Ich mache absolut keinen Hehl daraus, dass ich der gesamten Branche der SEO-, Affiliate und Werdeschnellreichblogs einen möglichst schnellen Exitus an den Hals wünsche. Dieser sich gegenseitig pushende und beschleimende Misthaufen hat mit Bloggen in meinen Augen absolut nichts zu tun, und wenn so ein Stück Abschaum hier kommentiert, wird es sofort gelöscht. Dass ich mich hier gleich nochmal mit dem Thema auseinanderzusetzen habe, hat ein paar gute Gründe.

1. Das schon besprochene Blogschrott-Projekt des Teenie-SEO-Versuchers geht mittlerweile in einer hübsch peinlichen Verkaufsgeschichte unter, die nochmal einen guten Eindruck von der dort anzutreffenden Form von Professionalität bei Verticker und Notkaufendem vermittelt.

2. Vielleicht erinnert sich auch mancher an einen gewissen René Kriest, der bis vor ein paar Monaten mit, freundlich gesagt, Anleihen ähnlich monetär interessierter US-Blogs versuchte, das “Probloggen” in Deutschland voranzubringen. Mit bezahlten Blogpostings, imperinenter Werbung. “Blogparaden”, gegenseitigem Hochjazzen von Links und Besucherzahlen und suchmaschinenoptimiertem Dranhängen an “Sex-Skandalen” auf Bildzeitungsniveau. Probloggerworld hiess das Ding, und die letzte Aktualisierung stammt vom April 2008. Es sieht so aus, als habe sich der Verfasser dieser Lachnummer ausgeblogt, auch wenn die Wirtschaftswoche noch eine Liste mit wichtigen Blogs veröffentlicht hat, bei der diese Seite genannt wird.

3. Das hält aber andere nicht davon ab, die gleiche Masche zu probieren: Der aktuelle Spamdreck aus meinem Postfach verdanke ich dem Münchner Edib Isic, der mich folgendermassen belästigt:

Hi lieber Blogger

wie ich gesehen habe, hast du auch einen Blog indem du über Internet, Affiliate und Geld im Internet schreibst— hey dass ist genau dass Thema über was ich auch schreibe.
deswegen dachte ich mir, ob du evtl mal auf meinen Blog vorbei schauen könntest und evtl deine Meinung zu meinem Blog kundtun könntest.
da ich erst vor einigen Tagen meinen Blog gestartet habe wäre es super nett wenn du mir noch einige Tips geben könnntest was besser machen kann mit seinem Blog.
ich wollte dich nur kurz informieren dass mein neuer Blog unter [Edit: URL der Art eyischwerdevollfettreischischwöre.de] zu finden ist.
Bitte schaue vorbei und abonniere meinen Feed. wie ich auch deinen schon abonniert habe.
Ich hoffe du kommst mal auf vorbei und gibst mir einpaar Ratschläge wie du es auch geschafft hast dich in der Bloggerszene zu etablieren und wie man seinen erfolgreichen Blog noch erfolgreicher machen könnte.
ich hoffe in Zukunft auf eine gute Zusammenarbeit. Blogger sind nartürlich auf die Hilfe anderer Blogger angewiesen und ich hoffe wir helfen uns gegenseitig.

Eine tolle Hilfe ist nicht nur das Verhalten von Edib Isic, meine Mailadresse gegen meinen erklärten Willen abzuziehen, sondern sie auch gleich noch an 76 andere Personen zu schicken, weil er deren Adressen zusammen als Empfänger angegeben hat – darunter auch mindestens zwei Dutzend andere unerfreuliche Personen, die Blogs vornehmlich als Mittel zum Suchmaschinenspam und Werbeschaltung begreifen.

4. Zu der Frage, wie man mit derartigen Problemen umgehen soll, hat Elias freundlicherweise einen tollen Kommentar geschrieben:

Ich komme immer mehr zu der Überzeugung, dass man mit Gewinn für jedes Nachdenken zwischen einem Blog und der Blog-Software sehr genau unterscheiden sollte. Eine Blog-Software ist nichts weiter als ein sehr simpel gestricktes CMS, dessen Hauptfunktion die chronologische Anordnung der Inhalte ist, diese Grundfunktion wird oft ergänzt um eine Reihe weiterer Features, wie etwa eine Verschlagwortung, eine Ablage in Kategorien…

Ach, hier weiß hoffentlich jeder, was eine Blog-Software ist.

Diese Software allein, sie macht noch kein Blog. Genau so wenig, wie Blender allein einen Computerkünstler machte, wie Kompositions-Software allein einen Musiker machte, wie eine Textverarbeitung allein einen Autoren machte. Mit dieser Software kann ein Mensch erstmal sehr vieles anstellen, und nicht alles, was damit angestellt wird, entspricht den Absichten, mit denen diese Software ursprünglich erstellt wurde.

Trotzdem sollte man solchen Blogsoftwarestümpern hin und wieder deutlich die Meinung sagen. Nur damit ihnen ab und zu das feiste Grinsen im Gesicht verrutscht. Und Google etwas mehr findet, als penetrante Eigenwerbung und Infomüll.