Vorankommen jenseits der Book-on-Demand-Mentalität
Blogs sind in Deutschland nicht richtig entwickelt, Blogs sind hier noch nicht so weit, woanders sind Blogs längst akzeptiert, Deutschland ist beim Bloggen hinten dran.
Kennt man. Wird oft betont, von Medien und Bloggern gleichermassen. Es ist eine höfliche Lüge.
Denn die Wahrheit sieht anders aus. Viele Leute bloggen, finden Gefallen daran, schreiben ihr Zeug und machen, wozu sie Lust haben. Das ist Kommunikation, das hat erst mal mit “Entwicklungen” die nach oben, vorne oder weiter gehen sollten, nichts zu tun.
Der Unterschied, den sie meinen, das Nichtankommen, das betrifft diejenigen, die mit dem Thema weiter kommen wollen, die gerne auf diesen privat gefüllten Seiten etwas aufbauen wollen. Die gerne mehr wären als – bitte nicht falsch verstehen, das Wort ist nicht im Mindesten negativ gemeint – Amateure, sondern ernst genommen werden wollen, mitspielen, dabei sein, auf Podien gehen, zitiert werden, gefragt werden, Geld verdienen, Huldigungen anderer entgegen nehmen – all das, was es in Deutschland tatsächlich nur bedingt gibt. Und schon gar nicht in einer kommerziell erfolgreichen Variante.
Mich erinnern diese Klagen an das, was man von “Autoren” hört, die Bücher als Book on Demand, früher sagte man “Im Zuschussverlag” veröffentlichten. Da gab es zu Beginn ähnliche Hoffnungen, man könnte mit dem Internet ohne den ganzen Verlagskrempel selbst einen Bestseller landen, bekannt und beliebt werden, Klagenfurt erreichen und mit Reich-Ranitzky einen heben gehen. Am Ende sieht man diese Leute dann auf der Frankfurter Buchmesse, wie sie am Stand solcher Verlage versuchen, das jeweils eigene Machwerk irgendwie im Städer nach vorne zu schieben, drin rumzublättern und anderweitig zu promoten. Beliebt ist das Abklappern anderer Stände und das Vorzeigen des Schriftungutes, sehr zur Verärgerung von Verlegern und Verschwendung der eigenen Lebenszeit.
Wie sowas dann geblogt ausschaut, kann sich der werte Leser unter diesem Link (http://sieben.alext.de/) anschauen, der die erfolglosen Bemühungen eines gewissen Alexander Trust aufzeigt, mit seinem Geschichtenwettbewerb einen Verlag zu finden. Trust nennt sich “Chefredakteur” einer Ansammlung von drei Blogs, die unter “Sajonara Blogverlag” firmieren. Grosse Worte, Titel wie in Österreich, Ergebnis nicht wirklich marktorientiert und bis vor Kurzem auch mit gekaufter PR von Trigami belastet.
Oder Roman Hanhart, ebenfalls Autor von Trigami und immer schnell dabei, wenn es um das Thema “Geld verdienen mit Blogs” geht. Zusammen mit einem anderen Blogger hat er im Dezember 2007 gleich mal was ganz Grosses verkündet: Ein World Blog Forum in Bern in Anlehnung an das World Economic Forum, gleich mit Termin und Location. Den zugrunde liegenden Beitrag im sog. Alliance-Blog von Hanhart hat es mutmasslich bei einem Relaunch des Blogs erwischt, entsprechend gehen die Links einer Vielzahl von Bloggern, die dem Thema ziemlich viel Publicity geschenkt haben, heute in Nichts. Hier nochmal die Selbstbeschreibung:
Als unabhängiges globales Forum wird das WBF als Institution die internationale Bewegung dieses Mediums fördern, unterstützen und weiterentwickeln. Dabei werden Lösungen angeboten, um die technischen Hürden zu beseitigen, die Vernetzung aktiv zu fördern und unabhängig von einseitigen globalen Machtinteressen das Medium Blog zu nutzen zu schulen und zu vermarkten. Zu diesem Zweck ist ein World Blog Forum gegründet. Das als Matrixorganisation – internationale Blognods (Barcamp etc.) unterstützt, koordiniert, zusammenfasst und in einer Dachorganisation die Umsetzung initiiert. An lokalen | regionalen| nationalen Workshops wird zu Themen rund ums Bloggen diskutiert, geschult und informiert und Ideen aufgegriffen. […] Im WBF wird, an periodisch stattfindenden Kolloquiums, vertieft und global kommuniziert. Für die Organisation des WBF ist das World Economic Forum in Davos Vorbild
Inzwischen ist das “World Blog Forum” ein kaum noch aktualisiertes Blog minderer Qualität; von einer Durchführung ist mir nichts bekannt. Man möchte – wie schon oft bei Blog-TV, Blogverlagen, Blognetzwerken und anderem gigantomanischen Weltdominanzunsinn – den Verantwortlichen zurufen, es doch zu Beginn ein paar Nummern kleiner zu versuchen. Nicht immer versuchen, Eindrücke zu erwecken, die keiner Prüfung standhalten. Nicht immer gleich nach vorne drängeln. Nicht sofort das Maul aufreissen und die globale Vision rauströten.
Es ist in der Wahrnehmung drinnen und draussen überhaupt nicht problematisch, wenn es diese ganzen Ansätze nicht gibt. Gute Themen und Ansätze werden sich durchsetzen, gute Projekte werden entstehen, wenn sie gut umgesetzt werden, aber nicht mit vielen Links auf peinliche Angebereien. Manchmal wäre es vielleicht auch gar nicht so doof, die vielen, vielen gescheiterten Ansätze von Blognation über “Spreeblick Verlag”, Shopero, Germanblogs, Mahlzeit bis zur Readers Edition endlich mal einzusargen und aus eigenem Antrieb heraus aufzuarbeiten, wie es allenfalls sporadisch gemacht wird, damit nicht alle paar Wochen wieder die nächste Version von Pinky Blog & the Brain Twitter versucht, die Weltherrschaft zu übernehmen.
Es liegt nämlich nicht an den Blogs, den bösen Medien, der Technikfeindlichkeit der Deutschen, an der schadenfreude oder der Unfähigkeit zu akzeptieren, dass man mal was probiert.
Es liegt an Book-on-Demand-Bloggern, die eine grosse Klappe haben, aber keinen Peil von dem, was sie tun und wie es geht.
Sorry, the comment form is closed at this time.
Alexander Trust ist doch ein netter Kerl und sein Sajonara-Blog auch recht lesenswert. Ich versteh nicht, was Du am Mißerfolg anderer Leute geil findest. Ich finde die Idee von Alexander gut, hab aber auch erst durch Deinen Artikel davon erfahren.
Schade, dass es es keinen Verlag dafür gibt, aber da die Geschichten ja schon im Netz veröffentlicht sind, bleiben sie so wenigstens für die Nachwelt erhalten.
Vieles liegt auch am Durchhaltevermögen, am Biss. Ich würde allen mal die Tagebücher Theodor Herzls empfehlen, damit sie daraus lernen, wie viel Lebenszeit, Aufwand und Energie es kostet, eine Idee auch durchzusetzen. Die meisten dieser Bizziniss-Schlappies aber, die grätschen doch nach einem Quartal schon weg. Hyperaktive Aufmerksamkeitsdefizit-Figuren – und dann noch auf den falschen Drogen. Und so sind meist auch die Ideen …
Ich weiß es nicht, ich weiß es auch nicht. Nein ich weiß nicht wie es geht. Als ich letztens in der Buchhandlung stand und nach dem Toprezept für den erfolgreichen Kleinblogger fragte, wussten die noch nicht einmal was ein Blog ist.
Also probiere ich rum. Manches hat kurzfristig Erfolg, anderes nicht. Nein ich gehe nicht zum Zuschussverlag. Ich veröffentliche meine Krimis so lange auf meinem Blog http://www.duckhome.de/tb/archives/1680-1.-Die-Wasserleiche.html
bis ich keinen Bock mehr habe welche zu schreiben, endlich ein Verlag kommt und sie wegkauft oder ich einfach in die ewigen Jagdgründe eingehe, was wohl das wahrscheinlichere ist.
Aber auch da gilt probieren. Mir sind deshalb Leute die auch etwas probieren lieber, als jene die mir nur ständig erzählen das es nicht geht. Ich mag übrigens Alexander Trust als Blogger sehr und habe den Misserfolg gar nicht bemerkt. Aber vielleicht kann man da ja noch was machen.
Auch das ist etwas was uns vielleicht fehlt. Denn lieber Don wenn du weißt was besser gemacht werden muss, dann sag es uns doch etwas klarer. Es ist ja nicht so, dass wir die Weisheit nicht hören möchten. Ob wir ihr folgen steht auf einem anderen Blatt.
Durchhaltevermögen ist nicht so sehr angesagt. Es muss alles schnell gehen, wir sind ja schliesslich im Internet.
Angeberei gehört jedoch zum Internet – es ist ein Teil der Gesellschaft, die CVs pimpt und aus 6 Monate Rumhängen als Backpacker in Indien ein Praktikum in einem Unternehmen in einem zukünftigen wirtschaftlichen Boom-Land macht. Da werden aus Hausfrauen freiberufliche Profi-Texter und aus Langzeitarbeitslosen Projektmanager.
Ich kann mich mittlerweile nicht einmal darüber mehr aufregen. Irgendwie kommt einem die deutsche Blogger-Szene ziemlich traurig vor, wenn man andere Länder verfolgt. Was mir auffällt: Es wird wohl nirgends anders soviel Wert auf den Technorati-Rang gelegt. Mir ist auch nicht bekannt, dass sich woanders ein Verein gegründet hätte, der sich die “Etablierung von Standards für die Vermessung und Erforschung von Weblogs” auf die Fahnen geschreiben hat, und doch nur den Vermarktern Zahlenfutter liefern will. Das ist wohl Deutschland…
Ich versteh nicht, was Du am Mißerfolg anderer Leute geil findest.
Gar nichts. Null. Nada. Ich bin alles andere als begeistert, wenn Halbausgegorenes am Ende mal wieder im inzwischen blogosphärentypischen Versagen stecken bleibt. Dass es steckenbleibt, ist nicht das Tragische, mei, manchmal geht es und manchmal nicht. Aber wer nur einen Hauch von Ahnung von dem hat, was man so gemeinhin als “Geschäft” bezeichnet, hätte von Anfang an die Kommunikation ganz, ganz klein gehalten. Und Trust, der es hier beim Thema StudiVZ erst als Speichellecker und Abschreiber versucht hat, und seitdem lieber den Lügner, Spammer und Stalker gibt, liegt damit lediglich im Rahmen seiner Möglichkeiten. Dumm für die, die auf sowas reinfallen. Aber vielleicht lernen sie es so.
Ansonsten empfinde ich den Buchmarkt als wirklich funktionierenden und gerechten Betrieb, der zwar auch seine Schattenseiten hat, aber tatsächlich auch in der Lage ist, dem Leser so manches Ãœbel zu ersparen. Genauso, wie nicht jeder einfach so auf den K2 spazieren kann, kann auch nicht jeder erwarten, bei Verlagen anzukommen. Es ist ein hartes Stück Arbeit, es ist auch nicht unbedingt spassig, abgelehnt zu werden, aber so ist das nun mal: Der Markt ist nicht unendlich gross. Selbst ein gutes Blog ist nochmal was anderes als ein guter Roman. Da hilft nicht jeden Tag was raushauen, da hilft nur schreiben, schleifen, nacharbeiten, feilen, schreiben, schleifen und so weiter. Bloggen kann man sich einfach machen. Book on Demand kann man sich einfach machen. Kongresse und Chefredaktionen kann man sich einfach machen. Aber ein gutes Blog ist harte Arbeit, und ein Roman mithin die härteste Arbeit, die man sich vorstellen kann – es sei denn, man heisst Simenon oder Christie.
Klar, Autor zu sein ist nicht leicht. Aber ich finde es grundsätzlich eine nette Idee, wenn jemand neue Wege geht. Ich finde, Gehässigkeit ist da nicht angebracht.
Der Büchermarkt gerecht und funktionierend? Vor ein paar Tagen habe ich beim Surfen erst eine Liste von Klassikern gesehen, die zuerst von namhaften Verlagen abgelehnt worden waren. Patrick Süsskinds Parfüm stand ganz oben auf der Liste.
Ob die meisten Verlage wirklich nach Qualität auswählen? Hmm, da wäre ich wirklich überrascht. Bei Kai Diekmanns Buch über die g8er bis zu den diversen Ärzte-Romanen hat diese Auswahl leider nicht funktioniert.
Ich weiß nicht, woher Deine Abneigung gegen Alexander Trust kommt. Mein Eindruck von seinen Artikeln ist nicht, dass er StudiVZ in den Himmel lobt, ganz im Gegenteil. Ich finde es auch arrogant von Dir, dass Du Dir solche Urteile wie “Schleimer” oder “im Rahmen seiner Möglichkeiten” erlaubst, wo Du ihn doch wahrscheinlich nur über seine Blogs kennst, oder?
Es gehört dazu, abgelehnt zu werden. Mehrfach. Na und. Es ist ein Geschäft, es gibt Angebot und Nachfrage, und wer da nachtragend ist, hat das falsche Ego. Nummern wie die Aufzählung von Verlagen, die irgendwelche Internetmachwerke obskurer Studentencliquen unter Federführung eines selbststilisierten Verlagschefs nicht wollen, finde ich persönlich bescheuert. Aus Ablehnungen soll man lernen und das Angebot besser machen. Es gibt in aller Regel keinen einfachen Weg, man muss den Verleger und Lektor finden, der passt. Wenn man es nicht tut: Mei. Das Problem der Literatur ist nicht, dass es zu wenig gute Bücher gibt, es gibt zu viel Ramsch.
Ich sagte “Speichellecker”, meinte das in Bezug auf die Trittbrettfahrerei bei der Blogbar, und das meine ich auch so, und ich hatte hier trotz eindeutiger Aussage, ihn und seine peinlichen Auftritte zwischen Gschaftlhuberei, Lügen und Trollereien hier nicht mehr sehen zu wollen, genug Spammerei von diesem Typen unter diversen Nicknames in den Kommentaren, um in etwa ein Bild dieser Person zu haben. Eines, das ganz vorzüglich zu anderen wenig erfolgreichen Bemühungen passt. Soll ich hier mal die IPs und Nicks posten, oder können wir das Thema damit bewenden lassen?
@ Don / No. 5: Wenn du den Buchmarkt hier als Modell anpreist, dann wünscht du dir damit den guten alten ‘Gatekeeper’ zurück. Nichts anderes ist ein Lektor, der die eingehenden Typoskripte zu sichten hat und der im Schnitt innerhalb von zwei Minuten über den dicken Papierstapel, der sich Roman nennt, entscheidet. Lass die Leute doch weiterhin alle ins Netz schreiben, auch die Analphabeten, verhindern kannst du es sowieso nicht. Schlimm wäre es nur, wenn sich auf Dauer und auf Grund irgendwelcher Manipulator-Gimmicks die Nichtqualität durchsetzen und das Bild prägen würde …
Der Gatekeeper heißt Markt: Mit welchen Produkten/Büchern/Blogs (?) lässt sich Geld verdienen, für was zahlt der Nutzer direkt (Buch) oder indirekt (Werbung)? Was Don kritisiert ist ja nicht, dass es überall Amateure gibt, die als Hobby schreiben/bloggen, sondern dass es Möchtegerns gibt, die so auftreten, als seien sie tolle Schriftsteller/Blog-Chefverdiener. Frau Rowling hat auch nach ein paar Ablehnungen Harry Potter nicht im Selbstverlag verffentlicht und die große Gatekeeper-Verschwörung angeprangert. Sie hat so lange nen Verlag gesucht, bis sie einen fand… und der verdient sich jetzt dumm und dämlich.
Wenn statt eines ‘Autoexperten’ ein ‘Möchtegern-Autoexperte’ mir die Bremsen repariert, dann fällt mir das an der ersten roten Ampel spätestens auf. Gerade die Möchtegerns richtet der Markt.
Auch das mit dem Bezahlen ist so eine Sache: Als ‘Bezahl-Medium’ würde derzeit wohl kein Blog überleben, wie gut auch immer. Das liegt dann nicht an der Qualität dieser Blogs, sondern an einer Umsonst-und-Draußen-Mentalität im Netz, was allen ganz selbstverständlich als ein Nichtbezahl-Medium gilt. Wäre es das wiederum nicht, würde es nicht funktionieren. Dilemma heißt so etwas wohl …
Ich weiß, dass es möglicherweise ein wenig altbacken klingt, aber gehört Klappern nicht zum Handwerk? Wenn jemand ein Projekt startet, dann wird er/sie davon überzeugt sein, ansonsten lässt er es doch. Und wenn er/sie überzeugt ist, will er/sie natürlich gleich die Nummer eins werden. Und posaunt das raus. Warum nicht?
Wenn man dann eingeht, hat man sich halt verrechnet – na und? Ich denke, wir leben mit Fehlern. Dann denkt man beim nächsten Projekt eben ein bisschen mehr nach. (Vielleicht ist ja das fehlende Nachdenken das, was Don kritisiert?)
Mal unabhängig davon, ob Ideen funktionieren und wie man sie im Einzelnen bewertet – ich habe Respekt vor Leuten, die sich aus dem Fenster lehnen und hinter einer Sache stehen. Ich finde das gut, wenn jemand sein Ding macht, egal was die anderen sagen.
Und der Buchmarkt: Der Gatekeeper ist ja nett als Institution, die “Qualität” bewertet – aber gibt’s das noch? Ich denke, die Gatekeeper-Funktion der Verlage schaut heute nicht mehr wirklich nach Qualität, sondern danach, ob sich ein Buch verkaufen lässt. Ist der Titel knackig, der Anrisstext cool? Der Inhalt ist oft sekundär, denn wenn es um den Inhalt geht, ist das Buch ja schon verkauft. Versuch mal, ein Buch wegen schlechter Qualität dem Händler zurückzugeben – wird kaum gelingen! Viele Bücher sind Strohfeuer. Aber solange man damit Geld verdient, kommen sie eben raus.
Was bei den Medien gerade geschieht, ist aus der Distanz betrachtet so unglaublich umfassend und chaotisch, es zeichnen sich Entwicklungen ab und sterben wieder, Leute probieren was und gehen ein oder werden erfolgreich. Ich finde es unglaublich schwer, ausgerechnet in dieser Situation Dinge zu bewerten. Es ist eine riesige heiße Suppe, in der gerade viele Menschen rühren, und sie tun dies auf unterschiedliche Weise, und das finde ich zunächst einmal in Ordnung.
Natürlich darf und sollte man sich/etwas ausprobieren.
Als ich allerdings “sieben” las, habe ich mir vor Unglaube die Augen gerieben. Wie kann ich so ein Projekt starten, wissend, daß ich die “weitere Bearbeitung” aka gedruckte Ausgabe nicht sicherstellen kann ?
Was soll das denn ?
Ein jeder möge machen, was er will aber auch im Internet gilt: Wer ansagt, muß springen !
Sich dann herauszureden wie die Marx-Karikatur von 1989 (“War nur so´ne Idee von mir.”) sollte (in Zukunft) nicht mehr ernstgenommen werden.
Nix gegen Enthusiasmus aber Herumbastelei sollte nicht auch noch Beifall bekommen. Im übrigen halten sich nach Erhebungen des Statistischen Bundesamtes 87,4% aller Deutsch-LehrerInnen für verhinderte Schrifsteller/Journalisten … von den anderen Fachrichtungen zu schwiegen. ;-)
P.S. Wir brauchen noch ein paar youtube-Videos mit Eigenaufführungen von Hobbyschauspielern.
Bei der Masse an Schreibwütigen, qualitative Beurteilungen jetzt einmal außen vorgelassen, ist es schwer einen Fuß in eine Verlagstüre zu bekommen. Man muss ihn aber auch nicht unbedingt hinein bekommen. Bloggen ist doch eine schöne Alternative. Die Wühltische mit Ramschliteratur quellen nämlich in jedem Discounter seit Jahren über. Und so viel Krombacher kann man ja gar nicht saufen, als damit wieder wett zu machen, wie viele Bäume des gedruckten Schundes wegen gefällt werden müssen. Okay: probieren geht über studieren. Und schreiben kann man ja auch mit einem Glas am Hals. Siehe Bukowski.
Pinky Blog & the Brain Twitter
Sehr schöner Vergleich! Hätte nur nicht erwartet ihn hier zu lesem ;)
“Ansonsten empfinde ich den Buchmarkt als wirklich funktionierenden und gerechten Betrieb,…”
Bru-har-har. Mehr Besetzungscouch, Seilschaften, Klüngel, Mobbing und Fördern gegen inoffezjeller Leistung ist kaum wo sonst. Warum sonst wäre in den letzten 10 Jahren das Erstveröffentlichen aus der Hand der Autoren fast vollständig in die Hände der Literturagenten übergegangen? Insgesamt ein positiver Vorgang, weil es die persönliche Macht der Lektor/innen gebrochen hat. Als die noch das Sagen hatten, war es für einen Autor bei seinem ersten Roman fast unmöglich, ohne Arschkriecherei der einen oder anderen Art unterzukommen.
Nun läuft das Geschäft wenigstens über ein geklärtes Korruptionssystem: Der Agent kriegt 20, 25 oder 30 Prozent von ALLEN Einnahmen, gibt davon einen Teil unter der Hand weiter, und alle sind zufrieden.
Letztendlich ist es bei der Kultur doch immer eine Frage des persönlichen Geschmacks derer, die das Sagen haben.
Ein Scheiß-System, aber so ist es nun mal.
Wenn dann zusätzlich der Kommerz ins Spiel kommt und zur Hauptsache mutiert, dann wird nur noch da Geld reingesteckt, wo man Chancen sieht, daß da was rausspringt.
Ebenfalls Scheiß-System, aber so ist es nun mal.
Wenn blogs sich nicht durchsetzen finanziell, hat das in erster Lnie mit zweiterem zu tun: niemand steckt da was rein, weil eben kein Reibach zu erwarten ist für potentielle Geldgeber.
Und wenn doch mal ein paar peanuts irgendwo in einen blog investiert werden, dann nur in der üblichen mainstreamkacke, wo sich alle auf die Füße treten – das ganze hat was von der 136. Joghurtsorte, die auch niemand wirklich braucht.
Wie gut, daß ich von all dem unbelastet bin… drum kann ich denken, was ich will und schreiben, was ich denke.
[…] Wenn noch irgendwer meint, er oder sie könne die Weltherrschaft erlangen, dann gibts aber was auf die Ohren! Musste ja mal gesagt werden! […]
Hm, du schreibst ja immer wieder die ein oder interessante Wahrheit oder bringst interessante Gedankenanstöße. Aber wenn ich diesen Blog lese, so bekomme ich das Gefühl eine Welt besteht nur aus negativem. Ich hätte wirklich nichts dagegen einzuwenden, wenn du dazu auch immer mal wieder Blogpost mit etwas absolut positivem bringen würdest. Vielleicht würde ich hier dann auch dauerhaft mitlesen. Das mag dir egal sein, mir aber eigentlich nicht …
Ich habe bei “gleichermassen” aufgehört zu lesen…
Blogs sind einfach nur so gut wie ihre Texte – gleichermaßen sozusagen.
Ich verstehe Deine Privatfehde mit Alexander Trust nicht. Kurz nach seinen Kommentaren in der Blogbar gegoogelt, nichts Schlimmes gefunden.
Gut, ihr seid schon ein paar mal aneinander geraten, aber ehrlich gesagt, das sollte doch kein Grund sein, jemanden so von der Seite anzugehen.
Ich finde es auch in Ordnung, dass er darüber schreibt, welche Verlage abgelehnt haben. Ist doch okay. Ich glaube nicht, dass Alexander denkt, er rennt dort offene Türen ein, aber warum es nicht versuchen?
[Edit: Spamkommentar, Nicht nur Alexander Trust fällt mit solchem Dreck auf, auch Firmen, Überrascht jetzt nicht sonderlich. Don]
Da wird sich Ralf Wipper aus Sömmerda, Betreiber von Dshini.net, aber sicher über die Abmahnung und die Rechnung für Werbekommentare vom Don freuen.
Und nun der beste Grund, warum man bei Dshini.net kein Mitglied werden sollte: Bei miefigen Spammern mit IQ unter dem Gefrierpunkt sind keine Daten sicher und alle Gewinnversprechen dürften vorrangig dümmliche Lügen sein. Dshini.net – nutzloser Bullshit hat einen neuen Namen.
:D
Gruß
Alex
Manche lernen echt nur durch Schmerz und sei der finanziell. Genau wie diejenigen, die glauben im Selbstverlag groß rauszukommen und als Autor ein Dasein in Saus und Braus zu haben. Die Dummheit stirbt nicht aus.
Karsten, es ist mir egal, ob Du verstehen willst, warum ich den Spam, den Trollkommentaren und den Egotrips von Alexander Trust hier keinen Raum lasse und seine Stalkereien hier gelöscht habe. Du kannst Deinen Trollfreund gerne füttern helfen, aber nicht mehr hier in meinem Blog.
Man soll natürlich auch keinen abhalten. Wer sich unbedibgt einfach nur gedruckt sehen will, kann und soll für die Dienstleistung zahlen. Blöderweise hört es aber mit diesem Ansatz nicht auf, und dann ist der Gedanke: Wenn ich erst mal ein BoD habe, ist das der erste chritt zum richtigen Verlag. Genau das Gegenteil ist der Fall: Wer ein BoD macht, gilt in aller Regel als nicht marktfähig.
Haben heute Abend die Spammer wieder Ausgang??? Oder sind das Werktag-Hartzer mit dem Wochenend-Internetbusiness? *LOL*
Gruß
Alex
Ich erinnere mich an ein Interview mit Reich – Ranicki. Dort antwortete er auf die Frage was er mit Büchern macht die im Selbstverlag erschienen sind: Ich schmeiße sie ungelesen weg, da sie scheiße sind. Das ist nämlich der Grund warum sie keinen Verlag finden. Sinngemäß den Wortlaut habe ich leider nicht mehr.
Schön süffisant beschrieben wird dieses Phänomen ja schon in Umberto Ecos “Das Foucault’sche Pendel”. Da gibt es einen Verleger, der zwei Verlage parallel betreibt: Der eine – kleinere – ist auf seriöse wissenschaftliche Literatur spezialisiert, der andere ist so eine Art Selbstverlag. Wenn nun der “seriöse” Verlag einen Autoren ablehnt, wird dieser mit einem dezenten Hinweis eine Tür weiter gelotst. Dort wird dem Möchtegern-Schriftsteller übrigens auch nicht direkt mitgeteilt, dass er die kompletten Verlagskosten selbst tragen muss, sondern es ist nur irgendwann im Laufe der Gespräche von einer “Kostenbeteiligung” die Rede. Bei Laune gehalten werden die Kunden zusätzlich mit arrangierten Autorentreffen, fingierten Auszeichnungen (wenn ich mich richtig erinnere), sehr viel Lob und Ähnlichem.
Es ist grundsätzlich ja nichts Verwerfliches daran, wenn Leute ein paar tausend Euro investieren, um ihr eigenes Buch professionell gestaltet und gedruckt zu sehen. Das Problem ist nur, dass in diesem “Verlag sucht Autoren”-Business in der Regel ein großes Maß an Selbstbetrug stattfinden dürfte.
Und ich finde das Problem ist ja eigentlich, dass es ja bei weitem nicht ausreicht ein Buch zu drucken und binden zu lassen. Dafür braucht man nicht mal einen Verlag – nur eine Druckerei. Ein Verlag, dass ist Werbung, Rezis versenden, Klinkenputzen usw.
Wer natürlich meint, dass er das alles selbst erledigen kann, bitte los… Schließlich hat der eine oder andere große Verlag ja auch mal so angefangen. Allerdings sollte das alles nicht unterschätzt werden. Für meine Heimaterinnerungen aus den 50er Jahren in gedruckter Form wird es wahrscheinlich ziemlich lange dauern bis ich einen große Masse an Menschen erreicht habe, die mir durch den Buchverkauf meinen Lebensunterhalt sichert. Und da sollte man auch die Kosten für die Datenspeicherung bei den BOD Anbietern im Auge habe. Daher kommt dann ganz schnell das Saldo auf meinem Autorenkonto. Ich kenne es aus persönlicher Erfahrung als Verlagskaufmann. Für einen wirtschaftlichen Erfolg muss sich schon weit gestreckt werden. Es sei denn die guten und vor allem bekannten Freunde helfen (Promibonus) wie bei einigen Bestsellern, die sich ganz oben auf den Listen tummeln. Da braucht es vielfach nur einen bekannten Namen. Schreiben wird dann schon von anderen erledigt, wenn es sein muss.
Also Blogs und Bod sind doch eigentlich verwandt: Man schreibt nicht professionell, nicht um davon zu leben, sondern will unbedingt seinen Senf unter die Leute bringen.
Und ja, man kann auch mit BoD bekannt werden, wenn auch kein Literaturstar. Aber das will ja vielleicht auch gar nicht jeder.
Bod finde ich völlig in Ordnung, weil es diesen Zuschußverlagen die Geschäftsgrundlage entzogen hat. Das sind wirklich Gauner, die einem Unsinn erzählen. Bod (ich kenne jetzt nicht den von Don erwähnten Sajonara-Verlag, ich meine sowas wie Bod Norderstedt) ist für mich einfach eine Buchdruckerei, die anschließend mein Buch mit ISBN anbietet und die Vermarktung de facto mir überläßt. Wenn ich ein Buch für ein Seminar brauche oder sonstwie meine, das absetzen zu können, ist das ok, weil ich eben nicht mehr 2000 vorab zahlen muß. Wenn ich mit einem Buch “berühmt” werden will, ist Bod nix, wenn ich ein Buch nur für die Verwandten und Freunde machen will, warum nicht?
Ich habe manche Bücher bewußt als Bod gemacht und würde andere wiederum nie als Bod machen. In beiden Fällen m.E. bis heute die richtige Entscheidung. Und da meine Bods unter Pseudonym erschienen sind, können sie auch “meinen Namen im Literaturbetrieb” nicht versauen, zumal ich gar keinen habe hähä…
Ich kenne zumindest ein Beispiel, wo ein BoD und ein Blog einer Neuauflage als Hardcover bei einem Verlag und einen Nachfolgetitel nicht im Wege standen. Aber der Autor ist thematisch klar fokussiert und dazu ein Addict, den seine Leidenschaft als Amateur andernfalls früher oder später an den Rand einer Klippe getrieben hätte. Alles in allem eher eine glückliche Bewältigung einer Midlife-Crisis und für die Allgemeinheit keinesfalls zur Nachahmung empfohlen. Und ohne hart erarbeitetes Wissen & Können und dem berüchtigten langen Atem wäre auch in dem Fall nichts gegangen.
Warum erinnern mich diese Diskussionen zwischen so genannten alpha-bloggern mit ihrem virtuellen beta-publikum an pubertäre Schwanzvergleiche?
Zum Glück wird es im internet keine “Weltherrschaft” geben, allenfalls temporäre Zusammenschlüsse, bzw. Ideen, die je nach Zeitgeist und Kapitalfluss funktionieren.
Ähnlich der Musikbranche werden auch Verlage verstehen lernen, welche Möglichkeiten sich im schwerelosen Marketing zeigen können. Genau wie bei Vinyl-Freaks werden auch Leser gern ein gebundenes Buch kaufen, nachdem sie ggf. unter CC-Lizenz online schnuppern konnten. Der Druck von 150 Seiten ist dann auch gar nicht mehr so billig, wenn schon die Parole “Geiz ist geil” auch für kreative Werke gelten soll.
Ich persönlich bin froh, dass es neben klassischen Verlagen auch andere Möglichkeiten zur Publikation geben kann. Selbstverliebt an der Bar auf die Erstausgabe in einem so genannten A-Verlag zu warten, ist doch eher ein therapeutisches und nicht inhaltliches Problem.
Ob nun alpha-blogger oder blog-Amateure, Möchtegern-Schriftsteller oder so genannte anerkannte Autoren etwas publizieren, muss mich das aufregen?
Interessanter finde ich diesen eher “deutschen” Ansatz einer Neiddebatte darüber, was der wahre Weg wohl sei. Lasst es Euch gesagt sein: Wahre Helden brauchen kein Ziel, denn sie sind der Weg!
Einen schönen Nachmittag / uh
Also ganz ehrlich? Ich finde, die Internet-Kommunikation unterscheidet sich nahezu gar nicht von der persönlichen, gesprochenen Variante. Der für mich einzige Unterschied ist, das gesprochene Wort bleibt (wenn überhaupt) nur in der Erinnerung des Zuhörers bestehen, das geschriebene bleibt im Netz stehen und kann beihnahe jederzeit von irgendjemandem wieder- und womöglich auch interessant gefunden werden. In beiden Versionen muss man selbst entscheiden, ob man dem “Informanten” (von mir aus auch “Informationsgeber”) weiter folgen, also “zuhören” möchte oder eben nicht. Ich spreche so oft mit Leuten, deren Informationen mich so dermaßen langweilen, dass ich nur mit Mühe ein Gähnen unterdrücken kann. (Was wirklich fair ist an der ganzen Sache: es geht anderen Menschen mit mir genauso!)
Es ist mühsam, sich durch den Gesprächs- und Informationsdschungel zu wühlen, doch hier und da findet man eben doch mal das ein oder andere gedankengut-kompatible Hirn, mit dessen Äußerungen man sich etwas länger beschäftigen möchte – im Real-Life wie auch im Netz!
Für mich sind all die angefangenen, verlassenen und verkümmerten Blogs nichts weiter, als nicht zu Ende gesprochene Gespräche, die nur darauf warten von irgendeinem vorbeiziehenden Leser fortgeführt zu werden (und dass muss ja nun beileibe nicht immer der Urheber sein!).
Und genau so viele Schwätzer, Träumer und Angeber mit verqueren, nicht oder nur schwer durchführbaren, absonderlichen, manchmal sehr guten (nur zur falschen Zeit entdeckten) Ideen findet man auf der Strasse, in der Kneipe und eben auch im Netz! Und es wird zu jederzeit und überall Leute geben, die die jeweilige Idee als gut oder schlecht bewerten. (Und jeder wird auf seine Weise Recht haben. Denn jede Idee ist sowohl das eine, als auch das andere! Das ist das Ergebnis der “wunderbaren Vielfalt”!)
Hier allerdings besteht wenigstens die Chance, dass eine Idee so lange lethargisch vor sich hin warten darf, bis sie der “richtige” Finder wiederentdeckt und sie verwirklicht.
Ein lautes HURRA! auf die Gedankenvielfalt und die Möglichkeit jeden Gedanken zu äußern – denn ob klug oder nicht liegt im Auge (und manchmal auch im Intellekt) des Betrachters!