Die Bewertung von Kommunikation
Die 9 1/2 Thesen von Olaf Kohlbrück, eingesammelt auf dem Kongress Next08, wären eine eigene Würdigung wert, denn sie sind einerseits schon im Raum, seit ich die New Economy kenne (Im Juni werden es 10 Jahre), andererseits sind sie entsetzlich platte Binsenweisheiten und zusammengenommen in etwa das Fehlen des Inhalts, was von vielen Teilnehmern moniert wurde. Herzig etwa:
2. Marken, die die Lust der Kunden an der Kommunikation nicht für das eigene Empfehlungsmarketing und das Unternehmen selbst nutzen, werden bald ganz alt aussehen.
Den gequirlten Quark erzählen Agenturen wie die, die den Auflauf veranstaltet, nun schon seit 10 Jahren, ohne dass es mit Communities, Blogs oder second Life Auftritten von DAX-Konzernen irgendeine Entscheidung darüber gegeben hätte, wie sie nun aussehen. ich halte es für eine Mähr, dass Menschen mit Firmen reden wollen – wie übrigens auch umgekehrt. Was ich aber bemerkenswert finde, ist die Entkleidung dieser Thema von der elenden bettelei der Agenturen an die Wirtschaft, sich des Web2.0 doch mal fördend anzunehmen:
4. Die Wirtschaft braucht dringend valide Messverfahren für die Web2.0-Welt, sonst bleibt sie orientierungslos.
Die Web2.0-Welt, da gehören Blogs auch dazu, nehme ich an. Ja. Also. Wie messen wir Blogs valide, im Kontext von Web2.0? Userzahlen? Einzelne Blogs sind lächerlich klein, alle Blogs stehen nicht für Wirtschaftsinteressen zur Verfügung, da braucht man wohl erst gar nicht anfangen, selbst wenn man glaubt, dass zu “den” Blogs “die” Wirtschaft passt.
Die besonderen Sozialbeziehungen der Nutzer zu den Bloggern vielleicht? Aber wie misst man die? Mit Untersuchungen vielleicht? Mit banalen Behauptungen, wie es der Blogvermarkter Adical das über weite Strecken versucht? Und was ist an einem Dauerleser eines Blogs mehr wert als die faktisch wertlose Rumhängerei auf StudiVZ-Profilen, deren Vermarktung auch nicht klappen will?
Das besondere Etwas von Bloggern oder anderen Leitwölfen der internetbasierten Meinungs- und Aufmerksamkeitsknotenpunkten, vielleicht noch potenziert mit den besonderen Sozialbeziehungen? Aber behauptet nicht auch das letzte Bauernradio in Hintertupfing, den besten Draht zur Bevölkerung, die höchste Glaubwürdigkeit und die absolute Stickyness zu haben?
Oder eben diese ominöse Stickyness, mit der man das Klebenbleiben an einem Dienst beschreibt? Hat die jenseits von geringeren Werbekosten irgendeine Bedeutung? Wieviele Eleganzkalender hat StudiVZ verkauft, wieviele Leute trinken Tee aus Bildblogtassen, wieviele Bücher von Book on Demand kann man als Bloggerin vertreiben?
Ich persönlich finde die Kommunikation, auf der diese Theorie der validen Messung aufbaut, und die danach an die Wirtschaft verhurt werden soll, an sich prima. Aber nach all den Jahren bin ich zur Auffassung gelangt, dass sie instabil ist; ich würde sie vielleicht vergleichen wollen mit instabilen Elementen, die man hervorragend zur Energiegewinnung nutzen könnte, würden sie nicht sofort wieder zerfallen. So ähnlich nehme ich das auch wahr, da entsteht dieser Blitz, dieses Gespräch, aber bevor irgendeine Firma sich reindrängeln könnte, ist es auch schon wieder vorbei. ich erinnere da an die maue Beteiligung des Photowettbewerbs beinm Opel-Astra-Test, die gelangweilten Versteigerungen beim Ebay-Bloggercontest mit der Ausnahme eines Bloggers, der sich wirklich persönlich reingehängt hat, die Idee der kommentierbaren Werbung, mit der Adical loszog und niemanden für die Umsetzung fand.
Vielleicht kann man es auch messen. Oder behaupten, es messen zu können. Dann ist nur noch die Frage der Verwertung zu klären. Und wer sein Budget bei den ersten 100.000 erfolglosen Versuchen bei Typen durchbrennen will, die auch keine Ahnung haben. manchmal frage ich mich, ob es überhaupt jemand ausserhalb dieser Kreise gibt, der ernsthaft glaubt, dass Kommunikation im Netz sowas wie Verkäufe ankurbeln könnte. Vielleicht, wenn jemand wirklich ganz gut schreibt und voll dahinter ist und sich persönlich einbringt. Dann bräuchte er aber auch sowas wie Persönlichkeit im Netz.
Und das ist nochmal eine Ecke schwieriger als Kommunikation.
Sorry, the comment form is closed at this time.
Thesen haben es per se an sich, plakative Binsen zu sein. Seit über 600 Jahren und mehr.
Konkrete Untermauerungen der Thesenbildenden würden mehr interessieren. Zum Beispiel, wie und was man denn im Web 2.0 (Communities, Blogs) genau messen wolle. Kommunikation? Viel zu schwammig. Auch technische Codes, die Botschaft 1
Abgesägt. Hier der Rest:
Auch technische Codes, die Botschaft 1
Kommentare gehen heut irschendwie nich.
Viel gaga-esker finde ich ja die These:
Das tragbare Internet ist der kommende Markt. Alles muss mobil werden. Werbung, Communities.
Der Kleinjungen-Traum: Alles dreht sich, alles bewegt sich. Eine Welt voll ADHS-Patienten.
Ich glaube die eigentliche Seuche ist die ständige Lügerei dabei. Ich hatte ihm damals schon diesen Kommentar geschrieben:
“Bitte hör mir auf mit neuen Meßverfahren. Warum müssen wir den Kunden belügen. Warum wollen wir ihm vortäuschen wir könnten etwas messen was nicht meßbar ist.
Ich kenne die Schweizer Bemühungen Aussenwerbung messbar zu machen und lächele immer leise. Wenn der Kunde eine Religion braucht. Dann bitte. Wenn wir Prediger dieser Religion sein wollen. Besser wäre es anders. Und ehrlicher.”
http://www.duckhome.de/tb/archives/2539-Was-nuetzt-Werbung-auf-die-scheinbar-keiner-reagiert.html
Ich kenne die Ablehnung des Dons gegen Werbung. Aber ich weiß auch aus einigen Gesprächen das manche vom Longtail froh wären, wenigstens ein paar Euro Einnahmen zu haben. Server und DSL Gebühr würde manche schon froh machen.
Mein nächster Serverumstieg steht an. Ich bin hervorragend betreut, aber das was ich mehr will und auch an Leistung brauche, weil ich ein paar Leser mehr gewonnen habe, kostet Geld. Sagen wir mal 250 Euro im Jahr. Ich würde auch gerne mobil bloggen können. Sagen wir noch 250 Euro im Jahr.
Dass sind 500 Euro die ich dem Familieneinkommen wegnehme. Tatsächlich ist es mehr, aber egal.
Andererseits gibt es Werbekunden die gerne Werbung auf Blogs machen würden. Die auch kapieren wenn man es ihnen wie in dem obigen Artikel erklärt.
Das wird nicht leicht, aber wenn ich Blogs aus der Klickmaschinenbetrachtung herausnehme und dazu ein etwas “sozialistischeres” Bezahlungssystem nehme, in dem ich die Blogs in Leistungsklassen einteile, was ich ohne weiteres zählen kann und jedem etwas vom Kuchen abgebe, weil nämlich eine Vermarktung nur über alle Sinn macht, dann kann das gehen.
Mich macht es nur traurig wenn wir Werbung ablehnen nur weil mit Werbung Mist gebaut wird. Dann müssen wir das Finanzwesen und die Banken auch abschaffen und natürlich das Eigentum.
Wenn etwas auf die eine Art nicht funktioniert, muss man die Art wechseln, nicht einfach alles wegwerfen.
Entschuldige Don Alphonso, aber ich halte das für zu wichtig.
These 1: Werbung finanziert das Internet. Aber gerne doch. So lange Firmen nur glauben, dass Werbung im Internet wirkt, wird das so bleiben.
These 2: Mit Werbung im Internet wird außer Google und SpOn niemand reich.
These 2: Niemand interessiert Werbung im Internet tatsächlich, niemand schaut sie, niemand beachtet sie.
These 4: Die Zukunft gehört den Ad-Blockern.
These 5: Die Potentiale des Internets werden zur Zeit nur zu einem Promille ausgeschöpft. News und Werbung, das läuft für einige wenige. Was ist mit Kooperation und Kollaboration? Behauptet jemand, Chat und Social-Dingens seien wenigstens Kommunikation?
These 6: Schuld daran sind die Werbefuzzis, die sich überall breit machen und das Internet mit ihrem zweifelhaften Content zumüllen und ihre kindischen Services anbieten (Hei-Ta-Tei, Zwitscher.de wurde gerade gelauncht :-)
These 7: In Zukunft wird niemand mehr das Internet mit sich rumschleppen wollen und dann im Mäusekino-Format anschauen wollen.
These 8: Die Zukunft gehört dem Wohnzimmer-Internet mit dem Riesen-Flachbildschirm und dem Sofa davor.
These 9: Video und Multimedia-Formate sind nur was für Blöde. Text-Inhalte erleben eine Renaissance.
These 10: Dummheit stirbt nicht aus. Deshalb wird Werbung auch weiterhin das Internet finanzieren.
Ha! Ich kann auch 10 Thesen aufstellen! War ganz einfach!
“Ich halte es für eine Mähr, dass Menschen mit Firmen reden wollen – wie übrigens auch umgekehrt.”
Im Prinzip hast Du recht. Nur ganz wenige Menschen wollen mit Firmen reden. Aber es sind mehr als es früher waren – bzw. ist der Anteil der Publizierenden unter ihnen gewachsen. In klassischer PR sind wir für einen Kunden vielleicht für 50 Medien regelmäßig aktiv (Fachtitel + entsprechende Ressorts bei Publikumsmedien). Diese Zahl wird zunehmen.
Außerdem denke ich, dass auf jeden Fall wichtig ist, die loyalen “Fans”, die eine Marke hat, entsprechend zu behandeln. Das war schon immer richtig. Nur im zunehmenden Wettbewerb wird es wichtiger.
Ob Firmen mit Menschen reden möchten, weiß ich nicht. Aber wenn die Menschen es wollen, dann müssen die Unternehmen es tun es tun. Spielt ja auch keine Rolle, ob VW in den Golf einen Rußpartikelfilter einbauen will – wenn der Konsument es fordert, muss VW das machen. Marktwirtschaft halt.
Thesen aufstellen ist das eine, diese zu “monetarisieren” das andere…
Tja, das mit dem Monetarisieren ist so eine Sache, da bin ich nicht eloquent genug zu. Z.B. indem ich wichtig, wichtig Sätze, wie solche sagen aufsagen könnte:
“…. Außerdem denke ich, dass auf jeden Fall wichtig ist, die loyalen “Fans”, die eine Marke hat, entsprechend zu behandeln. Das war schon immer richtig. Nur im zunehmenden Wettbewerb wird es wichtiger. …
Um sowas rüber zukriegen zu den Werbekunden, muss man wohl selbst daran glauben. Und dazu fehlt mir einfach die richtige Portion göttliche Einfalt.
Göttliche Einfalt kann man sich auch mit einem BWL- oder ersatzweise KoWi-Studium aneignen.
Nee, nicht unbedingt. Ich bin Wirtschaftsingenieur.
Neuer Versuch. aber dann geb ich’s echt technisch auf… :-)
Thesen haben es per se an sich, plakative Binsen zu sein. Seit über 600 Jahren und mehr.
Konkrete Untermauerungen der Thesenbildenden würden mehr interessieren. Zum Beispiel, wie und was man denn im Web 2.0 (Communities, Blogs) genau messen wolle. Kommunikation? Viel zu schwammig. Auch technische Codes, die Botschaft 1
stimme definitiv mit der 9 1/2ten these überein:
“Business-Kasper quasseln lieber anstatt zuzuhören”.
Also ich hätte noch eine Idee, wie man die so lästige “Cover your ass” (CYA) – Strategie (These 9) ersetzen könnte. Nämlich durch die sogenannten KITA-Strategie (kick in the arse). So formuliert hätte die These 9 noch einen zusätzlichen operationalen Mehrwert. Irgendwie zielführender.
Valide Messverfahren?
Zum Beispiel mit dem Quotienten aus milliId durch kiloUms? (Id=gute Ideen, Ums=Umsetzung, egal wie schlecht).
Mit den Einheiten Milli (bei Id) und Kilo (bei Ums) kommt dann auch eine Zahl größer 1 raus, die gut zu kommunizieren wäre.
Dass die Werbewirtschaft auf jede Art von “validen” Messverfahren abfährt, Hauptsache, man kann das Ganze irgendwie in Zahlen ausdrücken, glaube ich mittlerweile selbst (so dämlich ich es in vielen Fällen auch finde). Welchen Grund hätten seriöse Onlinemedien denn sonst, endlose sinnbefreite Bildergalerie- und Quizserien herauszuhauen, außer dem, dadurch die Klickzahlen in die Höhe zu jagen? Dem Werbenden nützen die vielen, im Sekundentakt durchgeführten Klicks in Bildergalerien vermutlich herzlich wenig. Trotzdem lässt sich die Werbewirtschaft durch die schieren Zahlen offenbar immer noch beeindrucken.
amelia, genau das isses, was ich nicht kapiere.
es gibt nämlich gute und schlechte werbeflächen. eine gute werbefläche ist möglichst aufmerksamkeitsstark mit langer einblendungsdauer, trafficmäßig hochfrequentiert und zielgerichtet auf eine passende leserschaft.
der werbeindustrie scheint die qualität der präsentationsfläche im internet aber vollkommen schnurz zu sein. auf die für die werbewirkung entscheidenden erfolgsfaktoren wird überhaupt kein wert gelegt. man misst reichweite in page impressions (seitenklicks) statt in unique visitors (seitenbesucher), lässt sich bei provozierten klickorgien einblendungsdauern von millisekunden gefallen, betreibt anti-werbung mit nervenden layern und popups, achtet nicht auf die umgebung (stichwort spon-artikel über sparkassenwerbung auf pornoseiten).
ich kann mir das eigentlich nur so erklären, dass diejenigen, die ein marketingbudget zu verteilen haben sich einfach zu schwach mit ihrer firma und den produkten identifizieren. sie setzen ihre marken einer großen gefahr aus, indem sie die komplette verantwortung irgendwelchen onlinevermarktungsklitschen übertragen, die ihnen durch schlechte arbeit das geld aus der tasche ziehen. anstatt sich mal hinzusetzen und sich zu fragen, wo und wie man denn überhaupt im internet effizient werben will.
Jaaa! Mehr Kuchengrafiken und Balkendiagramme! In 3D! Und aufwärts zeigende Krawattenmuster (bei uns von links nach rechts)!
Wen wundert’s? Ist ein Bildungsproblem: Seit der Grundschule lernen wir, dass empirische Daten (in Zahlen, Tabellen oder Grafiken ausgedrückt) per se glaubwürdiger sind als ein gutes Argument. Und dass viele fremde, unbekannte, komplizierte oder coole Begriffe in einem Vortrag ein Zeichen für Kompetenz sein müssen.
Ich sach nur: G-Wert! Damit messen die Plakatklebefuzzis die Wirkung ihrer Reklametafeln. Bru-har-har. Habe kürzlich einem solchen Plakatverarscher anhand eigenhändiger Fotobeweise seine G-Werte um die Ohren gehauen.
Das Problem ist nicht web-spezifisch: Die Werbefuzzis lügen den Unternehmensmarketingfuzzis die Taschen voll, damit die wieder ihre Vorstände und GFs verarschen können.
Angeblich gibt es eine Studie über die drastisch zurückgegangene Wirkung von TV- und Außenwerbung, die von interessierten Kreisen seit einiger Zeit unter Verschluss gehalten wird.
Den kreativen Wirtschaftsschmarotzern geht der Arsch auf Grundeis, ich schwör’s!
Ich drehe die Frage um: Wollen Firmen mit Menschen reden? Meine Antwort: Nein, wollen sie nicht. Sie verbarrikadieren sich ja geradezu vor ihren Kunden. Dieses Ungemach mit den Service-Call-Centern, mit den email-Formularen, mit den ganzen ausgelagerten Hiwi-Agenturen, die einem so gut wie nie eine konkrete Frage beantworten können, dieser Mist mit dem fast panisch zu nennenden Geheimhalten von Ansprechpartnern – ich kenne das bei den größeren Firmen nun seit Jahren.
Und da wundern die sich, daß die Leute von ihnen nix mehr wissen wollen.
Je lauter das Wort “Service” und “Dienstleistungsorientiert” gegrölt wird, desto weniger ist es ernst gemeint, so denken die Leute, so denke ich.
Weiteres Beispiel: handys. Es ist immer noch nicht ohne weiteres möglich, von einem Handy der Marke X etwas auf ein handy der Marke Y zu übertragen. Warum nicht? Weil die Firmen das nicht wollen! Markenbindung nennen die das, haha. Und auch da wundern sie sich, daß die Leute diese “Markenbindung” nicht mögen wegen dem Streß, den das macht.
Solange die Firmen das alles so weitertreiben, solange können sie noch so viel Geld in Werbung, Kampagnen und “Corporate Identity” stecken, es bringt nix.
Mit blogs hat das alles nur am Rande zu tun, da die andere Werbung eben auch nicht wirkt.
@Rainer: Wenn Du an die Existenz dieser Studie glaubst, kannst Du auch genausogut glauben, dass die Amis in Roswell Aliens gefangengehalten haben. Oder lass es mich anders sagen: Kann ja durchaus sein, dass es diese Studie gibt. Aber was folgt daraus? Das TV-Lager hat auch seit eh und je Studien in den Schubladen, wonach Printanzeigen rausgeschmissenes Geld sind. Und dass kein Schwein auf Banner klickt, müsste sich eigentlich auch rumgesprochen haben. Das Henry-Ford-Problem ist so alt wie die Werbung, und daran wird wahrscheinlich auch das ganze Webzwonull-Gedöns wenig ändern.
Aber jetzt mal zum eigentlichen Thema: Ich finde das Bestreben, das social web (oder wie immer man die Gemengelage aus Communities, Blogs und ähnlichem nennen will) empirisch zu durchleuchten, nicht grundsätzlich verkehrt oder verwerflich. Kann ja sein, dass sich das spezifische Etwas, was dieses Teil des Netzes ausmacht, nicht in quantitativen Parametern abbilden lässt. OK, dann ist das halt so. Und entsprechend wird sich die Werbewirtschaft dann auch kein Bein ausreißen, in diesen schwer einzuschätzenden Umfeldern präsent zu sein. Was also ist das Problem?
ich hau hier mal bisschen überlange dazwischen…
Vielleicht sollte man sich als Unternehmen, das mehr über Konsumenten im Web2.0 und deren Kommunikationsverhalten erfahren will, erstmal fragen, wieviel man denn von den Usern der Offline-Medien und ihrem Wesen inkl. Kommunikationsverhalten im sozialen Offline weiß (Und wie gut z.B. Telefondienste laufen, mit denen man kostenlos telefonieren kann, weil dauernd Werbeeinblendungen die Gespräche unterbrechen – ich seh da gewisse Analogien zur Werbevermarktung von „zwischenmenschlicher“ Kommunikation, z. B. Blogs, im Netz). Das dämpft die Erwartungen, finde ich… Ich seh das alles eher pragmatisch. Das Netz ist da. Kommunikation passiert. Und entgegen anderern Ansichten, glaub ich, dass das Internet die Kommunikation nicht völlig neu erfunden hat oder so was. Im Endeffekt biete das Internet nur Kanäle und Plattformen sich zu vernetzen. Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass es nur, weil es neue Wege gibt, wirklich andere/neue Inhalte von Kommunikation “von selbst” generiert. Denk mal, Wirtschaft und Kommunikation gehen im Netz unter den gleichen Bedingungen zusammen wie im Offline.
Was also Werbung im Netz angeht:
Ich denk mal, Besucherstatistiken sind als Messwerte ganz nützlich, um die Leitmedien (individuell definiert) in welchem Bereich auch immer, und es gibt ja einige, herauszufinden. Die kann man dann beobachten. Ansonsten könnte man sich darum kümmern, dass man den Usern ne umfassende (zielgruppengerechte) Unternehmens-/Marken-Informationsplattform bietet. Da kann man seine Botschaften dann ablegen und sie sind 24/7 verfügbar und werden auch noch von den Rezipienten selber abgeholt (Involvement und so).
Reputation ist wichtiger als Werbung. Klassische Werbung wird immer bedeutungsloser, wenn man sie als Banner oder sosntwie einfach aufs Netz adaptiert.
Und wenn man Web2.0ig irgendwas machen will, (denke, man sollte durchaus bei ausgewählten Online-Medien, wie ja, genau, Spon, zb., werben) dann eher Klasse statt masse.
Ne Alternative zur Banner- oder sonstiger Werbung sind sicher auch Sponsoring oder Kooperationen. Wobei ich als User keine Lust auf bezahlte, wie heißt es doch so schön – Mietmäuler- hab. Authenzität und Glaubwürdikeit sind mir dann doch lieber.
Ansonsten find ich, dass die Corporate Blogs von großen Unternehmen, noch ein Stück weit zu verschlossen sind… Offenheit für Kommunikation kann auch Kritik bedeuten, klar. Trotzdem. Wenn irgendwer im Netz schon über das Unternehmen redet, dann kann die Wirtschaft sich auch auf ein Gespräch einlassen und mal nen Kanal aufmachen und hat so ne Anlaufstelle, wenn tatsächlich mal jemand mit einem reden will. Sicher gut fürs Unternehmen, wenn richtig gemacht wird. Finde Corporate Blogs von der Idee her nicht schlecht.
Ich persönlich finde es nicht wichtig mit meinem Blog direkt Geld zu verdienen.
Aber man kann ja auch indirekt davon profitieren. Reputation und so. Wenn man einen Fachblog schreibt, der mit dem Job zu tun hat zum Beispiel…
Ich denke auch, dass Kommunikation an sich (im Sinne von Gesprächen, Meinungen = Blogs) nicht wirklich monetarisiert werden kann. Z.B. pro Blogeintrag zahlen oder so was. Das wäre so als wenn ich für den Empfang einer Email jedesmal bezahlen sollte. Das würde ich nicht tun.
Wissen und Information ist sowieso oftmals durch ne Kostenschranke blockiert, auch im Netz. Ich sag nur Zeitungsarchive. Oder Musik.
Wenn mir ein wirklicher Mehrwert geboten wird, im Sinne von Information (möglichst objektiv und allumfassend oder themenspeziefisch in der Tiefe) oder eben Musik, dann würd ich auch zahlen, aber nur per Flatrate. Und die müsste günstig sein.
Damit die niedigen Flatrates auch noch Gewinne für Unternehmen abwerfen, müssten die Flats auch entsprechend viele Leute pro Anbieter nutzen. Da es nur eine begrenzte Menge an Nutzern gibt, dünnt sich die Anbieterzahl aus. Außer, das mit der Werbung funktioniert *gg*
Da gibt es doch jetzt dieses Interview mit google-Schmidt bei faz.net.
Nüscht mit Kohle im Web2.0. ;-)
Ja, sehr lesenswert, passt auch gut hier rein, was er zur schwierigen Refinanzierung von Communities sagt.
Stattdessen hofft man jetzt bei Google, das mobile Internet werde das nächste große Ding. Hm. Daran kann man glauben, muss man aber nicht…
So lange da draußen selbst mittelgroße Agenturen und große Marken sitzen, die Technorati für einen Autozulieferer halten und sich gerade erst für E-Mail-Marketing erwärmen, so lange wird der Avantgarde manch ein Inhalt als breitgetretener Quark (um eine Assoziation an Goethe zu evozieren) erscheinen, während andere die Poesie-Album Inhalte gerade so eben noch geistig verdaubar finden. Das ist auch ein Stück weit dicke Bretter mit der Fingerspitze bohren, bei dem nichts weiter möglich ist, als das penetrante Herunterbeten von Psalmen, weil die Kunden ungern von eigenen Projekten berichten oder berichten lassen. Man könnte ja Wettbewerber schlau machen oder die eigene Begeisterung über dünne Zahlen erklären müssen. Und natürlich kurbelt Kommunikation im Netz sowas wie Verkäufe an. Genauso wie sie das an der Käsetheke in der Frankfurter Kleinmarkthalle tut. Nur fragt dort niemand nach dem Cost-per Voice. Und wenn er das täte, sähe der ROI in einer Powerpoint-Folie wahrscheinlich eher mager aus. Deshalb darauf verzichten?
PS: Kolbrück ohne “h”. Danke
Olaf, mal im Ernst: Glaubst Du wirklich, wenn das ganze Web2.0 mit einem Schlag zu existieren aufhören würde – gäbe es irgendetwas, das für Firmen nicht ganz genauso laufen würde?
Ausserdem würde ich diese leute nicht für dumm oder ignorant halten. Ich denke, viele wissen noch sehr genau, dass die letzte Runde genauso, mit den gleichen Sprüchen ausnehmend teuer zu Ende ging. Web2.0 war einfach schneller, als das Gehirn dieser Leute kurz ist.
@Mark4711: Allein die Tatsache, dass in der Branche das Gerücht über eine niederschmetternde und umfassende Studie zur Wirkungslosigkeit von Werbung umgeht, zeigt mir, dass die Kröatiefen Panik schieben, es könne sein, dass Herr und Frau Konsument die Kommenekatzjon am Heck vorbeigeht. Als in etlichen Konsumentenpaneln angemeldeter Konsumist habe ich in den letzten sechs Monaten übrigens an drei Umfragen teilnehmen dürfen, die uns Geldausgeber fragt, ob und was wir von Werbung halten. Interessant, dass dort neuerdings auch der Wert von unmittelbaren und mittelbaren Produktempfehlungen abgefragt wird…
Nebenbei: Natürlich liegt in Area 51 ein totes Alien in der Tiefkühltruhe. Was denkst du denn!
Gibt es nicht auch schon Studien, die besagen, daß Handy-Werbung als zunehemnd nervend angesehen wird ?
Ich habe so ein bißchen den Eindruck, als würde googles Schmidt so sehr das “mobile Internet” bejubeln, um von etwas anderem abzulenken. ;-)
Ich gehe davon aus, daß Werbeinvestitionen im Web2.0 idR den gleichen Wert haben wie das Sponsoring von Kinderspielplätzen: eine Form der Landschaftspflege. Man ist lieber dabei als sich etwas vorwerfen zu lassen … vllt. hilft es ja und man bleibt in guter Erinnerung.
Ich finde allerdings, daß *studiVz* ein verdammt teurer Kinderspielplatz ist.
Was macht eigentlich *shopperoo* ? Haben die schon die Börsenkapitalisierung der Lufthansa erreicht ?
Letzthin, in einem Video beim Werbeblogger, hat Nico unter beklagung der deutschen Mentalität mitgeteilt, was ich schon etwas länger wusste: Shoppero ist “zurückgestellt”, was in etwa 120 Punkte auf der Dotcomtodskala bedeutet.
@29: Mit dem Jammern über die angeblich so innovationsfeindliche Mentalität hierzulande ist Nico Lumma ja immer schnell zur Hand, wenn das störrisch-blöde Nutzervolk nicht wie die Fliegen auf irgendeine neue achsotolle Webzwonullscheiße draufbrummt.
@27: Gähn, dass weiß man in den Agenturen doch schon seit mindestens zehn Jahren, dass die Mehrheit der Konsumenten von Werbung tendenziell eher genervt ist und dass der Anteil der Genervten steigt. Insofern ist das keine sonderlich neue und auch keine brisante Erkenntnis, die man in Form geheimer Studien in den Giftschränken aufbewahren müsste.
Nur begehst Du einen kapitalen Denkfehler, wenn Du davon ausgehst, dass Nerverei der Werbewirkung grundsätzlich abträglich wäre. Du wirst nun behaupten, bei Dir wäre das völlig ausgeschlossen, dass Du je ein Produkt erwerben würdest, dessen Hersteller mal mit Werbung genervt hat. Aber erfahrungsgemäß halten das die wenigsten in der Konsequenz durch, Du wärst da also keineswegs repräsentativ für Otto Normalverbraucher. Und der Job von Werbeleuten isses nun mal auch, Schmerzgrenzen auszutesten.
Und noch eins: Die abnehmende Werbewirkung pro eingesetztem Werbe-Euro, also das was man gemeinhin Media-Inflation nennt, ist zunächst mal ganz banal der exorbitant gestiegenen Gesamt-Werbemenge geschuldet. Du kannst davon ausgehen, dass Du als Großstadtmensch heute pro Tag einer vierstelligen Anzahl von Werbereizen ausgesetzt bist. Dass die meisten davon ohne Wirkung verpuffen, liegt auf der Hand und kann unter diesen Voraussetzungen auch gar nicht anders sein. Denn noch so viel und tolle Werbung wird Dich und mich nicht dazu kriegen, eine always ultra Slipeinlage für den persönlichen Gebrauch zu kaufen.
Der Punkt, warum manchem Kreativen der Allerwerteste auf Grundeis geht, ist aber ein anderer. Nämlich, dass der Stellenwert seiner kreativen Leistung immer weiter hintenrunterfällt, weil man sich ja heute viel mehr Gedanken machen muss, über welche Kanäle man die Message überhaupt noch rüberbringt. Das heißt, die Rolle der Media-Abteilung im Kommunikationsmix wird immer wichtiger. Und gleichzeitig versprechen Internet (zwar zu Unrecht) und Direktmarketing-Maßnahmen direkt messbare Erfolgskontrolle.
Das sind die eigentlichen Sorgen der Werbeleute. Oder auch, dass man nicht so recht weiß, wie man die Leute in dem ganzen Community-Gedöns und social web ansprechen kann (damit wären wir wieder beim Thema dieses Eintrags). Aber dass ein paar marketinghalbgebildete Topchecker wie Du und ich genervt sind von dem ewigen Gehupe, das nehmen die als Kollateralschaden billigend in Kauf.
@donalphonso Würde sich für die Unternehmen ohne Web 2.0 was ändern? Für die Markenhersteller ja. Ohne neue Dialogwege finden sie nämlich nur noch eine schwindende Zielgruppe, die ihnen noch zuhört. Und neue Marken holen sich diesen Markt. Das geht mit einem geschickten Vertriebs- und Markenkonzept natürlich auch ohne Web 2.0. Mit aber schneller. Natürlich funktioniert das nicht alles jetzt und sofort. Aber deswegen weiterschlafen? ich wage sogar die steile These, dass die Investitionen von Mercedes in Second Life nicht verbrannt waren. (allein der pr-effekt sich als innovationsfreudiges unternehmen darzustellen).
Und was das teure Geld angeht: Das ist doch das verführerische: Ein Widget oder eine Profilseite bei Facebook ist doch regelrecht Kleingeld gegen eine TV-Kampagne, die, um sie überhaupt sichtbar vergeigen zu können, mindestes zweistellige Millionenbeträge kosten muss.
Nimm mal als beispiel Ferrero. Die legen hierzulande roundabaout 300 Mio für Werbung auf den Tisch. Vielleicht 5-6 Prozent davon für Online-Werbung. Einen Bruchteil davon vielleicht für Web 2.0-Kommunikation. Eine Site bei Facebook ist da billiger als der Streuverlust im Handzettel. Den ich übrigens nichstdestotrotz nicht zum Altpapier geben würde.
Und by the way: nach meinen Eindruck geht es den Unternehmen vielfach auch nicht um einen echten Dialog, sondern nur um das vermittelte Gefühl, ein Dialog finde statt. Werbung halt. So verstehen sie web 2.0.
Und die Verlage? Web 2.0 kommt mir da manchmal vor wie Weißwandreifen. Sieht schick aus, die Kraft bringt aber die Panorama-Front auf die Straße. Aber schön sind Weißwandreifen trotzdem. Und ich würde wetten, dass Holtzbrinck seinen Satz Reifen eines nicht fernen Tages erlösfreundlich loschlägt.
Auf die würde ich eher einen Cent setzen als auf die Bertelsmänner, wo das Wort Internet immer noch Karriereschädigend zu sein scheint.
bin nicht der don, aber es sei mir gestattet:
“… die Markenhersteller” – “Ohne neue Dialogwege finden sie nämlich nur noch eine schwindende Zielgruppe, die ihnen noch zuhört.”
Wäre das auch so, wenn es das Web2.0 nicht gäbe, sondern nur die klassischen Medien? Das Web 2.0, und die Digitalisierung überhaupt, hat doch erst die Fluchtmöglichkeiten geschaffen?
“ich wage sogar die steile These, dass die Investitionen von Mercedes in Second Life nicht verbrannt waren. (allein der pr-effekt sich als innovationsfreudiges unternehmen darzustellen).”
Nun ist es für Mercedes zwar bestimmt gut (gerade in diesen Zeiten), dass sie als innovationsfreudig wahrgenommen werden. Wenn sie das mittels 2nd life werden.
Da wäre doch die Frage wie innovativ und erfolgreich 2nd Life wahrgenommen wird. denn nur so kann der imagetransfer stattfinden, wenn man den beabsichtigt. Und wenn nicht, gibts ihn trotzdem… Es hat sicher Erfahrungswerte gebracht, im 2nd Life dabei zu sein, die u.U. in Zukunft für MB nützlich sein könnten.
“Ein Widget oder eine Profilseite bei Facebook ist doch regelrecht Kleingeld gegen eine TV-Kampagne, die, um sie überhaupt sichtbar vergeigen zu können, mindestes zweistellige Millionenbeträge kosten muss.”
Ich behaupte mal, dass es die Chance gibt, dass ein TV-Spot für ein paar Millionen qualitativ besser sein wird (und damit prestigeträchtiger etc – kommt natürlich auch auf die Marke und das Produkt/Dienstleistung an, die man bewirbt) als ein Widget oder die facebook-Seite. ich lass mich auch gern vom gegenteil überzeugen… Gute Werbung kann bei mir, wenn auch selten, schon mal als Kunst durchgehen, wenn ich zufällig mal was davon sehe, beim zappen, oder auch auf youtube oder sonstwoim Netz.
Von nem Widget oder Ähnlichem kann ich das bis jetzt noch nicht behaupten. Und mir fehlt der Nutzen. It just is, geht bei nem TV-Spot. Aber ein Widget oder so, das muss doch was können. nur was…
Vllt. etwas weniger fundamentalistisch:
Es ist natürlich richtig, daß bei einem Werbeetat von >10 Mio. p.a. auch ein paar Groschen für das Internet übrig bleiben sollten. Da bspw. Automobilhersteller bereits 2000 feststellten, daß die “Vorabinformation” bei (Gebraucht-)Kfz-Kauf inm Internet stattfindet, wird sich jeder “irgendetwas” einfallen lassen.
Allerdings … wir haben mE keine “Hypesituation”: alles, was in den vergangenen 18 Monaten “gehandelt” wurde, ob Second Life, social shopping (und communities) oder demnächst “mobiles Internet” wird nicht Entscheidendes ändern.
Der “Dialog mit dem Kunden” wird nicht der Paradigmenwechsel sein – Discounter “dialogen” recht wenig und sind trotzdem die Gewinner des Einzelhandels in den vergangenen 10 Jahren.
@33: Yep. Dialog wird überschätzt. Wenn jetzt jedes schnelldrehende Konsumgut, das ich Tag für Tag so erwerbe, mit mir in Kontakt und Dialog treten wollte, dann hätt ich echt ein Problem. Ich behaupte mal, dass ein Unternehmen wie Procter & Gamble auch weiterhin gut klarkommen kann, ohne mit jedem Käufer einer Küchenrolle in Kontakt treten zu müssen. Das mag bei Warengruppen mit höherem Involvement-Faktor und komplexeren Dienstleistungen natürlich anders aussehen. Aber von diesem überschaubaren Bereich aufs Ganze zu schließen ist ziemlich gewagt.
[…] So Rainer kürzlich an der Blogbar. Virale Kampas im Internet sind nicht dann besonders erfolgreich, wenn sich Werber besonders lustige Ideen einfallen lassen, sondern dann wenn dem Kunden glaubhaft vermittelt werden kann, dass hinter einem Produkt ein echter Gegenwert steht. Braucht es dazu wirklich Zwischendealer, welche die Inhalte verwässern? Vielleicht sollte mal jemand Firmenblogs daraufhin untersuchen. Das Kosten-Nutzen- Verhältnis dürfte auf jeden Fall um einiges höher sein, wenn man Werbefuzzis gänzlich aussen vor lässt. […]