antworten. Die Relevanzkriterien der Medien und der Gesellschaft spielen dagegen keine besondere Rolle, Politikchargen labern hässlich und weitab von den Besucherströmen ihre peinlichen Podcasts, Stargäste versauern einsam auf “Freundin”-Blogs und irgendwo beim Trash der Privatsender und Zoomer gibt es irgendwelche D-Promis, die vor der Dschungelshow auch nochmal irgendwas mit dem netz versuchen – und der ganze Müll juckt keine alte Sau.
Das ist grossartig!
Besonders phett ist es natürlich, wenn es nicht nur die Analphabetenriege erwischt, sondern auch Leute keinen Fuss auf den Boden bekommen, die in ihrem Selbstbild ganz andere Vorstellungen von ihrem Können haben. man erinnert sich vielleicht noch an die wütenden Episteln des gescheiterten Blogger Bernd Graff, seines Zeichens stellvertretender Chefredakteur von Süddeutsche.de, oder das sporadische Geschreibsel des ehemaligen Wirtschaftswoche-Chefs Stefan Baron. Vor Verlagen und deren Managern zu Meinungsführern ernannt, blieben sie hier draussen fast bemitleidenswerte Randfiguren eines Systems, das sie nicht verstanden und schon gar nicht beherrschten.
Was eigentlich das Ziel elitärer Blogger, oder dem Diskurs der bloggenden Elite sein sollte. Sagte Klaus Leggewie vor ein paar Jahren auf einer Tagung in Karlsruhe, und drückte damitb aus, was er als Wissenschaftler unter Elite versteht: Einen Menge Arroganz gegenüber einer Entwicklung, die eigentlich nicht darauf wartet, bis sie von den Leggewies dieser Welt gekapert und dominiert wird, auch wenn Kongressveranstalter, Journalisten und Gesprächsrundenorganisatoren, die gern auf doch etwas grösseren Namen Leggewie zurückgreifen, ander sehen.
Ein paar Jahre sind dann ins Land gegangen, bis mit derwesten.de das neue Onlineportal der WAZ-Gruppe Leggewie die Gelegenheit gab, zu zeigen, was er kann. Mit einigem Vorsprung, schliesslich hatte der Westen von Beginn an mehr Leserschaft, als sich ein normaler Blogger erschreiben kann. Und eine Redaktion, die sich mit dem Bloggen auskennt.
Leggewie schrieb genau einen einzigen, langweiligen Beitrag.
Und nur ein paar untätige Monate später wurde nun sein Blog aus der Übersichtsseite der WAZ-Blogs entfernt.
Da geht er hin, der Elitendiskurs der bekannten Persönlichkeit mit Reputation, mit kostenlosem Blog, Redaktion und Medienkonzern im Hintergrund.
Wir alle müssen wieder ganz von vorne anfangen. Neues Spiel, neues Blog, neues Glück, und keine Chance für Leute, die glauben, sie müssten hier einfach mal was schreiben, und dann könnten sie hier sagen, was geht, mit ihren Eliten und Diskursen.
Das finde ich grossartig.
Sorry, the comment form is closed at this time.
Ach, ich hatte vor geschätzten 2 Monaten (und gefühlten 2 Jahren) mal die WAZ-Blogs durchstöbert und war irgendwann gelangweilt auch bei Leggewie gelandet und dort eingeschlafen.
Ich hätte damals schon beinahe Omas Mansardenwohnung darauf verwettet, daß Leggewie nicht mehr in die Pötte kommt. Nett zu lesen, daß mein Bauchgefühl mich nicht betrogen hat.
Was mich nebenbei aber doch interessieren würde: hat sich Leggewie seit Oktober monatlich das kleine bescheidene WAZ-Blogger-Salär überweisen lassen? Das wäre ja dann doch ne nette Einnahmequelle – halbjährlich bei kommerziellen Blogprojekten einsteigen, einen Beitrag posten und dann irgendwann “Winke, winke”-machen…
Es soll ja Blogger geben, die mehr als die berühmten 300 Euro bekommen (haben…).
Aber Marc, Professoren und andere Key Opinion Leader haben andere nette Einnahmequellen.
Och nö, ich bleib bei meinem alten Blog ;-)
Hat sich der Claus Leggewie eigentlich jemals wieder zum Thema Blogs geäußert? Hab ab und an mal geschaut, aber nichts mehr über die ‘Elite’ im Netz gefunden.
@ strappato: Professoren => BA?
cu, w0lf.
ich finds auch großartig, dass ich mit meiner website genau so viele besucher erreiche wie zb eine mittelgroße deutsche online-redaktion. und anderenorts von verlagen millionen in internetportale gesteckt werden, die weder bekannter noch besser als meines sind :)
es ist herrlich zu sehen, dass häufig gute ideen von einzelpersonen mit herzblut in der gunst des users oben stehen. und nicht mit geld zugeschissene prestige-projekte, die von menschen ohne leidenschaft und hingabe geleitet werden. so kann ein einzelner mit seiner eigenen website es durchaus mit einer armada von demotivierten praktikanten und aushilfsschreibern aufnehmen. i love the internet.
Leggewie – ist das dieser graue, algenbemosste Steinkoloss über der Hafeneinfahrt zu Old Media?
Warum muss hier immer zynisch über andere Leute hergezogen werden? Zeitungen haben schon immer mehr Geld verdient mit ihrem Zeug. Da werden die deutschen Blogger noch lange drauf warten müssen. Auch der kroatische Geringverdiener. Wenn man natürlich seine Brötchen aus dem Familienvermögen in den Hals gestopft bekommt, kann man sich da schon wichtig machen.
Nachdenklicher, für solche Andeutungen kriegt man mitunter schneller eine Abmahnung, wenn mn es darauf anlegt, als man Turi aussprechen kann. Ich kenne zu meinem Bedauern keinen Blogger, der das kann, manche sind arme Schlucker, andere haben einen normalen Job, ich zähle mich zu zweiteren, wenngleich meine Tätigkeit kein nomaler 9-5-Job ist. Insofern würde ich Dir raten, Deinem Namen etwas mehr Ehre zu machen. Dann würdest Du vielleicht auch erkennen, dass das Thema Geld verdienen mit Blogs hier ohnehin nicht beliebt ist, wie auch dumme Laberköpfe, die mit Zynismus nicht können.
Bloggen ist nicht nur Veröffentlichen, sondern auch Kommunizieren und Vernetzen. Das braucht viel Zeit und Geduld (und in der Tat is Arroganz da wenig hilfreich). Ich glaube durchaus, dass Leggewie interessante Sachen zu sagen hat, aber dass ein Blog für ihn einfach nicht das richtige Medium ist. Publizist und Blogger sind einfach zwei verschiedene Disziplinen. Erfolg in der einen bedeutet nicht automatisch Erfolg in der anderen.
Publizieren ist Fechten – Bloggen ist Straßenkampf.
Warum (?) sollte sich jemand mit Reputation, Verdienst, Einfluß dem “Kontakt” mit (“dummen” oder “klugen”) Kritikern auseinandersetzen ?
Bloggen ist “Guerilla” … sobald die FAZ beschliest, mir eine wöchentliche Kolumne zu geben, höre ich sofort mit dem Bloggen auf. :-)
Was ich bei der Sache so “lau” finde, ist dieses feige Verschweigen. Immer das gleiche: Scheitern ja, eingestehen nein.
Naja, Scheitern ist ja auch viel einfacher als das eingestehen und Letzteres erfordert Größe.
Leggewie kenne ich von einem Interview-Buch mit Andrew Vachss – und da hat er mir irgendwie schon nicht gefallen. Einer dieser Alibi-Linken mit Doktortitel. Ansonsten voll die Mainstreampositionen, die in diesem dämlichen Land immer noch viel zu rasch mit Attributen wie “Vordenker”, “Querdenker” und dergleichen etikettiert werden, obwohl sie eben genau das Gegenteil sind. Ich habe Leggewies Beitrag beim Westen gelesen, langweilig, uninsoiriert – Lohnschreibe halt. Paßt aber ganz gut. Ob der da nun weiterschreibt doer nicht interessiert mich nicht die Bohne, ehrlich gesagt.
Dafür gibt es Neues. Zum Beispiel die Fotoblogs von Herr Stapel und Frau Godany .
Die werte Frau Godany ist bei derwesten so neu nicht, und bei allem Respekt möchte ich sagen, dass mir ihr eigenes Blog sehr gefällt – das beim Westen wirkt wie Pflicht.
Der Claus Leggewie, das hat der Frank schon richtig erfasst, ist auch Opfer (oder Gegenstand seines eigene Hypes). Es gäbe da ja einige Kandidaten, die auch infrage kämen. Aber die wissenschaftliche Politologie oder Soziologie bloggt kaum.
Aber natürlich kann man es zum Vorwurf machen, mit derlei Namen hausieren zu gehen, wenngleich die Affinität der Protagonisten zu diesem Medium gegen Null tendiert.
Eine Doppelexistenz, die gleichfalls in Blogs wie in der Wissenschaft heimisch ist, ist selten. Mir fällt spontan nur Lawrence Lessig ein. (Andere mögen mir einfach unbekannt sein.)
Eine Doppelexistenz (eine in meinen Augen geglückte) führt Prof. Dueck (Mathematiker, IBM). Sein Blog Sinnraum habe ich auf der Blogroll und lese es auch regelmäßig.
Er schreibt und redet spannend, manchmal kauzig, jedenfalls hochsympathisch.
Stimmt, Bör. So etwas gibt es. Für mich stellt sich die Frage, warum dennoch so wenig Komplexität in der gegenseitigen Durchdringung von Wissenschaft und Blogwelt zustande kommt. Bloggende Musikwissenschaftler als solche (oder auch teilweise nur beispielsweise) sind rar. Selbst ernster zu nehmende Musikliebhaber (was ja durchaus mehr sein kann als ein Musikwissenschaftler je könnte) sind genauso selten.
Ãœberhaupt gibt es einige leere Bloginseln.
sie haben von der fleet street geträumt und sind am ruhrschnellweg verkackt
@ Hufi
Es geht um die zusätzliche Kulturtechnik des spannenden Vermittelns, die wird bereits an den Unis nicht besonders gefördert, was man an drögen und lustlosen Vorlesungen unschwer erkennt.
Vielleicht auch, weil viele Wissenschaftler sich von der Materie her sich schwer tun, ihr Wissen und ihre Überlegungen für uns misera plebs spannend aufzubereiten.
Und wenn sie es können, also echte Doppelbegabungen sind, müssen sie dennoch meist ihre Artikel zweimal schreiben: einmal rough-richtig (damit Experten-Kollegen keinen Unrat wittern und sich über einen lustig machen), dann verständlich-spannend und etwas kürzer. Das kostet Zeit und Hirnschmalz auf zwei Ebenen. Kann verstehen, dass außer Magnus Enzensberger (volksnahe Erklärung und Diskussion der Mathematik) und Stephen Hawking (The universe in a nutshell) u. a. sich wenige diese Mühe machen.
Und unbezahlt schon gar nicht, außer sie haben ein dringendes Sendungsbewusstsein, das sie antreibt.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat mal einen Habil-Stipendien-Antrag eines Bekannten u.a. deshalb abgelehnt, weil er auch “journalistisch publizierte”.
Didaktik oder gar populäre (Igitt) Vermittlung wissenschaftlicher Inhalte gelten in Deutschland also beinahe als Nestbeschmutzung. Elfenbeintürme sind zerbrechliche Gebäude. Und eine Elite muss sich vom Pöbel abgrenzen. Soziale Bildungsschere. In konservativen Disziplinen wäre Bloggen wohl geradezu akademischer Selbstmord.
Leggewie ist doch bekennender Alt-68er. Und wie Rainer Langhans neulich erklärte, haben die 68er eigentlich damals das Bloggen erfunden, das subversive Schreiben, Kommunizieren und Weltherrschen. Von daher muss er jetzt gar nichts machen an diesem KWI.
@ Generator
Ich hätte es nicht so krass ausgedrückt.
Aber was dran is scho.
Dieser Zwiespalt im Verfassen von Texten ist schon sehr nervig, Bör und Generator. Aber warum geht es denn dann bei den einen und bei den anderen partout nicht.
Was Hal Faber sagt, ist ja auch so eine Merkwürdigkeit. Ob Leggewie nun 68er ist, sei mal dahingestellt, aber er kommt aus der Tradition und ist Talkshowerprobt auch nicht-wissenschaftlichen Öffentlichkeiten eigentlich doch zugewandt. Aber gerade das Schweigen derjenigen, die einst mit alternativen Druckereien ihre Anschauungen unter die Menschen zu bringen versuchten, sind ganz seltsam schweigsam angesichts der neuen Möglichkeiten.
Man muss ja nicht Bloggen als die große emanzipative Sache sehen (das war der größte Teil der alten Flugblätter auch nicht).
Es scheint mir fast so, als ob die Einfachheit der Möglichkeit quasi die Aussicht auf ihre Ausübung verstellt. Oder aber es gibt eben doch noch bessere Methoden wie “Anrufen” oder Konferenzen mit “Get together”.
Was die “Alt-68er” so alles erfunden haben und was davon zu halten ist, hat jemand schon vor 20 Jahren sehr unterhaltsam ausgeführt:
Karl Held: Studentenbewegung (MP3, 37MB, 159min)
Gegenstandpunkte ? @Felix, lustig wenn die geltungsbedürftigen Schlauen anderen vorwerfen geltungsbedürftige Schlaue zu sein … die letzte Grundsatzdiskussion zum Thema “Abweichen vom Wahren” hat wohl im Hotel Lux stattgefunden.
Nein, aber wir sollten hier öffentlich machen, daß Georg Büchner von den 68ern abgeschrieben hat. “Friede den Hütten, Krieg den Palästen” stammt eigentlich von Langhans.
Will den Mann nicht verteidigen, aber auch 68er werden irgendwann müde. Soll er doch schweigen oder nicht mehr wollen.
Dass es kaum andere gibt, ist das Interessante. Wohl weil sie merken, es liest eh kaum keiner? Auch wenn es interessant geschrieben wäre?
Grund:
Bissi OT und sehr satirisch überspitzt (aber dann wieder doch nicht): Nach einem Telefonat gestern mit meiner jung-dynamischen Tochter (30, Doktorandin an einem technischen-vollbiologischen^^-wissenschaftlichen Lehrstuhl) ist mir langsam klar^^, wie die Generation ticken könnte, die jetzt ans Ruder will.
O, mann. Ich glaub, mit Idealismus und Vermitteln und Kulturtechnik is da nix mehr, die wollen Ergebnisse und zwar schnelle. Und mit’m Reden und sich gemeinsam auf einen vernünftigen Kontext bringen (das war eine Domäne der 68er) haben’s die wohl alle nicht mehr. Alle sind supergscheit, mind. IQ über 130, reden wie ein Maschinengewehr, und alles hopplahopp, gleichzeitig, was das weite Feld der subtilen verbalen wie schriftlichen Kommunikation betrifft, beratungsresistent wie ein Granitbrocken. Eine TA (Technische Assistentin), die nicht sofort auf eine sogenannte “einfache” Frage wie aus der Pistole in einem einzigen Satz antworten aknn, wird genervt abgekanzelt.
Am besten man redet nur noch, auch als Blutsverwandter, in Powerpoint Bulletpoints mit denen und macht tatata feature-fucking, wenn man was von ihnen will. Solche kriegste nie im Leben dazu, ein amüsantes Blog von einem belesenen gescheiten alten Sack zu lesen. So schauts aus, und sowas hab ich großgezüchtet, ich geh heut 10 m unterm Boden. Mea Culpa.
Ja, Bör. so kann das wohl gehen. Irgendwie bleibt mir da die Spucke weg. Vielleicht fing das alles damit an, dass man Werbeverkäufer in Kaufhäusern und Fußgängerzonen Propagandisten zu benennen pflegte.
Hufi,
um mal die Satire mit der lieben Untochter wegzunehmen: Die Alma Mater ist nicht mehr das, was sie noch nie gewesen ist. Sie ist heute eine Hochleistungsdestille. Mir tun die jungen Leute da ehrlich leid. Sie forschen nicht kreativ, sie funktionieren. Der Wissenschaftler-Exodus aus D ist bekannt und der hat nicht nur mit der Bezahlung was zu tun.
Und das Elite-Gebrabbel ist das von alten Herren, die selber diesen Käs in Gang gebracht haben, die Positionen für nachrückende Genies verstopfen und jetzt altväterliches weltfremdes Fauleton schreiben und plötzlich auch dazu keine Lust mehr haben. Um die is mir net schad. Bin halt ein alter Klassenkämpfer und hab das satte Bildungsbürgertum noch nie gemocht. Wenn ich Agatha Christie wäre, würde ich sie in meinen Romanen alle sterben lassen.
Schlechte Erziehung, Herr @bör. ;-)
Darüberhinaus sollte man nicht so tun, als sei “Ausdiskutieren” eine Art “herrschaftsfreier Diskurs” gewesen – das war “ein Stück weit” :-) Herrschaftstechnik.
Bei einem Sättigungsgrad von gefühlten 110% auf den diesbezüglichen Uni-Lehrstühlen kann ich “irgendwie nicht so” die Abwesenheit der Durchsetzung eigener interessen erkennen.
Klar war und ist das Herrschaftstechnik.
Die Deutungshoheit “Welche Sprache, welcher Stil ist freier Diskurs und was keiner” werden sie sich doch nicht leichtsinnigerweise in Blogs vom kommentierenden Pöbel besprechen lassen. Da kann man ja zurückommentieren, igitt.
Ja, sicher Bör und DerHerold. Dies hat sich aber über alle Jahre hinweg nicht verändert, wenn ich mich nicht täusche. Auch die Powerpoint-Präsentatoren machen dies. Und auch in Blogs ist das nicht viel anders. (Oder Mailinglisten oderoderoder.)
Früher hatte ich allerdings mehr Angst, mich zu blamieren als heute. Doch auch hier ist es nicht ganz von der Hand zu weisen. Sprache ersetzt dann einfach andere Formen von Gewalt.
Mir gefiel dennoch einige Zeit ein Blog aus Chicago, http://www.becker-posner- blog.com/ Das hat eine ganz eigene Qualität und meines Erachtens eine gelungene Konstruktion.
Setzt doch hier nicht einen solchen Unsinn in die Welt, der (logischerweise ungeprüft) in Umlauf gesetzt wird und einen Meinungsachttausender gebiert. Man muß Langhans ja nicht lieben oder auch nur mögen, aber ihm zu unterstellen, behauptet zu haben, die 68er hätten das Bloggen erfunden, ist nichts als dummdreist. Er hat in seinem Versuch, den meist sehr viel Jüngeren in der Runde die Beweggründe der 68er-Bewegung zu erläutern, auf Befreiungsversuche aus den damals vorherrschenden gesellschaftlichen Zwängen hingewiesen und daß das ein noch nicht zuende gedachter, langwieriger Prozeß sei. Freie Meinungsäußerung sei dabei ein Hauptkriterium, das sich sehr langsam entwickelt habe. Das Bloggen sei dafür ein Beispiel. Mehr war nicht in diesem Zusammenhang.
Solchen unausrottbaren Latrinenparolen — beispielsweise die von der 68er-Maxime Rudelbums —entstehen, wenn man nicht genau hinhört oder es nicht versteht — oder es einem zu langweilig ist und man’s deshalb im Stil unser aller Lieblingsbildungszeitung auf 148 Punkt aufbläst.
BÖR: Nicht alles, aber fast dreimal unterschrieben. 148 Punkt! Auch die Satire, die, wie in den Siebzigern Zimmerschied schrieb, nicht in der Lage ist, die Realität einzuholen.