Was 2009 nicht gekommen oder aber gegangen ist
Erstaunlich viele von Bloggern o. ä. mehr oder weniger gut angeschobene Projekte:
Wirtschaft2 – der geplante Wirtschaftsableger des “Medienbranchendienstes” Turi2 des Mehrfachpleitiers Peter Turi ist am 30.6.2009 mit dem letzten Beitrag vorstellig geworden. Seitdem schweigt das Projekt. Auch aus der am 9.11.2008 gross angekündigten internationalen Expansion und Mitarbeitersuche für einen internationalen Mediendienst ist nichts erkennbares geworden. Neue Produkte lassen noch auf sich auf sich warten. Ich vermute mal, dass meedia.de – das manche als Abschreibedienst bezeichnen, was aber meines Erachtens viel zu hart ist – den Markt inzwischen hübsch dicht gemacht hat.
Buzzriders – war für mich sowas wie die Ãœberraschung des Jahres, denn ich hätte nicht gedacht, dass Robert Basic nach einem Jahr nicht mehr als den geplanten Verkauf seines Twitteraccounts zu vermelden hat. Für Internetgeschwindigkeit ist das ziemlich mau. Ein Jahr ist eine verdammt lange Zeit im Netz und für Robert – allerdings versucht AOL in den USA gerade was ähnliches, und ich bin mal gespannt, welchen Bullshit die Telekom im Netz versucht: Das sind die grossen Kaliber 2010.
Blogjournalisten – Disclosure: Ich habe mit den Betreibern Dotcomtod zu dem gemacht, was es war – es macht nicht gerade Spass, Projekte von Leuten verschwinden zu sehen, von denen man weiss, dass sie es eigentlich können.
Zoomer.de – kommt man darauf zu sprechen, geht es mir gleich wieder besser: Der Versuch von Holtzbrinck, sich an das vermutete Subniveau von StudiVZ-Nutzern ranzuschleimen, setzte zu tief unten an und wurde eingestellt.
Die Vorgänger dieser Pleite waren auf Papier und auch nicht erfolgreich – Holtzbrinck vertraute bei Business News und News Frankfurt auf einen gewissen Klaus Madzia. Der lässt seit ein paar Monaten nun durchsickern, mit seinem next247 “The online magazine about the future. all about the next big thing.” machen zu wollen. Man darf gespannt sein, ob das kommt, oder nicht, oder so wie andere Versuche. Für den madziatypischen Anspruch ist das bisherige Ergebnis eher, naja, auch irgendwo typisch.
Habe ich was vergessen?
Ach so, Adnation gibt es immer noch irgendwie, hört man. Aber nicht mehr viel. Kein Lobo, kein Haeusler und kein Niggemeier mag da noch gross was zu sagen, Professionalisierung und so.
Für 2010 habe ich übrigens mit der Onlineplattform der Zeitung Freitag einen klaren Kandidaten für wenigstens ein Ende vieler Bloghoffnungen. Ebenfalls wenig Chancen würde ich mir für die dümpelnden Web2.0-Projekte von derwesten ausrechnen.
Sorry, the comment form is closed at this time.
Die Telekom, so stand es dieser Tage zu lesen, versucht es 2010 mit Multimedia. Hm. Klingt irgendwie schwer nach 1994/95, als man schon einmal von der großen Konvergenzkiste träumte und ein halbes Dutzend Multimedia-Pilotprojekte anschob, die alle im Sande verliefen.
Dass AOL nun was ähnliches versucht wie Robert Basic mit Buzzriders würde ich eher als Menetekel denn als Hoffnungsschimmer sehen. Aber davon abgesehen habe ich damals sowieso nicht so ganz verstanden, was buzzriders eigentlich werden sollte.
Und blogjournalisten, tja, interessantes Projekt, das zuletzt mit Informationen in eigener Sache sehr geizte. Schade drum.
“Habe ich was vergessen?”
Klar: “The European” und “Carta”, die im Ozean des Netzes einen Hafen von Meinungshoheit zu errichten versuchen, offiziell aber Debatten führen. Carta gibts aber genau genommen schon seit 2008. Sind aber sicher relevanter als Meedia, zumindest, wenn man klug ist. Und bloß weil die Fotos “klauen” muss man sie nicht ignorieren. Das hat Turi ja vermeintlich auch gemacht ;)
Achso, ich sehe grad: mein Beitrag passt überhaupt nicht zur Überschrift.
Ja, könnte man so sagen. Zu den elenden Hungerleid äh Autoren und abgewrackten Versag äh Schreibern von Carta wäre demnächst nochmal ein Extrabeitrag zu schreiben. Mit Dingen, die so eine Figur da gelöscht hat. Nur damit man sich ein Bild machen kann.
mark793, was AOL angeht: Mei, immerhin schaffen sie Arbeit für junge Journalisten und nicht für den Kehrricht der Beraterwelt. Ich sehe auch nicht, wie das bei der Telekom funktionioeren soll; da scheint mit die AOL-Idee eines Lokaljournalismus im Netz – zumal in den USA, wo die Zeitungen wirklich sterben – wirklich besser zu sein.
Tschüss Netzeitung.
Klar war 2009 grindig.
Netzeitung.de war ja sowas von uninspiriert. dpa-Nachgeschwalle. Halbwegs angenehm zwar ohne die typische bildähnliche SPIEGEL-Aufreisser-Art, aber dennoch langweilig und austauschbar.
2010
Wir brauchen sowas wie politico.com (US)
Da ist mir wurscht, ob von Journalisten (wie bei politico) oder Bloggern. Inhalt zählt. Ich glaube, dass Spezialisierung etwas bringt. Die Zeit, Geld im Internet mit breit gestreuten dpa-reutters-Allerweltsnachrichten und Allerweltsgagdet-News (Basic)zu verdienen war noch nie richtig da und ist definitiv vorbei.
@Marcel:
“Tschüss Netzeitung.”
Dafür gibts jetzt news.de, dass besser ist als die URL klingt, finde ich, wenn auch wahrscheinlich kein großer Wurf. Und einen Don Alphonso haben sie auch (Lester Maul). Hehe.
Der magentafarbene Riese nennt das jetzt “Strategie 2.0”.
Höchstwahrscheinlich, weil’s mit der 1.0 nicht so richtig geklappt hat.
Ich will von der Telekom nur die Technik. Bitte keine Inhalte. Schon gar keine Multi-Inhalte.
Hört sich nach einem verlorenen Jahr für die Zukunft des Online-Journalismus an.
Telekom dürfte erstmal in Richtung Übersichtlichkeit bei bestehenden Seiten gehen bevor irgendwo irgendwie neue Inhalte gezaubert werden sollen
Tja, der Freitag hat sich irgendwo hin entwickelt, wo er mich jedenfalls nicht mehr erreicht.
Und Netzeitung? Nu, war nicht besser oder schlechter als viele andere – als automatisiertes Portal jedenfalls wird das nicht mehr von mir angefahren.
Und der Rest ist mir egal…
@Thomas #8: “news.de, dass besser ist als die URL klingt” – gemach, gemach, ganz so doll sind die auch nicht, siehe “Journalist” 10/2009, http://bit.ly/6uupMS
@Thomas Mrazek:
Ob das jetzt auch ein Symbol für schlechte inhaltliche Qualität ist, weiß ich nicht. Ich hab nur den entsprechenden Medien/Unterhaltungs-RSS-Feed abonniert, und dessen Inhalte sind zumindest auch nicht sehr viel schlechter als das was alte Verlagsmedien so verbreiten.
@Thomas Television #15: Mag sein, dass die inhaltliche Leistung zumindest teilweise gut ist, doch mich beschleicht angesichts der von mir monierten Hintergründe dann doch ein Unbehagen.
Was haltet Ihr eigentlich vom – hier noch nicht erwähnten – Heddesheimblog?
Wer es noch nicht kennt: dieses Lokal-Blog wurde vom Journalisten Hardy Prothmann im April 2009 – mehr oder weniger aus Verärgerung über den “Mannheimer Morgen” – gegründet und freut sich wachsender Beliebtheit. Prothmann sieht es als die “Zukunft des Lokaljournalismus”.
Ich bin etwas skeptisch, vor allem betrachte ich es als “Geburtsfehler”, dass Prothmann selbst im hiesigen Gemeinderat agiert, zudem befürchte ich, dass er sich mit dem Projekt selbst ausbeutet. Noch funktioniert es allerdings, siehe den umfangreichen Pressespiegel auf Prothmanns Blog [klar, Hardy weiß sich als Medienjournalist gut zu verkaufen!].
Wenn ich an mein medial letztlich unterversorgtes Heimatkaff im Schwäbischen denke, könnte so etwas doch einigermaßen funktionieren …
@Thomas Mrazek, #16:
Dass Hardy Prothmann im Gemeinderat mitagiert, mag man für misslich halten. Für die klassische Kungelrunden-Kommunalpolitik ist er aber soweit ich das aus der Ferne sehen kann, zu sehr Outsider/Neubürger, als chronisch konfliktscheu ist er auch nicht bekannt, von daher kann dieser Spagat durchaus gelingen. Über die wirtschaftliche Seite mache ich mir da eher Gedanken. Einige potenzielle Werbekunden aus der Gemeinde werden es sich nicht leisten können oder wollen, mit Anzeigen im heddesheimblog aufzutauchen, das manchem Großkopfeten des Ortes ein ziemlicher Dorn im Auge ist. Die Gefahr der Selbstausbeutung besteht somit durchaus.
Ich verfolge das Projekt durchaus mit Wohlwollen, was unter anderem damit zu tun hat, dass ich aus der Rhein-Neckar-Region komme, und mit Hardy Prothmann auch bei ein paar journalistischen Projekten und Geschichten zusammengearbeitet habe. Was freilich nicht heißt, dass das heddesheimblog so wie es ist über inhaltliche Detailkritik völlig erhaben wäre. Aber der Versuch, andere Wege zu gehen und viel näher an das Gemeindeleben ranzugehen als das träge Monopolblatt im benachbarten Mannheim, ist aller Ehren wert. Ich wünsche Hardy und seinem heddesheimblog, dass es nicht nur von den Leserzahlen, sóndern auch auf der Einnahmenseite die nötige Flughöhe erreicht, um dauerhaft weitermachen zu können.
Lasst den ganzen Mist sterben und schreiben wir alle wieder unkommerziell und auf kleiner Flamme und hohem Niveau und gut ist es (: – Jippie
@Thomas Mrazek:
“Mag sein, dass die inhaltliche Leistung zumindest teilweise gut ist, doch mich beschleicht angesichts der von mir monierten Hintergründe dann doch ein Unbehagen.”
Ja, das ist berechtigt, aber ich fürchte solches Unbehagen bei Dritten wird derzeit eher nicht über den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens entscheiden :) Der Knackpunkt bei news.de ist eher: “Nicht viel schlechter” als Spon, Stern oder Zeit zu sein reicht nicht aus, um langfristig erfolgreich zu sein. Interessanterweise ist allerdings “sehr viel schlechter sein” ein Erfolgsmodell (siehe RP Online). Sehr komplex das alles ;)
Was das Heddesheimblog betrifft: Ich denke, es wäre gut, wenn es für sowas eine Art Übernetzwerk gäbe. Das könnte vielleicht den einen oder anderen motivieren oder Sicherheit geben, etwa in juristischen Fragen oder hinsichtlich der publizistischen Macht, sowas auch zu starten. Aber woher soll das kommen?
@Thomas Television: Na ja, dieses Ãœbernetzwerk soll/sollte Buzzriders ja werden. Aber das wird noch dauern bis es soweit ist – die Idee an sich fand ich gut, war auch beim 2. Buzzcamp dabei und es gab einige Dinge beim Andenken, die gefielen. Aber irgendwie habe ich seitdem nicht mehr so ganz den Faden dazu gefunden – mag meine Schuld sein. Ich bin gespannt ob 2010 da neue Erkenntnisse bringt.
Ansonsten glaube ich schon dass die Zukunft im Lokalen liegt. Zum Heddesheimblog kann ich nichts sagen, hab mich damit außer mit dem “Bratwurstjournalismus”-Interview nicht weiter beschäftigt. Aber wenn wir ehrlich sind: Was die WAZ bzw. NRW und RP im Pott machen… Nun… Ich glaube, da liegt 2010 durchaus etwas Potential. Für Blogger. :-)
Ad Astra
Wenn die Buzzer nicht bald ins riden kommen, wird es nichts mit Buzzriders.
Technologiekritische Betrachtungen der Welt 2.0 ?
…oder wie es das wall Street Journal betitelte in der Rezession 1) von Jaron Laniers Publikation
“Opinion becomes lemming-like, culture gets mashed up and hard work goes unrewarded.”
1) GLENN HARLAN REYNOLDS “Caught in the Web” 1/12/2010
Furzriders und Kein-Bock-mehr-Journalisten…wobei das fade Ende von Blogjournalisten.com ja wohl auf der beliebten deutschen Abmahn-Jurastreiterei beruht…nur irgendwie intern…
Und ja, wenn nicht einmal diese Leute es mehr gebacken bekommen, und auch Herr Hogenkamp, der Ausgewanderte, das Handtuch geworfen hat nach letztem Aufbäumen mit polarisieremdem Zeug (“wie man sich als festangestellter Faulpelz durch den Alltag mogelt”) dann ist es vorbei mit irgendwas Interessantem in Deutschland.
‘Nacht!
Suite 101 hat dem Buzzrider gerade den Fangschuss verpasst:
http://www.suite101.de/regional
stell dir vor, die duempelnden Web2.0-Projekte vom westen dümpeln nicht mal mehr, denn keiner geht in und keinen interessiert es. was allerdings auffaellt ist, das keiner von den gefeuerten bloggern erzaehlen mag, wie es denn war, fuer den westen zu bloggen. (falls ich mich irre und jemand mehr weiss, bitte den link posten. hier steht auch seit einem monat nichts neues, bleibt hoffentlich nicht so? es wuerde was wichtiges fehlen.
Nicht dass dieses Blog auch dazu gehört und die alljährliche Kolumne zur DLD ausfällt?
Eigentlich schade dass, das mit der Blogbar letztlich auf selbem Wege endet, wie es hier so gerne beschrieben und belächelt wurde ;-)
Ach Don, ist doch alles supi: http://www.faz.net/s/Rub475F682E3FC24868A8A5276D4FB916D7/Doc~E9C16B77480DB4615A0DB5885F5CA88F4~ATpl~Ecommon~Scontent.html
Sie meinen, jetzt hat er ein bezahltes Blog, da braucht er das hier nimmer machen?