Wie das Handelsblatt seinen Blogger zensiert
Es gibt Beiträge, von denen man nicht denkt, dass man sie je schreiben würde. Und es gibt Beiträge, die man keinesfalls schreiben möchte. Dieser Beitrag gehört, da ich eine sehr hohe Meinung vom Handelsblatt als Wirtschaftszeitung habe, in beide Kategorien.
Neben dem bekannten Blogger Thomas Knüwer hat das Handelsblatt auch einige weniger berühmte Blogs, wie etwa das von Bernd Ziesemer, das mit jedem hingeschlonzten Beitrag massiv zu meinem nachlassenden Respekt für das Handelsblatt beigetragen hat. Ein anderes Blog beschäftigt sich mit Makroökonomie und ist vom externen Wirtschaftswissenschaftler Harald Uhlig verfasst. Nun ist der Markt der Makoökonomieblogs im Zuge der Finanzkrise sehr voll geworden, und dort wird allgemein sehr deutlich über die Lage an den Märkten gesprochen; im Gegensatz zu den Mainstreammedien, die oft und gerne die Lage ihrer anzeigenschaltenden Kunden beschönigen. Letzte Woche hat auch Harald Uhlig in seinem Handelsblatt-Blog ein ziemlich deutliches Stück geschrieben, das sich mit der Sicherheit der Bankeinlagen in Deutschland beschäftigte:
Wenn Sie ein grösseres Konto bei der Commerzbank oder der von ihr geschluckten Dresdner Bank oder UBS oder Fortis haben, so sollten Sie froh sein. Denn noch können sie dort ihr Geld abheben: in aller Ruhe und ohne Schlange zu stehen. Die Einleger scheinen nämlich Nerven aus Stahl zu haben, und das ist gut so. Bisher ist ein bank run auf diese Institutionen ausgeblieben, und dabei könnte es auch bleiben.
Dabei stehen die Zeichen schon lange an der Wand. Die Dresdner Bank hat sich mit ihrem K2 Fond verspekuliert, und war schon lange das Sorgenkind der Allianz. Die Chinesen wollten die Dresdner nicht: nun hat die Commerzbank sie geschluckt. Mittelfristig sicher eine gute Idee – man kann im gemeinsamen Filialgeschäft viel sparen – aber kurzfristig ist das ein schwer verdaulicher Brocken, und die Risiken sind da. Die Aktie der Commerzbank hat seit Juli 2007 fast 60 Prozent verloren – so berichtete die FAZ am Samstag. Ich denke, der Aktienmarkt weiss schon warum. Und sollte es einen run auf die Commerzbank geben, dann ist das Ende der Fahnenstange erreicht. Die Einlagensicherung des Bankenverbandes der Privatbanken ist nach dem Lehmann-Untergang so gut wie pleite.
Harter Stoff, aber durchaus im Rahmen dessen, was auch andere Blogger in Deutschland gerade diskutieren. Ich kann diesen Beitrag, der meines Erachtens keine falschen Tatsachenbehauptungen enthält und nach allen journalistischen Regeln sauber ist, und der ausspricht, was die Märkte schon länger besprechen und bewerten, jedoch nur im Google-Cache verlinken. Denn der Beitrag ist verschwunden.
Gelöscht hat ihn das Handelsblatt:
Mein letzter Blog-Eintrag vom Sonntag wurde von der Redaktion des Handelsblatts gelöscht und ist daher hier nicht mehr verfügbar. Ich habe versucht, gegenwärtigen Ereignissen meine eigene Interpretation zu geben, die man teilen mag oder nicht oder die man sonstwie bewerten mag. Es ist meine feste Auffassung, daß die ungefilterte Interpretation (ausgeschlossen Beleidigungen etc.) und die Diskussion darum mit den Lesern die Kernfunktion eines funktionierenden Blogs ist. Aufgrund dieses Prinzips habe ich keinen Beitrag meiner Leser gelöscht, es sei denn, es handelte sich offensichtlich um Spam. Aufgrund des gleichen Prinzips habe ich mich daher entschlossen, daß mir kein anderer Weg bleibt als die Bitte an die Handelsblatt-Redaktion, meinen Blog zu schließen.
Und das finde ich persönlich eine wirklich ganz harte Nummer. Das Verhalten des Handelsblatts gegen einen Blogger und zugunsten der Objekte der eigenen Berichterstattung ist nun wirklich etwas, das ich als Zensur bezeichnen würde, eine Schande für das Handelsblatt. Angesichts des Drecks, den andere Abteilungen des Holtzbrinckkonzerns dulden und verbreiten, ist es eine ganz miese Nummer. So leid es mir tut.
(via)
Sorry, the comment form is closed at this time.
Wenn ich Paranioa will, lese ich das Original hartgeld.com
Wenn schon pessimistisch, dann richtig.
Tja, kein Ruhmesblatt fürs Handelsblatt.
Es ist schon immer eine Gratwanderung. Wenn man zu heftig schwarz malt, dann kann man eine sich selbst erfüllende Prophezeiung schaffen (und möglicherweise auch justiziable Tatbestände, aber das weiß ich nicht sicher). Es ist auch problematisch, aus der Leere des Einlagensicherungsfonds automatisch zu folgern, dass die Einlagen nicht mehr geschützt seien. Denn natürlich müssten die anderen Banken in solchen Fällen nachschießen (solange sie das können, wohlgemerkt). Und implizit rechnen sowieso alle damit, dass der Staat einspringt, wenn der Fonds nicht mehr kann (solange der Staat kann, wohlgemerkt). Außerdem muss man vermutlich noch mal unterscheiden zwischen den durch die gesetzliche Einlagensicherung abgedeckten 20 000 Euro und den Beträgen, die darüber hinausgehen, und für die nur der freiwillige Sicherungsfonds einsteht. Wer mehr als 20 000 Euro bei einer Bank hat, muss sich vermutlich die größeren Sorgen machen, aber sicher ist natürlich gar nichts. Vermutlich wäre der Blogbeitrag weniger angreifbar gewesen, wenn all diese Argumente darin aufgetaucht wären.
Aber das heißt noch lange nicht, dass man ihn löschen muss.
Eigentlich unbegreiflich.
Hartgeld gehört zu den Seiten, die ich ein wenig, na, bedauerlich finde, weil sie wichtige Themen in einer Art ansprechen, die sie klein und krude machen.
ich finde es etwas erstaunlich, dass bei der FT Buiter im Prinzip das gleiche Szenario dargestellt hat, am gleichen Tag, und mit folgendem Satz endete:
My remaining financial wealth is now kept in a (small) old sock in an undisclosed location.
Selbst wenn das Stück ein wenig spekulativ war: es gehört nun mal dazu, über die Zukunft zu spekulieren. Ich glaube auch nicht, dass die Einlagensicherung oder der Staat mal so eben eine Bank wie die CoBa auffangen könnten. Das System lebt nur vom Vertrauen, das das HaBla auf Teufel komm raus behaupten will. Das macht mich doch ziemlich traurig.
Wer seiner Phantasie etwas auf die Sprünge helfen möchte, was die Einlagensicherung betrifft, der kann sich mal mit der Miniaturausgabe des uns möglicherweise drohenden Riesenproblems befassen:
http://www.zeit.de/2006/37/G-EDW?page=all
Wenn es dumm kommt, haben wir das alles bald nochmals, nur in der tausendfachen Größe. Und dann ist die Frage, ob sich der Staat in einem Fall Großbank/Einlagensicherungsfonds auch so sträubt einzuspringen wie im Fall Phoenix/EdW. Und ob das dann überhaupt noch eine Frage des Wollens ist (oder eher eine des Könnens).
[…] bei deinen Leisten” das Thema der Weltfinanzverstrickung erst so richtig nahegebracht hat) Trackback-URL dieses Beitrages Schlagworte (Tags): banken, bankrun, Blog, commerzbank, finanzkrise, handelsblatt, panik,wirtschaftskrise, zensur […]
[…] Ganz im Sinne des Meinungstankers INSM interpretiert das Handelsblatt “Freiheit”, im besonderen die der Meinung. Es soll nicht frei sein, was nicht den Kotau vor dem Eigentum leistet. Diese ideologische Pervertierung des Freiheitsbegriffs habe ich bereits an anderer Stelle diskutiert, jetzt schlägt ein Verlag zu, der es für “Journalismus” hält, eine Meinung seines Autoren zu unterdrücken, nachdem sie bereits veröffentlicht wurde. An der Blogbar ist zu lesen, was Harald Uhlig widerfuhr und warum er ganz folgerichtig sein Blog schließt. Dieser Frontalangriff auf die Meinungsfreiheit belegt in unüberbietbarer Deutlichkeit, wie weit der Journalismus hierzulande heruntergekommen ist. Wer nicht vorauseilenden Gehorsam leistet, soll mundtot gemacht werden. Dieser Fall wird mehr Aufmerksamkeit erregen, als der Artikel ohne die Attacke des Verlags auf seinen Autoren je hätte bekommen können. Ob diese strunzdumme Maßnahme einer diktaturwürdigen Unterdrückung sich dennoch auszahlt, wird sich zeigen. Sie ist ein Präzedenzfall des korrupten Geschäfts mit der öffentlichen Meinung. Wie weit dieser Skandal über die Blogosphäre hinaus Wellen schlagen wird, ist eine Frage. Eine andere ist die nach der Macht einer Gegenöffentlichkeit. Harald Uhlig ist kein Niemand, den man einfach kaltstellen kann. Er hat nicht die Macht einer Holtzbrinck-Verlagsgruppe, nicht die der Mohns oder Springers. Er hat nur eine Stimme, die sich Gehör verschaffen kann und wird. Die Brutalität, mit der der politisch-publizistische Komplex derzeit zu Werke geht, zeigt uns einmal mehr die Grenzen auf. Was bleibt, ist die Hegemonie über eine Freiheit, die sich auf die Suche nach der Wahrheit beruft, anstatt sie der herrschenden Ideologie zu übereignen. Darin besteht die Macht der Gegenöffentlichkeit. Sie ist einmal mehr gewachsen. Machen wir das Beste draus. Dieses Werk ist unter einer Creative Commons-Lizenz lizenziert. […]
Ich hätte folgenden Text gern in meinem Blog bei Blogger.de editiert, aber das geht nicht. Warum? Weiß ich nicht. Wahrscheinlich ein technisches Problem bei Blogger.de, weil ich nicht nur meine Seite, sondern überhaupt keine Seite von blogger.de aufkriege. Wie auch immer. Ich bin kein Computerfreak und muss den Text dem Alphonso schenken.
FRAGE Du bist Angestellter der ***** LB, willst aber weder deinen Namen noch deine genaue Stellung nennen, weil du deinen deinen job verlieren würdest, wenn du mir erzählst, was du über die jetzigen Zustand der Bank weißt?
Ja
FRAGE Wie sieht es in der Landesank aus?
Sie ist faktisch pleite
FRAGE Warum?
Wir erwirtschaften in jedem Geschäftsbereich seit Monaten täglich Verluste im zweistelligen Millionenbereich und haben zur Zeit keine Möglichkeit, diese Verluste bilanziell auszugleichen.
FRAGE Woher kommen die Verluste?
Das Geschäft der Landesbank beruht auf drei Säulen: Erstens: Wir verwalten das Geld, das der Freistaat aus seinen laufenden Einnahmen abzüglich seiner Haushalts-Kosten an überschüssiger Liquidität generiert und investieren dieses Geld in Portfolio-Investments . Zweitens: Wir geben Kredite an die Industrie. Drittens: Wir kaufen und verkaufen Zertifikate, die einen fiktiven Handels-Preis sowohl unseres eigenen Umsatzes als auch der Umsätze unserer Geschäftspartner, also Privat-Banken, Zentral-Banken und Geld-Fonds in Gestalt von Wertpapieren auf der Grundlagte von Inhaberschuldverschreibungen darstellen. Und wir sind faktisch pleite, weil wir in allen drei Geschäftszweigen seit Monaten ausschließlich rote Zahlen schreiben, das heißt Verluste verbuchen müssen. Das kann sich auch eine Landesbank nur so lange leisten, so lange diese Verluste an die Substanz gehen, das heißt in unserem Fall, solange ihre Kapital- Reserven reichen. Und die Kapital-Reserven der Landesbank sind inzwischen alle ausgeschöpft. Und jeder weitere Tag, an dem sie die oben geschilderten Geschäfte weiter führt, kostet sie zig Millionen Euro, die sie aus rechtlichen Gründen aber gar nicht ausgeben darf, da es sich nicht um ihr Vermögen, sondern um die auf ihren Konten deponierten Einlagen ihrer Kunden handelt.
FRAGE Kannst du mit einem Satz erklären, warum die Bank diese Verluste macht?
Nein, da es sich um völlig unterschiedliche Geschäftszweige handelt, deren jeweilige Verluste desalb auch ganz unterschiedliche Gründe und Ursachen haben.
FRAGE Aber du könntest das erklären
Sicher. Schließlich arbeite ich als promovierter Volkswirt und nicht als Nacht-Portier, Gärtner oder Putzfrau in der Landesbank. Ich muss deshalb wissen, welche Geschäfte gerade wie gut oder schlecht laufen, und was auf dem Markt zur Zeit passiert. Genau das ist mein job! Damit verdiene ich mein Geld.
FRAGE In der Zeitung steht, dass keiner so genau weiß, was in und mit den Banken zur Zeit los ist. Deshalb fehle es an Vertrauen. Und weil das Vertrauen fehlt, würden sie sich untereinander kein Geld mehr leihen. Und das sei letztlich der Grund für diese Banken-Krise
Bullshit. Jeder, der im Bankgeschäft mitmischt und nicht nur in einer PR-Abteilung sitzt, weiß ganz genau was los. Dass es an Vertrauen fehlen würde ist reine Propaganda und Geschwätz, um die Leute ruhig zu halten, während sie im ganz großen Stil verarscht werden. Tatsache ist, dass zum Beispiel wir, also die ***** LB, schlicht und einfach unseren Laden dicht machen und Gläubigerschutz beantragen müssten, wenn die Banken-Aufsicht, die für uns zuständigen Ministerien und die Justizbehörden sich an die geltenden Gesetze halten würden. Aber das tun sie bekanntlich nicht. Im Gegenteil. Sie sind dabei, die Gesetze zu ändern. Inzwischen wurden beispielsweise alle im Betriebsverfassungsgesetz enthaltenen Mitbestimmungsrechte der Verwaltungsräte, also die letzte wirksame Kontrollinstanz unserer Bilanzierungs-Regeln einfach per Order di Mufti einkassiert. Das heißt, dass inzwischen niemand mehr das Recht hat, unsere Quartalsberichte in Frage zu stellen, sondern postwendend wegen Geschäftsschädigung angezeigt wird, wenn er auch nur eine Prüfung unserer Bücher fordert. Uns zu shorten ist inzwischen auch verboten. Was ich hier mache ist inzwischen auch nicht nur ein Entlassungsgrund, sondern eine Straftat, für die ich in den Knast gehe, wenn mein Name publik werden würde.
FRAGE Du übertreibst
Null. Leute in den Staaten, die vom job her imgrunde dasselbe machen wie ich und die einfach auch nur das erzählt haben, was ich dir hier erzähle, nämlich was wirklich in ihrer Abteilung gerade los ist, sitzen seit vier Monaten in U-Haft. Genau dasselbe würde auch mir hier in ****** passieren. Einer der Kunden, deren Portfolio ich betreue, würde Anzeige wegen Untreue erstatten. Drei Stunden später würden sie mich in Handschellen aus der Bank führen. Übrigens. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis du genau solche TV-Bilder auch in unserer Tagesschau siehst.
FRAGE Wie geht es weiter?
Mit der Landesbank? Sie wird natürlich mit allen juristischen, politischen und fiskalischen Instrumenten am Leben erhalten. Das wird uns aber nichts helfen. Als Firma, als Bankbetrieb, als Unternehmen ist dieser Laden tot, auch wenn sie jetzt neue Milliarden aus der EZB in unsere „Einlagen-Sicherung“, also in die Hypo Real Estate pumpen und beinahe täglich neue Bürgschaften und Kreditlinien für uns erfunden werden. Dieses ganze Geld deckt nur die laufenden Kosten der Landesbank. Es hält den Betrieb am Laufen. Aber der Betrieb, also das laufende Geschäft heißt nur noch Abschreiben, Abschreiben, Abschreiben. Und dieses Aber weil nicht sein kann, was nicht sein darf, erzählt euch unser Vorstandssprecher die Geschichte vom Pferd und tut so, als gäbe es bei uns noch was zu sanieren oder zu retten. Wie gesagt. Bullshit. Unsere letzte Chance wäre gewesen, uns nach der Bilanz 2007 mit der ***** LB und der **** LB zu fusionieren, unsere damals noch überschaubaren Verlustgeschäfte in einer sogenannten bad bank zu binden, die dann dem Bund zu überschreiben und was an Geschäft mit Depositen und klassischer Industrie-Finanzierung noch übrig ist als Bank deutscher Länder einfach neu zu gründen. Aber das haben sie verpennt, bzw. nicht . Und jetzt ist der Ofen eben aus.
FRAGE Hören wir auf mit dem Interview, das ist jetzt
Was zur Zeit passiert ist einfach nur kriminell. Der Verbandschef der Sparkassen unterschreibt einen Haftungs-Vertrag, in dem er den Landesbanken den direkten Zugriff auf die Spar-Einlagen erlaubt, stellt sich fünf Minuten später vor eine Kamera und behauptet glatt, dass die Kunden der Sparkasse sich keine Sorgen machen müssen, da sie mit den Geschäften der Landesbanken nicht das Geringste zu schaffen hätten.
FRAGE Also ich würde jetzt bitte aufhören. Ich schalte den Rekorder jetzt –
Ich lese immer Einlagen-Sicherung. Gelten die Papiere, die den US-Banken nach dem Crash des Derivate-Marktes nun der Staat abkaufen soll, inzwischen nicht mehr als „Investment“, sondern als Einlagen? Und wenn ja: Wie arm muss die Kundschaft zum Beispiel von US-Banken sein, wenn zur Sicherung ihrer Einlagen schlappe 700 Milliarden US-Dollar ausreichen?
Gerade in einem Kommentar beim lawblog gefunden: http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/985310
Also kein Grund zur Sorge, alles ist absolut sicher.
Das Wort “absolut” wird ganz schön oft strapaziert.
Da muss ich spontan an “Absolute Return” denken. Die Bezeichnung einer ganzen Fondskategorie (auch Hedgefonds werden nicht selten dazugezählt), die manche übrigens mit “absolut erfolglos” übersetzen.
Die Steigerung von absolut sicher ist tot sicher.
Ich bleibe immer noch dabei, dass eine Präzisierung der Argumentationskette dem oben zitierten Beitrag gut getan hätte. Wie groß sind die Belastungen der genannten Banken? Welche Rolle haben die jeweiligen Rettungsaktionen gespielt, und was wäre, wenn es sie nicht gegeben hätte? Und schließlich: Wie ist die Konstruktion der Einlagensicherung? Und warum und unter welchen Umständen wäre sie überforert? Ich denke, man hätte für all dies belegbare Fakten finden können. Sie fehlen nur eben in dem Text, und das macht ihn angreifbar – obwohl die Schlussfolgerung am Ende mir nicht falsch zu sein scheint.
Die Frage ist in diesem Zusammenhang, ob das Handelsblatt überhaupt versucht hat, mit dem Autor über eine Konkretisierung seiner Argumente zu diskutieren, oder ob der Beitrag einfach so gekillt wurde. Für mich klingt es so, als ob letzteres der Fall war, aber das weiß ich nicht. Und natürlich ist das keine verbotene “Zensur” – das Handelsblatt als privates Medium kann natürlich Meinungsäußerungen unterdrücken, wenn es das will.
Die Frage ist eher eine der Verantwortung. Unterdrückt man mahnende Stimmen, weil man bestimmte Geschäftsverbindungen schützen will (wenn das in Richtung Schleichwerbung ginge, wäre es möglicherweise sogar illegal)? Oder tut man es, weil man glaubt, dass die Warnung unberechtigt ist?
Beide Varianten sprächen nicht gerade für das Handelsblatt. Und falls sich die Warnung des Blogautors doch noch bewahrheiten sollte, dann sähe diese Löschungs-Geschichte im Nachhinein noch viel schlechter aus.
Wo bleibt die Stellungnahme vom offiziellen Bloggoshären-Pressesprecher des Handelsblattes, Thomas Knüwer? Nun, geben wir ihm noch etwas Zeit, die genauen Hintergründe zu recherchieren. Es ist schließlich Wochenende.
@THE GREAT GATE. Schönes Stück “Financial Fiction”. Oder Reality-Doku von Info.War?
[…] Inhalte aus dem gelöschten Beitrag finden sich an der Blogbar. […]
Der Text von Great Gate dürfte wohl freie Erfindung sein. In der Antwort auf die vierte Frage ist von Freistaat die Rede. Es könnte demnach nur um Sachsen oder Bayern gehen.
Die SachsenLB ist seit Anfang des Jahres nicht mehr da, also bleibt die BayernLB übrig. Das beschriebene Szenario halte ich allerdings nicht einmal bei der BayernLB für möglich.
@14 Fast frei erfunden
@15 nicht für möglich? Abwarten
Gut, shorten kann man eine Landesbank natürlich nicht. Aber dass der ein oder anderen LB ein heftiger Verlust im Bereich mehrerer Milliarden droht, ist bekannt, und auch, wenn die Meldung vom Deppen-SPON vom angeblichen Liquiditätsengpass grad eben hysterisch ist, stimmt es natürlich, dass die Refinanzierung der Kredite durchaus leichter sein könnte, im Moment.
@14 BrainBomb
Der Knüwer hat schon in einem Kommentar ein kurzes Statement abgegeben. Für mich zu unkonkret.
Das, was da gerade passiert, nennt man wohl den ältesten Fehler der Bankgeschichte: “Aus kurz mach lang”. Andererseits muss man betonen, dass die Fristentransformation – langfristige Verbindlichkeiten mit kurzfristigen Krediten gegenzufinanzieren – zum Standardrepertoire jeder klassischen Geschäftsbank gehört. Dass das in Krisenphasen schiefgehen kann, müsste eigentlich jedem einleuchten. Trotzdem tun alle immer völlig überrascht, wenn es passiert. Für mich ist das eines der größten Rätsel des Bankgeschäfts.
Don Alfonso zitiert den gelöschte Uhlig-Beitrag übrigens unvollständig. Zensur?! ;-)
Unter diesem Link ist die komplette Version dokumentiert:
http://www.matthiassuess.de/blog/archives/154-Harald-Uhlig,-Handelsblatt-und-Bank-Run.html
Der letzte Absatz ist schon heftig – da ruft Uhlig indirekt zu einem Bankrun auf die Co-Bank auf:
“Also: vielleicht ist alles in Ordnung. Wenn Sie bei diesen Institutionen ein grцЯeres Konto haben und darauf wetten wollen: nur zu. Ihre Gelder abzuheben und in etliche kleinere und vor allem sichere Konten umzuverteilen, oder andere Anlageformen zu suchen, ist ja auch irgendwie lдstig. Kann ich gut verstehen. Oder aber Sie machen sich doch die Mьhe und heben sicherheitshalber noch ab, bevor vielleicht zu viele andere auf die Idee kommen. Es ist Ihr Geld: Sie kцnnen damit machen, was Sie wollen. Noch.”
Auf jeden Fall eine bittere Geschichte. Bei aller Sorge vor Self-Fullfilling-Prophecies, ein seriöses Blatt sollte so einen kritischen Titel stehen lassen. Insbesondere, wenn es als unabhängig von Werbekunden u.ä. gelten will. Aber die genauen Gründe werden wir wohl nie erfahren.
Wenn das Handelsblatt der Meinung ist, dass der Beitrag nicht richtig ist, hätte ich es auch bevorzugt, wenn man eine Contra-Meinung dagegen gesetzt hätte. Verteilung auf verschiedene Konten ist nicht gleich Bank Run, sondern nur eine Absicherungsstrategie; der Bank wird das Geld dadurch nicht entzogen. Bank Run wäre der Sparstrumpf, so wie es Buiter von der FT in dem oben verlinkten Beitrag vorschlägt.
Bank Run an sich ist keine theoretische Überlegung mehr, die Panik ist bereits im Markt, und wenn ich mir das Debakel bei der Unicredit anschaue (über das hierzulande auch nicht berichtet wird, obwohl sie über die ehemalige HVB eine der grössten Banken in Deutschland ist), halte ich das nicht für aus der Luft gegriffen. Eine Bank, die eine Verwässerung der Anteile als Dividende verkauft, hat ein Problem. Und zwar ein sehr grosses Problem.
Gehört Handelsblatt nicht zu Holtzbrinck…
Und war nicht schon länger bekannt, dass Holtzbrinck es mit der Ehrlichkeit gegenüber dem Leser (wir denken an all die Skandale um das studiVZ, zoomer, etc.) nicht ganz so ernst nimmt?!
Mich erstaunt da nichts mehr… Aber gar nichts!
[…] Die Grenzen der Meinungsfreiheit beim „Handelsblatt”: Der Chefredakteur lässt kommentarlos einen Beitrag des Wirtschaftswissenschaftler Harald Uhlig löschen, der für die Zeitung bloggt. Oder vermutlich besser: gebloggt hat: […]
[…] Die Angst aka Zensur geht um, und zwar massiv. Warum sonst löscht man einen Blogger im Handelsblatt-Blog? […]
[…] Handelsblatt: Die neoliberale Variante der Meinungsfreiheit Ganz im Sinne des Meinungstankers INSM interpretiert das Handelsblatt “Freiheitâ€, im besonderen die der Meinung. Es soll nicht frei sein, was nicht den Kotau vor dem Eigentum leistet. Diese ideologische Pervertierung des Freiheitsbegriffs habe ich bereits an anderer Stelle diskutiert. Jetzt schlägt ein Verlag zu, der es für “Journalismus†hält, eine Meinung seines Autoren zu unterdrücken, nachdem sie bereits veröffentlicht wurde. An der Blogbar ist zu lesen, was Harald Uhlig widerfuhr und warum er ganz folgerichtig sein Blog schließt. Dieser Frontalangriff auf die Meinungsfreiheit belegt in unüberbietbarer Deutlichkeit, wie weit der Journalismus hierzulande heruntergekommen ist. Wer nicht vorauseilenden Gehorsam leistet, soll mundtot gemacht werden. Dieser Fall wird mehr Aufmerksamkeit erregen, als der Artikel ohne die Attacke des Verlags auf seinen Autoren je hätte bekommen können. Ob diese strunzdumme Maßnahme einer diktaturwürdigen Unterdrückung sich dennoch auszahlt, wird sich zeigen. Sie ist ein Präzedenzfall des korrupten Geschäfts mit der öffentlichen Meinung. Wie weit dieser Skandal über die Blogosphäre hinaus Wellen schlagen wird, ist eine Frage. Eine andere ist die nach der Macht einer Gegenöffentlichkeit. Harald Uhlig ist kein Niemand, den man einfach kaltstellen kann. Er hat nicht die Macht einer Holtzbrinck-Verlagsgruppe, nicht die der Mohns oder Springers. Er hat nur eine Stimme, die sich Gehör verschaffen kann und wird. Die Brutalität, mit der der politisch-publizistische Komplex derzeit zu Werke geht, zeigt uns einmal mehr die Grenzen auf. Was bleibt, ist die Hegemonie über eine Freiheit, die sich auf die Suche nach der Wahrheit beruft, anstatt sie der herrschenden Ideologie zu übereignen. Darin besteht die Macht der Gegenöffentlichkeit. Sie ist einmal mehr gewachsen. Machen wir das Beste draus. […]
Ich hatte es mit Harald Uhligs Blog eigentlich so gehalten, wie es der Don vor einigen Einträgen beschrieben hatte: “Wenn ein Blogger zwei Monate nichts mehr von sich hören lässt, fange ich an, das Blog für tot zu erklären.”
Denn Uhligs Frequenz war doch sehr sproradisch: Vor den Einrägen im September lagen doch längere Pausen: 16.04.2008, 15.06.2008, 23.09.2008, sowie gähnende Leere im Januar und Februar, ein Eintrag im Dezember 2007 etc.
Da jetzt zu löschen halte ich für mehr als ungeschickt, jetzt wird ein Blog, dass bestimmt nicht nur ich abgeschrieben hatten, doch wieder interessant.
Zensur ist es definitionsgemäß natürlich nicht, solange er noch publiziert werden kann. Denn den hat ja nicht der Staat verboten, sondern das Handelsblatt.
Blogger unter einem Hausblatt haben – egal welche Fachkenntnis sie befähigt – immer eine gezwungen-freiwillige, echte oder gefühlte Schere im Kopf, was sie dürften oder was sie persönlich glauben, nicht zu dürfen. Angestellte Journalisten ebenso.
Recht geschickt turnt da Knüwer rum.
Hat aber keinen Taug on the long term und ist sehr unbefriedigend: für Themen, die Freedom of Speech brauchen, und den Leser dieses Blogs.
Die Tatsache, dass sie löschen können, zeigt, wer die endgültigen Admin-Rechte und damit Zugriff hat. Auf so eine Blogbetreibung wäre ich nicht scharf, egal, ob ich Uhlig heiße oder Klein-Fritzchen bin.
Zensur
Wir sind eben auch kein Land mit Freedom of Speech Tradition. Merkt man immer wieder. Wir halten es gerne mit der Schre im Kopf (eigenzensur). Das ist uns nicht auszutreiben. Wenn einer etwas Ehrliches sagt, neigen wir dazu, auf ihn als dumm und unclever herunterzuschauen
Panik schüren
Was das Öl ins Feuer Gießen betrifft, so bevorzuge ich – egal von welcher Seite – klare Informationen und klare Zahlen. Wenn’s geht nachprüfbare (ist bei Banken so eine Sache…). Aber kein Geraune.
Uhlig raunte mir da auch zu viel, und damit schürte er auch… Panik. Von daher gesehen, war sein Eintrag zwar meinungsstark, vielleicht hat er ja auch Recht. Aber faktenarm, genauso wie die restliche Berichterstattung der Medien über diese Thema.
Und Gegen-PR:
Die Commerzbank legte sofort nach mit Mitteilungen über ihre tolle Absicherung über Milliarden in der Schweiz. :-)
Natürlich kann der gemeine Leser genau das ebenfalls nicht nachprüfen und ist auf seinen Instinkt und seine Schläue angewiesen.
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Herrgott, Zeiten sind das!
(Gut, ok. unter dem Eisernen Vorhang hieß eins der größten Lügenblätter ausgerechnet PRAWDA, (transl.: die Wahrheit.)
Na bitte, jetzt geht der Zauber richtig los:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,582233,00.html
Zumal man sagen muss, dass der Uhlig nicht unbedingt rhetorische Bomben zündet. Er ist zweifelsohne einer der begabtesten Mathematiker im Feld der VWL (und deshalb auch in die USA gelockt worden), aber sonderlich kritisch war der Beitrag nun auch nicht.
Am vergangenen Sonntag wurde auf Veranlassung der Handelsblatt-Chefredaktion der Beitrag „Die Welt-Finanzkrise: was ist los mit Commerzbank, Dresdner Bank, UBS und Fortis?“ aus dem Handelsblatt-Blog von Harald Uhlig entfernt.
Uns ist bewusst, dass dies einen tiefgreifenden Eingriff in das Blog von Herrn Uhlig darstellt.
Grund für unsere Entscheidung war die Befürchtung, dass der Blog-Beitrag von Herrn Uhlig in der Öffentlichkeit irrtümlich nicht als die persönliche Meinung eines Wissenschaftlers, sondern als redaktioneller Beitrag des Handelsblatt wahrgenommen werden könnte und der Eindruck entsteht, das Handelsblatt rufe zu einem „Run“ auf die Commerzbank und andere Finanzhäuser auf.
In einer Situation, die ohnehin sehr fragil ist, wollten wir jedes Risiko ausschließen, durch missverständliche Äußerungen eine Panik in der deutschen Finanzindustrie zu verursachen. Dies haben wir höher bewertet als die Meinungsfreiheit unseres Bloggers.
Wir bitten Herrn Uhlig und unsere Leser dafür um Verständnis.
Bernd Ziesemer & Sven Scheffler
@Hilti:
Mein Kommentar in meinem Blog war deshalb etwas kurz, weil ich noch nicht ausreichend informiert war. Das lag daran, dass ich derzeit so viel durch die Gegend reise, dass ich mir vorkomme wie ein Unternehmensberater.
Also: Ich halte den Artikel von Herrn Uhlig ebenfalls für grenzwertig, vor allem, weil er spezifische Banken herausgreift. Dies hätte fur uns sogar justiziabel werden können.
Trotzdem ist hier zu vieles schief gelaufen. Es gab keine vernünftige Kommunikation mit Herrn Uhlig und auch zu wenig Absprache zwischen Online und Print. Dies lag aus meiner Sicht auch maßgeblich daran, dass diese Episode sich an einem Wochenende abspielte.
Leider, leider ist es auch weiterhin so, dass Print-Verlage in Sachen Web dazulernen müssen. Und zwar alle.
[…] Immer Ärger mit den Bloggern: “Handelsblatt” löscht einen Beitrag seines Ökonomie-Bloggers Harald Uhlig, der vor einer möglichen Zahlungsunfähigkeit der Commerzbank gewarnt hatte – Uhlig verkündet das Ende seines Blogs. Blogger Don Alphonso fischt den Beitrag aus dem Google Cache. blog.handelsblatt.de, blogbar.de […]
[…] Die Frage über das “Hausrecht” möchte ich an dieser Stelle nicht mehr kommentieren. Das Wichtigste ist bereits vielfach gesagt. Bemerkenswert finde ich in diesem Kontext aber auch die Haltung des Handelsblattes, sich im Redaktions-Kern von ihren eigenen Blog-Publikationen distanzieren zu wollen. Oder anders gesagt und das wiegt aus meiner Sicht viel stärker: Die Chefredaktion traut es offensichtlich vielen ihrer Leser nicht zu, meinungsgeprägte Publikationen wie Blogs auch als solche zu erkennen und richtig “einzuordnen”. […]
[…] Hätte nicht gedacht, dass ich mal auf einen Beitrag von Don Alphonso verlinken würde … aber Details dazu gibt es bei ihm. Unter anderem auch ein Versuch die Löschung zu rechtfertigen. […]
@Thomas Knüwer
Mir ging es um die Anmerkung, dass du der Kritik an Uhligs Artikel zumindest in einem Punkt (war wohl der Name der CoBa) zustimmen kannst. Das hätte ich gerne konkreter gehabt.
Der Knüwer ist halt ein Lohnschreiber, von dem kann man kein Rückgrat erwarten.
Denunzieren kannst Du gut, Heinzi. Kannst Du sonst nochwas?
[…] lanu – Ich mag Holtzbrinck nicht lanu – Klassisches Eigentor von Holtzbrinck Patrick – Seismische Wellen oder die Zensur beim Handelsblatt Feynsinn – Handelsblatt: Die neoliberale Variante der Meinungsfreiheit Don – Wie das Handelsblatt seinen Blogger zensiert […]
Hrhr, 4 Tage nach dem Knall gibt’s dann mal ne Stellungnahme, hingerotzt in die Kommentare. Und das am Wochenende, ich dachte, da arbeitet man da nicht?
Zeigt auf jeden Fall sehr großartig, wieviel das Handelsblatt vom Internet versteht – nichts. Und wieviel man davon hält, samt Blogautoren und Lesern – auch nichts.
Da kann man sich ja nur fragen, wie es dort in der Redaktion zugeht. Wie oft ruft da jemand an und sagt “nanana, über DIESES Thema wollt ihr doch nicht in dieser Form berichten”? Da brauch’ man keine Printkrise mehr, wenn man sich derart clever selbst demontiert.
[…] Politiker erzählen, das Sparbuch ist sicher. Die Zeitungen berichten unisono, es gibt keinen Grund zur Sorge. Journalisten, die etwas andereres berichten, verlieren ihren Job. In den Kommentaren der Welt liest man, dass einzelne Firmen ihre Löhne wieder per Lohntüte und nicht mit einer Überweisung auszahlen. Irland stürzt Europa mit unverantwortlichen Staatsgarantien endgültig in den Abgrund, … […]
[…] Wie das Handelsblatt seinen Blogger zensiert Tja, kann ja nicht jeder Knüwer heißen, gelle? (tags: medien johournaille) […]
[…] 2.10., 3.10.: Die ersten Blogs greifen das Thema auf. Darunter auch ein paar bekanntere wie Don Alphonso oder der Werbeblogger. […]
Der Sinn eines Blogs ist es ja noch immer, das ein jeder seinen Senf zu Themen dazugeben kann und soll … und da sollte rein garbnichts zensiert sein .. rein gar nichts!
[…] Einfach weg. So einfach hatte man sich die Sache mit Uhligs Posting vorgestellt. Gelöscht, weil unter dem Schriftzug Handelsblatt nicht im Internet stehen sollte, was die Print-Kollegen bislang nicht geschrieben haben bzw. von dem die Print-Kollegen hoffen, es nie schreiben zu müssen. Doch im Netz ist nichts einfach weg, Google ist die Versicherung gegen digitale Demenz. Trotzdem sollten die Zeilen einfach weg. Obwohl Blogger schon auf die gespeicherte Seite im Google-Cache verwiesen hatten und sich erste schon über die Löschaktion am Wochenende echauffierten, wurde auch der Cache-Eintrag bereinigt. Das Uhlig-Posting kann nicht mehr unter dem Handelsblatt-Logo angesehen werden. […]
[…] Aber Herr Professor ging in seinem Blog noch weiter (übrigens: zum Original verlinken ist leider nicht, weil das Handelsblatt hat den ursprünglichen Text gelöscht, danke daher an Blogbar). “Dabei stehen die Zeichen schon lange an der Wand. Die Dresdner Bank hat sich mit ihrem K2 Fond verspekuliert, und war schon lange das Sorgenkind der Allianz. Die Chinesen wollten die Dresdner nicht: nun hat die Commerzbank sie geschluckt. Mittelfristig sicher eine gute Idee – man kann im gemeinsamen Filialgeschäft viel sparen – aber kurzfristig ist das ein schwer verdaulicher Brocken, und die Risiken sind da.” […]
Prof. Uhlig ist einer der besten quantitativen VWLer Deutschlands und besitzt neben seiner grossen Leidenschaft fuer das Fach auch die seltene Gabe Zusammenhaenge seiner komplexen quantitativen Modelle mit wichtigen aktuellen Geschehnissen verknuepfen zu koennen, wodurch seine wirtschaftspolitischen Analysen zweifelsohne zu den absolut besten und am schwierigsten angreifbaren gehoeren!
Ich habe die geringe Frequenz seiner Blogeintrage eher als Qualitaetsmerkmal empfunden und kann vollkommen nachvollziehen, dass ein Professor an der weltweit besten VWL-Fakultaet hausintern im Forschungswettbewerb mit 6 Wirtschafts-Nobelpreistraegern an der University of Chicago nicht wirklich jeden Tag fuer eine mittelmaessige deutsche Wirtschaftszeitung bloggen kann. Im Gegensatz zum Handelsblatt scheinen merkwuerdigerweise die EZB, Bundesbank, Bank of England uvm. auch Prof Uhlig’s Meinung als zur Veroeffentlichung geeignet anzusehen.
Wer Uhligs Beitrag als “faktenarm” kritsiert und sich “belegbare Fakten” sowie “klare Informationen und klare Zahlen” wuenscht, der hat wohl weder das Problem, noch den Beitrag wirklich verstanden. Prof. Uhlig hat seit ueber einem Jahr in seinem Blog diese Thematik mehrmals besprochen und hat fast alle hierzu veroeffentlichten “Fakten und Zahlen” bereits im September 2007 in seinem Blog benannt.
Ich weiss aus eigener Erfahrung, dass Banken in solchen Faellen haufenweise Teams von Anwaelten beschaeftigen, die Medien (durch Androhung von Verleumdungsklagen sowie den damit einhergehenden strafrechtlichen und insbesondere finanziellen Folgen) unmittelbar zum Schweigen bringen.
Allerdings haette hier sicher auch eine einfache Distanzierung von Prof. Uhligs Meinung durch das Handelsblatt ausgereicht, ohne den Blog-Beitrag loeschen zu muessen!
[…] Harald Uhlig bloggt weiter fürs “Handelsblatt”: Laut einem Blog-Eintrag von Thomas Knüwer hat er die Entschuldigung der Redaktion für das Löschen eines Textes akzeptiert. blog.handelsblatt.de, blogbar.de (Background) […]
Pro und contra gibt es immer bei solchen Situationen. Wir leben im demokratischen Land und man kann jegliche Meinung aussern. Wo liegt aber die Grenze, die man nicht ueberschreiten muss? Jeder Mensch, Professor, Autoritatet, jeder kann persoenliche Meinung aussern.
Sorry, wollte angesichts dieser Meldung mal Kommentar 8 (und die Antworten…) wieder ans Tageslicht spülen :-)
[…] Nur gut dass bei uns in Deutschland alles anders ist: Von kommerziellen Blogs ist ja weit und breit so gut wie nichts zu sehen, wer wollte da etwas kürzen? Statt dessen schreiben hier jetzt Blogger über Finanzfragen, von denen man das früher so gar nicht gedacht hätte: Fefe macht jetzt auf Banken, der Werbeblogger analysiert die Finanzkrise und Don Alphonso reibt sich am Handelsblatt, das einen beunruhigenden Blogartikel über mögliche Ausfälle bei deutschen Banken schnell wieder hat verschwinden lassen. […]