Bloggend aus dem Elfenbeinturm
Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ist kein echter Nobelpreis und wurde nicht von Nobel gestiftet.
Und der Wirtschaftswissenschaftler Paul Krugman bekam diesen Preis auch nicht für sein scharfzüngiges und recht unwissenschaftlich gehaltenes Blog bei der New York Times. Sondern für seine Analysen der Marktgewohnheiten.
Trotzdem ist es toll, dass man im Blog eines Nobelpreisträgers einfach so seine ungeschminkte Meinung zum Tagesgeschehen nachlesen kann. Und kommentieren. Jemand, der besserBescheid weiss als Journalisten, und dieses Wissen auch noch besser vermitteln kann. Da hat die New York Times nicht nur einen guten Blogger angeheuert, sondern auch gleich einen Hoffnungsträger, den dieses Blatt in diesen schweren Zeiten gut brauchen kann. Ich denke, den witzigen, klugen und bodenständigen Krugman lesen kann auch bei der Erkenntnis helfen, warum sowas
“Eva Rother ist Medizinerin und erforscht am Institut für Genetik der Universität zu Köln die Ursachen für Übergewicht und Typ-2-Diabetes: In Versuchen mit Mäusen identifizierte sie das Areal im Gehirn, das den Tieren signalisiert, ob sie satt oder noch hungrig”
(http://www.scienceblogs.de/for-women-in-science/200
8/10/preistragerin-dr-eva-rother-im-interview.php)
zu lesen in Burdas Scienceblogs, nie nie nie etwas werden wird.
Sorry, the comment form is closed at this time.
Als erstes kann man glatt denken, dass der Artikel negativ gemeint ist. Doch dann wird einem klar dass es gar nicht darum ging den Nobelpreis zu kritisieren, sondern darum den Blog zu loben… Hat mich gaaaanz leicht verwirrt xD
Ein kleiner Hoffnungsschimmer für die New York Times ^^
Weil Paul Krugman “witzig, klug und bodenständig” schreibt, sollte Eva Rother nicht bloggen bzw. nichts über Eva Rother gebloggt werden? Weil der Wirtschaftswissenschaftler Krugman so toll ist (keinerlei Widerspruch dazu) darf man nicht über Dir abseitiger erscheinende naturwissenschaftliche Inhalte bloggen?
Es ist Dir ja unbenommen, Burda nicht zu mögen oder die Inhalte der deutschen Scienceblogs nicht spannend genug zu finden. Den Zusammenhang sehe ich aber beim besten Willen nicht. Meiner Meinung nach hat das Fehlen eines deutschen Krugmans auf scienceblogs.de nichts damit zu tun, dass es da auch andere Inhalte gibt, die sich mit nicht ganz so titelseitenträchtiger Wissenschaft beschäftigen.
Schau, es ist doch so: Krugman sagt etwas, und man fühlt sich vom ersten Satz an angesprochen. Man hat den Eindruck, dass einer was erzählen will. So von Mensch zu Mensch. Bei den Sienceblogs habe ich den Eindruck, dass man mich belehren will, und das mit einer wirklich nervenden Arroganz. Soll sich doch der Leser selbst Mühe geben, das zu verstehen.
So geht es nicht. Krugmans Themen sind auch hochkomplex, aber er bemüht sich, es so zu sagen, dass es jeder versteht. Je komplexer ein Thema, desto mehr muss man sich bemühen, es zu vermitteln. Dieses Bemühen fehlt bei Scienceblogs. Total. Deutsche Wissenschaft alles, Du nix.
Man mag an den deutschen Scienceblogs ja so einiges kritisieren können, aber dieser Vergleich ist nun wirklich arg konstruiert.
Nobel war da natürlich ein bißchen komisch drauf, Mathematik als Hilfswissenschaft und so. Wurscht, geht ja eh nur um die Kriterien, und die Mathematiker haben stattdessen ja ihre komische Medaille oder was das ist.
Als ich noch studiert habe (jaja, Wirtschaftswissenschaften, 8 Jahre her), war Krugman bei den VWL’ern immer sehr beliebt. Ich kann mich nicht mehr wirklich erinnern und war zu faul es zu googlen, aber ich glaube, vor seinem Blog hatte er eine regelmäßige Slate-Kolumne (oder doch schon Times? K.A.), und man hat diese Kolumne immer gern mal in Vorlesungen empfohlen, um “mal eben schnell” in neue Materie einzusteigen.
Mit dem Instrument Blog hat das jetzt aber auch wieder nicht viel zu tun. Krugman hat schon früher sehr gute Glossen geschrieben und kann das jetzt halt etwas öfter als einmal die Woche. Der Unterschied ist ja vor allem der, dass sie da einem in seinem Fachgebiet renommierten Wissenschaftler (“Echte” Wissenschaftler halten ihn glaub ich immer noch eher für einen Populisten und Selbstvermarkter, aber das ist halt das ewige Schicksal des WiWis) ein Forum geben, wo er machen kann, was er will. Und in den Scienceblogs kommt die dritte Garnitur und macht so ne Art Wissenschaftsjournalismus. Eine Art schlecht gemachter Sendung mit der Maus, ab und zu sogar mit echten Wissenschaftlern. Gibts ja auch einen Markt für (das PM-Magazin hat laut IVW trotz unfassbarer Schlechtigkeit ja eine fünfmal höhere Auflage als man aus dem Stand schätzen würde), aber wichtig oder zitierfähig kann sowas im Ansatz schon nicht werden.
Der Vergleich ist halt bloß keiner. Äpfel, BIrnen, da haben die anderen hier denke ich schon ganz recht, Ich mein, die Scienceblogs haben grad tolle Features zur US-Präsidentenwahl, das würde ich in einem Wissenschaftsblog ungefähr so gern haben wie einen “Wie macht man eigentlich Subway-Sandwiches”-Beitrag in einer “Wissens”sendung. Jaja, Politikwissenschaften, sicher. Ich meine: http://www.scienceblogs.de/zoonpolitikon/2008/10/us-wahlen-der-letzte-monat.php – was ist denn da Wissenschaft?
Tim: Der Witz an der Geschichte ist, dass Populisten und Selbstvermarkter gerade nicht machen, was sie wollen.
Ganz im Gegenteil, es handelt sich um Profis im Erfüllen von Erwartungen, auch und gerade innerhalb eines redaktionellen Konzepts. Mag am Ende locker und flockig aussehen, ist aber Arbeit.
Das unterscheidet sie von wild um sich bloggenden Amateuren und im Elfenbeinturm publizierenden Wissenschaftlern, die lieber ihr Ding durchziehen.
Waehrend des Biologiestudiums haben viele die englischsprachigen Lehrbuecher benutzt (Biochemie), weil dort der Stoff besser erklaert wird. Bei deutschen Lehrbuechern scheint es, muss man vorher den Inhalt verstehen, um sie benutzen zu koennen.
Es gibt diese Arroganz der Wissenden, in Deutschland. Das ist meine Erfahrung.
Don, viele andere der dort gehosteten Scienceblogs sind durchaus persönlicher und die eigene Stimme des Autors. Women in science scheint allerdings erst mal noch im Pressemitteilungsstil festzustecken.
Scienceblogs ist doch kein Anfängerladen. Die Macher und Burda haben einen hohen Anspruch – den sie nicht einlösen. Da gibt es viele Gründe für. Berufsbeding schaue ich mir immer mal wieder die Artikel in Scienceblogs zu “Medizin” an. Was mir auffällt: Die Autoren in Scienceblogs pflegen die deutsche Tradition des Universalgelehrten. Das führt zum Teil zu unsäglich schlechten postings. Wenn Planetenforscher oder Geographen zu Medizin schreiben, oder “Wissenschaftsjournalisten” sich querbeet von Politik über Medien bis Naturwissenschaften alles vornehmen, dann kann das nur schief gehen.
@TIM; @All
Jaja, Politikwissenschaften, sicher. Ich meine: http://www.scienceblogs.de/zoonpolitikon/2008/10/us-wahlen-der-letzte-monat.php – was ist denn da Wissenschaft?
Da ich schon persönlich verlinkt wurde, möchte ich auch meinen Senf dazu geben.
Was müsste ich denn deiner Meinung nach schreiben, dass es als ‘wissenschaftlich’ qualifiziert?
Ist das ein Neuaufguss der leidigen Diskussion, in der jeder besser weiss wie den nun ein “Wissenschaftsblog” sein muss und was es nicht sein darf (meist sind dieses Ansprüche zudem widersprüchlich). Darf ein Blogger denn nicht schreiben was er will? Muss er in die Schablone zu passen versuchen die ihm jemand anderes aufzwingen möchte?
Ich habe auch Schwierigkeiten mit der Sippenhaft. Es gibt bei Sciencblogs.de (wie bei der Schwesterseite mit .com) Blogs die ich besser mag und solche die ich weniger gerne lese. Ich würde es schätzen, nicht anhand von (noch dazu einzelnen) Posts anderer gemessen zu werden.
Übrigens ist nach deinem Kriterium das im Stile einer politischen Kolumne gehaltene Blog von Krugman ebenso unwissenschaftlich wie mein oben verlinkter Eintrag.
Krugman ist ein ausserodentlich guter Vermittler von Wissen und komplexen Zusammenhängen. Wenn er der Massstab ist, dann gibt es noch vieles mehr da draussen, das nichts taugt und nicht nur Scienceblogs.de.
“Krugmans Themen sind auch hochkomplex, aber er bemüht sich, es so zu sagen, dass es jeder versteht. ”
Genau wie Richard P. Feynman (Nobelpreis für Physik, 1965). Auch sehr sehr zuhörens- und lesenswertwert.
Eigentlich nebensächlich, aber: Wäre ein deutscher Nobelpreisträger wohl auch so cool, dieses Ereignis in seinem Blog einfach mit den Worten “Heute morgen ist mir was Lustiges passiert” zu vermelden?
Hossa, lieber Don! Ich muß gestehen, daß ich bei Deinem eigentlichen Posting nicht den Hauch einer Ahnung gehabt habe, wie Dich dein Weg von Krugman zu den Scienceblogs führt und weshalb Du ausgerechnet diese völlig unverdächtigen zwei Sätze zur Genetikerin Eva Rother als Nachweis dafür anführst, daß das Konzept Scienceblogs scheitern müsse.
Aber zum Glück gibt es ja Kommentare und zum Glück wirst Du da konkreter:
Bist Du Dir sicher, daß Dein Urteil den Scienceblogs insgesamt gerecht wird? Hand aufs Herz: wieviele Artikel bei SB.de hast Du gelesen oder zumindest überflogen? Mehr als eine Handvoll?
Sicher, ich bin parteiisch und Du magst mir verzeihen, daß ich mich hier auch in meiner Eigenschaft als Redaktionsleiter von Scienceblogs einmische, aber der Arroganzvorwurf ist in seiner Pauschalität vollkommener Blödsinn. Wir haben über 20 verschiedene Blogger im Boot und die schreiben so unterschiedlich, wie es auch ihre disziplinäre Herkunft ist.
Und, übrigens – Du informierst die Blogbar-Besucher darüber, daß der Wirtschaftsnobelpreis kein originärer Nobelpreis sei. Damit liegst Du natürlich richtig, war aber gestern natürlich auch genauso bei Scienceblogs nachzulesen, nämlich hier:
Und bei Wikipedia ist es auch nachzulesen:
Der Preis der schwedischen Reichsbank für Wirtschaftswissenschaften in Gedenken an Alfred Nobel wird oft als Wirtschaftsnobelpreis bezeichnet, geht aber nicht auf das Testament Nobels zurück. Er wurde 1968 von der Schwedischen Reichsbank anlässlich deren 300-jährigen Bestehens gestiftet. Er wird von der Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften nach denselben Prinzipien wie die Nobelpreise vergeben und auch in derselben Zeremonie übergeben. Strittig ist allerdings, ob die Auszeichnung zu Recht im Einklang mit den übrigen Nobelpreisen genannt wird.
Belehrung galore.
@Ali: DU hattest halt ein bißchen Pech, dass dein Artikel gestern der erste auf der Startseite verlinkte war.
Ich will nicht diskutieren, was man in einem Wissenschaftsblog “darf” oder nicht, ich will auch gar nichts zum Kriterium der Wissenscahftlichkeit sagen. Das “Science” hat nun mal Burda drüber geschrieben, nicht ich. Ich würde nach der Lektüre einzelner Postings schon erwarten, etwas mehr zu verstehen als vorher und nicht bloß etwas mehr zu wissen. Der Gegenstand ist mir egal, da kann natürlich jeder machen was er will.
Dein Artikel konkret behauptet nichts, keine interessante These, obwohl ein paar schöne Aufhänger da gewesen wären, um etwas in die Tiefe zu gehen. Haben Wähler z.B. im Gegensatz zu den Lottokugeln wirklich ein Gedächtnis, d.h. wie verlässlich sind historische Daten als Voraussage künftiger Ergebnisse? Wieso stehen “also” die Chancen der Republikaner nicht gut? Weils “bis auf zwei Ausnahmen” immer so war? Signifikanz? Eine Stichprobe ist “nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit” repräsentativ, wieso kann man da nicht mal schnell ein paar Erkenntnisse zur Wahlforschung unterbringen, die über ein “Das müssen Sie mir jetzt einfach mal glauben” hinausgehen? Was sollen die “+/-3%” in der Fußnote, wo kommt die Zahl her? Dass das in einem rein journalistischen Kontext wie SpOn nicht näher erklärt wird, ok, aber in einem Wissenschaftsblog? Drei Sätze hätten ja gereicht. So ist es ein nutzloses Faktum ohne Kontext.
Gelernt oder etwas besser verstanden hat man nach dem Lesen deines Artikels halt nichts, da sind . Das vom Don verlinkte Video ist natürlich viel schlimmer. Ich meine, “ganz kurz” erklären bitte, aber dann heben wir lieber auf das boulevardeske ab, was machen Sie denn privat mit dem Geld und so. Aiman Abdallah hätte es selbst unter Anstrengung kaum nichtiger hinbekommen. Dass man galileo noch unterbieten kann, obwohl man sich nicht “Wissen” sondern sogar “Wissenschaft” auf die Header schreibt, ich hätte es nicht für möglich gehalten.
Und dass Krugman natürlich nicht unbedingt wissenschaftlich ist, klar. Aber er schreibt sich auch nicht “Science Blog” da drüber.
Ich habe gerade mal auf Anraten von Marc mehr als eine Handvoll Beiträge in den Scienceblogs gelesen. Es ist alles tatsächlich noch viel schlechter als ich gedacht habe, insbesondere diese verteilten Badges-Fotografien der Nobelpreisträger der letzten 10.000 Jahre. Foto, Geburtsdatum, Zweizeiler mit Zitat der Vergabebegründung. Danach weiß ich jetzt zwar genau nicht, wieso das nobelpreisverdächtig ist, aber ich weiß wenigstens, wie die Preisträger aussehen.
Ich meine, was wäre daran so schwer gewesen, 20 Zeilen pro Preisträger einzufügen, in dem man erklärt, was das denn so tolles ist, was der da erfunden hat? Wieso riecht die Aufteilung auf 20+ Einzelpostings nach der alten Klickmaschine Bildergalerie in neuen Schläuchen?
Vielleicht wird das so auch noch erfolgreich, aber der Punkt bleibt: Gerade im Vergleich zu Krugman ist es einfach traurig schlecht. Die Macher des Projekts mögen doch bitte einmal EINEN EINZIGEN Beitrag hier zitieren, von dem sie glauben, dass er dem Gehalt einer Krugman-Kolumne auch nur entfernt nahe kommt. Und nicht nur ein Sammelsurium von “Ich hab da was im Netz gefunden, ich verlink das mal”-Postings ist.
@ Tim
Dir ist aber schon klar, dass Du gerade ein Fotoblog dafür kritisierst, dass es hauptsächlich aus Fotos besteht und die auch noch frecherweise in einzelnen Beiträgen veröffentlicht? Und dass das Video in einem Blog über Frauenförderung in der Wissenschaft nicht die Vermittlung wissenschaftlicher Inhalte zum Thema hatte, sondern eben die Auswirkung von speziellen Frauenfördergeldern auf die familiäre und private Situation der guten Frau?
Es ist sicher nicht immer ganz einfach, sauber zu trennen zwischen dem Portal Scienceblogs (und einer so entstehenden Wahrnehmung) und den Einzelblogs. Sollte man von Bloggern aber eigentlich erwarten können.
Oder man macht dann wenigstens den fairen Vergleich zwischen Scienceblogs-Portal und NYT-Blogportal, nicht nur unter Rauspickung des Sahnestückes. Und dann bitte auch unter Berücksichtigung der einfließenden Finanzmittel und dem unterschiedlichen Stand der Netzkommunikation in beiden Ländern allgemein.
Aber bitte: Amateurblogger schreiben nicht wie Nobelpreisträger und Scienceblogs.de ist nicht NYT.com — gut, dass wir mal drüber geredet haben.
(Wobei ich Dons legitimen Punkt, wie man Wissenschaftskommunikation mit Laien besser und inspirierender hinkriegt, aber auch die Gegenfrage, ob alle Blog-Kommunikation sich wirklich an den Laien richten muss und wirklich jede Geschichte “von Mensch zu Mensch” erzählt werden muss, da erst mal ausklammere.)
Amateurblogger? Scienceblogs ist ein kommerzielles Angebot und die Blogger erhalten ein Honorar für ihre Postings. Burda will damit Geld verdienen und nicht die Wissenschaft fördern. Burda Media hat sich vor einem Jahr an Scienceblogs, einer Tochter des amerikanischen Medienunternehmens Seed Media Group beteiligt. Ziel der Investition war nichts weniger als der Aufbau von Wissenschaftsblogs in Europa.
Ach ja, die Beteiligung soll Burda einen “einstelligen Millionenbetrag” gekostet haben.
“Man werde Seed Media in Europa bei der Suche nach kompetenten Autoren und bei der Vermarktung der Seite über Online-Werbung unter die Arme greifen, erklärte Reichart (Geschäftsführer für Forschung und Entwicklung bei Burda). Der Erfolg bei der Suche nach kompetenten Autoren lassen wir mal offen.
@Strappato:
Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, daß irgendjemand glaubt, mit dem Projekt die große Kohle machen zu können. Offensichtlich geht es Burda eher um Image-Pflege; die paar Werbebanner dürften nicht einmal die laufenden Kosten reinholen.
Was die “Honorare” für die “professionellen” Blogger angeht: wie ich gerüchteweise gehört habe :-) betragen diese 2,50 Euro je 1000 Pageviews, wobei natürlich nur echte Pageviews gezählt werden, keine Robots o.ä. Zu Neid besteht also kein Anlaß. Aber schön, daß wir mal drüber gesprochen haben.
@21
Mit den Neid-Argument hast du dich schon mal disqulifiziert.
Burda investiert Millionen zur Imagepflege. Träum weiter.
@ Strappato
Das ist eben der Unterschied zwischen Burda und seinem Portal und den Bloggern und ihren Blogs. Wie Burda das Geld wieder reinholen will oder ob die das als PR-Maßnahme abschreiben, musst Du schon die fragen; von dem investierten und dem nach Seed geflossenem Geld sehen die Blogger doch nichts.
“Amateurblogger” verwende ich genauso wie “Amateurfußballer”. Weil jemand nach dem Spiel eine Bratwurst ausgegeben und einen Zwanziger in die Hand gedrückt bekommt oder der Verein ganz kommerziell tatsächlich ein Budget ausweisen muss, macht ihn das für mich nicht zum Profifußballer.
Klar schlägt sich die dürftige Honorierung (die mir bekannt ist) auf die Qualität nieder. Was man im Übrigen auch bei anderen Verlagsblog-Aktivitäten sehen konnte und kann. Gerade bei Fachpublikationen und wissenschaftlichen Experten geht Qualität schnell ins Geld.
Wenn man die Reaktionen und Vorträge des “Redaktionsleiters” und anderen “Wissenschaftsblogger” so im web2.0 erfolgt, dann könnte man fast den Eindruck bekommen, die Krönung der Bloggerevolution ist da am bloggen. Amateure? Richtig. Auch deswegen: “Burdas Scienceblogs, nie nie nie etwas werden wird”.
der don könnte auch meinen, aus frau rother wird nix, weil sie sich mit dicken beschäftigt und nicht mit ökonomie. ist das so? höre ich da sowas raus?!
“Je komplexer ein Thema, desto mehr muss man sich bemühen, es zu vermitteln. Dieses Bemühen fehlt bei Scienceblogs.” (Don Alphonso)
Also aus der Erfahrung mit meinem Blog bei ScienceBlogs (Astrodicticum Simplex) und vor allem der Reaktion meiner Leser kann ich dieser Aussage nicht wirklich zustimmen. Für das was die anderen 29 Blogautoren bei Scienceblogs machen bin ich nicht verantwortlich.
Ich denke man könnte schon erwarten, dass so eine Kritik ein bisschen differenzierter ausfällt. Scienceblogs als Ganzes über einen Kamm zu scheren macht nicht wirklich Sinn.
“Die Macher des Projekts mögen doch bitte einmal EINEN EINZIGEN Beitrag hier zitieren, von dem sie glauben, dass er dem Gehalt einer Krugman-Kolumne auch nur entfernt nahe kommt.” (Tim)
Darf jetzt also nur noch bloggen wer mindestens genauso gut wie Krugman ist? Sollen alle Wissenschaftsblogger nur noch über peer-reviewte Forschung schreiben und ja nichts anderes?
@TIM
Zuerst:
Dann:
oder:
Was denn nun? Mit einem blossen Eingangsdisclaimer überzeugst du mich nicht, wenn du danach genau das Gegenteil machst.
Es folgte eine Belehrung wie ich den den Artikel hätte schreiben müssen, damit du ihn interessant findest und du dabei etwas lernst. Weisst du was? Ich schreibe mein Blog nicht für dich!
Aber hätte ich getan was du vorschlägst, dann wäre bestimmt jemand gekommen und hätte sich über die unwissenschaftlichen Vereinfachungen oder unnötigen Zusatzerklärungen beschwert. “Was sucht sowas bei Scienceblogs?” Warum wissen eigentlich alle besser was ich schreiben soll? Schreib dein eigenes Blog und mach es besser. Ich freu mich auf die Lektüre. Wenn es dich nicht interessiert lies was anderes. Aber bitte sage mir nicht, worüber ich schreiben soll und wie ich darüber schreiben soll nach irgendwelchen von dir festgelegten Kriterien.
Kannst du dir vorstellen, dass es immer einen Leser geben wird der noch mehr Erklärungen wünscht und für jeden dieser Leser findet sich ein anderer, der meint dass das alles zu sehr vereinfacht? Ich schreibe mein Blog nicht für dich und um deine Kriterien zu befriedigen.
@STRAPPATO
Das disqualifiziert also schon mal alle Blogger die nicht ein wirkliches Honorar beziehen. Oder nicht? Das sind dann wohl ziemlich viele.
Oder gilt da eine andere Messlatte? Dann war mein Sündenfall von meinem WordPress-Blog der Einladung von ScienceBlogs zu folgen? Mit einem Knall plötzlich andere Kriterien für das gleiche Blog?
Aber vielleich sollte ich mich einfach geschmeichelt fühlen, dass du der Meinung bist, wen jemand ein Taschengeld fürs Bloggen erhält, dass er gleich mit einem Nobelpreisträger und Princeton Professor der von der New York Times fürs Kolummenschreiben angestellt wurde, verglichen werden muss.
Bei deinen Massstäben würde ich generell davon abraten Blogs zu lesen. Ich befürchte die meisten Medien taugen nichts für deine gehobenen Ansprüche.
@ ALI: Lachhafte Replik, entschuldige bitte. Du hast gefragt (“Was müsste ich denn deiner Meinung nach schreiben, dass es als ‘wissenschaftlich’ qualifiziert?”), ich habe geantwortet. Schon in der zweiten Replik bei “Lies was anderes, wenn’s dich nicht interessiert” anzukommen ist rekordverdächtig dünn, schade um die Zeit, auf deine Fragen eingegangen zu sein. Viel Spaß noch beim Schreiben, ich werde deinem Ratschlag gern folgen.
@Kamenin: Mir ist das klar, dass es sich dabei um ein Fotoblog handelt. Und ich finde überhaupt nicht, dass man bei einem “Blognetzwerk” berücksichtigen muss, dass da halt kein homogenes Produkt bei rauskommen kann und ja nun da jeder kann und darf wie er soll. Das ist nicht Burdas Interesse, und das nimmt auch kaum ein Leser wahr. Es gibt eine Startseite, die man bei Burda intern garantiert als “Wissenschaftsportal” und nicht als “Wissenschaftsblognetzwerk” vermarkten wollen wird. Und MEIN Punkt war nicht, dass das “nicht so gut” wie ein/mehrere/alle Blogs der NYT ist, sondern um ca. 30 Klassen schlechter.
@Florian: Nein, man muss nicht so gut wie Krugman schreiben. Aber eine Pro7-Wissenssendung sollte man doch vielleicht grad noch schlagen könne, bittschön? RTL2, wenigstens? Ich kann auch gern nach einem Beispielartikel fragen, der an einen Galileo-Beitrag rankommt. Mittlerweile habe ich da ernsthafte Zweifel.
Grummel, nochmal @Florian: Ich nehme die Galileo-Polemik zurück und entschuldige mich, in deinem Blog und zwei anderen habe ich dann doch was gefunden (Dabei auch gesehen, dass ein ganz guter Teil von den anderen mehr oder weniger ziemlich tot sind).
Aber der Rest, er ist so lieblos hingeschludert, dass da ein Abstrahleffekt halt nicht ausbleibt. Wenn das weiter oben genannte “Fotoblog” mal als ganzes betrachtet wird (http://www.scienceblogs.de/nobel-faces/), was fällt einem da auf, außer einer sagenwirmal eigenwilligen weil alphabetisch sortierten Reihung der täglichen Beiträge? Ach, gar keine Fotos da. Ich meine, was will man da noch sagen.
@ Tim:
Verstehe ich das jetzt richtig? Du hast hier 5 lange Kommentare zu den scienceblogs gepostet, aber eigentlich (neben dem 1. Artikel gestern nacht auf der Startseite) nur den Fotoblog zu den Nobelpreisträgern “gelesen” und dir nach dem 4. der 5 Kommentare auch noch mal die anderen Blogs angeschaut? (Aber dafür weißt Du genau, wie die Startseite bei Burda intern vermarktet wird? Toll.)
Es wurde von kamenin, Florian und Ali bereits darauf verwiesen, daß die meisten der hier erhobenen Vorwürfe in ihrer Pauschalität kaum ernstzunehmen sind.
Denn zugegeben: die Essays und Blogposts von Paul Krugman sind meist pointiert, klug und fachlich informiert. Geschenkt.
Aber ist ein mehrfach ausgezeichneter, nobelpreisgekrönter Kolumnist der New York Times wirklich die Meßlatte? Ziehen wir morgen allen literarischen Weblogs den Stecker, weil sie nicht an Thomas Mann, Grass oder Dostojewski heranreichen? Schließen wir alle politischen Blogs, weil Leyendecker in der SZ letzten Endes doch die investigativeren Storys bringt?
Aber noch kurz zu einem anderen Punkt, da ich von strappato persönlich angegriffen wurde:
Jetzt aber mal langsam mit den jungen Pferden, geschätzter strappato! Die Tatsache, daß ich etwa in meinem privaten Blog bisweilen die spannenden Möglichkeiten skizziere, die wissenschaftliche Weblogs bieten und auf neue, unkonventionellere Varianten der Wissenschaftskommunikation hinweise, ist zutreffend – wer hier anderer Meinung ist, ist in den jeweiligen Kommentarspalten herzlich eingeladen, seinen Standpunkt argumentativ einzubringen.
Wie und an welcher Stelle ich allerdings behauptet haben soll, bei Wissenschaftsblogs handele es sich um “die Krönung der Bloggerevolution” ist mir schleierhaft. Ich erlaube mir in meinem Weblog und insbesondere im Wissenschafts-Café aufzuzeigen, daß und wie Wissenschaftler (meist Doktoranden, Post-Docs etc.) Weblogs nutzen und ich versuche die verschiedenen Facetten und Spielarten wissenschaftlicher Blogs darzustellen. Daß solche Blogs in irgendeiner Art besser sein sollten, als Blogs mit anderer thematischer Ausrichtung (“Krönung der Bloggerevolution”), würde mir nie im Traum einfallen.
Insofern bin ich fast ein wenig enttäuscht, denn von Deiner Stationären Aufnahme bin ich solche unqualifizierten Statements eigentlich nicht gewohnt.
Offenbar beruht die ganze Diskussion hier auf dem Mißverständnis, daß die scienceblogs eine Konkurrenzveranstaltung zu populärwissenschaftlichen Fernsehsendungen sein sollen. Vielleicht gibt es einzelne Wissenschaftsblogger, die diesen Anspruch haben, auch wenn mir da jetzt niemand einfällt. Aus meiner persönlichen Sicht (andere sehen das natürlich anders), geht es eher um folgendes:
normalerweise funktioniert Wissenschaftsjournalismus so, daß ein Journalist mit einer Reihe von Wissenschaftlern Gespräche führt und die Quintessenz aus diesen Gesprächen zu einem Artikel zusammenfaßt, wobei er natürlich die seiner Meinung nach wichtigen Aspekte für den Artikel auswählt, den Rest wegläßt, und alles noch so aufbereitet, daß es sich gut vermarkten läßt und vor allem auch von seinem Redaktionsleiter akzeptiert wird. Mit dem, was die Wissenschaftler selbst schreiben würden, haben diese Artikel am Ende nichts mehr zu tun. Außerdem sind die Aussagen der Wissenschaftler fast immer inhaltlich verdreht, manchmal um das Thema spektakulärer zu machen, oft aber auch nur, weil die Journalisten sich mit den eigentlichen Theorien nicht beschäftigen und nur irgendwie Gesprächsfetzen zusammensetzen. Wenn ich einen Zeitungs-Artikel über mein eigenes Fach lese, kann ich fast immer erraten, was die befragten Wissenschaftler eigentlich gesagt haben (und ärgere mich jedesmal über das, was die Journalisten daraus gemacht haben). Wenn ich Artikel über ein fremdes Fach lese, kann ich oft nicht erraten, was eigentlich gemeint war.
Und das Hauptanliegen von scienceblogs (aus meiner Sicht, andere mögen das anders sehen) ist eben, das Wissenschaftler dort schreiben, ohne das vorher Journalisten drübergegangen sind. Die Texte sind dann natürlich nicht so professionell aufgemacht, auch nicht so allgemeinverständlich geschrieben (und bestimmt keine Konkurrenz für populärwissenschaftliche Zeitschriften oder Fernsehsendungen), aber es steht dort wenigstens (Ausnahmen bestätigen die Regel) kein kompletter Unsinn und es gibt schon etwas mehr Theorie und nicht nur reißerische Effekte.
“Wer nicht schreiben kann, kann auch nicht denken”. Den Satz sollten sich einige allzu selbstüberzeugte Wissenschaftler jedweder Couleur mal über den Schreibtisch klemmen …
Vielleicht bin ich einfach nur den Diskussionsstil hier nicht gewohnt, aber interessieren würde es mich jetzt doch mal: welche Beiträge in den scienceblogs sind denn Ihrer Meinung nach selbstverliebt?
“Offenbar beruht die ganze Diskussion hier auf dem Mißverständnis, daß die scienceblogs eine Konkurrenzveranstaltung zu populärwissenschaftlichen Fernsehsendungen sein sollen”
Nein. Ich meine, dass Scienceblogs durch die Bank schlecht geschrieben, langweilig aufbereitet und ohne Gefühl für die Leser verfasst werden. Und dass sie von Krugman lernen sollten. Oder draufgehen. Je nach Laune.
Darüber, was gut oder schlecht geschrieben ist, kann man sich bekanntlich streiten. Ich für meinen Teil finde den gedanklichen Übergang von Krugmans Blogbeiträgen zum Video-Interview mit Eva Rother schon arg konstruiert. Und eine Konstruktion wie diese zeugt für mich eher von schlechtem Schreibstil als ein Satz mit zu vielen Fremdwörtern…
Abgesehen davon ist es doch immer noch so, dass sich die Leser frei entscheiden können, in welchen Blog sie Zeit investieren. Wer sich von den Scienceblogs oder einzelnen Autoren dort nicht angesprochen fühlt, kann stattdessen jederzeit “Rebellen ohne Markt” oder die “Blogbar” lesen. Für scharfe Kritik sehe ich daher keinen Grund, aber das gehört wohl zum Diskussionsstil auf dieser Seite.
Und was die “Leserfreundlichkeit” und den Wunsch nach “interessanten” Beiträgen angeht, gibt es nun mal einen großen Unterschied zwischen einem bloggenden Wissenschaftler und einem Krawallmacher. Krawall-Beiträge mögen per se interessanter zu lesen sein und ein breiteres Publikum ansprechen, ob sie sich aber durch eine größere inhaltliche Qualität auszeichnen, sei mal dahingestellt.
Ansonsten gilt: Wer Krugman zur Messlatte macht, sollte sich auch selbst an ihm messen. Denjenigen Diskutanten, die dies offenbar tun, kann ich dabei nur viel Vergnügen wünschen…
@ Marc: ob Grass nun als literarisch hochwertig und nachahmenswert zu bezeichnen ist, ist wohl eher eine Geschmacksfrage.
Aber diese Art der “erisischen” Dialektik als Reaktion findet man ja stets, wenn Wissenschaft kritisiert wird – warum sind die deutschen Wissenschaftler eigentlich alle immer so dünnhäutig, wenn sie doch andererseits so derart von sich überzeugt sind, wie Don zu Recht feststellt und die Verteidigungspostings hier belegen?
Klaus Jarchow hat recht: wer nicht schreiben kann kann auch nicht denken.
@ 36 Don Alphonso:
Du kannst ja schon mal einen Nachruf schreiben. Auf Vorrat und mit vielen Adjektiven. Wie ein echter Profi.
@ Christian (37): Ein guter Schreiber mit interessanten Beiträgen sei also mit einem ‘Krawallmacher’ gleichzusetzen? Und bloß weil der durchschnittliche Wissenschaftler nicht schreiben kann, ist er noch lange nicht ‘seriös’ …
@Klaus Jarchow: Das “Krawallmacher”-Label hat der Don sich doch selbst zugelegt, das sollte keine Beleidigung sein:
“Ich schicke Don Alphonso in die Schlacht, er prügelt sich draußen mit den Leuten rum. Ich sitze indes zu Hause, trinke aus einer Biedermeierkanne Tee, esse feine Pralinen und schaue mir an, was passiert.”
http://www.golem.de/0702/50451-5.html
Dass Seriösität von der (Un-)Fähigkeit zu Schreiben abhängt, habe ich im übrigen nirgendwo behauptet. Wer den wissenschaftlichen Veröffentlichungsprozess kennt, weiß ohnehin, dass guter Schreibstil (zu Recht) weniger förderlich für die Annahme eines Papers ist als neue Erkenntnisse oder interessante Hypothesen.
Also ich finde diese Diskussion auch einigermassen seltsam. “Die deutschen Wissenschaftler” sind alle dünnhäutig (38); bei Scienceblogs ist alles durch die Bank schlecht…(36)
Von Leuten die ständig Qualität einfordern und Nobelpreisträger als Maßstab einführen hätte ich eigentlich eine etwas differenziertere Sichtweise erwartet und keine plumpen Vorurteile.
@ Don Alphonso:
Würde mich jetzt schon mal interessieren: kriegt man mit der Diskussion über die scienceblogs hier genauso viele Seitenaufrufe wie mit Diskussionen über Handelsblatt, Spon, FTD oder was Du sonst so schreibst?
Thilo “Troll” Küssner, zu Deiner letzten Frage in diesem Dasein auf diesem Blog, ich kümmere mich nicht um Seitenaufrufe. Ich habe nicht die geringste Ahnung, wieviele das Blog hier lesen, und es ist mir auch egal. Wir haben keine Statistik. Es ist auch irrelevant, weil es nach meiner Erfahrung durchaus von denen gelesen wird, die es lesen sollen. Und jetzt verschwinde.
Florian, die Unterschiede zwischen Krugman und dem, was bei Scienceblog passiert, sind so gravierend, dass ich es mir hier durchaus erlaube, diese Wertung mit dem “Jus prima facies” auszusprechen. Und ja, auch ich habe den Eindruck, dass hier sehr dünnhäutig reagiert wird, bishin zur Trollattacke von Thilo Küssner gerade eben. Ich finde es absolut indiskutabel, wenn hier ein Scienceblog-Mitarbeiter seine Diskussionsbeiträge als “Thilo Küssner” absetzt und persönlichen Beleidigungen gegen Andersmeinende nur noch als “tk”, ohne Link zu seinem Blog, einbringt.
Das ist dann auch ein Beispiel für die Arroganz, die meines Erachtens bei Scienceblogs häufig anzutreffen ist: Der Glaube, sich so auszukennen, dass man sowas tun kann. Sollen sich doch die anderen damit abmühen. Keine Rücksicht auf irgendwas. Debatte ist scheissegal, interessiert eh nicht und wenn es eine gibt, dann nimmt man sich das recht heraus, sie zu manipulieren. Man kann das wie Küssner als Troll machen, man kann es aber auch schon so unattraktiv schreiben, dass die Leser dorthin abwandern, wo man sie nicht wie untertänige Leistungsempfänger behandelt, die sich gefälligst anstrengen sollen.
Ich kenne das Problem, und es ist nicht nur auf Scienceblogs beschränkt. Ich kriege auch das Kotzen, wenn SPON und Co. meinen Bereich ausschlachten und in jeder Zeile einen Fehler machen. Die erste Reaktion ist dann eben, den Dialog innerhalb der Wissenschaft zu halten und sich abzusetzen, aber wenn das didaktisch so indiskutabel wie bei Scienceblogs geschieht, so unspannend aufbereitet wird, so sehr die Leserinteressen und den Lesernutzen ignoriert, dann wird das nichts. Mein Glück ist, dass ich meine auch nicht gerade leicht verdaulichen Themen – nehmen wir mal die wirklich hässlichen Scherben der chalkolithischen Chamer Gruppe – auf der Grabung auch dem Hilfsarbeiter vom Arbeitsamt nahe bringen musste, für den das am Anfang nur ein Haufen Müll in der Erde war. Es geht. Wenn man will. Und Scienceblögs hat erkennbar keine Lust. Die zitierte Rattenschaberei da oben inclusive der ach so wichtigen, profilierungsgeilen Uninennung mag vollkommen korrekt sein, aber sie ist verquaster Sciencekäse, sie zieht nicht an, sie macht keine Lust auf den Beitrag und bemüht sich auch nicht, das Thema leicht verständlich zu formulieren. SPON würde es so machen:
“Mit Ratten gegen Fettsucht
Volksseuche Übergewicht: 21% der Deutschen leiden an Essstörungen. Doch die Medizin steht vor einem Durchbruch: Frau Dr. Blabla von der Uni Köln entdeckte die verantwortlichen Gehirnbereiche – bei Ratten.”
Irgendwo zwischen solchen reisserischen Claims und Anspruch muss es einen Mittelweg geben. Spannend genug, um es zu lasen. Informativ genug, um es zu verstehen. Scienceblogs ist weder noch.
@Don “Die erste Reaktion ist dann eben, den Dialog innerhalb der Wissenschaft zu halten und sich abzusetzen, aber wenn das didaktisch so indiskutabel wie bei Scienceblogs geschieht, so unspannend aufbereitet wird, so sehr die Leserinteressen und den Lesernutzen ignoriert, dann wird das nichts.”
Tja, glücklicherweise können die Leser immer noch selbst entscheiden wo ihre Interessen liegen und was sie gerne lesen und was nicht. Ich bin mit dem Feedback das ich auf meine Blogeinträge bekommen sehr zufrieden. Wenns dir nicht gefällt dann werde ich damit wohl auch leben können ;)
Das Feedback in Form von Kommentaren wurde noch gar nicht angesprochen. In der Regel bei Scienceblogs-Blogs eher spärlich zu finden. Lediglich Beiträge zur Wissenschafts-/Universitätspolitik und Postings, die “Unwissenschaftlichkeit” abqualifizieren (bsp. Homöopathie, Astrologie) stossen regelmässig auf grössere Resonanz.
In den Kommentaren hier sind einige Begriffe gefallen: Wissenschaftsjournalismus, Wissenschaftkommunikation, Wissenschaftsportal, … Sehr unterschiedliche Ziele, von denen keines erreicht wird. Verwundert mich nicht, wenn man so wenig an die potentiellen Leser denkt, wie es hier in den Kommentaren der Scienceblogs-Blogger zu Ausdruck kam.
Für mich als unbeteiligten Beobachter und Leser stellt sich da die Frage, nach welchen Kriterien die Blogger ausgewählt worden sind. Sprachliche Brillianz wohl nicht, was deutlich wird. Wissenschaftler sind auch nicht alle, sehr viele Journalisten und Berufsschreiber bloggen mit, und Wissenschaftler, die lieber Journalisten wären. Themen? Die Fächerauswahl ist nicht sehr ausgewogen. Z.B. 2x Astronomie, 2x Wetter/Klima, aber in der Rubrik Geistes/Sozialwissenschaften finden sich meist nur Hochschulpolitik und Wissenschaftskarriereprobleme.
Übrigens würde ich im Dreieck springen, wenn ich bei Burda Media verantworetlich wäre und hier lesen würde, dass den bloggern auf dem Burda-Portal Scienceblogs die Leser relativ egal sind.
“Übrigens würde ich im Dreieck springen, wenn ich bei Burda Media verantworetlich wäre und hier lesen würde, dass den bloggern auf dem Burda-Portal Scienceblogs die Leser relativ egal sind.” (Strappato)
Hmm – das scheinst aber auch nur du gelesen zu haben.
Die Wahrnehmung der Kritiker hier ist weiterhin seltsam selektiv. Ich frage mich immer, ob ihr vielleicht gar nicht Scienceblogs gelesen habt sondern irgendwelche anderen Blogs. Keine Kommentare zu wissenschaftlichen Themen? Das kann ich nicht verifizieren (zu meinem Artikel über den LHC gibt es im Moment z.B. gerade 560 Kommentare).
Ich finde es aber auch wirklich rührend wie sich hier alle Sorgen um die armen offensichtlich unmündigen Leser von Scienceblosg machen. Wenn das nicht alles gar so plump vorgebracht werden würde, dann könnte ich es fast glauben ;)
@strappato #46:
Zunächst: Ja, richtig – einige Themenfelder (u.a. Sozial-/Geisteswissenschaften) sind bei uns bislang nicht oder nur unzureichend abgedeckt. Das wird sich aber in naher Zukunft ändern.
Allerdings trifft es nicht zu, daß vorwiegend ” viele Journalisten und Berufsschreiber mitbloggen, und Wissenschaftler, die lieber Journalisten wären.” Denn von unseren wirklich aktiven Bloggern sind es gerade mal Jürgen Schönstein (GeoGraffitico) und Stefan Jacobasch (Mahlzeit-Blog), die ihre Brötchen auf journalistische Art und Weise verdienen.(Deren Blogs seien übrigens ausdrücklich empfohlen.)
Der ganze Rest der regelmäßigen Blogger ist an Universitäten oder Forschungsinstituten beschäftigt, steht den ganzen Tag im Labor oder plagt sich in Seminaren mit Studenten rum – und der Blog ist (wie sollte es auch anders sein) Freizeitbeschäftigung.
Und im Hinblick auf Deine anderen Feststellungen muß ich erneut feststellen, daß sie schlicht nicht zutreffen. Denn es sind keineswegs nur Postings zur Wissenschaftspolitik oder solche, die sich mit esoterischen/astrologischen Themen befassen, die mit viel Kommentaren bedacht werden. Und das kann wirklich jeder nachprüfen, wer sich einmal durch Blogs wie WeiterGen, Frischer Wind, Astrodicticum Simplex etc. klickt.
Und zur angeblichen Arroganz und Ignoranz den Lesern gegenüber will ich nur noch zwei Anmerkungen hinzufügen:
1. Oben in den Kommentaren wurde einerseits darüber gemeckert, daß Artikel nicht fachwissenschaftlich genug seien, andererseits wurde der Vorwurf erhoben, daß den Laien die Sachverhalte nicht hinreichend erklärt würden.
Das Problem ist nur: beides geht nicht! Wenn man meckert, muß man sich schon entscheiden, ob man nun einen quasi-fachwissenschaftlichen Essay im Blogformat lesen möchte oder ob man sich einen Blogger wünscht, der den Erklärbär macht und sich als Blog-Volkshochschule versteht. Es ist aber unmöglich, beides gleichzeitig zu erwarten.
2. Und die Reaktionen von ali oder Florian, die oben nachzulesen sind, magst Du als Arroganz auffassen – man kann es aber auch einfach als Reaktion auf eine übersteigerte Anspruchshaltung (nämlich Volkshochschule+Oberseminar gleichzeitig zu sein) lesen.
Da ich die beiden inzwischen auch im echten Leben kennengelernt habe, weiß ich, daß den beiden ihre Leser alles andere als egal sind. Sie können aber einfach nicht allen Erwartungen gerecht werden. Aber wer sich ein wenig die Mühe macht, bei diesen beiden (oder anderen Sciencebloggern) nachzulesen, der wird feststellen, daß sie auf Fragen und Reaktionen der Leser geradezu hingebungsvoll und mit irrwitzigem (Zeit-)Engagement eingehen und antworten.
Der Dialog zwischen Bloggern und Lesern findet nämlich wirklich statt drüben bei Scienceblogs. Und ich würde es nicht schreiben, wen es nicht so wäre.
@ 41: Christian: Es ist ein Märchen, dass man jemals herausragende Ergebnisse erzielen könnte, ohne sie kommunizieren zu können. Schau dir mal zur Illustration mal das ‘Bremer Sprachblog’ an, da siehst du einen Wissenschaftler der diesen doppelten Rittberger von Fach- und Sprachlichkeit großartig beherrscht. Ich denke vielmehr, dass viele Naturwissenschaftler einen solchen Popelkram veranstalten, um das Wort ‘Tineff’ hier mal zu vermeiden, dass sie sich eine unverständliche Sprache gerade deshalb angewöhnt haben, damit ihnen niemand auf die Schliche kommen kann. Schließlich fließt dort ja viel Geld in obskure Gehälter, nüch?
Obskure Gehälter für Wissenschaftler? Allerdings – aber vermutlich nicht so, wie du meinst. Schon mal gefragt, was so ein Doktorand z.B. verdient (wenn du es über dich bringst mein so enorm mies geschriebenes Blog bei Scienceblogs zu lesen findest du dort einen aktuellen Beitrag dazu).
Wissenschaftler reden alle unverständlich damit keiner mitbekommt was sie machen. Selten so einen Unsinn gehört.
Wenn jetzt hier auch ernsthaft über solche “Verschwörungstheorien” diskutiert wird, dann ist diese Diskussion endgültig auf unterstem intellektuellen Niveau angekommen…
Da sind wir wirklich auf einem fraglichen Niveau angekommen: “die armen Doktoranden…”
Woher stammt eigentlich die hier vertretene Auffassung, dass immer alles für jeden unmittelbar und ohne Anstrengung verständlich sein muss? Man stelle sich vor, jemand würde von einem Dichter verlangen, ein sprachlich großartiges Gedicht zu schreiben – dessen Botschaft sich aber jedem Leser sofort und ohne zuviel Nachdenken erschließt.
Aus meiner Sicht besteht der Reiz eines Wissenschaftsblogs auch darin, dass man als fachlicher Außenseiter einen Einblick in die (auch sprachliche und gedankliche) Welt der Forschenden bekommen kann. Als Nicht-Astronom finde ich es beispielsweise interessant zu lesen, wie ein Astronom eine Entdeckung in seinem Fachgebiet kommentiert. Wenn man diesen Kommentar auf RTL2-Niveau herunterschrauben würde, damit ja kein unverständlicher Satz und kein unbekanntes Fachwort darin auftaucht, kann man sich den Blog doch auch gleich sparen.
Wie Florian schon gesagt hat, wird sicher auch das ScienceBlogs-Format nicht jeden Leser begeistern (können). Wer sich mit den Blogs nicht anfreunden kann, wird doch aber nicht gezwungen, sie zu lesen, sondern kann sich auch anderswo im Netz umsehen. Man kann doch unmöglich verlangen, dass ein Text so geschrieben ist, dass er jedem gefällt. Der Don beispielsweise, der sich sicherlich für einen guten Blogger hält, schreibt vieles, was mich nicht anspricht. Natürlich veranlasst mich das nicht, auf meinem Blog einen Thread aufzumachen um seinen in den Dreck zu treten, aber das ist wohl wieder eine andere Geschichte…
Ich halte es darüber hinaus für sinnvoller, einen Blog mit wissenschaftlichen Inhalten für eine Zielgruppe zu schreiben, die an der Thematik selbst interessiert ist und vielleicht auch bereit ist, etwas dazu zu lernen und eventuell auch mal ein Fachwort nachzuschlagen oder zu erfragen. Das scheint mir doch produktiver zu sein als zu versuchen, Leute anzusprechen die sich über jedes unverstänliche Wort ereifern können und obskure Verschwörungstheorien über die Wissenschaft verbreiten (“Wissenschaftler schreiben so unverständlich, damit niemand merkt dass die Gelder verschwendet werden” etc. pp.). So etwas ist schlicht und ergreifend grober Unfug.
Sagt der Ex-Pressesprecher, Ex-PR-Berater und Werbetexter zum Wissenschaftler: “Ihr wollt mit eurem Sprachgebrauch doch nur was verschleiern.”
Großartig. Zugabe.
Sagt der Ghostwriter: “Da steckt doch Geld dahinter!”
Aufhören, aufhören… zuviel…
Also ein Vorschlag zur Güte: Klaus Jarchow kriegt den Realsatire-Nobelpreis, gestiftet von der Isländischen Staatsbank. Und Strappato schreibt ab November für Burda, weil sich sein Blog nicht qualitativ und schon gar nicht in der Zahl der Kommentare von dem angeblichen Niveau da abhebt.
Ansonsten schreiben alle neben ihrer Arbeit, dem Schweinehund Privatleben und allem anderen Zeugs an ihrem Blog weiter, wann und wie gut es eben geht. Auch wenn in einer idealen Welt alles besser wäre.
Prost.
Ich kann hier nichts mehr kommentieren (zumindest nichts was links enthält), seit gestern heisst es immer ich müsse zuerst freigeschaltet werden (Spam).
Sollte dies hier unerwartenderweise doch erscheinen nur soviel:
Die Diskussion hat tatsächlich unterstes Niveau erreicht (und nicht wegen Florian). Es werden nur Vorwürfe in Form von allgemeiner Kritik vorgebracht (‘dünnhäutig’, ‘obskure Gehälter’, ‘Arroganz’ ‘Troll’). Diese ist völlig beliebig und nicht konstruktiv.
Ich würde nie von meinem Blog behaupten, dass es gut geschrieben sei. Vielleicht würde ich diese Qualifikation für ein anderes Blog benutzen. Sicherlich würde ich das Etikett ‘schlecht geschrieben’ nicht leichtfertig austeilen (einerseits aus Höflichkeit und andererseits im Wissen, dass es durchaus eine subjektive Komponente hat). In diesem Thread taucht dieser Vorwurf jedoch geradezu inflationär auf. Ich habe daher eine letzte Anmerkung und dann schreibe ich hier nichts mehr (sonst werde ich die Beleidigungen bald retournieren): Mal ehrlich? Erfüllt der Post hier oben die Kriterien von ‘gut geschrieben’? Einfach durchatmen und ein zwei drei mal durchlesen (Kohärenz, Satzbau, Argumentationslinien, Rhythmus, Stil…).
Soll jeder für sich urteilen ob es der Fehler des ersten Kommentators war, dass er verunsichert war, was der Post aussagen soll.
Bester Kamenin, um dein Vergnügen an der Realsatire ins Ungemessene zu steigern – auch ich bin ausgebildeter Wissenschaftler. Nur kann ich mich so ausdrücken, dass ich gelesen werde …
@ Klaus Jarchow
Wenn ein promovierter Germanist und professioneller Texter stolz erklärt, dass er ausgebildeter Wissenschaftler sei und trotzdem schreiben könne… stimmt, realsatirisches Vergnügen.
Dabei habe ich gar nichts gegen Dich oder Deine Artikel. Ich glaube nur, Du hast nicht mal in Grundzügen verstanden, dass die naturwissenschaftliche Denkart und Methodik eben nicht die sprachliche ist. Und warum? Weil Natur nicht in derselben Grammatik abgefasst ist. Wer nur in Sprache denkt, hat im Labor besser nichts zu schaffen.
Soviel auch zu dem Spruch oben aus dem Lustigen Taschenbuch des Logozentrismus.
Jetzt müsste eigentlich nur noch was kommen mit Naturwissenschaftlern, die mal über ihren Tellerrand schauen sollten, dann wäre der Kommentarteil für mich perfekt.
Bester Kamenin. Ich habe den Wissenschafts- und Uniklinikbetrieb vor 10 Jahren verlassen. Gleichwohl denke ich, dass meine postings und die meines Mitautors im blog verstanden werden. Ich möchte gar nicht daran denken, dass täglich rund 1000 Masochisten unser Blog frequentieren.
Und wenn: Das ist eben der Unterschied, ob man nur zum Spass und ohne Werbung und sonstige Ziele wie etwa “Bekanntsheitsgrad steigern” oder “Kunden gewinnen” bloggt oder ob man als Autor für ein Portal eines Medienkonzerns schreibt. Und da gilt auch nicht die Ausrede von dem kargen Honorar.
Grundsätzlich finde ich die Idee gut, Wissenschaftsthemen als Blogs von Fachleuten zu präsentieren. Bei Scienceblogs stehen den 10 Wissenschaftlern nach meiner Zählung jedoch 16 Journalisten oder Medienschaffende gegenüber & das “Scienceblogs-Team” & die Technik-Redaktion von Focus. Das ist der grosse Unterschied zum Mutterportal “scienceblogs.com”, wo fast ausschliesöich Wissenschaftler/innen über ihr Thema bloggen. Mich würde wirklich mal die Auswahl und das Konzept von scienceblogs.de interessieren und warum es in Deutschland sich so vom erfolgreichen englischsprachigen Mutterportal unterscheidet.
@ Strappato
Meine Wahrnehmung ist vielleicht auch davon geprägt, dass ich die meisten der aktiven Blogs auch schon vorher gelesen habe. Ich sehe nicht, warum ich dieselbe Person mit demselben Blog jetzt aus der “dahinter steht Burda”-Perspektive betrachten soll. Mach ich bei scienceblogs.com ja auch nicht.
Mich würde wirklich mal die Auswahl und das Konzept von scienceblogs.de interessieren und warum es in Deutschland sich so vom erfolgreichen englischsprachigen Mutterportal unterscheidet.
Gibt es die Auswahl eigentlich? Gib mir doch mal ein Beispiel, welche Blogs Du als Bereicherung für scienceblogs gut fändest. Mir fallen sehr wenige unabhängige Blogs ein, die bei den bisher hier angelegten Kriterien als Bereicherung empfunden werden könnten (zumal bisher ja explizit reine Kritik kam, als taugten alle Blogs da nichts).
Läuft’s nicht am Ende auf die immer gleiche Frage raus, warum Bloggen in Deutschland bisher nicht funktioniert?
@ Strappato
warum es in Deutschland sich so vom erfolgreichen englischsprachigen Mutterportal unterscheidet.
Sorry, Nachtrag: Nimmst Du das Portal da eigentlich wahr? Ich nämlich nicht mehr. Ich habe ein paar der interessanteren Feeds abboniert und sehe die anderen nur mal per Link. Was auf der Hauptseite geschieht oder was Seed macht, ist mir eigentlich ziemlich wurscht.
Thematisch fehlt bei scienceblogs noch einiges. Gerade bei den Geistes-/Sozialwissenschaften, zu denen ich auch Wirtschaftswissenschaften zähle, oder Jura. Themen, die eine breite Leserschaft anziehen könnten. Was die “unabhängigen blogs” anbelangt. Einige Scienceblog-Blogger wurden praktisch vom Start weg von Burda “gekauft” – bzw. blogs, die oft nur wenige Wochen als “unabängiges blog” bestanden haben. Könnte man mit der Qualitätsdebatte verbinden.
Ich kann mir vorstellen, dass interessante Blogger aus der Wissenschaft gefunden werden könnten, die bisher noch nicht bloggen. Vielleicht fehlen Burda, anders als dem Fachmedienverlag Seed, die Kontakte in die Wissenschaft und das “Verständnis” für wissenschaftliche Autoren. Und am Ende hängt auch alles am Honorar. Aber das sind Spekulationen.
Klar nehme ich das Portal wahr, z.B. weil ich keinen Weg gefunden habe, die Rubrik “Medizin” per RSS zu bekommen. Die Nutzung von RSS halte ich jedoch für überschätzt – das Portal ist der primäre Anlaufpunkt.
Wenn ich mal aus den Presseberichten zur Kooperation von Burda und Seed vor einem Jahr zitieren darf:
Scienceblogs [.com] ist eine Plattform für inzwischen 65 Blogger, die über Wissenschaftsthemen wie Klimawandel, Medizin oder Biologie schreiben, dabei aber vor allem Nicht-Wissenschaftler als Leser im Auge haben. Scienceblogs gilt als eine der größten Wissenschaftsgemeinschaften im Internet mit mehr als 1,7 Millionen Besuchen im Monat und gehört zu den meistgelesenen Blogs der Welt.
“Nicht-Wissenschftler als Leser”.
Auch in Deutschland:
Wissenschaftsfelder wie die Medizin würden für das tägliche Leben immer wichtiger, aber nach vor sei die Vermittlung der Forschungsergebnisse schwierig. Scienceblogs als Medienmarke der nächsten Generation könnten diese Lücke zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit schließen, hofft Reichart.
Aber dann wird es Burda-Mässig:
Zielgruppe des Mediums seien die „Leonardos“, also junge Menschen, die an Wissenschaft, aber auch an Politik und Kultur interessiert sein, meist in Metropolen lebten und in gehobenen Positionen arbeiteten, sagte Reichart.
Leonardos. Eine Zielgruppe, die in Deutschland zumindest nur den Hirnen von PR-Leuten entspringt.
Dass Bloggen in Deutschland nicht funktioniert ist nur eine Ausrede, wenn bei solchen unglücklichen (um es mal milde zu bewerten) Angeboten wie scienceblogs.de das Licht ausgeknipst wird.
@ Kamenin: Jaja, diese Eitelkeit, sich einer Zunft zugehörig zu fühlen, an welcher der gewöhnliche Pöbel gar nicht zu klingeln vermag – das verlockt natürlich zur Selbstüberhebung. Worin unterhaltet ihr euch denn so? Oder seid ihr sprachlos? Vielleicht malt ihr euch ja immer Formeln auf? Dieser Einstein war – nebenbei bemerkt – übrigens ein richtig guter Schreiber, Darwin auch, ebenso Schrödinger, Planck, Stephen Jay Gould etc.
Es gilt doch ganz einfach das Prinzip: Wer professionell bloggt, der muss auch bloggen können. Punkt. Die Alternative: Ihr bleibt mucksmäuschenstill unter eurer Käseglocke hocken und sprecht weiter untereinander Kisuaheli. Aber schreiben wollen – aber nicht schreiben können, das geht nun mal nicht zusammen. Selbst dann nicht, wenn ihr bloß Keilschriftkundler oder Proktologen wäret, statt dieser gestandenen Männer harter ‘sciences’. Außerdem gibt es bei euch – wobei ich mich jetzt einfach mal auf Strappato beziehe – doch weitaus mehr Journalisten als Wissenschaftler. Was machen denn die dort? Mussten die alle erst einmal das Schreiben verlernen?
@ Strappato
Ich kann mir vorstellen, dass interessante Blogger aus der Wissenschaft gefunden werden könnten, die bisher noch nicht bloggen.
Ich glaube nicht, dass man Leute zum Bloggen bringen kann, wenn sie nicht selber das Bedürfnis dazu verspüren und von sich aus was starten. Darum fand ich die pauschale Attacke (‘bemühen sich nicht’) auch wenig hilfreich. Ich glaube aber auch nicht, dass Seed das so gemacht hat. Und die Honorare sind, was ich weiß, wohl nicht besser (mglw. indirekt durch den größeren Markt, aber was man an Witzen von den .com-Schreibern hört, wohl trotzdem nicht der Rede wert).
Was die Unterschiede anbelangt: was die reine Wissenschaftskommunikation angeht, sehe ich die nicht so. Jedenfalls nicht in den Blogs, die ich lese. Die sind relativ knallhart: “interessier Dich für den evoltionären Stammbaum oder halt nicht”; “wenn Dich das Laborergebnis nicht interesssiert, weil Du nicht weißt, was ein B-Quark ist, ist es nicht meine Schuld”. Ich kann mir nicht mal vorstellen, dass das auf den Medizin-Blogs groß anders ist oder dass Du da wegen Sachen hingehst, die sich bewusst und zuerst an Laien richten.
Da sehe ich auf .de und auch bei mir noch eine größere Unsicherheit, ob man das eigentlich so durchziehen kann. Don meint ja offensichtlich nicht, wenn schon die biographische Notiz vor einem Interview als arrogant und abschreckend empfunden wird, weil sie unapologetisch in mildem Jargon gehalten ist.
Was ich sehe, ist, dass es viel mehr Unterhaltung auf .com gibt und eine gelockerte Atmosphäre, die es so nach scienceblogs.de zumeist noch nicht geschafft hat. Jedenfalls auf den ersten Blick. Ein Großteil der .com-Leser kommt meiner Meinung nach wegen Politik und Weltanschauung und findet dabei noch Sportdiskussionen und was sonst so anliegt; ob wirklich viele der Nichtwissenschaftler zuerst wegen Wissenschaft dahinkommen, wage ich mal zu bezweifeln. Wenn .de das probiert, kommt aber gleich das Genörgel, ob das noch Wissenschaft sei — siehe oben.
Burdas PR und sonstigen Journalismus werde ich bestimmt nicht verteidigen. Aber soweit ich weiß, ist es auch nicht so, dass die sich ins Tagesgeschehen einmischen oder eine große inhaltliche Strategie fahren.
@ Klaus Jarchow
Jaja, diese Selbstüberhebung, dass man auch an was anderem forschen kann als an der eigenen Kulturverliebtheit, zu der ich die eigene Sprache mal auch zähle. Und dass man dafür vielleicht tatsächliche andere Symbolsysteme und Denkmuster braucht als Sprache, und die plötzlich nicht mehr als Wesenskern der Wahrheit erscheint.
Erst an Verschwörungsgeschichtchen stricken, weil man selber was nicht versteht, und dann aber mal klar stellen, wer denn hier überheblich ist…
Lass anderer Leute Schreiben mal denen ihr Geschäft sein. Nicht jeder schreibt für’s scharfe Auge der Germanisten, die zudem und auch noch besser Deutsch können.
Außerdem gibt es bei euch…
Bei “euch Naturwissenschaftlern”? Oder Du schreibst an die falsche Person.
Warum könnte Bloggen im Interesse der Wissenschaft liegen? Ganz einfach. Beispiel Archäologie. Sie brauchen Geld, Steuergeld am Ende. Sie brauchen Verständnis von Behörden, Bauträgern, sie müssen Grabungsgenehmigungen rechtfertigen.
Die lokalen Medien kommen, einmal, zweimal pro Grabungskampagne, oft mit den bekannten Verdrehungen der Ergebnisse bei der Veröffentlichung.
Man ärgert sich über die Unkorrektheiten, über das mangelnde Verständnis für Geschichte.
Nicht-Bloggen als Konsequenz?
Außerdem ein Beispiel: eine amerikanische Archäologie-Studentin hat mal die Kollegen bei einer Grabung nach der Färbung des Bodens gefragt. Es kamen unterschiedliche Antworten,das hat sie hintereinander in einem Video dargestellt. Es geht also um die Methodendiskussion. Das Bloggen ist da eine Möglichkeit, es wird schneller klar, wie wichtig Methoden sind und nicht nur das Verstehen von bereits erlangten Ergebnissen, womit man den Großteil des Studiums verbringt.
@ 63: Solch ‘ne Antwort ist natürlich auch ‘ne Antwort: ‘Aus bisher unbekannter Ursache verließ er auf gerader Strecke den Diskurs und überschlug sich mehrmals in einem elektromagnetischen Feld’ …
Welche ‘Verschwörungsgeschichtchen’ denn bitte schön? Aber gut – ich lass jetzt einfach ‘andrer Leute Schreiben mal denen ihr Geschäft sein’ …
Pffft – erst mal ausatmen. Denn ich musste schon erst mal lange hier die Luft anhalten, ehe ich genug inneren Druck verspüren konnte, mich in diese Diskussion – als solche soll sie doch hoffentlich verstanden werden, auch wenn dies manchmal nicht so ganz klar ist – doch noch einzumischen. Fangen wir doch mal so herum an: Ich bin Journalist mit ein paar Jahrzehnten Berufserfahrung und einem gewissen professionellen Selbstbewusstsein, das auf dieser Erfahrung beruht. Aber würde ich behaupten, dass ich ein guter Schreiber bin? Niemals, denn dies kann immer nur das Urteil des Lesers, nie das des Schreibers sein. So viel vorweg.
Wann wurde eigentlich die Zulassungsprüfung für Blogger eingeführt? Hoffentlich hat noch keiner mitbekommen, dass ich seit einem Jahr schon “schwarzfahre”, denn solch eine Prüfung habe ich nie abgelegt … Ich schreibe ein Blog, weil Blogger schreiben können, was und wie sie wollen. Nochmal langsam zum Mitdenken: WAS und WIE sie wollen. Denn genau das ist es, was sie von Journalisten unterscheidet. Das ist es, was für Journalisten den Unterschied zwischen Job und Blog ausmacht. Wenn ich mein berufliches Produkt für 155 Euro jährlich an den Leser verkaufe, dann darf dieser schon erwarten, dass bestimmte Qualitätskriterien eingehalten werden – die allerdings auch mit inhaltlichen Kompromissen und, jawohl, Verlusten einher kommen. Nicht alles kann geschrieben, nicht alles gedruckt werden, was einen Leser eventuell interessieren könnte.
Und genau darum gibt es Blogs, und zwar massenhaft. Zeitungen und Zeitschriften müssen ihre Leser finden – bei Blogs hingegen ist es umgekehrt: Der User sucht aus, was ihn interessiert. Und kann, wenn es ihm nicht passt, prompt und ungefiltert seine Meinung dazu abgeben. Warum sollte man an letzteren also plötzlich Maßstäbe anlegen wollen, die man bei ersterem als ärgerliche Beschränkung empfindet? Auch bei Paul Krugman ist nicht jeder Satz preiswürdig, und manche seiner Kolumnen (nur damit keine Missverständnisse entstehen: Krugman ist ein sehr gut bezahlter Kolumnist, der nebenbei bloggt – also kein “echter” Blogger). Lohnt es sich deshalb plötzlich nicht mehr, ihn zu lesen? Unsinn. Gibt es deutschsprachige Scienceblogger, die dringend mal einen Rechtschreib und einen Stilduden zur Hand nehmen sollten? Sicherlich. Sollten sie deswegen lieber aufhören zu schreiben? Das wäre doch wirklich zu schade.
Ich bin vielleicht als Blog-Novize (ein Jahr, wie gesagt) noch ein wenig naiv, aber ich hätte gedacht, dass hier niemandem diktiert wird, wie und worüber er/sie schreibt. Und so wie sich Donalphonso – und wer sich auch immer angesprochen fühlt – von niemandem vorschreiben lassen würde, wie und worüber er schreibt, sollte er dies auch bei anderen respektieren. Glashäuser und Steinewerfer sind einfach keine gute Konstellation …
@ Jürgen Schönstein
Schön, dass mal erkennbar ein “echter” Journalist kommentiert.
Dem ist auch kaum etwas hinzufügen, denn die “Schreibe” kann man nicht vorschreiben. Das stimmt.
Verbessern lässt sie sich jedoch schon.
Zumindest leben kommerzielle Schreib- und Texterschulen davon recht ordentlich.
Die ehrwürdige Henri-Nannen-Journalistenschule bringt ihren Novizen nicht nur den faktischen Unterschied zwischen Meldung und Kommentar bei, sondern den auch von Stil und schlechtem Stil. Zugegeben, das Aussieben findet zuerst bei den Adepten statt, die nach einem Vierteljahr Schulung in der ersten Prüfung immer noch nicht den Grips haben, Meldung von Kommentar unterscheiden zu können. Hatte eine einschlägige Bekanntschaft, die auf so einer guten Schule war und die die schriftliche Aufgabe versiebte, eine konsequent sachliche Meldung zu verfassen. Und sie stattdessen mit einem emotionalen Demoaufruf verzieren ließ. Sie ließ sich es auch nicht nehmen, eine Journalistin das Endergebnis feinschreiben zu lassen. Ergebnis: Thema verfehlt, durchgefallen, da keine Meldung verfasst, sondern einen Aufruf. (Reichlich blöd.) Solche gibt es also, sicher auch solche, die nicht durchgefallen sind, mit eigener oder mit fremder Hilfe sei dahingestellt.
Ein bloggender Wissenschaftler oder einer, der Wissenschaftliches bloggt, muss jedoch eine wahre Doppelbegabung sein: Er muss das Thema geistig vollständig durchdrungen haben. Es also können und wissen. Erste Niederschrift, Rohtext. Dann muss er es in die Sprache übersetzen, die ein Normaler vesteht und gerne lesen mag. In lebendigem Deutsch. Habe zusammen mit meinem Partner (Texter) eine Hightech-Unternehmensbroschüre zum ersten Mal in der Geschichte der betroffenen Firma in vernünftiges, lebendiges Deutsch übersetzt. Und dann in Englisch. Ernähre mich heute noch davon, dass ausgerechnet Lob für die gute Sprache und das Konzept vom Geschäftspartner, einem US-amerikanischen Global Player aus Delaware, dafür kam. Von den Deutschen nix. Es gibt hier kein Bewusstsein dafür, wieviel Talent, Schweiß und Hingabe ein solch guter Text kostet.
Viele Schreiber scheitern schon an der ersten Stufe, dem fundierten Rohtext ohne sachliche Fehler, die meisten an der zweiten Stufe, der Guten Sprache. Hey, talk language to me!
In Deutschland kommt noch hinzu, dass der universitäre oder überhaupt der wissenschaftliche Dünkel im Unterschied zu den US hier noch recht groß ist. Man weigert sich einfach, einzusehen, dass der Normalo das ebenfalls verstehen will. Ärzte sind beispielsweise immer noch gern von oben herab zu Patienten und murmeln in Fachsprache. Es hat sich gebessert, doch man trifft sie schon noch häufig an. Auf der anderen Seite sind sie verstimmt, dass der Patient im Internet war und weiß, was ein Titer, was ein Tumormarker ist. Das passt ihnen auch nicht.
Sprache ist ein Herrschaftsinstrument. Sprache, Gestus, Habitus dient leider zu oft der Abgrenzung, nicht der Verständigung.
Umso schlimmer, dass einem unnötige Fachsprache einfach unterläuft, so wie mir manchmal gegenüber Kunden. Doch ich bin mir dessen bewusst und steuere sofort gegen, wenn ich es merke.
Bei den Scienceblogs ist man anscheinend noch nicht soweit. Dabei will ein Blog doch wahrgenommen und gelesen werden. Naja, abgehobene Elfenbeinblogs gibt es auch außerhalb der Wissenschaft genug. Nur wissen die es dann meistens.
Konkretes Text-Zitat einer echten Doppelbegabung (Nobelpreiströger, theoretische Physik):
“Die drahtlose Telegraphie ist nicht schwer zu verstehen. Stellen Sie sich eine sehr, sehr lange Katze vor. Wenn man in New York an ihrem Schwanz zieht, miaut ihr Kopf in Los Angeles. Radio funktioniert auf genau diesselbe Weise: nur, dass es dabei keine Katze gibt.”
Wer war’s?
Scienceblogs ist doch keine Ansammlung von Privatblogs, sondern eine Marke, die für teures Geld von Burda erworben worden ist. Der formulierte Anspruch war hoch. Muss es auch sein, wenn man mit Blogs Geld verdienen will. Mit dem Motto: “Friss es oder bleib weg” kommt man nicht weit.
Nun sieht nach 9 Monaten die Realität von Scienceblogs traurig aus. Ich habe heute morgen mir noch ein paar akuelle Artikel angesehen. Einfach schlecht (meine Meinung).
Was an sich nicht schlimm sein muss. Jedoch angesichts der mangelnden Fähigkeit zur Aufnahme von Kritik, die hier in den Kommentaren offenbar wurde, erscheint die Zukunft wirklich düster. Wenigstens wird es für die bloggenden Wissenschaftlter am Ende zu einer eindrucksvollen Zeile im CV reichen: 2/2008-x/2009 Wissenschaftlicher Autor bei Sciencblogs (Deutschland). Das kann dann ins Feld geführt werden, wenn in der Stellenausschreibung “Vermittlung wissenschaftlicher Ergebnisse an eine interessierte Öffentlichkeit” verlangt wird.
@Bör
“Die drahtlose Telegraphie ist nicht schwer zu verstehen. Stellen Sie sich eine sehr, sehr lange Katze vor. Wenn man in New York an ihrem Schwanz zieht, miaut ihr Kopf in Los Angeles. Radio funktioniert auf genau diesselbe Weise: nur, dass es dabei keine Katze gibt.”
Gibt’s für diese Einstein-Quizfrage einen Preis? Oder warum steht sie hier? Als Beispiel dafür, wie ein guter Wissenschaftler komplexe Dinge einfach erklärt, taugt Einsteins Zitat ja nun wirklich nicht: Es erklärt dem Leser nichts, was er nicht schon wusste, ist ansonsten völlig nichtssagend (weil es auf die tatsächlichen elektromagnetischen Vorgänge noch nicht mal im Ansatz eingeht) und auch noch ein unstimmiges Bild – denn wenn man eine Katze am Schwanz zieht, dann wird sie wohl eher kratzen und fauchen als miauen. Mal ehrlich: Wenn sich ein Journalist oder ein Scienceblogger mit so einer schlampigen Erklärung (sorry, bei allem Respekt für Enstein, aber das war wirklich nix) durchmogeln wollte, dann gäb’s zu Recht Ärger. Und vorsicht, Steine im Glashaus! Nobelpreisträger schreibt man mit “ä” …
@ Strappato:
Doch, Scienceblogs IST eine Ansammlung von Privatblogs. Wollte vermutlich auch nie etwas anderes sein, denn sonst hätte man von vorne herein eine andere Struktur gewählt. Es gibt keine redaktionelle Bearbeitung von Beiträgen, es gibt keine redaktionelle Gewichtung und Platzverteilung, keine Längen- oder Themenvorgaben … nichts von dem, was in einer Medienredaktion permanent passiert. Als vergleich würde ich sagen, Scienceblogs ist wie eine Messe, wobei Scienceblogs.de die Messehalle ist, die Blogger aber sind die Aussteller und Anbieter. Ob das Haus Burda nun viel oder wenig Geld in diese “Messehalle” gesteckt hat, ist für den Blog-Anbieter nur insofern relevant, als es ihm ein komfortables und angemessenes Umfeld bietet. Was der Blogger anbietet, ist aber weiterhin alleine ihm überlassen. Und das Totschlagargument, dass man immer dann “zur Aufnahme von Kritik” unfähig sei, wenn man dem Kritiker nicht uneingeschränkt Recht gibt, ist eins aus der untersten Schublade. Was sonst, wenn nicht die “Aufnahme von Kritik” ist es, wenn man seinen Standpunkt darlegt und – jawohl, das darf man – verteidigt? Für Kritik ohne Anhören der Gegenseite haben wir im Deutschen hingegen gleich mehrere Vokabeln (muss wohl so ähnlich sein wie bei den Inuit, die Dutzende von Begriffen für Schnee kennen, weil er halt so typisch für ihre Umwelt ist): Besserwisserei ist einer, Rechthaberei ein anderer.
Halten wir mal die Erkenntnisse aus der Diskussion fest:
– scienceblogs.de ist eine Ansammlung von Privatblogs
– Zum grossen Teil Privatblogs von Journalisten/Medienmenschen
– Darunter das Privatblog des Deutschen Museums und der Redakteure des Ressorts Forschung & Technik beim Focus (Burda)
– Die Privatblogs stehen auf einer mit Werbung gespickten Seite
– Für die Privatblogs gibt es ein (sehr bescheidenes) Honorar
– Es gibt eine Redaktion (2 Redakteure) ohne Einfluss und Aufgabe, jedoch ein (privates?) Redaktionsblog
– Das Ziel von Burda Media ist die Imagepflege als Förderer der Wissenschaft und Kultur
—
Um das zu verstehen, fehlt mir wahrscheinlich die Habilitation.
@ Jürgen Schönstein
Sich an einer fauchenden oder doch nicht fauchenden Katze festkrallen und das arme Tier schlechtreden (es war gar nicht solo für Sie, sondern for @ all). Aber das lange zuvor an Sie Adressierte ignorieren und nicht beantworten. Des hammer gern.
Mein Bild von Journalisten ist doch wieder eingetrübt.
@Strappato
“Um das zu verstehen, fehlt mir wahrscheinlich die Habilitation.”
Und dennoch ist die Antwort zu allem – im Prinzip (abgesehen von den angeblich “fehlenden” Aufgaben der Redaktion, die aber nichts mit den Inhalten der Blogs zu tun hat) – “ja, genau.” Ich zum Beispiel bin zwar Journalist, aber mein Blog ist meine Privatangelegenheit (die von meinem Arbeitgeber gedulded wird). Werbung? Sicher gibt’s die. Aber wenn ich auf der Autobahn fahre, komme ich auch an großen Plakatwänden vorbei, ohne dass mich dies gleich zum Berufskraftfahrer macht – ich habe weder einen Einfluss auf eventuelle Werbebanner, noch kassiere ich einen Anteil am Profit. Inwieweit also diese Werbung meine Privatheit beeinträchtigt, verstehe ich nicht. Muss wahrscheinlich auch an meiner fehlenden Habilitierung liegen …
@Bör
Von ignorieren oder nicht beantworten sollte keine Rede sein. Aber ich bin a) in einer anderen Zeitzone (sechst Stunden von D. entfernt) und b) habe ich noch einen Hauptjob, muss also manchmal Prioritäten bei meinen Privatvergnügen (!!!) setzen. Und c) hab’ ich den Einwand nicht ganz nachvollziehen können, denn er war, für einen so exzellenten Schreiber, wie Sie ja einer sind, etwas verquast.
Denn was hat die Henri-Nannen-Journalistenschule mit den Scienceblogs zu tun? dass man dort das Schreiben lernt, wird niemand bestreiten – aber heißt das, dass alle Nicht-Absolventen dieser Schule die Finger von der Tastatur lassen müssen? Dann würden wohl 99,9 Prozent aller Texter (Sie eingeschlossen, vermute ich) ihre “Lizenz” abgeben müssen. Damit es keine Missverständnisse gibt: dass Leute, die fürs Schreiben bezahlt werden – Journalisten, Werbetexter, Übersetzer von Firmenbroschüren und Gebrauchsanleitungen – dieses Handwerk beherrschen sollten, hat doch nie jemand bestritten. Ob und wie gut sie’s tun, das ist dann immer noch Geschmackssache.
Als Journalist muss ich – aus rein persönlichem (!!!) Ehrgeiz – darauf achten, auch in meinem Blog ein meinem Berufsstand entsprechendes sprachliches Niveau einzuhalten. Falls Sie also meinen Stil, meine “Schreibe” direkt kritisieren wollen, bin ich dafür stets offen.
Aber ein Physiker/Chemiker/Biologe ist nicht gleich ein Journalist. Und nur, weil er mit der Zeichensetzung und/oder der Rechtschreibung nicht so sattelfest ist wie auf seinem Fachgebiet, wird das, was er/sie zu sagen hat, ja nicht irrelevant. Und was die Elfenbeinturmsprache angeht: Bitteschön, was an den Postings von Ali, Frank, Florian, Ludmila, Tobias, um mal ein paar Namen in alphabetischer Reihenfolge einzustreuen, ist nur für den Fachmann verständlich? Ich bin keiner, und lese diese Blogs trotzdem mit Interesse (und einem nicht uerheblichen Lerngewinn).
Aber all dass ist doch sowieso ein Streit um den sprichwörtlichjen Kaiserbart. Denn Blogs hingegen sollen genau das nicht sein: keine ausgefeilten, mehrfach redigierten, abgewogenen und möglichst für ein Massenpublikum attraktiven Textprodukte, sondern eine spontane, sehr persönliche Ausdrucksform des jeweiligen Schreibers. Natürlich fände ich es besser, wenn jeder Blogger – und auch jeder Kommentar-Schreiber, nebenbei – die Sprache perfekt beherrschen würde. Aber würde das die Blogs dann interessanter machen? Da behaupte ich einfach mal: nein – und fordere jeden heraus, mir das Gegenteil zu beweisen. Denn selbst auf den Scienceblogs gibt es KEINEN erkennbarenZusammenhang zwischen der Präzision im Umgang mit der deutschen Sprache und der Resonanz ihrer Leser.
Entschuldigung, aber das mit den Privatblogs ist wirklich lächerlich. Burda hat sich bei der Scienceblogs-Mutter Seed Media Group finanziell beteiligt und die Ressourcen bereitgestellt, das auch in Deutschland zu machen – wie schon beim ähnlich gestrickten Suite101. Das ganze Ding ist eine kommerzielle Angelegenheit. Im Impressum steht brettlbreit ScienceBlogs New York, ScienceBlogs, LLC, 12 West 21st Street, 7th Floor, und deshalb würde wirklich ich darum bitten, den Lesern hier nicht einen halbgaren Storch als Bisamratte zu verkaufen. Dass da jemand sein privates Zeug reinschreibt, will ich nicht in Abrede stellen, aber das Ding ist dennoch eine Firma und keine Wohltätigkeitsveranstaltung.
@Donalphonso
Bleibt immer noch des Kaisers Bart. Denn Facebook, MySpace, YouTube sind auch alles kommerzielle Unternehmen (manche mit Milliardenwerten) – trotzdem sind die Leute, die hier ihre Videos und Profile einstellen, nicht automatisch kommerzielle Anbieter. Es ist eine Sache, die Idee und den Businessplan eines Portals für Wissenschaftsblogs zu kritisieren, und eine ganz andere, an den Bloggern rumzumeckern, als ob die einem etwas schulden. Und das ist doch der Tenor dieser ganzen Diskussion hier – und nicht, ob Hubert Burda gut beraten war, sein Geld in Scienceblogs.de zu investieren. Das ist übrigens, da es sich bei der Hubert Burda um eine Personengesellschaft handelt, auch seine Privatangelegenheit.
Werter Jürgen Schönstein
ich habe den Eindruck, Sie lesen nur flüchtig. Weder bin ich der Texter, das ist mein Partner. Und das habe ich genauso bereits geschrieben oben.
Weder kritisiere ich Ihre Schreibe (wo schrub ich da was?), noch kritisiere ich Kommafehler von bloggenden Wissenschaftlern.
Ich wies jedoch darauf hin, dass mit Fachbegriffen gespickte Herrschafts-Sätze einfach nicht gehen. Wissenschaft für die Öffentlickeit gebloggt muss anschaulich bleiben, bildhaft bleiben. Ich bin entsetzt, dass Sie hergehen und Kritik als dümmliche Kommafehlerkritik absichtlich missverstehen.
Ich habe den Eindruck, Sie argumentieren wirklich entweder oberflächlich oder wollen Nebenkriegsschauplätze aufmachen. (Orthografie, was nie das Thema war.)
Wer als Wissenschaftler auf Scienceblogs nicht anschaulich und bildhaft schreiben kann (ist doch in Ordnung), soll es lassen. Er soll lieber weiterhin Studien und Papers veröffentlichen, das ist ehrenhaft und auch in Ordnung.
Wer als Journalist auf Scienceblogs schreibt und das sind wohl auch einige – und jetzt kommt die Sache mit der Henri-Nannen-Schule – sollte im Grunde eine Doppelbegabung sein, die wirklich Themen öffnen und nicht nur für Fachpublikum schreiben kann. Schimpft sich guter Fachjournalist.
Was ich aber im Zusammenhang mit der Nannen-Schule als “Journalist” erlebt hatte, waren Leute, die ihre Hausaufgabe in dieser Schule nicht verstanden haben. Zu Recht lassen zumindest solche Schulen wie die Nannen die schlechtesten Leute davon durchfallen, die sogar die einfachsten journalistischen Formate missverstehen und durcheinanderbringen.
Die Geschichte mit der Schule soll illustrieren, wie wenig ich von Journalisten halte. War es nicht sogar Henri Nannen selber, der einmal sagte, allzu intelligent sollte ein Journalist gar nicht sein? Dann passt es ja.
Und was ich heutzutage als Journalist erlebe, das sind zum einen Sie. Nicht zuhören, nicht hinlesen können, aber alles verdrehen.
Und das ist beispielsweise eine junge Dame in meiner Umgebung, die ehrgeizig Amerikanistik studierte und jetzt Online-Redakteuse ist, um für einen Global Player in München in einer Art CMS täglich Content zu befüllen. Brauche nicht zu sagen, das sie hektisch ist bis zum Anschlag und HTML nur per Copy & Paste kann. Aber ihre hohe Stressbereitschaft, Jugend und ihr amerikanisches Englisch befähigt sie sicher für die Stellung. Aber dazu hätte es kein aufwendiges Studium gebraucht.
Die andere junge Dame, Don nennt solche gern abschätzig Anjatanjas, hat BWL studiert und ist jetzt aber PR-Volontärin in einer PR-Agentur im Süden Münchens und ist ebenfalls hektisch bis zum Anschlag.
Von eigenständigem verantwortungsvollem Arbeiten und wissen was sie tun, habe ich nix gehört, wenn sie über ihren Job berichteten. Und von Freude auch nicht. Das BWL-Studium ist in solchen Firmen ebenfalls extrem für die Katz. Es herrscht Job-Prekariat.
Und die Erzeugnisse solcher getriebenen fehlstudierten jungen Damen und Herren lesen wir täglich: im Internet. Und klicken diesen Infomüll schnell weg, weil er unerträglich reingehackt und geschrieben ist.
Ich kann meine Abneigung gegenüber solchen Firmen nicht verhehlen und gegenüber Burda auch nicht. Die wieder einmal tolle Ideen ganz mies umsetzen. Und weder ein gutes Konzept haben noch gute Leute aussuchen und sie angemessen honorieren.
Achja, und wissen Sie, wer als Wissenschaftler wirklich gut schreibt? Damit Sie einen Hint, eine Idee kriegen? Prof. Dueck (Mathematiker) in seinem Blog Sinnraum. http://www.omnisophie.com/
Kann ich auch dem Don nur empfehlen zum Runterchillen, wenn er sich wieder über Burda aufregt.
@Bör
“Und was ich heutzutage als Journalist erlebe,
das sind zum einen Sie. Nicht zuhören, nicht hinlesen können, aber alles verdrehen.”
Glashaus. Steine … Here endeth the lesson – und der Diskurs.
Ganz schön selbstherrlich.
Den Diskurs beenden kann hier nur der Hausherr.
Beispiel, wie unglaublich schlechte Halbbildung da ist, wie schlecht sie recherchieren und wie bekloppt Journalisten schreiben:
“Beispiel Jaguar. Größtes und gefährlichstes Katzenraubtier, behende und schnell – ideal für eine Automarke.” (Quelle F.A.S., SPIEGEL)
Dummtüch. Der Jaguar ist nicht die größte Katze. Das ist er nur auf dem amerikanischen Kontinent.
In Wirklichkeit ist er nur die drittgrößte Katze.
Und bite nicht dauernd darauf spekulieren, dass das von den Lesern sowieso keiner weiß und Harspalterey sei. Ist es nicht. Aufmerksame Katzenfans und BBC-Tierfilmgucker gibt in D um die 50 Mill. und die lachen sich gerade schlapp.
Den Rest dieses Artikels will ich gar nicht mehr lesen, denn es geht um Logos. Da werde ich als Grafiker gar nicht mehr zum Arbeiten kommen vor laute Lachen über den Müll.
Schade, dass so was passiert. Jeder Mensch hat recht, eigene, persoenliche Meinung zu aeussern. Es waere total schoen, wenn wir Kommentare solcher Persoenlichkeiten lesen. Von Krugman koennen wir nur lernen, denke ich. shade, also!
Kann nicht glauben. Krugman ist erudiert, kompetent, man wartet auf solche Meinungen und…am Ende Zensur. Leben wir nicht im demokratischen Land, leben wir nicht im 3 Jahrtausend?
[…] Ich freue mich jedenfalls auf den Abend und das Zusammentreffen mit Thomas und Rainer Meyer, der als Don ja bereits einige Male über ScienceBlogs und den “Blogs aus dem Elfenbeinturm” gestänkert hat.3 […]
Nobelpreisträger Krugman zur Mathematisierung der Wirtschaftswissenschaften…
Warum man die Krise nicht vorhersah: “[Die Ökonomen] hatten das Gefühl, erst dann theoretisch zu arbeiten, wenn sie auch komplizierte Mathematik verwendeten mit ersten und zweiten Ableitungen.”……