Verpasste Blog-Gelegenheiten, heute: Daimler
Ich bin sicher kein Freund von PR, bin aber der Meinung, dass Firmen durchaus ein Recht haben, ihre Geschichte möglichst ansprechend zu erzählen, Kunden zu informieren und Leistungen vorzustellen. Auch mit einem Blog. Warum nicht, wenn es gut gemacht wird.
Damit kommen wir zum Daimler-Blog, das ich bislang schon als eher schlecht bis peinlich empfand, bestenfalls langweilig und uninspiriert. Irgendwo zwischen Projektbericht, Lobhudelei, Teckiegewäsch und Blasen aus den Weiten eines Global Players. Daimler hat für diesen Müll einen teuren Berater gehabt, und eine Evaluierung durch Unipersonal, und dennoch ist das Ding ein wunderbares Beispiel dafür, wie eine offene Kommunikation ohne Überlegung und Zielsetzung höchst irrelevanten PR-Hühnerdreck, mit Verlaub, produziert. Der Unimensch, der das beobachtet, sagt es sicher netter, aber im Ergebnis muss man schon ziemlich genau hinschauen, um etwas zu finden, was einen wieder hinklicken lässt.
Ich habe es getan, und zwar aus einem bestimmten Grund: Noch teurer als dieses Blog ist der Versuch von Mercedes, in diesen eher tristen Rennfahrer- und Benzinkostenpreisen etwas Glanz in die Hütte zu bringen. Wie ich auch, macht sich die historische Abteilung auf den Weg über die Alpen und lässt Abermillionen teure Boliden 1600 Kilometer über schlechte italienische Strassen brettern. Die Mille Miglia steht an, und Stuttgart hat mehr noch als Porsche und BMW die deutschen Klassiker schlechthin am Start. Zum Beispiel einen 300 SLR, das sexieste Fahrzeug, das je in Deutschland geschweisst wurde. Am Steuer eine Rennfahrerlegende, und neben ihm ein Blogschreiber. Mit diesem Blog. Leistung bislang: Eine bei 1000miglia.eu kopierte Karte, ein unscharfes Bild, ein Promovideo und eine Wettervorhersage.
Wie gesagt: Global Player – grandiosestes Auto von allen – tollster Fahrer – Millionenaufwand – so ein Blog – Null, nichts, nada im offiziellen Daimlerblog.
Bittschön, ich werde für meine Tätigkeit da unten von einer Firmenzeitschrift eines Zulieferers blendend bezahlt, ich werde eine grandiose Zeit zwischen Brescia und Ravenna haben, und ich bin sicher nicht neidig, so wie man so eben nicht neidig sein kann, bei einem 300 SLR und 60% Regenwahrscheinlichkeit ohne Verdeck und Windschutzscheibe. Ich glaube auch nicht, dass ich als Beifahrer auf so einer Strecke viel vernünftiges bloggen könnte, dazu sind die Strapazen auch auf dem Beifahrersitz zu hoch und der Zeitplan zu eng.
Aber wenn man sich schon den ganzen Aufwand bereitet und das Mittel zu dessen Darstellung hat, dann doch bitte wenigstens so, dass es a) toll rüberkommt, b) eine Anregung für Kunden, Fans und Mitarbeiter ist und c) nicht irgendwo bei Blogspot versumpft. Man sollte sich vielleicht mal überlegen, was man an wen mit welchen Mitteln ranbringen will, wenn man schon das Geld für das neumodische Blogzeug rausschmeisst, und es dann wirklich ernsthaft durchziehen. Und es nervt, weil gerade dieser Fall so typisch ist für das, was man bei Daimler unter Bloggen versteht: Das Blöken einer verstreuten Herde. Mit dieser Organisation hätte Stirling Moss Anno 55 nicht mal mit einem Kinderdreirad antreten können.
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Das Crux der Konzerne. Das ist schlimmer wie ein deutsches Amt. Da weiss die eine Unit nicht was die andere macht – und wenn sie es erfährt endet das in Revierkämpfen.
Dazu wird noch möglichst Verantwortung abgegeben. Ein Blog ist auch schlecht ins Reporting-System zu integrieren. Im Daimler-Blog bloggen Mitarbeiter, es gibt nur einen “Moderator”, das Impressum verweist auf den Vorstand. Beim “Mille-Blog” erfährt man nur wer fürs Fahren verantwortlich ist: Jochen Mass.
Der Autor scheint ein Journalist zu sein – zumindest findet man unter seinem Namen ein paar Auto-Artikel.
Ich verstehe es auch nicht so recht. Ich war natürlich gleich drauf, als die anfingen zu bloggen. die haben einen eigenen Fernsehkanal, da muss doch auch was Interessantes fürs Blog dabei sein. die könnten Bilder posten, wo Autofans anfangen zu sabbern aber nichts davon fand sich im Blog. Ich bin kein Autonarr, aber ein gut gemachtes corporate blog hätte mich schon interessiert. Ich bin nicht zurück gekehrt und anscheinend hat sich nichts verbessert. Schade. Ich sehe da durchaus einen Mehrwert für Daimlerfreunde, wenn es wirklich gut gemacht ist.
Es ist immer wieder erstaunlich, dass Konzerne bestimmte Dinge einfach nicht begreifen, obwohl es bestimmt eine Menge Menschen in diesen Konzernen gibt, die sehr wohl begreifen.
und ein bisschen neidisch bin ich schon auf dich…;)
Ich werde versuchen, es hier
http://www.gtblog.de/press/?cat=17
besser und neidfördernd zu gestalten.
Blogspot ? Als corporate blog ?
Wenn ich das mache, okay … mir geht es ja auch nur um das google ranking … aber buy me a mercedes benz ?
Das ist einfach nur peinlich. Der Autor hat Zeit: Zeit für Vorlauf, Zeit für Vorbereitung (zum Anfixen sozusagen, bis es endlich losgeht), Zeit für Hintergrundinfos zum Thema.
Und was gibts im blog? Nada, 4 oder 5 “Beiträge”, von Bildchen über Video und Map bis hin zum Wetter.
Also, schlechter gehts echt nimmer.
Bisher investierte Zeit: 30 Minuten?
Wirklich kläglich. Und unverständlich.
Mei, vielleicht kommt dieser schläfrige Journalist ja noch in die Puschen. 2 Tage hat er noch.
Vielleicht glaubt er in seiner Funktion als edler Berichterstatter, er müsse nur berichten, über das was passiert (ist.) Wenn nix passiert(in seinen Augen), berichtet er auch nixen.
Journalisten sind eben doch oft etwas anders unterwegs als Werbefuzzis udn niochmal ganz anders als der gute Don. Ein Werber hätte garantiert schon wochenlang vorher ordentlich Tamtam gemacht, Mordsverlinkungen angeleiert, Videocasts angekündigt wie wild (zumindest ein großes Banner auf dem Daimler-Mitarbeiterblog eingebunden), getwittert (ha, Daimler-Oldtimer-Zwitscher)und PR, wo er geht und steht. Und sicher auch des Guten zuviel getan (wie immer halt).
Zuviel und der Marke nicht würdiger Hype oder Chichi muss klar nicht sein, aber ich verstehe auf der anderen Seite nicht, warum man dann ausgerechnet einen sehr tranig wirkenden Journalisten verpflichtet. Oder ihm zu enge Vorgaben gemacht hat (kann auch sein.)
A bissi weniger tranig würde der Sache tatsächlich gut tun. Aber woher der Tran kommt, ist von außen schwer zu beurteilen. Mal sehen, was noch kommt. Der 15. Mai ist noch nicht da, vielleicht blüht da noch was auf.
Oh, oh.
Wenn man bedenkt, dass der Pilot des Mercedes in Formel-1- und anderen Motorsportkreisen nun wirklich kein Unbekannter ist, sollte man dessen Namen schon richtig schreiben.
Da scheint bei Mercedes wirklich kaum einer auf die Seite zu gucken. Oder die Verantwortlichen tragen noch Windeln und wissen es nicht besser.
Wer weiß – vielleicht hat er wirklich strikte Vorgaben und darf nicht wie er gerne würde…
Allerdings – der falsch geschriebene Name ist schon finster, so etwas darf einfach nicht passieren.
Er hat wieder was geschrieben, nach 5 Tagen… nein der Name des Rennfahrers ist noch immer falsch und der letzte Blogeintrag erreicht m.E. noch nicht mal “Schöpfungshöhe”.
Wer bitte soll das lesen? Und warum? Und noch nicht mal ein Fakekommentar?
hmm die können es ja auch (eigentlich): http://www.mercedes-benz.tv/index.html?clipId=32&channelId=0&lang=de&csref=mbtv_ws_mbtv0107_de_channel_0_32_embeded_click_url_mille08.blogspot.com/
Gruss. s.
So ist das mit den Großunternehmen von heute. Wollen überall mitspielen und möglichst schnell durchziehen, was dann raus kommt, sieht man ja.
In Großunternehmen dauern Bewusstseins -und Entscheidungsprozesse länger. Ist so. Sich darüber und über ihre lahmen Aktionen aufregen ist ungefähr so, wie sich drüber aufregen, dass der Mondzyklus 15 Tage dauert.^^
Ist doch gut.
Für kleinere Unternehmen. Sie können (und müssen) flexibler agieren.
(Leider haben sie dann meist keine Wahnsinnslegenden wie den 300 SLR, worüber unsereins sich die Finger leckt, bloggen zu dürfen:-) )
Irgendwie habe ich hier das Gefühl, dass einige der Kommentatoren mal so richtig daneben liegen. Der Maas schreibt sich tatsächlich Mass, wird halt bloß Maas ausgesprochen. Tja, iss halt so!
Und wenn da Mercedes dahinter stecken würde, wäre das wohl auch mit mehr Hochglanz verbunden. Es fehlen rechtliche Hinweise, Impressum, Kommentarrichtlinien und die entsprechende Pressemitteilung zum Start des Mille-Blogs.
@Besserwisser:
Du hast recht. Jochen Mass schreibt sich wirklich so. Sorry an alle für die Falschinfo.
Salve!
Ist ja wirklich grandios, wie Gerüchte entstehen. Bei dem mille08-blog handelt sich um eine rein private Angelegenheit, die zu keiner Zeit von Mercedes-Benz gefördert – geschweige finanziert – wurde. Es war lediglich als Info für Bekannte gedacht. Wem es nicht gefällt, muss ja nicht… – Danke für die rege Diskussion hier. Hat einen richtig guten Unterhaltungswert!
Ich habe nicht behauptet, dass es ein offizielles Daimlerblog ist. Nur ist die Abwicklung der Corporate Communication von Daimler in dem Punkt alles andere als gut, und wenn das alles ist, was dabei rauskommt, tja.
Dann wäre ja mal eine Info im Blog angebracht gewesen: “Das ist ein reines privates blog nur für die Information meiner Freunde und Bekannten”. Und nicht die Unterschrift “Das Reportage-Blog aus dem Mercedes-Benz 300SLR”. Und immerhin lief der als “Team Mercedes-Benz” bei der Wettfahrt.
@ Strappato:
Ja? Wäre das angebracht gewesen? – Ich bin da anderer Meinung: Wäre es ein offizielles Daimler-Blog gewesen, hätte es gekennzeichnet werden müssen. Aber seit wann muss man Privates als solches kennzeichnen?
Kleiner Tipp am Rande: Wer die Früchte meiner Arbeit lesen will, guckt am Wochenende mal in die einschlägigen Blätter.
Beste Grüße (und die Ohren dröhnen noch immer)!
Darf ich an dieser Stelle anmerken, das ich nur ungern Beiträge von Leuten lese, die sich diese Tour von Konzernen auf die eine oder andere Art sponsorn lassen, und im Gegenzug dann freundliche Dinge schreiben? Mich widert das Autobild-Gesäusel für Audi genauso an wie jeder andere, der seine Förderer angenehm platziert.
Kein Wunder, dass der Autojournalismus so einen miesen Ruf hat.
@ Donalphonso
Da darf freilich jeder seine originär eigene Meinung haben. Als klitzekleiner Denkanstoss sei mir die Frage erlaubt: Wer saß 1955 neben Stirling Moss? – Dass Journalisten bei solchen Ereignissen mitfahren, hat also Tradition.
Stimmt: Der erste Politiker liess sich auch mit dem Aufkommen des ersten Lobbyisten schmieren, und vom Urvater des modernen Journalismus Aretino konnte man mit Goldketten und Ehrentiteln auch genehme Berichte kaufen.
Tradition. Jeder Abschaum dieser Erde beruft sich darauf.
Man sollte die Intention klarstellen, wenn die Gefahr besteht, dass es falsch verstanden wird. Mercedes-Benz im Rücken, ein Promi am Steuer und der Claim “Dieses Blog berichtet von der Mille Miglia 2008” – da sind Missverständnisse vorprogrammiert (wenn es denn wirklich nur als Gruss an die lieben Verwandten und Freunde gedacht war).
Völlig unabhängig davon, obs nun ein “offizieller” blog von Daimler Benz war oder nicht, war er trotzdem peinlich.