Ich bin in der Frage der politisch verordneten Beschränkungen für die Internetangebote des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖR)nicht wirklich zu einer Überzeugung gelangt, ob das nun gut oder schlecht ist. Und dabei geht es nicht nur um solche unschönen Fälle. Die ÖRs sind auf fast allen Ebenen längst auf dem Niveau der Privaten angekommen, und in den Pflichtprogrammen, bei denen nicht auf die Quote geschielt wird, füttert man die in Rundfunkräten sitzenden gesellschaftlich relevanten Gruppen ab. Journalistische Eigenleistung geht in den musikunterlegten Awarenesshappen unter, und trotzdem tun Vertreter der Programme so, als wären sie immer noch die Siegelbewahrer des Wahren und Guten, selbst wenn es sich um den Bayerischen Rundfunk, seine devote Kumpelhaftigkeit mit der CSU-Junta und die Gebührenverprassung handelt.

Für die ÖRs und ihre krakenhafte Neigung, sich angesichts von Vergreisung der Zielgruppen nach Kräften in jede andere Nische auszubreiten, sind die Pläne der Politik natürlich nicht allzu schön – im Gegensatz zu den Privatanbietern, die keine gebührenfinanzierte Konkurrenz für ihre meist immer noch defizitären Webseiten wollen. Aus Gesprächen mit Mitarbeitern der ÖRs weiss ich, wie sie sich über die ausbleibende Unterstützung ihrer Mediennutzer wundern. Man hat das eigene Wollen durchaus oft und deutlich vorgetragen, aber es sieht nicht so aus, als gäbe es eine breite Bewegung, die sich für mehr öffentlich-rechtliche Inhalte im Internet einsetzen wollte.

Stellt sich die Frage, warum das so ist. Ich war letztes Jahr beim BR in einer wirklich sauber vorbereiteten, mit kompetenten Gesprächspartnern und guten Beiträgen gebauten, vielschichtigen Sendung über das Internet – die niemals online gestellt wurde. Das ist schade, da hätte man durchaus Kompetenz zeigen können. Dieses Jahr nun, gerade mal ein halbes Jahrzehnt nach dem Beginn der Bloggens als Massen ansprechende Bewegung im Internet, hat sich der BR jetzt aber durchgerungen, es auch mal mit Blogs zu versuchen – Blogs, die das ganze, selbstverschuldete Elend der ÖRs im Internet verdeutlichen. Bittschön:

http://blog.br-online.de/eisbaer/ – der Versuch, den Hype um Eisbär Knut in Bayern nachzumachen.
http://blog.br-online.de/suedwild/ – das ganze Elend der sendungsbegleitenden Langeweile, darin enthalten:
http://blog.br-online.de/suedwild/index.php?/archives/148-Suedwild-EM-Tagebuch.html – ein EM-Tagebuch in einem einzigen Beitrag.
http://blog.br-online.de/buecher/ – Ein Bücherblog, das die Frage aufwirft, was hochbezahlte Journalisten eigentlich dafür qualifiziert, ein Blog zu betreiben, das mehr Anspruch als das Blog des Grundkurs Deutsch des Hannibal-Lector-Gymnasiums in Schwartenkeil hat. Gleiches gilt auch für Freiraum:
http://blog.br-online.de/freiraum/ РDeren Autoren sollte man jemand sagen, dass man mit einmal w̦chentlichem Teeniegefasel a la Myblog zwar deren Niveau, nicht aber deren Leserschaft erreicht.
http://blog.br-online.de/on3radio/ – Der Blogversuch des Versuchs, ein cooles, junges Internetradio zu machen, nachdem die
http://blog.br-online.de/zuendfunk/ – Redaktion der sich für anspruchsvoll haltenden Berufsjugendlichensendung “Zündfunk” mit dem Plan, ihre Sendung zur Vollfrequenz auszubauen, gescheitert ist.

Wenn dieser ganze Textschrott sendungsbegleitend sein soll, will ich die Sendungen gar nicht mehr kennenlernen. Wenn das eigenständige Angebote im Netz sind, sollte man mal über Beständigkeit, Textqualität und journalistische Grundsätze reden. Für mich sieht es so aus, als würde da ein grosser, dummer Sender sich an eine Entwicklung dranhängen wollen und wie viele andere Medien irgendwelche Leute irgendwelche senderunterstützende Laberformate ins Internet klatschen. Die Süddeutsche war auch nicht besser, aber die haben es wenigstens nicht von den Zwangsgebühren bezahlt, die auch ich abführen muss, obwohl ich weder Radio noch Fernsehen habe: Nur weil ich einen Internetanschluss besitze, dafür Rundfunkgebühren zahle und diese Sender auch im Internet angeblich etwas machen, das mir nutzt

SO EINEN BLOGMÜLL NÄMLICH

Ich sehe für sowas nicht die geringste Existenzberichtigung. BR-Sendungen pinseln sich gegenseitig den Bauch, Leute bar jeder Kompetenz schmieren irgendwas, man hat es gar nicht nötig, sich nach draussen zu orientieren. Der BR versucht, was er schon länger seit dem Ende des Sendemonopols probiert: Die Mediennutzer in seinen eigenen Angeboten zu halten, ganz für seine eigenen Belange einzunehmen, nicht die Augen zu öffnen für das, was es sonst im Netz gibt. Dabei kann es dann gerne auch so kryptisch sein, dass man nicht erst gar nicht versteht, was das jetzt bedeuten soll. Weil, BR, das ist das Wahre und Gute und hat einen Verfassungsauftrag.

Den man in meinen Augen mit solchen Blogs selbst in Frage stellt.